Reisetagebuch der SY "Maimiti" 2012
GB Ralf Krischker




27.08.2012
Berlin, WSV 22 e.V.
Liebe Daheimgebliebene!

Dies ist nun wirklich der letzte Bericht für dieses Jahr. Wir haben viel erlebt, und noch mehr gelernt. Haben viele Ideen mitgebracht, was noch zu verändern oder zu verbessern ist am Schiff und genau dafür sind wir ja auch wiedergekommen ;-)

Es soll hier am Ende nicht vergessen werden, dass auch andere durch ihre Hilfe im Vorfeld zum Gelingen der Reise beigetragen haben:

  • So unser Gildebruder Wolfgang Böhm, der uns seine Seekarten von Bergen bis zum Nordkap auslieh.
  • Der Gildebruder Günther Silberberg, der uns die Seekarten bis Bergen auslieh und dazu noch diverse Unterlagen und Bücher
  • Meine liebe Schwiegermama, die sich um Post und Wohnung gekümmert hat
  • Und "Frau Antje" von der Fa. AW Niemeier Berlin-Spandau, die wirklich alles für uns besorgt hat, was wir noch an Einbauten für den Törn vorgenommen haben: Von der elektrischen Ankerwinsch, über den Rocna-Anker bis hin zur Heizung. Dank ihres Engagements haben wir alles bekommen, wie wir wollten und alles rechtzeitig.
  • Ach ja, und dann war da noch "Sir" Henry! Wer das ist?! Der Bootshaken, den uns unser Vereinskamerad Thorsten Hakelberg geborgt hat und der jeden Hafen als erster erreichte - und somit auch den Polarkreis - weil er am Bug befestigt war ;-)
Also, der Vollständigkeit halber, noch die Beschreibung der letzten Seemeilen und Kanalkilometer…
Wir verbringen unseren Pausentag, den 20.08., in Swinemünde mit Spazierengehen. In die Stadt. Vorher wollen wir uns noch "ehrlich" machen und für eine weitere Nacht die Hafengebühren bezahlen. Am Vortag saß da ein junger Mann mit dem man problemlos auf Englisch kommunizieren konnte. Er akzeptierte klaglos Euros und so dachte ich mir das dann auch heute. Aber nix da! Da sitzt ein älterer Pole, der kein Wort Deutsch und Englisch schon gar nicht spricht. Verstärkung erhält er durch eine typische "Sekretärin" am Counter. Wir fallen fast vom Glauben ab! Da verlangt der Mensch von uns doch tatsächlich Kurtaxe. Für Swinemünde! Einen Industriehafen in dem (siehe oben) mit Gift rumgespritzt wird als sei es da Normalste von der Welt und dafür wollen die 8 Zloty Kurtaxe?! Und das Schönste: Heute nimmt man KEINE Euros. Die "Dame" weist auf ein Schild hin, auf dem darauf aufmerksam gemacht wird, dass Hafengebühren in Zlotys zu entrichten sind! Kommt mir irgendwie vor, wie der berühmte Zettel "Aufzug im Brandfall nicht benutzen" der IM Aufzug angebracht ist… Schließlich dürfen wir dann unsere Hafengebühr mit Visa-Card zahlen. Aber: die 8 Zloty Kurtaxe müssen wir tatsächlich nach dem Wechseln in der Stadt in Zlotys berappen. Und das nennt sich nun ein aufstrebender, internationaler Hafen!?

Ansonsten ist der Yachthafen mächtig ausgebaut worden. 400 Plätze sollen das jetzt sein. Ich denke, das kommt hin. Das sogenannte "Restaurant" in der Marina ist allerdings immer noch auf dem Stand wie vor 10 Jahren und bringt außer Hamburgern nix zu Stande.

In der Stadt dann der nächste Wahnsinn. Wir brauchen Zlotys. Ok. Und welche Freude: wir finden mitten in Swinemünde eine Filiale der Deutschen Bank. Allerdings macht es schon stutzig, wenn einem ein wüst fluchender Landsmann entgegenkommt, der sich darüber beschwert, dass er in der Deutschen Bank kein Geld bekommt… Ich ahne Böses und richtig! Hier bekommt man weder Geld, noch ist man in der Lage, etwas zu wechseln. Frage: Und wozu dann die Bank…?

Der 21.08. ist für uns wieder Fahrtag. Das Wetter ist eigentlich ganz schön und so verlassen wir Swinemünde. Nach der Kaiserfahrt setzen wir Segel, aber der Wind ist doch recht schwach und so müssen wir auf der Oder dann doch motoren. Beim Einlaufen in den Dabie See sehen wir einen großen Seeadler, der von der Bordfee sofort mit der Kamera angepeilt wird. Aber wie üblich ist er eigentlich zu weit weg. Beim Einlaufen in die Marina Marco ist der Hafenmeister gleich zur Stelle und freut sich, Maimiti wiederzusehen. Wir bekommen einen schönen Liegeplatz und machen auch gleich einen Krantermin aus. Dann gehen wir erst einmal Essen und uns in der Rezeption anmelden. Auf die Frage nach dem Internet Zugangscode, bekomme ich zur Antwort, dass das zurzeit nicht geht. Grund: Böse Menschen haben 600 m Kupferkabel geklaut! Oops, das kennen wir doch irgendwoher…

22.08. E sieht sehr nach Regen aus, bleibt dann aber doch trocken und so ziehen wir die Segel zum trocknen hoch, denn in der Nacht hat es geregnet. Wir legen alles zusammen, machen das Rigg fertig und gehen gegen Mittag an den Kran. Die Masten werden gelegt, alles wird verzurrt und Maimiti ist wieder tauglich für die Kanalfahrt.

Ich gehe in die Rezeption zum Bezahlen und glaube es kaum: Für 2 Nächte und Mast legen über 90 Euro! Also das dürfte dann wohl das letzte Mal gewesen sein, dass wir die Marina Marco nutzen. Der Segelverein nebenan ist deutlich preisgünstiger und hat inzwischen auch einen Kran. Die nebenan liegenden "Green Marina", wurde inzwischen sehr vergrößert und es ist damit zu rechnen, dass demnächst dort auch ein leistungsfähiger Mastenkran installiert wird. Ansonsten ist dort bereits alles vorhanden. Die Marina Marco war eigentlich immer für viele Berliner Fahrtensegler der Anlaufpunkt aber bei solcher Preispolitik muss man vermuten, dass dies nicht mehr die Zielgruppe des Marina Managements ist. Ok, dann eben nicht!

Der Abend wird durch einen wunderschönen Sonnenuntergang gekrönt.

23.08. In aller Frühe starten wir. Beim Auslaufen saust ein Eisvogel wie ein fliegendes, schillerndes Juwel an uns vorbei. Alles läuft wunderbar und als wir die Westoder erreichen sehen wir noch ein Seeadlerpaar. Diesmal gelingt es der Bordfee besser, die beiden abzulichten. Wir fahren noch bis Zur Marina Oderberg und beschließen, auch wenn es noch recht früh ist, zubleiben. Wir haben ja noch Zeit. Die Betreiberin der Marina erzählt uns, dass es an dem Tag, als wir in Swinemünde pausierten, hier eine schweres Gewitter mit einer Windhose gab, welchem viele Bäume zum Opfer fielen.

24.08. Wir fahren mit dem ersten Sonnenstrahl los. Nebelfelder und-fetzen ziehen über das Wasser, aber wir denken uns nichts dabei. Das haben wir an dieser Stelle schon oft erlebt und die höher steigende Sonne löst das immer recht schnell auf. Aber diesmal nicht. Es bleibt zäh und wird noch zäher. Im Oderberger See sehen wir dann die Spuren des besagten Gewitters. Viele umgestürzte Bäume aber noch mehr, die aussehen, als hätte eine riesige Hand versucht, sie aus der erde zu drehen, so wie man Unkraut herausdreht. Die Stämme sind verdreht und auf der ganzen Länge gesplittert. Das muss richtig was los gewesen sein!

Der Nebel wird schließlich so dicht, dass die Bordfee als Ausguck auf den Bug muss. Wir schalten das Licht ein und verlangsamen die Fahrt. Vor uns im Nebel fährt ein anderer heimkehrender Segler: Er ist absolut nicht zu sehen. Licht?! Ja warum auch… Die Bordfee spricht den Skipper dann im Hebewerk darauf an, dass er nicht zu sehen war. Antwort:"Och, am Anfang war's ja nicht so schlimm" Dazu fällt uns dann nix mehr ein.

"Oben" angekommen ist der Nebel weg. Klar, unten in der Flußniederung wird er sich auch noch eine Weile halten. Schließlich setzt Dauerregen ein, der aber am Nachmittag nachlässt. Die Schleusen Lehnitz und Spandau können wir schnell passieren und so sind wir bereits gegen 1630 Uhr in unserem Heimathafen, im WSV 22. Tja, und das war's!

Liebe Grüße und bis zum nächsten Törn von

Nicky & Ralf von der SY Maimiti

20.08.2012
Swinemünde / Polen
Liebe Daheimgebliebene!

Unaufhaltsam nähert sich ein Traum seinen - diesjährigen (!) - Ende. Wir haben Swinemünde erreicht. Und so gibt's den vermutlich letzten Bericht.

Noch immer ist es der 17.08.! Der Hafen ist wie ausgestorben. Alles dicht. Einen Kassenautomaten gibt es nicht, und ein Fach, in dem man Hafengebühren deponieren kann, auch nicht. Schließlich kommt mir ein älterer Herr in Cargohosen und Basecap entgegen, der ein "wichtiges" Gesicht macht und anscheinend die Boote kontrolliert. Ich spreche ihn an: Ja, es ist der Hafenmeister. Wir gehen zum wirklich abgelegenen Hafenbüro wo es dann auch die obligatorischen Umschläge gibt, in die man sein Hafengeld tut. Ich möchte mit Card zahlen. Gut. Der Automat akzeptiert sie und wirft einen Beleg aus, auf dem ich unterschreiben müsste. Das war ein mächtig großer Fehler, denn "Das ist falsch!" Sacht der Hafenmeister. Da helfen auch keine Erklärungen. "Hier wird IMMER eine Nummer eingegeben und NIE unterschrieben!" Der Hafen"meister" schiebt die Card nochmal in den Leser und: Der weist sie nun ab…, einmal, zweimal! Er sieht mich an, als würde ich mit Falschgeld bezahlen wollen! Gut, dann eben in Euro. Aber dazu muss ich zum Schiff. Es ist unglaublich, aber der Kerl "eskortiert" mich bis zum Boot um dort seine 20 EURONEN in Empfang zu nehmen… Welcome in der "zivilisierten" Welt! Der Hafen ist ohnehin ein "Muster" an Ordnung. Ich habe selten in einem Hafen mehr Verbotsschilder gesehen. Hätte glatt zu Hause sein können…

Nachdem der Depp, der zu dämlich war, mit einem Cardreader umzugehen, verschwunden ist, machen wir umgehend los. Der Morgen ist ruhig, extrem ruhig, oder besser: Es herrscht Flaute!

Wir motoren durch das bleierne Wasser auf Kopenhagen zu. Je näher wir kommen, desto dichter rauschen die Flieger, die nach Kopenhagen wollen, über uns hinweg. Die Bordfee ist ganz fasziniert und versucht, die Situationen zu fotografieren, wenn ein dicker Brocken direkt über uns einschwebt, was irgendwie nicht recht gelingen will.

Schließlich haben wir Kopenhagen hinter uns gelassen und laufen über die Köge Bucht. Das Wasser hier ist nach der langen Zeit in Norwegen ungewohnt flach und macht den Skipper ganz kribbelig. Außerdem wird es sehr warm und dunstig. Wir lassendas VTG am Falsterbrorev an Bb liegen und halten straight auf Rödvig zu. Allerdings wird es plötzlich kühler und dann kommt der Nebel. Nicht sehr dicht, aber wer weiß, und so starten wir das Radar und lassen es im Standby mitlaufen. Es sind nur vereinzelte Nebelfelder, die sich schnell wieder verziehen aber es kommen auch immer wieder neue.

Das Wetter ist aber ohnehin so diesig, wie ich es noch nie gesehen habe. Die Küste kommt unglaublich spät in Sicht. Schließlich reißt es auf und wir sehen die Kreidefelsen vor Rödvig. Und die vielen Bundgarne (Stellnetze), von denen das Hafenhandbuch sprach. Schietkram. So etwas gab's in Norway nicht. Da war das Wasser viel zu tief! Da gab's Fischfarmen, die waren gut bezeichnet und fest in der Seekarte vermerkt und basta. Wir umgehen das Geschleuder an Fischernetzen und laufen schließlich in den Hafen von Rödvig ein, wobei ich gleich hinzufügen möchte, dass ich bei viel Wind HIER nicht hat einlaufen möchte! Kurze, rupppige Welle vor der Tür und flach wie nix. Nee, hier nicht!

Egal, der Hafen macht einen ganz ordentlichen Eindruck und wir gehen an den Kai, einlaufend an Stb. Der Platz ist gut, obwohl leichter Schwell im Hafen zu spüren ist. Ganz ruhig wird es die ganze Nacht nicht werden.

Der Skipper geht die Hafengebühren bezahlen und erkundigt sich nach einem passablen Restaurant. Siegesgewiss kommt er mit der Visitenkarte eines solchen zurück: "Ganz toll, da! Super! Kann man nur empfehlen" waren so etwa die Worte der Mitarbeiterin des Touristbüros (gleichzeitig Hafenkontor). Ok, wir machen uns auf die Suche. Und die führt uns dann einmal rund und einmal einmal quer durch Rödvig. So lernen wir den Ort kennen. Finden auch das kleine Schifffahrtsmuseum, nur leider: Nicht das Restaurant! Dummerweise hat der Skipper auch das Kärtchen an Bord gelassen. Also zurück; Karte holen, neuer Versuch. Die Bordfee ist schon nicht mehr so ganz begeistert. Schließlich finden wir den "Laden". Ungemütlich, Creditcards not accepted, und "Fischbällchen" können wir auch in der Frittenbude haben! Wir drehen ab, ich zerreiße die Karte! Dann gehen wir in den Fischladen am Hafen. Es gibt das kulinarische Highlight des Ortes: warmrökt Lacks mit Pommes… Der ist fett und liegt uns noch bis Mitternacht im Magen. Aber ansonsten ist Rödvig eigentlich ein ganz hübscher Hafen. Vielleicht hatten wir nur nicht genug Zeit, ihn in voller Schönheit kennenzulernen. Die Bordfee zumindest mochte ihn!

18.08. Raus! Wir hatten hin und her überlegt, ob wir uns noch einen Tag in Rödvig gönnen, aber die Wetterlage ist günstig, der Weg weit. Auch wenn der Wind heute aus der falschen Richtung bläst (S bis SW ), beim Auslaufen SE, so soll es doch besser werden. Wir vertrauen darauf.

Das Auslaufen wird holperig. Wie schon beim Einlaufen vermutet, erzeugt diese Windrichtung, in Verbindung mit der geringen Tiefe, kurze Hacksee. Das macht, vor allem, wenn man unter Maschine gegen an ausläuft, keinen Spaß. Und das bleibt auch lange so. Auch unter Segeln, beim Kreuzen, wird es nicht viel schöner. Diese Gegend ist "not my favorite sailing area". Anders ausgedrückt: Bloß wech hier!

Irgendwann dreht der Wind immer mehr auf S, dann auf SW, das Wasser wird tiefer, dafür kommt nun das VTG, welches wir versuchen, nur zu schrammen, um nicht die 90° -Querung vollziehen zu müssen. Das klappt auch ganz gut, aber Betrieb ist hier jede Menge.

Dann wir es immer ruhiger. Nur kurz vor Sassnitz frischt der Wind noch einmal auf. Dass wir wieder in heimischen Gewässern sind, macht sich sofort deutlich bemerkbar, als sich uns beim passieren der Tromper Wiek die Küstenwache mit ihrem Riesenkahn vor die Nase schiebt. Da gucken sie uns durchs Fernglas an, als kämen wir vom Mars. Jungs, was glaubt ihr wohl, was wir hier einschmuggeln? Schnaps aus Norwegen?

Wir laufen in Sassnitz ein und machen einlaufend an der Stb Kaimauer fest. Es ist heiß. Kaum ist das Schiff fest, kommen ein paar Punks vorbei. Ob uns der Grill, der auf dem Kai steht, gehört, fragen sie. Nein, wieso? Na, dann ist es wohl "Müll", und weg ist er. Da wird nicht darüber spekuliert, dass er vielleicht einem der anderen Bootseigner gehören könnte; nee, der wird einfach mitgenommen. Willkommen in Deutschland! Sowas haben wir den ganzen Urlaub - immerhin 3 Monate - nirgendwo erlebt. Ich halte noch ein Schwätzchen mit dem Skipper des hinter uns liegenden Blechbootes. Viel hat sich in den letzten 20 Jahren, seit wir das letzte mal hier waren, nicht getan, finden wir. Schöner ist der Hafen nicht geworden. Der Hafenmeister kommt, kassiert und wir bekommen einen Zettel auf dem steht, wann man duschen "darf". Alles schön streng reglementiert. Ich würde am liebsten wieder umkehren!

19.08. Es ist wieder Maledivenwetter. Die ersten Meter motoren wir noch, dann setzt der Wind ein mit den versprochenen 3 Bft. und wir setzen Segel und laufen hoch am Wind unserem letzten Ziel auf See entgegen: Swinemünde. Der Tag verläuft ereignislos, bis auf die Tatsache, dass das Polizeiboot aus Sassnitz von achtern aufkommt,. Einen riesigen Kringel vor unserem Bug fährt und dann wieder Richtung Sassnitz verschwindet… Haben die jetzt, da Polen "zu uns" gehört nix mehr zu tun, oder was?! Überall wird man von der Coastguard oder von Navicontrol angefunkt und befragt, wenn sie was wissen wollen, und nicht mit extremen Bug-und Heckwellen durch die Gegen geschubst, weil man neugierig ist! Und wieder wünschte ich, umkehren zu können…

Schließlich laufen wir in Swinemünde ein. Der Hafen wird mächtig ausgebaut und der große Wellenbracher offensichtlich verlängert. Die Marina ist nicht mehr voll. Die Ferien sind vorbei, und wir finden einen guten Platz am Kai direkt beim Servicegebäude. Wieder werden wir auf Maimiti angesprochen! Auf ihre ausgewogene Form und ihren Zustand, und wieder geht einer zunächst von einem "Kunststoffschiff" aus ;-)

Es ist brütend heiß! Wir reißen alle Luken auf, schalten die Lüftung ein, es hilft nicht! Die Nacht wird unruhig, mückenreich und heiß.

20.08. Der Wetterbericht kündet von Gewitterböen, für morgen dagegen, wieder abnehmenden Wind aus W-licher Richtung. Wir überlegen und kommen zu dem Schluss: Wir haben genug Zeit herausgeschunden, wir können uns einen Tag Ruhe gönnen. Ich denke, der ist auch nötig und so bleiben wir in Swinemünde. Auf dem Weg zur Dusche fällt mir ein ohrenbetäubender Lärm auf der näher kommt. Von zwei Seiten! Und dann sehe ich es und fasse es kaum: Da kommen doch tatsächlich zwei Männer mit Masken vor dem Gesicht und auf den Rücken geschnallten, motorbetriebenen Sprühgeräten und beballern offensichtlich mit Insektiziden die Wiesen, die Büsche, die Unterseite der Sonnenschirme, einfach alles! Es stinkt und dass es unschädlich ist, dürfte auch ein Gerücht sein, denn warum tragen die dann selber Masken?! Offensichtlich scheinen die Mücken hier wirklich eine Plage zu sein, aber wer ist dann hier falsch? Wieder einmal sehen wir: Natur ist schön, wenn sie keinen Schmutz macht und nicht pikt; ansonsten wird sie zubetoniert, oder vergiftet… Schöne neue Welt. Noch ein Grund, sich hier sobald als möglich wieder zu verkrümeln!

Und dann kommt das versprochene Gewitter, und so sitze ich hier, und schreibe den wohl letzten, vielleicht vorletzten, Bericht. Die Bilder sind hochgeladen, Maimiti und ihre Crew geistig nicht mehr auf "Seeabentuer" eingestellt. Jetzt geht es "nur noch" übers Haff und dann wird abgeriggt.

Es hat Spaß gemacht, die Reaktionen auf unsere Berichte zu lesen, und wenn man solche bekommt, macht es auch noch mehr Spaß, welche zu schreiben.

Also bis die Tage

Nehmt euch in acht, all diejenigen, die in unserem Dunstkreis existieren: Wir kommen unaufhaltsam über Euch

Liebe Grüße von

Nicky & Ralf von der SY Maimiti

18.08.2012
Sassnitz / Germansky
Liebe Daheimgebliebene!

Kurzmeldung:
Nix mit großem Hüpfer. Aber jeden Tag über 40 sm machens auch. Gestern von Vedbaek/DK nach Rödvig/DK. Heute mit dem ersten Büchsenlicht volles Rohr nach Sassnitz (das war schon weiter...). Wind, zunächst wie üblich, von der falschen Seite. Morgen? Schaun mer mal, aber es dürfte dann wohl SSwinemünde werden.

Liebe Grüße von Nicky & Ralf von der SY Maimiti

17.08.2012
Vedbaek / Dänemark
Liebe Daheimgebliebene!

Hier mal wieder etwas Längeres von uns. Wie berichtet, saßen wir ja in Farsund /Norwegen, und von da geht's an dieser Stelle weiter...

10.08., es geht los! Allerdings mit Hindernissen. Wir überlegen noch: zurzeit sieht es noch nicht so recht "rosig" aus. Gleich Auslaufen brauchen wir nicht, denn wir kommen so oder so in die Nacht, also was soll's?! Also dödeln wir vor uns hin, bis der Skipper secht: Jetzt reicht's; raus!

Wir machen uns auf die Socken. Bei Auslaufen werden wir "rausgetutet". Der Diensthabende auf dem SAR Kreuzer verabschiedet uns mit einem langen "Tuuuut" ! Nett von ihm ;-) Das Wetter scheint am Anfang ganz "hübsch" zu sein. Laufen unter Genua und Groß (Besan lassen wir wegen des Schmetterlings mal weg, denn er würde wegen der Wellen nur einen zusätzlichen "Stressfaktor" darstellen) und machen sehr gute Fahrt bei strahlendem Sonnenschein. Eigentlich Top Bedingungen, und der Skipper ist selig. Die Windfahne steuert, aber irgendwie wird's immer ruppiger. Ein Blick nach achtern sagt: Na, Ja… Kann man gerade noch gelten lassen…. Irgendwann kann dann die Selbststeueranlage nicht mehr. Die Wellen werden beeindruckend hoch, hinter uns ist alles weiß. Das Groß muss runter! Und zwar komplett! Mühselig ist's inzwischen allemal. Wieder mal zu lange gewartet und das "Surfen" (obwohl Maimiti das ja gar nicht kann….) genossen. Wir haben 6 Bft. von achtern. Maimiti rauscht noch mächtig. Windfahne wird ausgekoppelt, der Skipper geht zur Handarbeit über. Wir schauen uns beide tief ins "Blauauge" und sehen jeweils den gleichen Gedanken: So auf keinen Fall durch die Nacht, wenn man es auch anders haben kann! Gesagt/Gedacht getan: Der Kurs wird auf Farsund gelegt und das ist auch gut so. Kaum hinter Lista wird es etwas ruhiger. Kaum auch nur einen Hauch näher an Land wird es "kuschelig". Wir laufen in Farsund ein und wie nicht anders zu erwarten ist es jetzt voll…. Aber dafür kann man auf der gegenüberliegenden Seite festmachen. Ein dänischer "Salzbuckel" (zumindest sieht er so aus) den wir schon in früheren Häfen mit seiner kleinen Ketsch gesehen haben, reicht ein helfendes Händchen beim Anlegen und fragt (scheinheilig…?):" Na, war's ein schöner Trip?" Die Bordfee glaubte ein leicht hinterhältiges Grinsen auf seinem Gesicht erkannt zu haben und wir gehen davon aus, dass es auch ihn hier hinein "geschaukelt" hat.

11.08. Es ist alles ruhig in der Welt. Fast kein Wind (aber das kommt in der Regel noch) und die Wettervorhersage nach wie vor günstig: Skagerrak SW 3, strichweise 4 Bft., abflauend, später schwach umlaufend. Na bitte! Wir sind ja schon fast im Skagerrak, also sollte uns das auch so "ereilen". Wir machen uns flugs auf die Strümpfe: heute soll es sein!

Am Anfang laufen wir unter Maschine Richtung offene See. Kaum Wind. Was mich insgeheim ein bisschen stutzig macht, ist, dass der Horizont so "unruhig" ist. Will sagen, man könnte meinen, da draußen gibt es Wellen, die man bis hierher sieht. Oder ist es doch nur die Luftspiegelung,hervorgerufen durch die Wärme der aufgehenden Sonne, was auch oft vorkommt…? Wir werden sehen.

Und wir sehen. Anfangs, wie am Tag zuvor ist es ja alles noch ganz nett… Aber eines beginnt sich hier in aller Deutlichkeit bemerkbar zu machen: Der Norwegenstrom! Und zwar mit den vollen 1,5 kn. Das Ganze dann gegen den SW Wind von achterlich bzw. raum macht was? Genau: Welle! Und zwar vom Feinsten (und hoch!) Sie sind zum Teil wirklich beeindruckend. Schaut man nach achtern und schätzt den Wind, würde man nie auf eine solche Wellenhöhe tippen. Und was noch viel schlimmer ist: Es bremst uns aus ohne Ende. Wo wir normalerweise 5,5 bis 6 kn laufen würden kommen wir mit Mühe und Not auf 4, 2 bis 4,5 kn (dann aber schon sehr "schnell"). Wir quälen uns Stunde um Stunde. Der Autopilot macht das nicht mehr mit. Weder der elektronische, noch die Windfahne. Also muss der Skipper ran. Da wir aber eine kettengetriebene Radsteuerung haben, mit fetten (steifen) Bowdenzügen, wird das Ganze zur Schwer- um nicht zu sagen zur Sklavenarbeit (andere zahlen dafür im Fitnesscenter richtig Geld!) Und es will und will nicht aufhören. Wir erreichen schließlich die Länge des Referenzpunktes für die Wettervorhersage für das Skagerrak, aber auch das bringt keine Änderung. Es bleibt bei 5 Bft. und es bleibt bei den hohen, in langen Reihen brechenden, Wellen. Irgendwann gewöhnt man sich daran, und dann findet man auch Zeit, hin und wieder das Auge vom Kompass zu nehmen, und so bewundere ich die Sturmtaucher, die hier sehr häufig zu sein scheinen und tief zwischen den Wellentälern navigierend hindurch schießen. Ein toller Anblick, den ich leider nie lange genießen darf, da der Kompass und das Schiff meine volle Aufmerksamkeit verlangen.

Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, und so wird es Abend und auch der Wind hält sich an die alte Regel, dass er nachts gefälligst eine Stärke (mindestens…) friedlicher zu sein hat. Die See wird ruhiger und die Dämmerung wird mit einem zauberhaften Sonnenuntrgang eingeleitet, der für alles entschädigt. Der Autopilot läuft wieder und das Leben wird angenehmer. Was wir bisher nur vom Mittelmeer oder den Tropen (Tauchen im Indik) kannten, stellen wir plötzlich hier fest: Meeresleuchten! Es ist fantastisch: In jeder größeren Bugwelle findet ein Feuerwerk statt! Man kann sich gar nicht satt sehen. Dazu bekommen wir "Feuer" auch noch von anderer Seite: Von oben! Sternschnuppen! Eine nach der anderen. Wir hören auf zu zählen und uns gehen langsam die (ernstgemeinten) Wünsche aus … Und das Ganze unter einem grandiosen Sternenhimmel! Wir werden für den Tag zuvor belohnt. Und zwar königlich!

Leider nimmt der Schiffsverkehr schnell und dramatisch zu je näher wir Skagen kommen. Wir fiebern dem Morgen und dem Licht der Sonne entgegen, um endlich genau erkennen zu können, was die Schiffchen um uns herum so vorhaben. Bei den Frachtern und Tankern ist das alles kein Problem, aber die Fischer mit ihren extrem hell erleuchteten Arbeitsflächen am Heck machen einen wahnsinnig, denn das Licht überstrahlt alles! Auch die Positionslichter!

Aber schließlich begrüßt uns am Morgen des 12.08. die Sonne und es wird ein strahlender aber windarmer Morgen. Die letzten Meilen nach Skagen ziehen sich endlos in die Länge, zumindest scheint es so. Von weitem sieht der Hafen fast aus wie die Insel Male im indischen Ozean: Wenn man sich die Leuchttürme und sonstigen Türme als Minarette denkt und dazu die vielen, vielen auf Reede liegenden Schiffe…

Schließlich laufen wir gegen den recht intensiven Strom ein. Der Hafen ist ziemlich voll und so gehe ich zunächst etwas unwillig dem Vorschlag der Bordfee folgend an den Schwimmsteg vor den Fischauktionshallen. Im Nachhinein ein guter Platz, um nicht zu sagen ein sehr guter, wenn man auf das Servicegebäude verzichten kann (und sich nicht am Fischgeruch stört). Aber ein Platz mit Charakter. Wir wollen uns gerade auf die Backe hauen, da klopft es: Na wer schon, der Hafenbüttel! 30 EURO (!) will er haben. Nun ja, wir sind müde und daher leichte Beute…. WiFi gibt's nicht, aber sonst ist all inclusive. Na toll: Mal ehrlich: Mit Duschklamotten durchs Schikkeriadörfchen an fischkauenden Touris vorbei, dafür auch noch 30 EURO?! Na egal. Eines muss man zugeben, wie wir nach dem ersten Schläfchen feststellen: Ein gewisses Flair hat der Ort. So eine Art Sylt für Dänemark. Zumindest ist es ein idealer Hafen, um sich zu verproviantieren. Das tun wir denn auch und gehen, wie es sich für brave Touris gehört, auch am Kai einen Fisch knabbern…

Eigentlich würden wir, auch weil so ein Nachttörn in dichtbefahrenen Gewässern nun mal schlaucht, gerne noch einen Tag bleiben, aber die Wetterlage sieht so günstig aus, da muss man Zugreifen!

13.08. Wir starten mal wieder durch. Das Wetter ist Bombe! So, wie wir es auf dem Weg nach Norden auch hatten. Wir sagen immer: Maledivische Verhältnisse! Die Fahrt ist eigentlich ereignislos, bis auf die Entdeckung des Skippers: Ein Schweinswal! Der bei uns immer mit dem Alarmruf: "Delfine!" ausgesungen wird ;-) Wir peilen den Hafen Lerkil an, den der Skipper eigentlich sogar noch als "Zugabe" für die Sakgerrak Tour angedacht hatte.

Die Ansteuerung ist einfach, der Hafen; nun ja…. Eben ein Hafen, oder besser gesagt eine Marina. Ja, die schönen norwegischen Zeiten sind vorbei; wir nähern uns dem Massenbetrieb und so sieht es hier auch aus. Das angeblich existierende "Serviceschiff" scheint es nicht mehr zu geben, stattdessen aber ein paar fragwürdige WCs auf der Mole für die man einen Code benötigt. Wie nicht anders zu erwarten in südlicheren (nicht norwegischen…) Gefilden, ist so gleich ein Helferlein da und hält die Hand auf… Ja, wir sind wieder in der Zivilisation, da wird erst gezahlt und dann gefragt…

14.08. So schön ist der Hafen, wie beschrieben, nicht, dafür aber das Wetter und so laufen wir flugs wieder aus. Nach wie vor ist die Vorhersage günstig und wir peilen "irgendwas" im Süden an, was uns möglich weit bringt. Auch heute ist es ein recht ereignisloser, dafür umso schöner Tag. Unterbrochen wird er von einem wunderbaren Ereignis: "Delfine!" brüllt der Skipper und die Bordfee federtaus der Kajüte, wie von der Tarantel gestochen. Diesmal gleich 4 Schweinswale. Eine kleine Schule die uns entgegen zieht. Die Bordfee ist glücklich; der Skipper sowieso!

Unser nächster Hafen ist Träslövsläge südlich von Varberg, den wir zunächst angepeilt, dann aber wegen der Beschreibung verworfen hatten. Ja, die Bordfee hat gut gewählt, wie wir feststellen, denn der Hafen ist gut anzulaufen und ausgesprochen hübsch, obwohl hier wohl nicht viele Gästeboote unterkommen, da das meiste von Dauerliegern besetzt ist. Der junge Mann, der den Hafen betreut ist sehr freundlich und hilfsbereit; auch als bei uns der Landstrom nicht funktioniert. Die Duschen und WCs sind nagelneu und Blitz sauber! Und: inclusive!

Die Bordfee kommt mit schwedischen Nachbarn ins Schwatzen und Hafenhandbücher, Karten und Tipps werden ausgetauscht. Derweil schmort der Skipper noch ein bisschen in der Sonne.

15.08. Die Wetterlage ist schon erschreckend stabil…. Wieder Bombenwetter! Wir laufen früh aus und setzen Segel. Allerdings ist nicht genug Wind, um flott voran zu kommen und so entschließt sich die Bordfee, die Schleppangel über die Kante zu hängen. Es bringt aber nix! Kein Fisch beißt an. Irgendwann frischt es auf und beendet so zwangsweise den Angelversuch. Wir machen flotte Fahrt und laufen den Hafen Torekov an. Klingt zwar nach einem russischen Dorf, ist aber nun mal ein Hafen in Schweden! Er liegt aber taktisch gut für unsere Weiterfahrt.

Wir machen gleich an Bb im Hafen längs fest. Die Boxen sind hier wieder mit Heckpfählen ausgestattet, die, wie fast überall, offensichtlich nur für 40 Fuß Schiffe oder darüber geplant wurden. Der Hafen sieht aus wie der Parkplatz eines Fußballstadions: Ein Moppedboot neben dem andern; alles Boote, so in der "Anglerklasse", mit mindestens 50 Pferden am Heck…. Na ja, wenn's denn schön macht. Kaum sind wir fest, schlägt wieder die "Dollarpranke" zu: Eine junge, blonde Schwedin "schwebt" heran und fragt scheinheilig, ob wir denn schon die Hafengebühr bezahlt hätten… Nein, natürlich nicht. Wir haben gerade erst angelegt! Dann bitte einmal um den Hafen rum latschen und am Automaten mit Karte zahlen; und wech ist sie! Wie wär's, wenn sie gleich kassiert hätte?! Ich mach mich auf die Socken und wen treffe ich am Hafenbüro: Die Schwedin! Aber Geld nimmt sie immer noch nicht! Nein, ich soll am Automaten zahlen! Ja, verdammt, was machen denn Leute, die keine Kreditkarte haben?!

16.08. Der Skipper kommt früh aus den Puschen. Wir haben uns Flakfort als nächsten Hafen ausgesucht, weil wir von dort, gem. der noch immer extrem günstigen Wetterlage, direkt nach Swinemünde gehen wollen. Zunächst ist auch alles ganz easy. Das Wetter ist schön, wenn auch ein wenig diesig und der Wind leicht. Als wir uns dem LF Kullen nähern, wird der Gegenstrom immer stärker, bis er schließlich rund 1 ½ kn hat. Wir quälen uns sind aber noch guter Dinge, zumal wir wieder Schweinswale beobachten können. Wir wollen die Fahrwasserseite vor dem VTG passieren, das klappt dann aber nicht, wegen des entgegenstehenden Stromes, der uns viel Fahrt kostet. Obwohl noch weit, weit vor dem VTG werden wir von einem schnellfahrenden Frachter angerufen. Da er sich nicht der englischen Sprache bedient, kann ich nur raten was er will und ändere meinen Kurs. Das war's denn wohl, denn danach ist Ruhe. Er ist auch extrem schnell. Mit viel Mühe quälen wir uns auf die andere Fahrwasserseite, wo zunächst der Strom schwächer zu sein scheint. Aber nicht lange! Dann nimmt auf rund 2 kn zu und wir quälen uns unter Maschine mit 3,9 bis 4 kn Meile um Meile vorwärts. Schließlich sind wir an Helsingör vorbei und wie erwartet, wird auch mit breiter werdendem Fahrwasser der Strom geringer. Es geht wieder vorwärts.

Aber im W zieht es sich immer mehr zu und da zumindest der deutsche Seewetterbericht von Schauerböen sprach und wir keine Lust haben, nach so einem Tag auch noch nass zu werden, ändern wir den Kurs auf Vedbaek und laufen ein.

Der Hafen ist rappelvoll. Alles wieder Boxen mit Heckpfählen. Und zwar Riesenboxen. Wir laufen in eine grün markierte Box, aber die Heckleine reicht hier nicht und muss verlängert werden. Die Bordfrau des zukünftigen Nachbarbootes reicht meiner Bordfee ein helfendes Händchen und schon sind wir fest und haben unsere Ruhe. Unser Nachbarschiff ist übrigens, wie ich sofort erkenne, eine Island Packet. Ein für mich immer noch traumhaftes Fahrtenschiff. Das haben die "Amis" ausnahmsweise mal gut gemacht ;-)

Schließlich beginnt es dann auch tatsächlich ein bisschen zu Regnen. Wir diskutieren das weitere Vorgehen, nachdem ich ein WiFi gefunden habe und wir die neuen Gribdaten haben. Die Bordfee möchte nicht durch die Nacht segeln, was auch meinen Intentionen entspricht, denn die Nächte sind wieder lang und dunkel. Da die Wetterlage sich noch halten soll, beschließen wir, zunächst Rödvig anzupeilen, um von dort ggf. nach Sassnitz zu laufen. Das müsste gerade so mit einem Tag zu machen sein. Dann nach Swinemünde und von da nach Stettin. Beschlossen und verkündet. So beschließen wir den Abend.

17.08. Ein wunderschöner Morgen. Draußen ist alles voller Schwalben, die ein hübsches Zwitscherkonzert anstimmen und ganz zutraulich sind. Die Seereling des Nachbarschiffes ist von vorne bis hinten mit den kleinen Kerlchen besetzt. Ich höre im Geiste allerdings schon wieder die Miesepeter, die bei solchem Anblick nur daran denken, dass so ein kleiner Zwitscherkerl auch mal was "verliert". Wir freuen uns dran und die Bordfee bewaffnet sich sofort mit dem Fotoapparat. So und der Skipper sucht sich jetzt den "Kassenautomaten", denn wohltuender Weise ging uns hier gestern Abend nicht gleich einer mit aufgehaltener Hand auf den Keks… Und dann geht's weiter.

Bis die Tage

Nicky & Ralf von der SY Maimiti

15.08.2012
Träslövsläge / Schweden
Liebe Daheimgebliebene!

Kurzmeldung:
Nach 143 ruppigen Seemeilen mit etwas mehr Wind als vorhergesagt und beeindruckenden Wellen haben wir da Skagerrak am Wochende überquert und Skagen erreicht. Vorgestern dann übers Kategatt nach Schweden in den nicht sonderlich hübschen Hafen Lerkil/Schweden. Gestern dann nach Trislövsläge. Hier schon schöner! Bericht folgt, nebst Fotos sobald wir wieder Zeit haben. Wetterlage zur Zeit optimal. Hoffen am Freitag Höhe Kopenhagen zum Sprung nach Swinemünde zu starten. Drückt uns die Daumen. Dann gibts auch wieder den Bericht und die Bilder ;-)

Liebe Grüße von Nicky & Ralf von der SY Maimiti

11.08.2012
Egersund/Norwegen
Liebe Daheimgebliebene!

Kurzmeldung:
Wollten gestern eigentlich von Egersund einen gaaaaanz großen Schlag über Skage und Katte machen, aber es kam anders. Der Wind, eigentlich nur angesagte 4 bis 5 wurde zu 6. Zwar aus NW aber damit gabs auch entsprechende sehr hohe, brechende Wellen, die das Rudergehen zur Schwerarbeit machten (Autopilot hats nicht mehr geschafft). Sind daher nach 43 sm nach Farsund eingelaufen und unternehmen jetzt 11.08, 06:00 Uhr, den zweiten Versuch. Zur Zeit alles Soft und soll auch so bleiben. Schaun mer mal.

Liebe Grüße von Nicky & Ralf von der SY Maimiti

09.08.2012
Egersund/Norwegen
Liebe Daheimgebliebene!

Ja, wir sind noch da! Allerdings nicht mehr in Bergen, sondern ein ganzes Stück weiter südlich in Egersund. Hier hatten Manfred und Heidi Brandes vor gut 2 ½ Monaten 9 Tage verbracht, während wir rund 40 sm weiter im SE in Farsund genauso lange durch den N-Wind festgehalten wurden. Schön hier, aber ich greife vor…

Der 02.08. bringt, wie im letzten Bericht bereits angekündigt, unseren Stadtbummel in Bergen. Nun, ganz das Highlight ist - finde zumindest ich - Bergen nicht. Wir schenken uns die nicht schienengebundene "Bimmelbahn", die für die Touris eine Stadtrundfahrt anbietet, und gehen zu Fuß.

Die Kirche in der Nähe des Hafens (Korskirche) ist eine, der von uns als erste angesteuerte, "Attraktionen". Hier offenbart sich, was mir schon in andern größeren Orten Norwegens aufgefallen ist besonders: Die Schere zwischen Arm und Reich scheint in Norwegen, bei allem Öl-Reichtum, doch deutlich weit aufzuklaffen. Das angeblich so reiche, hochgelobte Norwegen scheint auch seine Schattenseiten und Verlierer zuhaben. Um die Kirche herum jedenfalls, lungern die sogenannten "Pennbrüder" herum, wie auch bei uns und es gibt hier wohl auch eine Art - stark frequentierter - Suppenküche. Das alles will nicht so recht zu dem "Halligalli" im Hafen passen. Wir wandern weiter und kommen unweigerlich in die riesige, breite Einkaufsstraße. Hier gibt es alles… wenn man Geld hat. Wir wollen allerdings nichts kaufen. Noch nicht. Weiter wandern wir, und erreichen die Johanneskirche.

Der Weg zur Kirche geht steil bergauf und so, wie die Norweger hier ihre Autos abstellen, hätte ich des Nachts keine ruhige Minute und würde immer befürchten, die Karre rutscht den Hang hinunter. Aber wohl alles eine Sache der Gewöhnung… Schließlich sind wir in der Kirche drin. Ein zugegeben großes Gotteshaus, dominiert von einem riesigen Christusgemälde über dem Altar. Die Bordfee will mich zunächst rüffeln, weil ich Fotografiere, und das nicht erlaubt sei, doch ich kann sie überzeugen, dass sich das nur auf das Blitzlicht bezieht.

Danach kehren wir in einem Cafe ein und machen uns auf den Rückweg. Ich brauche noch einen Telekommunikationsshop, um unsere Prepaicard zu laden. Der Provider teilte am Morgen per sms mit, dass unser Credit nur noch bei 25 NKR liegt, also "nachgetankt" werden muss. Wir wollen schließlich nicht ohne Wetterberichte dastehen, und ein WiFi gibt es in Bergen nicht; nicht mal gegen Bezahlung! Und das soll ein Welthafen sein…

Schließlich finden wir die in allen größeren Orten unvermeidlich existierende "Arcade", in der man jedwede Art von Geschäften findet, vornehmlich die, die man eigentlich nicht braucht, wie Mode, Schuhe, Schmuck, Kosmetik, Frisör… Aber zum Glück auch einen Net.com Shop! Ich tanke die Prepaidcard auf und wir kaufen noch Frischware ein, die es im Keller, da wo die Dinge stehen, die man wirklich braucht, auch gibt. Dann besorgen wir noch ein paar Mitbringsel, von denen hier aber natürlich nichts verraten werden kann ;-)

Dann geht's zurück an Bord. Morgen wollen wir weiter. Es sieht zwar nicht nach tollem Wetter aus, aber wir wollen auf dem Innenweg weiter gehen. Eines ist für mich jedenfalls sicher: Bergen ist letztlich wie Stockholm. Eine Metropole in der es nur um Geld geht und welches den Leuten aus der Tasche gezogen wird, solange sie welches haben. Danach sind sie uninteressant. Kein Ort für uns.

03.08. Es ist früh am Morgen und… es regnet! Na toll! Wir legen trotzdem ab und wollen noch alle Tanks bis zum Eichstrich füllen. An der Tankstelle angekommen macht gerade ein Engländer mit einer Ketsch fest. Wir würden eigentlich beide an den Platz passen, aber er macht sich intelligenterweise genau in der Mitte fest. Also: Warteschleife für uns. Und das ist nicht ganz unproblematisch, denn mit dem erwachenden Hafen machen sich auch alle Ausflugs- und Fährschiffe auf die Socken. Wir sind ständig am Ausweichen. Dazu wird auch der Regen immer heftiger. Und unser "Freund" an der Tanke wird und wird nicht fertig. Dazu saut er auch noch mit dem Diesel herum, so dass es bis zu uns heraus danach stinkt. Irgendwann hat er es dann geschafft. Nach über 45 Minuten! Auf dem Wasser am Anleger schwimmt reichlich Diesel. Aber stören tut das hier anscheinend niemanden. Wir erledigen was zu tun ist und machen uns auf die Socken.

Unter der großen Brücke Richtung Süden brodelt das Wasser. Ja, wir sind zwar gegen die Flut unterwegs, aber so heftig hatten wir es nicht erwartet. Aber gem. Handbuch ist es nur unter der Brücke so schlimm. Und so ist es auch. Aber der Strom bleibt. Nicht ganz so stark, aber stetig. Die Maschine rödelt und rödelt aber irgendwann hat es keinen Sinn mehr. 3 kn sind einfach zu wenig. Dazu 5 Bft gegen an. Wir sind noch am Überlegen Richtung Hjellestad zum Segelclub Bergen zu gehen, da wird uns die Entscheidung durch plötzlich aufkommenden Nebel abgenommen. Alles scheint heute gegen uns zu sein. Wir motoren weiter, bis wir Richtung Hjellestad abfallen können und laufen in die ruhige Wasserstraße zum Segelclub Bergen ein.

Niemand ist zu sehen. Wir machen erst einmal in einer Box fest und ich mache mich auf den Weg um artig nachzufragen, ob wir denn dort bleiben können. Ich werde fündig. Anscheinend der Hafenmeister, mit einigen anderen Leuten, sitzt beim Kaffee. Zuerst bezweifelt er, dass ich an dem Steg liege, den ich ihm genannt habe, dann weist er mit einer unmissverständlichen, ausholenden Geste auf seine Kaffeerunde und schickt mich wieder fort mit dem Bemerken, er werde erst einmal Kaffee trinken und später sehen, ob wir dort, wo wir festgemacht haben, liegen bleiben können. Er hätte auch sagen können: "Gehen Sie mal raus, ziehen sich `ne rote Nummer und warten Sie bis sie aufgerufen werden…" Ok, ich bin hier Gast… Aber als ich dann draußen vor der Tür das Schild sehe, dass Gäste hier 250 NKR, also über 30 Euro, pro Nacht zahlen sollen, da platzt mir dann der Kragen. Für 250 NKR kann ich auch locker in eine Marina gehen und muss nicht um den Platz betteln…

Die Bordfee sieht das genauso und so sind wir schneller wieder aus der Box und dem Hafen raus, als wir reinfuhren. Gleich "ums Eck" ist die Marina Hjellestad. Nicht unbedingt schön, und gemütlich ist auch anders, aber definitiv nicht schlechter als der Segelclub. Dazu 50 NKR billiger und - wie gesagt - ich brauche weder bitten und betteln, noch mir `ne rote Nummer ziehen.

Die Gegend um Bergen herum scheint tatsächlich nur vom Geld regiert zu werden. Die Schiffe hier in der Hjellestadmarina haben daher wohl auch eine "normale Größe" von um die 50 Fuß…und größer. Nee, Norwegen ist sehr schön und wir kommen sehr gerne wieder, aber nicht überall hin!

04.08. Das Wetter ist deutlich besser, obwohl noch immer Schauer drin sind. Wir machen uns unter Maschine auf die Socken und kommen zunächst recht gut voran. Das Wetter hält sich auch, der Wind weht schwach aus WSW, so dass wir es mit Segeln versuchen.

Auf der Höhe von Leirvik beginnt es zu regnen und bleibt regnerisch bis wir schließlich Mosterhamn erreichen.

So schön die Versprechungen in den Handbüchern auch waren: Der erste Eindruck ist nicht unbedingt mit den Erwartungen identisch. Während einlaufend an Steuerbord alles recht hübsch und gepflegt - wohl weil privat - aussieht, ist die Backbordseite des Hafens eher eine "Rumpelbude". Das Havnecafe ist nicht mehr in Betrieb und das - traut man dem Anstrich - schon seit einiger Zeit nicht mehr. Die Autoreifenpier ist bereits von einem kurz vor uns einlaufenden Norweger belegt, der jedoch so geistesgegenwärtig und freundlich ist, sein Schiff ein Stück vor zu verholen, damit wir hinter ihm noch anlegen können. Die Bordfee ist zunächst skeptisch, was den Tidenhub in Verbindung mit unserem Tiefgang betrifft, aber ich kann sie beruhigen.

Wir machen uns auf die Strümpfe und wollen noch ein paar Meter laufen. In unseren Unterlagen war die Rede von der ältesten norwegischen Steinkirche, die hier zu bestaunen sein soll. Also machen wir uns auf den Weg. Der ist dann auch nicht allzu lang und als wir an einem Gebäude aus Holz vorbeikommen, welches für uns von außen zunächst nach einem Infogebäude aussieht, staunen wir, als wir drinnen sind, nicht schlecht: Wir sind im Amphi Theater von Moskenes. Und sogar in einem sehr berühmten, wie wir dann schnell erfahren. 1200 Leute sollen hier Sitzplätze finden. Es ist in einem alten Kalksteinbruch untergebracht. Wir machen die obligatorischen Fotos und suchen dann die Kirche.

Dass unscheinbare "Kirchlein" steht fast gegenüber. Als wir sie erreichen steht die Tür offen, aber der Eingang ist mit einer Kette versperrt. Eine freundliche Norwegerin teilt uns mit, dass gerade eine individuelle Führung für eine schwedisches Ehepaar stattfindet und fragt, ob wir gerne mitmachen wollen. Wir wollen.

Und so erfahren wir einiges über die Kirche selbst, die Christianisierung im Allgemeinen und über die Sagen und Götterwelt Norwegens. Denn von der Kirche geht es wieder zurück zum Amphi Theater, wo eine Ausstellung über die Nordischen Götter installiert ist, einschließlich der Welteneiche Ygdrasil und der Midgardschlange aus Stein. Dann erfahren wir noch, dass die Insel Bomlö früher auch das europäische Klondike genannt wurde, da man hier neben vielen Mineralien und Steinsorten(z.B. Marmor) auch Gold fand. Schließlich bekommen wir auch noch eine Gesangsdarbietung unserer norwegischen Führerin, die ausgezeichnet ist. Was Wunder: Am nächsten Abend wird sie ein Konzert im Theater geben, wie wir am Eingang im Aushang feststellen.

Als wir das Theater verlassen wollen gießt es in Strömen. An eine Rückkehr zu m Schiff ist erst einmal nicht zu denken. Aber der Guss geht schnell vorbei und im Norden sieht es aus als würde die Welt untergehen. Maimiti schwimmt noch, die Ebbe ist durch und das Wasser steigt wieder. Die Bordfee ist zufrieden und wir ziehen uns zurück. In der Nacht wird hier offensichtlich gefeiert, denn bis morgens um 0200 Uhr höre ich eine paar Männer - gar nicht schlecht übrigens - a capella diverse Songs der Beatles singen.

05.08. Wir peilen Tananger an. Es herrscht absolute Flaute, überall zwischen den Inseln hängen dicke Nebelbänke nur unser Weg Richtung See ist lediglich dunstig und nicht vom Nebel verhangen. Um die aufgehende Sonne bildet sich ein perfektes Halo. Eigentlich kein gutes Zeichen, aber die Atmosphäre ist trotzdem toll.

Wir kommen gut voran. Ursprünglich hatten wir uns Haugesund als möglichen Zwischenstopp ausgesucht, aber als wir hier einlaufen, sind wir froh, darauf nicht angewiesen zu sein! In ganz Norwegen haben wir bisher keinen Dreck im Wasser schwimmen sehen. Aber hier kommen uns schon in der Einfahrt leere Dosen entgegen…

Überhaupt ist diese ganze Gegend hier sehr schmuddelig. Und wieder bewahrheitet es sich: Wo Geld verdient wird und viele Menschen leben, das ist Schluss mit Gemütlichkeit und Schönheit…

Wir laufen gegen den Strom. Unser Handbuch weist darauf hin, dass es AUF Grund der Unterwasserstruktur vor der Brücke, die zu durchfahren ist, Stromwirbel auftreten können die, so der Text "beim Rudergehen zu beachten sind". Schön ausgedrückt. Es brodelt und wir können nur dank unserer kräftigen 32 PS Maschine noch mit gerade mal 2 kn langsam auf die Brücke zuhalten, wobei das Steuern sehr viel Konzentration erfordert. Schließlich haben wir aber auch das geschafft und auch die Gegend wird etwas freundlicher.

Als wir dann Tananger anlaufen denke ich zunächst: Nein, nicht schon wieder so ein Großhafen mit Dreck! Aber wenn man dann "ums Eck" kommt und in den kleineren Fischerei- und Sportboothafen einläuft ist man versöhnt. Wir machen am Hotel Humaren fest, denn dort gibt es auch eine Tanke. Ich gehe ins Hotel um mich zu erkundigen, ob wir dort liegen können. Ein ausgesprochen liebenswürdiger Herr teilt mir bedauernd mit, dass das wegen einer gerade stattfinden Europameisterschaft im Angeln nicht möglich ist, denn es werden noch viele Angelboote erwartet. Aber er gibt mir den Schlüssel für die Tanke, und ich kann die paar Liter, die wir brauchen "Tax Free" bunkern. Dass hier "Großes" stattfindet ist unübersehbar. Jede Menge Herren im Blazer, dekoriert wie russische Generäle, flitzen durch die Gegend und machen gaaanz wichtige Gesichter….

Wir verholen nach dem Tanken zum Liegeplatz vor dem Servicegebäude in der NW-Ecke des Hafens. Den Tipp gab uns die "Zazura", die gerade eingelaufen ist und der wir an der Tanke Platz gemacht haben. Der Platz ist eigentlich super. Wir nehmen den Schwimmsteg am Slip. So haben wir auch mit der Tide keine Sorgen. Das Wetter wird richtig schön und wir können uns in die Sonne legen. Am Abend kommt noch jemand vorbei, der die Hafengebühren kassiert. 100 NKR. Und das ganze incl. Dusche und Strom. Und dazu noch ausgesprochen freundlich. Wenn ich da so an den Segelclub in Bergen denke… DEN werden WIR nicht mehr anlaufen.

06.08. Off weg go! Wir wollen/müssen weiter. Wir laufen sehr früh aus. Vor uns liegt die freie, ungeschützte Strecke bis Egersund, die bis auf den Hafen Selvagen keinerlei Schutz bietet und die Wetterlager sieht auch nicht unbedingt berauschend aus. Es sind Schauer und Gewitter angesagt und im Westen türmen sich beachtliche Wolkengebilde über der See. Wir werden es versuchen.

Draußen kommt uns aus SW eine recht hohe aber kurze Dünung entgegen. Kurz vermutlich, weil es hier schon recht flach ist vor der Küste. Wir kommen gut voran und bleiben von schlechtem Wetter verschont. Ist scheint, dass die Wolkengebirge eher Richtung NE über das Land abziehen. Allerdings sieht es vor uns, im SE auch nicht unbedingt toll, sondern eher düster aus. Egal, wir machen gute Fahrt und steuern schließlich die N Einfahrt nach Egersund an. Wie bestellt, setzt Nieselregen ein! Wir tuckern durch den Fjord nach Egersund. Es ist fast Stillwasser, und so haben wir kaum Strom. Im Hafen gehen wir in eine Box, die eigentlich zu kurz für uns ist, aber das sind sie alle! Und, genau passend beginnt es heftig zu schütten. Der Skipper ist ohnehin schon patschnass und macht daher das Boot noch "Hurrikan-fest". Dann werden alle Luken dicht und die Heizung angemacht. Gut, dass wir so früh losgefahren sind, sonst wären wir jetzt noch auf See. Und es hört auch nicht mehr auf, zu schütten. Wie aus Eimern!

07.08. Die Wetterprognose für die nächsten beiden Tage ist nicht "Lindesnes-geeignet". Zwar kommt der Wind aus der "richtigen" Richtung für uns, aber bei 15 m/s gehen wir nicht um das Kap. So machen wir uns zunächst auf in die Stadt. Wir wollen ein bisschen Einkaufen und uns umsehen. So kommt es denn auch. Wir finden die unvermeidliche "Arcade" und kaufen ein. Tatsächlich gibt es hier einen sehr, sehr preisgünstigen Bekleidungsshop: Kauf 3 zahl 2! Wo wir ein paar Kapuzen Shirts kaufen. Die sind an Bord immer praktisch! Dann entdeckt die Bordfee mehrere Frisöre! Oh je! Aber sie hat sich's verdient und so verschwindet sie zum Haistyling, während es sich der Skipper an Bord gemütlich macht.

08.08. What a day! Es weht und rappelt wie vorhergesagt. Also gut, dass wir gleich davon ausgegangen sind, hierzu bleiben. Beim morgendlichen Checken der mails erreicht mich die Bitte er Ehefrau eines Gildebruders: Er hat sich seit 2 Wochen nicht mehr gemeldet, auch der Handykontakt ist abgerissen. Er ist in Norwegen unterwegs und zwar als Einhandsegler. Auch ich habe michschon gewundert, dass ich keine Nachricht mehr von ihm bekam, da wir doch häufig in Kontakt standen da ich seine Standortmeldungen auf die Gildehomepage stellte. "Watt nu?" sprach Zeus…. Zunächst versuchen wir per SMS die noch in Norwegen befindlichen Gildemitglieder zu erreichen um auf diesem Weg ggf. etwas zu erfahren. Dies verläuft negativ und so gehe ich, dem Vorschlag der Bordfee folgend, zum hier stationierten SAR Kreuzer. Der Diensthabende ist sehr freundlich. Er notiert sich alles, und nimmt Kontakt mit den im Bereich der südlichen Lofoten stationierten Kreuzer auf. Ein Notfall mit dem gesuchten Schiff ist jedoch nicht bekannt. Also machen wir einen "Vorgang" draus. Das Handy wird gescannt und so versucht, den Standort einzupeilen. Aber auch dies schlägt fehl. Schließlich wird eine Navtexmeldung an alle Funkstellen herausgegeben und der Gildebruder wird offiziell gesucht. In der Zwischenzeit hat Norway Rescue sich auch mit seiner Ehefrau in Verbindung gesetzt. Dann, nach banger Wartezeit, erreicht uns endlich per Handy ein Anruf von Norway Rescue: "We have locatet him!" Er liegt an der NW Küste vor Anker und hat einen Schaden an der Spritleitung. Offenbar zu weit von allen gängigeren Kommunikationsmitteln entfernt, und so nicht erreichbar. Wir sind froh und bedanken uns bei dem SAR Mitarbeiter vor Ort. Nun hoffen wir, bald von unserem "Vermissten" zu hören. Schnell informieren wir noch die Ehefrau und geben für die übrigen "norwegischen" Gildemitglieder "Entwarnung". In diesem Fall hat es sich gut gemacht, dass wir die Daten des bisherigen Reiseverlaufs hatten, denn so war der Suchbereich sehr schnell eingrenzbar für die SAR.

Die Bordfee ist ganz fertig, und ihr fällt ein Stein vom Herzen. So gehen wir wieder zur "Tagesordnung" über und beratschlagen über das eigne, weitere Vorgehen. Morgen soll es zwar ruhiger werden, aber für den Nachmittag ist für Lindesnes noch mal "Liten kuling" angesagt, also 6 Bft. Wir richten uns darauf ein, mit dem nach E ziehenden, stärker werdenden Hochdruckgebiet über England am Freitag aufzubrechen. Schaun mer mal.

09.08. Nach Hochdruckgebiet sieht es draußen nicht aus und seit gestern Abend ist es auch wirklich kalt geworden. Der Himmel ist bedeckt. Wir checken die Wetterberichte und Stationsmeldungen. Es ist ruhiger geworden, aber im Laufe des Tages soll es noch einmal auf 6 Bft. im Bereich W-lich von Lindesnes auffrischen. Also bei uns. Dann allerdings sieht es nach mehreren Tagen Hochdruckeinfluss mit soften Wind- und Wetterbedingungen aus. Wir beschließen, morgen in aller Frühe zu starten und dann mit dem "großen Löffel" zu segeln. Heißt, wir versuchen nonstop von hier übers Skagerrak zugehen und sollten sich die Wettervorhersagen bewahrheiten, ggf. gleich weiter durchs Kategatt. Also heute erst einmal ausruhen, für den langen, langen Weg.

Und daher beende ich nun diesen Bericht für heute, denn jetzt ist Schiff checken und geistige Vorbereitung - und natürlich noch ein Schläfchen - angersagt.

Wer gerade nix Besseres zu tun hat, kann uns ja ein bisschen die Daumen drücken ;-)

Liebe Grüße von Nicky & Ralf von der SY Maimiti

02.08.2012
Kongsvoll/Norwegen
Liebe Daheimgebliebene!

Nach der letzten "Nullnummer", bei der uns das Wetter zurückgeworfen hatte, ist einiges an Zeit vergangen. Rasend schnell, wie wir finden. Man kann einfach nicht genug Zeit haben, man wird nie genug haben! Aber wir sind inzwischen weitergekommen. Schaut selbst...

24.07 - 25.07. Beide Tage bleiben wir in Kongsvoll. Der Wind lässt es einfach nicht zu, weiter nach Süden zu gehen. Dumm nur, dass man in diesem Hafen immer das Gefühl hat, dass man ja eigentlich weiter könnte, denn es ist hier drin so ruhig und friedlich. Dann hilft ein kleiner Marsch rüber zum Campingplatz, von wo aus man die beiden großen Windräder sehen kann und anhand derer man dann recht gut erkennt, wie viel da "draußen" ist. So geht's auf den beiden französischen Yachten, die hinter uns liegen. Sie glauben eigentlich nicht so recht, was der Wetterbericht ihnen sagt, denn es sieht im Hafen halt ganz anders aus.

Ach ja: Der Campingplatz!

So einen Campingplatz habe zumindest ich noch nie gesehen. Die Wohnwagen haben alle einen festen Vorbau! Eine richtige, hölzerne Hütte mit Fenstern und abschließbaren Türen, so dass Wohnwagen und Hütte eine Einheit bilden. Quasi ein Haus, von dem man den hinteren Teil abnehmen und losfahren kann. Wir vermuten, die Leute sind den ganzen Sommer hier und nehmen dann im Herbst den Wohnwagen wieder mit nach Hause. Zurück bleibt nur der Vorbau, der zum Wohnwagen hin auch noch eine Tür hat und dann praktisch eine eigenständige "Einraumhütte" ist.

Wir nutzen die Zeit in Kongsvoll jedenfalls und beseitigen die eine oder andere kleine Roststelle (Salzwasser findet ja wirklich jede übersehene Stelle!) und sorgen so für eine sinnvolle Hafenzeit.

26.07. Es ist soweit! Wir wollen nach Süden gehen. Das Wetter sieht zwar nicht so aus, wie man sich einen fröhliche Bootstour vorstellt und es dürfte heute auch eine echte Herausforderung für die Bukh-Genua werden, aber wir starten.

Wie nicht anders zu vermuten, haben wir den Strom gegen uns. Und das bleibt auch den ganzen Tag so; auch, nachdem er eigentlich hätte kentern und nach Süden setzen sollen. Er bleibt, wie er ist. Das Wetter spielt einigermaßen mit und verschont uns weitgehend von Regen. So spulen wir unsere Meilen herunter und lassen das Motörchen brummen. Schnurren tut der nämlich nicht mehr ;-) Die Franzosen sind bereits einen Tag vor uns abgefahren und wollten nach Mageroey. Uns war das eine zu kurze Tour, die es nicht wert schien. Auf Jeden Fall sind wir nicht die Einzigen, die heute auf der "Bahn" sind. Mehrere Yachten laufen unter Maschine nach Süden.

Schließlich erreichen wir bei inzwischen gutem Wetter Kristiansund. Wie nicht anders zu erwarten, ist der Hafen voll, alle Gästeplätze belegt. Ein Norweger, dem wir beim Anlegen in Kongsvoll geholfen hatten ist auch hier und ist beim Anlegen an der letzten freien, aber nicht ganz einfachen Stelle behilflich. Heute haben wir uns was verdient!

Kaum fest, schleppt der Skipper seine Crew ins Fischrestaurant, in dem es uns schon auf dem Weg nach Norden so gut gefallen hat. Beim Auswählen aus der Karte fragt die Bordfee:"Wie war denn dein Klippfisch beim letzten Mal?" und bekommt vom Skipper postwendend die Antwort: "Tot!" Das hört die Wirtin, und amüsiert sich herzlich. Es ist die Dame, von der wir nicht genau wussten, ob sie nun Deutsche ist, oder nicht. Sie ist! Wir haben noch ein nettes Schwätzchen, dann lassen wir uns den Fisch schmecken (zweimal "tot", einmal an der Angel und einmal in der Pfanne, wie die Wirtin bemerkt), und ziehen uns an Bord zurück.

27.07. Wir peilen wieder ein lange Tour an: Alesund ist angesagt. Wir legen früh ab. Das Wetter sieht recht brauchbar aus, so dass wir wohl trocken bleiben dürften. Der tag verläuft recht ereignislos. Wir kommen flott voran.

Als wir Alesund schon fast zum greifen nahe haben, kommt uns ein großer, gelber Hochseeschlepper entgegen. Soweit, so schön. Dass der aber genau das macht, was ihm seinen Namen gibt: nämlich Schleppen - sehen wir erst auf den zweiten Blick. Er hat ein riesengroßes, rotes Schiffchen am Haken, welches hinter ihm fröhlich hin und her eiert. Da hilft nur eins: viel Abstand halten!

Schließlich laufen wir in Alesund ein und wie erwartet, ist es auch hier voll. Nicht nur, dass es noch Ferien sind, es ist auch Wochenende! Wir versuchen es ganz hinten im Hafen, und machen schließlich zwischen einigen Motorbooten fest, die uns auch hilfreich beim Anlegen unter die Arme greifen. Dass hier eigentlich eine Segelyacht ihren festen Liegeplatz hat, sieht man nur, wenn man auf den Boden schaut. Da sind die Hinweise angeklebt. Vom Wasser aus ist das nicht zu sehen. Niemand weist uns auch darauf hin, bis die Bordfee es entdeckt. Schitt! Und prompt erscheint auch ein Helferlein des Yachteigners und erzählt freudestrahlend nun sei diese Yacht auch gerade eingelaufen und wir "dürfen" uns wieder vom Acker machen. Gut, ok. Wir machen los. Der Typ, offensichtlich der Eigner des großen Pottes, steht auf dem Bug und betrachtet uns wie Ungeziefer! Also DEN frage ich schon aus Prinzip nicht, ob wir, wenn er fest ist, bei ihm längs dürfen. So gehen wir wieder in den Vorhafen und machen an einem hölzernen Colin Archer fest. Aber heute ist uns das Schicksal nicht wohlgesonnen. Die Leute sind zwar ausnehmend nett, aber sie wollen in 15 Minuten auslaufen. Das wäre, unter normalen Umständen, eine gute Nachricht, denn wir könnten den Liegeplatz übernehmen. Nicht jedoch hier. Die Ebbe setzt gerade ein und wir würden unweigerlich unter den Kai gedrückt werden. Wir sind für diesen Platz viel zu klein. Also: Ablegen. Wieder gehen wir in den hintersten Hafen und quetschen uns schließlich als 3. Boot in der Reihe neben eine deutsche LM zwischen diverse "Mafiosi-Moppedboote" .Zumindest sehen sie so aus…

Der Skipper geht noch einkaufen und das war es dann auch

28.07. Es regnet, aber was soll's. Wir wollen heute Stadlandet runden. Der Wetterbericht ist günstig. Wir machen uns auf die Socken. Alles ist tief mit Wolken verhangen. Aber es ist kein Windhauch zu spüren. So läuft zunächst einmal wieder unser Motörchen.

Das Wetter hält sich, wird sogar noch richtig schön, aber an den Hängen kleben noch immer die Wolken, als wollte uns wie bei Asterix und Obelix "der Himmel auf den Kopf fallen". Wir sehen im Laufe des Tages viele Puffins und noch mehr Tölpel. Die Jungs fliegen uns immer direkt an und sehen aus wie Großraumflugzeuge, wenn sie so auf einen zuschweben. Dann, kurz bevor sie das Schiff erreichen, scheinen sie festzustellen, dass es da nix für sie zu fressen gibt und drehen elegant ab.

Wir runden Stadlandet und nehmen Kurs auf den kleinen Hafen Silda. Da sehe ich plötzlich 3 Rückenflossen. Zunächst kommen mir Zweifel, denn wenn man sich wünscht, Delfine zu sehen, dann macht die Fantasie schon schnell mal aus einem Wellenkamm eine Rückenflosse, aber diese drei kommen wieder. Und ändern plötzlich den Kurs! Sie kommen genau auf uns zu! Die Bordfee ist begeistert. Der Skipper nicht minder. Das sind wirklich Delfine, keine Schweinswale! Schade nur, dass sie nicht bei uns bleiben. Wir sind wohl zu langsam und unsere Bugwelle ist kein lohnender Spielplatz für sie. So nehmen wir es hin und freuen uns noch lange über diese schöne Begegnung.

Dann laufen wir Silda an. Es ist ruhig und schön leer. Aber nicht lange. Dann geht es Schlag auf Schlag und plötzlich liegen 14 Schiffe in dem kleinen Hafen. Vorbei mit der Gemütlichkeit…

Der 29.07. begrüßt uns mit schönem Wetter. Der Skipper hat "echt keinen Bock" heute weiter zu gehen. Wie erwartet, machen sich alle anderen nach und nach vom Acker und so haben wir bald haben wir den Hafen wieder "fast" für uns alleine. So hatte ich mir das gedacht ;-) Ich gehe ein bisschen Spazieren und hole dann die Bordfee nach.

Zusammen wandern wir zum Südhafen. Dort ist aus einer alten, auf Pfählen erbauten Fischerhütte ein gemütliches Restaurant und Cafe entstanden. Eigentlich ist es eher ein Hafen für kleine Motorboote, aber auch wir würden hier gerade noch reinpassen. Beim nächsten Mal vielleicht. Wir trinken einen Kaffee und wandern dann noch am Strand entlang, wo die Bordfee Muscheln und schöne Steine sammelt, die die Ebbe freigegeben hat. Dann geht's zurück an Bord.

Der 30.07 soll uns wieder vorwärts bringen. Zunächst planen wir nach Florö zu gehen, aber die Erinnerungen daran sind nicht unbedingt das, was ich mir unter einem gemütlichen Hafen vorstelle und außerdem ist es noch sehr früh, als wir vor der Entscheidung stehen: Kurs Florö oder weiter?

Wir entscheiden uns für: Weiter

Das ist auch gut so. Das Wetter ist eigentlich fast toll zu nennen und wir kommen gut voran.

Irgendwann ruft mich die Bordfee "nach oben" und zeigt auf ein Motorboot, welches unbeirrt auf Kollisionskurs bleibt. Es ist ein Sportboot, wir haben Wegerecht, aber das kümmert den anscheinend nicht. Gut, kommt vor, also ändern wir unseren Kurs nach Steuerbord. Was macht er?! Auch er ändert den Kurs und hält voll auf uns zu. Und das ganze noch mit zunehmender Geschwindigkeit, als wollte er uns absichtlich rammen! Ich gebe voll zurück, um Maimiti zu stoppen. Da bemerkt er seinen Fehler, oder ist aufgewacht! Denn er reißt das Boot herum und rauscht davon. Sein Partner auf Deck hebt müde den Kopf und zeigt uns nen Vogel, weil wir so toben. Ich würde sagen: Das war das Ende einer feuchten Angeltour! Einer sehr feuchten...

Schließlich nehmen uns die Felsen, die Spielwiese der Trollkinder, wieder in ihre schützenden Arme. Trollkinder?

Ja, denn man sieht überall, wie bei Menschenkindern, dass sie ihr Spielzeug, tonnenschwere Steine, haben liegen lassen. Es sieht aus, als hätten sie damit Murmeln gespielt und sie dann achtlos liegenlassen, als man sie zum Essen rief…

Schließlich erreichen wir wieder Hardbakke, den gemütlichen, kleinen Hafen im Steinsund, der uns auf dem Weg nach Norden 4 Tage lang festhielt und uns ein alpines Erlebnis bescherte. Und dann der Schock: Der Hafen ist gerappelt voll (für unsere Verhältnisse, wohlbemerkt) Die Boote liegen zum Teil in 3er Päckchen am Gästesteg. Auch der von uns für's "nächste Mal" favorisierte Platz ist belegt. Wir gehen schließlich längs einer netten, norwegischen Familie. Die Bordfee knüpft als ausgesprochenes Kommunikationstalent sofort Kontakte, und schon haben wir ein bebildertes Buch über Ankerbuchten und Liegeplätze Norwegens, nebst einiger Empfehlungen, an Bord.

Dann machen wir es uns gemütlich, denn durch die Entscheidung weiter zu gehen, war es wieder ein langer, wenn auch schöner Tag.

31.07. Der Skipper streikt! Nein, er will hier noch einen Tag bleiben. Argumente: Viele werden ablegen, es wird ruhiger. Das Wetter ist auch schön und schließlich haben wir wieder einen Zwischenstopp (Florö) ausgelassen, den wir eigentlich eingeplant hatten. Beschlossen und verkündet: Wir bleiben!

Es wird auch, wie versprochen, eins ehr schöner Tag. Irgendwann wollen die innen liegenden Norweger los. Wir helfen. Vor der Abfahrt muss ich noch eine Frage los werden: Was sind das für runde Antennen, die die hier alle am Heck (auch die Segler!) oder am Mast haben? Die Antwort kommt fast entschuldigend und etwas betreten: Fernsehantennen! Eine Minute vorher sah ich noch einen Adler über uns kreisen und konnte mich an seinem eleganten Flug nicht satt sehen und die schauen sich die "Röhre" an?! Die norwegische Familie sieht das auch wie wir und versteht in der Beziehung ihre eignen Landsleute nicht, aber was soll's!? Je weniger sich dafür begeistern, desto weniger von ihnen findet man in noch schöneren, aber schwerer zugänglichen Ecken ;-) Und außerdem ist es ja wohl überall so: Das, was man bereits besitzt, und dann auch noch im Überfluss, nimmt man, wenn überhaupt noch, nur noch als Selbstverständlichkeit wahr…

Der Skipper geht noch einkaufen. Dann wir der Hafen wieder voller. Leider! Und diesmal bekommen wir Nachbarn. Soweit so schön. Nur dass sie abends (zugegebene, wir gehen auch hier im Norden, wo es seht spät, wenn überhaupt, dunkel wird - sehr früh schlafen) noch zum Restaurant wandern und mit den anderen Norwegern einen "abbeißen". Dann, mitten in der Nacht, trampeln sie zu viert übers Vorschiff … aber sie kommen auch wieder zurück und gehen wieder an Land! Nur um zwei Stunden später dann nochmal über unsere von der Nachtruhe verwöhnten Nerven zu trampeln…



Die Rache ist mein, spricht der Herr - in diesem Fall der Skipper - und am Morgen, nach verstreichen einer gewissen "Schamfrist" schreitet die Bordfee mit entschlossenem, grimmigen Lächeln zur Tat: Sie klopft die "Haltlosen" aus dem Bett, denn wir wollen endlich los! Es ist der 01.08.

Es nieselt inzwischen und der Skipper ist eingepackt, wie ein Marsmännchen. Zunächst müssen wir wieder unter der 15 m Brücke hindurch und durch das wirklich enge Fahrwasser des Steinsundes, doch dann erreichen wir, in strömendem Regen, den Sognefjord.

Im Laufe des Tages kommt der Wind mehr aus W-licher Richtung und wir können Segel setzen. Auch der Regen lässt nach und so machen wir uns flott auf nach Bergen. Der Strom spielt auch mit, so dass es eine angenehme Segelei wird.

Als wir uns Bergen näher, sehen wir noch eine "Baustelle" in der offensichtlich Offshore Bohrinseln gebaut, oder repariert (oder Beides ) werden. Schon beeindruckend. Aber schön? Nicht! Die Ganze Gegend um Bergen kommt uns nach dem Aufenthalt im Norden vor wie weiland das Land Mordor aus dem Herrn der Ringe… Nun ja, sicher übertrieben, aber was kann man schon tun, gegen seine Gefühle?

Wir laufen in Bergen ein und sind wieder fasziniert von den riesigen Pötten, die hier rumliegen. Wir drängeln uns durch und landen wieder im hinteren Teil des Hafens. Hier liegt auch eine "Millionenyacht". Die Antares III. Ein Blick ins Internet zeigt: Sie war vorher in Geiranger, ist ein Charterschiff der absoluten Oberklasse und hat für ihr Styling den Award für Schiffe von 30 bis 40 m Länge gewonnen. Muss man mehr sagen?!

Ein paar "jungsche Spritzer" mit einem kleinen, völlig übermotorisierten Flitzer, rauben uns den letzten freien Platz am Kai. Aber nicht schlimm, denn da sieht die Bordfee die "Bonnie", Schweizer Flagge, die wir schon aus Silda kennen. Der Skipper winkt uns heran und wir machen fest. Dem Skipper der Maimiti steht allerdings der Schweiß auf der Stirn: Die Bonnie ist eine große, dunkelblau hochglanzlackierte Motoryacht. Alles in mir sträubt sich, da auch nur den kleinsten Kratzer zu hinterlassen: Denn: auch wir sind in nahezu dem gleichen Blauton lackiert und ich weiß um die Arbeit…

Aber schließlich ist alles fest und so haben wir auch kein Problem mit der Tide ;-) Wir sind platt und verholen uns in die Koje. Ja, das Leben kann so schwer sein ;-)

02.08. Es gießt! So war es auch angesagt. Wir hoffen auf Besserung und wollen uns heute Bergen anschauen. Haben wir auf der Nordtour ja verpasst. Bis dahin schreibe ich diesen Bericht hier. Und damit ist jetzt Schluss! Der Regen hat aufgehört und die Welt ruft!

Tschüß, bis bald

Nicky & Ralf von der Maimiti

23.07.2012
Kongsvoll/Norwegen
Liebe Daheimgebliebene!

Während Berlin, den Nachrichten trauend, auf das Hoch "Xerxes" wartet, schlagen wir uns mit dem großen, von Island kommenden und nach NE ziehenden Tief herum, welches an der norwegischen Küste Starkwind und Sturm bringt. Und: Regen! Uns hat es gestern hierher, nach Kongsvoll zurück"gezwungen"...

Es ist ein Morgen am 18.07. mit ruhigem Wetter, so wie es von den "Meteorolügen" versprochen war. Zur Ehrenrettung der Wetterfrösche sei gesagt, dass die norwegische Abart dieser Spezies wirklich hervorragende Arbeit leistet und eine ausgesprochen hohe Trefferquote verbuchen kann. Auch das, was sie ins Internet stellen, ist ausgesprochen informativ und gut aufbereitet. Nur schlecht, ganz schlecht, wenn die Jungs und Mädels streiken, wie es uns auf dem Hinweg passierte.

Wir laufen zunächst unter Maschine und überlegen, was wir tun sollen. Es gibt zwei grundsätzliche Varianten:
  • Bleibt das Wetter gut und ruhig, wollen wir eventuell die Folla überqueren und dann gleich straight ahead bis nach Kongsvoll durchbraten. Ein ordentliches Stück, welches aber eben über besagte Folla mit zweifelhaftem Ruhm geht.
  • Variante Zwei führt uns bei Buholmraasa in den Schutz der Küste und hinter die vorgelagerten Inseln und Schären, ist etwas länger, aber bietet die Möglichkeit, den einen oder anderen Hafen anzulaufen, wenn man keine Lust mehr hat oder das Wetter doch umschlägt. Die nächste "Einfahrt" in das Schären-, Untiefen- und "Klamotten-" Gewimmel vor der Küste ist dann erst wieder bei Bessaker.
Watt nu? Wir warten ab und zuppeln erst einmal weiter. Irgendwann kommt dann auch Wind aus West auf, aber er wird begleitet von einer recht hohen, zunehmenden Dünung. Das ist ja das Irre, an was wir Ostseesegler uns erst mal gewöhnen müssen: Diese Dünung ist lang, obwohl hoch, und durch ihre Länge bemerkt man sie eigentlich nicht so recht, und nimmt sie auch irgendwie anders war. Als ein recht großes Fischereischiff von der Küste kommend auf uns zusteuert, sieht man erst, wie hoch die Dünung ist, denn plötzlich ist es einmal kurz verschwunden… Dann taucht der Kasten wieder auf und stampft, Wasser schaufelnd, weiter. Klein Maimiti hebt und senkt sich hingegen, wie eine Ente auf dem Teich, wenn ein "Mopped-Boot" vorbeikommt.

Wie auch immer, irgendwann setzen wir Segel, aber so recht überzeugt uns die Wetterlage in Verbindung mit besagtem Schwell nicht. Wir beschließen, die Variante Zwei anzugehen und Ändern den Kurs auf Buholmraasa. Beim Ansteuern des Feuers wird's mit achterlichem Wind und Dünung eine ziemliche Schaukelei. Aber die Einsteuerung in den geschützteren Landbereich ist hier einfach und so haben wir die Schaukelei bald hinter uns und steuern in den kleinen, geschützten Hafen von Saetervaagen. Unser Gildebruder Gerhard Hinz war vor kurzem ebenfalls hier und berichtete per mail davon. So war für uns klar, dass dies ein annehmbarer Platz für uns ist. Wir machen am Schwimmsteg fest, wobei uns wieder sofort eine helfende norwegische Hand gereicht wird.

Saetervaagen scheint ein Anglerparadies zu sein. Es gibt einen Campingplatz, sowie mehrere hübsch eingerichtete Häuschen, die man mieten kann. Dazu eine ganze Flotte identischer Alu-Boote mit Außenborder, die alle durchnummeriert sind. Ich denke, zu einer Hütte wird wohl ein Boot gehören. Ansonsten gibt's noch ein Restaurant, welches eine ausgesprochene kulinarische Seltenheit als Special des Hauses anbietet: Pizza…

Der 19.07. hält recht brauchbares Wetter für uns bereit. Wir wollen zum Stokksund. Auf dem Weg dorthin können wir dann gleich noch einen Blick auf eventuell in Zukunft in Frage kommende Häfen werfen. Die Bordfee hat zwar wieder Bedenken, ob der, in der Karte verzeichneten Hochspannungsleitungen, aber da diese keine Höhenangaben aufweisen, gehe ich davon aus, dass sie so hoch sind, dass diese Angaben bedeutungslos sind (so war es ja auch im Hollandfjorden: Nix in der Karte angegeben, Leitung 65 m hoch). Ich behalte recht. Der Tag ist schön und es lässt sich recht gut segeln. Wir passieren Bessaker und stellen fest, dass das wirklich nur eine absoluter "Notnagel" ist, wenn man sich verkriechen muss.

Schließlich erreichen wir die Einfahrt zum Stokksund. Es soll ja für die Hurtig Ruten Kapitäne eine echte Herausforderung sein, da drin zu manövrieren, da es am Ende nahezu 90 Grad ums Eck geht und das bei kaum genug Platz zum Drehen für solche Pötte. Schaun mer mal. Hauptsache, so'n ein Kasten kommt nicht gerade in den Sund, wenn wir drin sind.

Wir haben Glück! Außerdem schlängeln wir uns an der "unbetonnten" Ecke zur Kuringsvaagen Marina durch, was ebenfalls wieder den Argwohn der Bordfee weckt. "Da ist ja gar nichts…" und wo nix is, an was man sich halten kann, da muss was faul sein… Schließlich laufen wir ein. E ist zwar nicht krachvoll, aber einen vernünftigen Platz für uns kann ich zunächst nicht entdecken. Der Vorschlag der Bordfee, an die Steganlage des hiesigen Restaurants zu gehen, verwirft der Skipper, und legt sich am innersten Ende des Marinasteges längs. Oh je! Kaum fest, beginnt die Diskussion um die Tatsache, dass wir erst am Anfang der Ebbe stehen und es bis zum Ufer schon sehr nahe ist. Und darum werden wir ganz bestimmt trockenfallen und dann kann wer weiß was passieren….

Zunächst hilft es dem Skipper nicht die Bohne, zu erklären, dass da keine Chance besteht, trocken zu fallen. Und wenn doch, dann würde auch nix weiter passieren. Aber die Zeit arbeitet ja mit und so fällt das Wasser und fällt und… nix passiert, die Bordfee beruhigt sich und sieht schließlich ein, dass alles ok ist. Tja, man muss sich an solche Verhältnisse erst gewöhnen, als Ostseesegler. Auch daran, dass es nicht weiter schlimm ist, wenn der Kutter halt mal aufsetzt. Maimiti ist ein Langkieler, mit eingegossenem Bleiballast. Die steht auf jedem Grund, ohne Schaden zu nehmen.

Nachdem das also geklärt ist gehen wir zum gemütlichen Teil über und nutzen die Sonne, die uns heute hold ist. Der Hafen ist eine sehr gemütliche Ecke. Es gibt ein Restaurant mit Zimmervermietung, welches direkt an die Felswand "geklebt" zu sein scheint. Irgendwie hat das Ganze hier etwas von Piratenschlupfloch. Das Servicegebäude ist ebenfalls sehr gemütlich eingerichtet und bietet alles, was man sich so wünschen kann: Kleine Küche, WC, Dusche, Aufenthaltsraum, usw. Na eben alles, was man so braucht, wenn man nicht, wie wir, sein Zuhause dabei hat. Das ganze wieder frei zugänglich für jedermann und bezahlt wird wie üblich per beleg. Kein Hafenmeister, kein Geldeintreiber….

Es ist hier so schön, dass der Skipper spontan beschließt, noch einen Tag zu bleiben. Morgen soll die Sonne nochmal scheinen, auch wenn für den Nachmittag Schauer angesagt sind und so ist es beschlossen und verkündet.

20.07., es ist, wie versprochen, sonnig. Wir machen uns auf, um den Ort zu erkunden. Viel ist da nicht zu erkunden…. Aber schön ist die Umgebung allemal. Wir laufen erst mal Richtung Supermarkt, passieren diesen und peilen die Kirche an. Kirche, ja das ist doch eigentlich immer der Mittelpunkt des Ortes, also da, wo der Bär steppt, aber hier nicht. Hier steht sie alleine auf einem Hügel, gleich neben dem Friedhof, über den wir die Abkürzung zurück nehmen. Allerdings wundert uns der absolute Gestank auf dem Friedhof: Wie uralter, toter Fisch… Nein, es ist nicht, das, was der respektlose Leser jetzt vielleicht vermuten könnte… Des Rätsels Lösung ist die Fischfabrik in der Bucht in Verbindung mit der Windrichtung: Die stellen Stokkfisch her, und der gammelt da halt vor sich hin, bis er sich das Prädikat "Delikatesse" erstunken hat. Puh, daher der Name "Stokk"-Sund: Uns stokkt der Atem!

Dann auf, zum Supermarkt, der so super nun auch wieder nicht ist, aber eben dem hier üblichen Standard entspricht, und kaufen Frischware ein. Allerdings bleibt heute die Küche bei uns kalt. Wir wollen essen gehen und das "Piratenrestaurant" ausprobieren. Wenn es da so schmeckt, wie es aussieht, dann ist es ok. Neben Lebensmitteln besorgt der Skipper noch Fischfanggerät - z.B. einen etwas größeren, vor allem zusammenlegbaren Köcher, denn irgendwann wird es doch ja endlich mal soweit sein, dass wir mit der Selbstversorgung beginnen… Bisher hat der Skipper sich ja (zum Glück, weil Fische töten ist nicht unbedingt seine Lieblingsbeschäftigung) offensichtlich zu blöd angestellt.

Wieder an Bord wird erst einmal ausgespannt… Ja, das Leben eines pensionierten Seglers kann echt hart sein… Dann gehen wir Essen. Nun gut, die Spezialität des Hauses, diese absolute kulinarische Seltenheit in XXXL Form, die es hier gibt nehmen wir heute nicht: Pizza! Stattdessen versuchen wir's mal mit gut deutsch-bürgerlich und hauen uns ein Schnitzel mit Pommes rein. Wir legen also einen ausgesprochenen Gourmet-Tag ein. Das ganze wird dann mit einem erstaunlich guten Rotwein aus der "Tüte" runtergespült und der Rest des Weines auf der Terrasse mit Blick auf den Hafen, und vor allem Maimiti, genossen.

Im Laufe des Nachmittages wird der Hafen dann richtig voll. Die Mopped-Boote, aber auch ein kleinerer Segler, müssen sich umdrappieren. Nur wir nicht… Dank des von der Bordfee zunächst beargwöhnten Liegeplatzes, der sich jetzt als wahres Goldstückchen erweist. Der Skipper kommt noch mit einer deutschen Seglerin ins Gespräch, die auch mit einem Blechboot da ist. Zwar viel größer als Maimiti, aber sie kam spontan vorbei, weil ihr das Schiff so gut gefiel und sein Zustand. Ja, die zwei Jahre Arbeit daran haben sich gelohnt!

21.07., es muss sein! Wir müssen leider weiter, obwohl der Skipper hier mit Sicherheit noch gut 'ne Woche ausgehalten hätte. Der Wind kommt nicht ganz aus der richtigen Richtung, um es mal vorsichtig zu formulieren. Also Klartext: Genau von gegen an aus SW! Also Kreuzen, wo es dem Skipper gegen wird zu kreuzen….

Aber erst einmal sieht es wettertechnisch ausgesprochen sch…muddelig aus. Wir laufen genau in eine Schaeuerböe und überlegen schon, unseren weg doch mehr hinter die Schären zu verlegen, da dort wenigstens kein Seegang zu erwarten ist, aber es ist ganz handig und die Böe hinterlässt auch einen einigermaßen freien Himmel, so dass zu hoffen ist, dass es nicht schlimmer, sondern besser wird. Das tut's auch. Der Wind wird sogar immer weniger und nimmt schließlich völlig ab, als wir an dem Leuchtturm ankommen, den man auch das "Hochhaus" nennt. Passenderweise kommt uns hier auch gleich noch ein anderes Hochhaus entgegen: Die Hurtig Rute!

Schließlich entdecke ich auf der Karte, so quasi am Wegesrand, den Hafen Garten. Warum nicht einfach den, statt Kongsvoll anlaufen? Kongsvoll kennen wir ja schließlich schon. Gesagt, getan. Vor dem Hafen allerdings gibt es beachtliche Stromwirbel mit bis zu 3 bis 4 kn Gegenstrom. Daher auch die vielen Angler-Boote: Wo es strömt, da gibt's normalerweise Fisch. Und so ist es nicht verwunderlich, dass auch Garten ein Anglerparadies zu sein scheint, mit Hütten und vielen Identischen Alukähnen zum Mieten. Allerdings glauben wir zunächst in einem Märchen gelandet zu sein: Sieht man sich die Hütten am Hafen an, dann ist man automatisch an den Film "Herr der Ringe" Teil I erinnert: Die Hütten sind flach und die Dächer dick mit Gras und allem Möglichen bewachsen und sehen aus wie Hobbithöhlen. Willkommen in Hobbingen, Welcome to the Auenland!

Der Hafen ist nicht groß und viel gibt's hier auch nicht, aber immerhin zwei Gästestege (Kopfstege) und ich feinde auch gleich ein freies Netz für die Wetterberichte. Und dann fängt's auch schon an zu regnen und bleibt auch so bis zum nächsten Morgen. Was nicht angesagt war ist, dass es auch dazu noch mit 6 bis 7 Bft. weht. Und zwar recht beständig. Das große Tief, welches von weit im Westen via Island auf uns zuhält wirft seine Schatten, oder besser gesagt, seine nassen Gastgeschenke voraus.

22.07., Es schüttet! Nun ja, was soll man machen? Weiter Richtung Süden? Die Wetterberichte sind widersprüchlich. Zum einen heißt es, dass es an der Küste anfangen soll zu kacheln, zum anderen sagen die Daten von www.yr.no, als auch die Gribfiles, dass es in der Trondheimslaia eigentlich sehr, sehr soft bleiben soll. Das müsste mich stutzig machen. Tut es auch, aber nicht genug! Die Überlegung ist die: Morgen soll es in der Trondheimalaia mit 5 Bft. aus SW wehen. Dagegen an, und dann auch noch gegen den Strom, das wird nix. Und da es ein Weg von rund 60 sm ist, werden wir, egal wann wir fahren, irgendwann auf jeden Fall Gegenstrom haben. Die o.a. Quellen sprechen für heute nur von 3 Bft. Also entscheidet der Skipper gegen 1000 Uhr (eigentlich schon viel zu spät) dass, auch wenn es noch so regnet, abgelegt wird.

Zunächst geht auch alles prima. Wir queren wieder die heftigen Stromwirbel "vor der Tür", die Angler sind auch bei diesem strömenden Regen schon "bei der Arbeit " (klar, haben fürs Angeln bezahlt, also wird auch geangelt, gelle!) und nach den Wirbeln schiebt der Strom mit. Warum eigentlich? Müßte doch schon Gegenstrom sein.

Schließlich versuchen wir es mit Segeln und es geht auch ganz gut, auch wenn es schüttet, ohne Ende. Die Sicht ist mehr als schlecht, und schließlich hat der Skipper die Schn… nein, die Nase voll und es wird die eiserne Bukh-Genua gesetzt. Nur, die Fahrt wird immer weniger. Nun gut, nun setzt der Strom richtig - nämlich gegen uns - und alles über bzw. bis 5 kn über Grund ist tolerierbar. Aber dann kommt richtig Wind auf. Genau der, der für die Küste angesagt war (was hat der hier drinnen zu suchen!?) Und es nimmt zu und zu und zu…. Irgendwann ist alles weiß, es pfeift und orgelt, die Fahrt ist raus, und der Skipper fragt mal vorsichtig, was das Anemometer so von sich gibt: 7 Bft. spricht die Bordfee aus der Deckung unserer "Telefonzelle" heraus. Der Skipper kann's kaum glauben: Das müsste eigentlich mehr sein….Was soll's: Wir kommen nicht mehr vorwärts, der Wetterbericht scheint doch recht gehabt zu haben und er sagte für den Nachmittag weitere Zunahme des Windes an. Der Käpt'n entscheidet: Wir drehen ab und gehen nach Kongsvoll! Der Hafen und seine Ansteuerung sind bekannt, er ist nach allen Seiten geschützt, also Feuer frei. Kaum umgedreht, beginnt Maimiti zu fliegen. Ich habe auf unserer Logge noch nie, wirklich niemals 8 kn gesehen. Gut ist über Grund, aber der Heckwelle nach und den Ausbruchsversuchen nach Back-und Steuerbord nach zu urteilen, läuft sie - auch wenn's unmöglich scheint - über Rumpfgeschwindigkeit (den Rest macht der Strom). In Nullkommanix sind wir im Hafen! Und stellen uns die Frage: "Warum eigentlich?", denn hier drinnen ist es nahezu ruhig. Alles ist patschnass, vor allem der Skipper. Nun nach 5 Stunden im heftigen Dauerregen sitzen, das schafft selbst die angeblich so tollen, wassersdichten (und teuren!) Handschuhe von Gil. Sie sind durch, meine Finger wie Waschfrauenhände!

So ganz nebenbei, während sie den Skipper trocken legt, rückt die Bordfee dann mit der Sprache raus, dass das Anemometer eigentlich nicht 7, sondern 8 bis 9 Bft. zeigte… Warum sie das wohl getan hat?? Ein Mysterium….

Egal, wir sind drin. Heute bleiben wir, und wie es ausschaut, morgen auch. Da Tief kommt immer näher und die Meldungen von der Küste sind nicht eben das, was man als Wochenendsegelwetter bezeichnen würde. Sognefjord hat sogar eine Sturmflutwarnung…

23.07. Es regnet. Was sonst auch. Allerdings scheint der Wind eingeschlafen zu sein. Aber wir lassen uns nicht mehr täuschen. Hier in Kongsvoll kann man die Windsituation draußen in der Trondheimslaia nicht beurteilen. Die Wetterberichte sprechen eine beredte Sprache…. Zeit, diesen Bericht zu schreiben und Fotos zu sortieren.

Ärgerlich nur, dass mein HSDPA Stick seit gestern Abend ständig beim Verbinden während der Authentifizierung abbricht. Keine Erklärung. Netz ist da. Ich rufe Netcom an und versuche die Sache zu klären. Es geht daneben. Der Typ hat offensichtlich keinen Schimmer. Da ich nicht dumm sterben will, und immer wettertechnisch auf dem neuesten Stand sein möchte, beiße ich in den sauren Apfel und wähle mich in das hiesige Paymant Net ein (es gibt hier tatsächlich nicht ein einziges freies Netz - eine Seltenheit in Norwegen, bisher). Eigentlich nicht schlimm, denn für rund 5 Euro kann man eine Woche surfen. Bezahlt wird mit Visa, oder Mastercard. Es klappt problemlos und das Netz ist schnell und stabil. Na wenigstens etwas. Das andere wird dann in Kristiansund geklärt. Die sind da kompetenter.

So, und nun sitze ich hier in Kongsvoll, einem Hafen in dem man außer Berichte schreiben, Lesen und Schlafen bei diesem Wetter wahrlich nichts anderes machen kann und tue genau das: Diesen Bericht hier schreiben, und nebenbei noch die Homepages von Schiffergilde und WSV 22, sowie die Seiten der auf Törn befindlichen Gildesegler updaten. Also, wenn man es so nimmt: Hat auch was Gutes, oder wie ich immer zu sagen pflege:

Unter jedem Haufen Sch.. findet sich immer ein Gummibärchen ;-)

Bis die Tage

Nicky & Ralf von der SY Maimiti

17.07.2012

Rörvik/Norwegen
Liebe Daheimgebliebene!

Ja, es geht zurück, das lässt sich nicht bestreiten. Der Himmel weint, oder hüllt sich in Wolken und der Skipper hat schlechte Laune. Eigentlich kein Grund, aber so ist er nun mal…


Wie im letzten Bericht angekündigt, laufen wir am 11.07. Richtung Brönnöysund. Der Strom, der angeblich bei Flut nach Norden und bei Ebbe nach Süden setzen soll, macht mal wieder was er will. Zunächst bremst er uns aus, und nicht nur das, es nieselt ununterbrochen. Allerdings sorgen die vielen Puffins für ein wenig Stimmungsaufhellung, auch wenn sie sich nicht fotografieren lassen wollen. Die Kerlchen sind so scheu, kaum kommt man auch nur annähernd in ihre Nähe, tauchen sie weg.

Schließlich besinnt sich der Strom und beschert uns einen ordentlichen Schub! Da macht das Segeln dann Spaß, auch wenn das Wetter nicht umwerfend ist. Schließlich laufen wir in Brönnöysund ein und machen an der Außenseite der Gästebrücke fast. Zum Glück herrscht nicht viel Verkehr, sonst wäre das ein sehr unruhiger Platz. So stört nur die Schnellfähre, die aber zum Glück recht selten kommt. Und (natürlich) jedes "Mopped-Boot", welches vorbeibrettert.


12.07., wir wollen uns Brönnöysund einmal näher anschauen, um nicht auch diesem Ort eine zu schlechte Note zu verpassen. Auf den ersten Blick sieht es hier schon etwas besser aus, als Sandnessjön. Gleich am Hafen gibt es eine riesige Arcade mit allen möglichen Geschäften, die man braucht, oder auch nicht. Wir schauen mal rein, da ich nicht weiß, ob meine Prepaid Card für den HSDPA Stick noch ausreichend geladen ist. Normalerweise sieht man das ja auf der Homepage des Anbieters, aber dummerweise hat der Anbieter seine Homepage ausschließlich in Norwegisch gestaltet… Das hilft mir nun überhaupt nicht (und ist sicher auch kein Zeichen von Service…). Schließlich gehe ich in einen Telekommunikationsshop und lasse die Karte für 150 NKR aufladen, damit ich sicher sein kann, auch weiterhin immer eine Internetverbindung zu haben - auch wenn kein WiFi vorhanden ist. An den Küstenwetterbericht haben wir uns sehr gewöhnt und viele andere Dienste der norwegischen Meteorologen.

Dann wandern wir noch ein wenig im Ort herum, stellen aber fest, dass auch dieser nicht so ganz das ist, was wir uns so vorgestellt haben… Auch Brönnöysund ist eigentlich nur - das aber hervorragend - zur Versorgung gut, mehr nicht. Das bestätigt uns auch ein älterer Norweger, dem ich beim Anlegen behilflich bin, da er einhand segelt. "Nein, die Städte hier in Norwegen sind nicht schön, ich weiß auch nicht warum…" meint er. Kleine Orte, ja, aber kaum werden es - wenn auch noch so kleine - Städte, dann werden sie unschön. Er muss es wisse… Wir verbringend en Rest des Tages mit lesen und dem aktualisieren von Websites.


Freitag, der 13.07. Eigentlich kein Tag zum Auslaufen, aber wir halten uns nicht dran. Übrigens nicht bewußt: wir habens einfach übersehen. GB Brandes scheint es ähnlich zu gehen, denn wir bekommen eine SMS, dass die "Libra" um 13:00 Uhr den Nordkapfelsen bei strahlendem Sonnenschein gerundet hat. Glückwunsch! Wir senden die entsprechende SMS sofort ab. Manchmal ist ist ja die moderne Technik schon cool. Wir hingegen bewegen uns ja, wie eingangs erwähnt, schon wieder in Gegenrichtung und hoffen, bis nach Rörvik zu kommen. Allerdings sind offensichtlich die "Götter" gegen uns. Zwar segelt es sich recht easy dahin, aber am Horizont sieht es aus als würde sich Nebel vor die der Küste vorgelagerten Inseln schieben und langsam nach Norden auf uns zu kriechen. Aber vielleicht ist es auch nur Dunst - hoff der Skipper, wohl wissend/ahnend, dass dem nicht so ist.

Ja und dann wird es auch recht schnell zur Gewissheit: Nebel! Und plötzlich besteht die Welt aus Zuckerwatte und wir sind mit uns und unserem Schiff alleine auf weiter Flur… Zumindest schaut's so aus. Aber was soll's: Radar an, Positionslaternen an und die Bordfee an den Kartentisch verdammen zu Radarwache, alles eins! Es geht gut und zum Glück bleibt es auch nicht lange so. Aber die 20 sm bis Rörvik schenken wir uns dann doch, da die Wetterlage sehrt nach weiteren Nebelfeldern aussieht und schwenken nach Skei bei Leka ein. Lag ohnehin auf dem Weg und war eine Option, die schon eingeplant war, für Fälle, wie diesen.


14.07., es weht aus mit 6 bis 7 Bft., aus SW. Ich bin am Überlegen, ob es sich hier um einen Düseneffekt handeln könnte, denn gar so viel war eigentlich nicht angesagt. Aber egal, unter solchen Umständen bleiben wir im Hafen. Zu lesen ist noch genug an Bord (hätte wohl für die doppelte Reisezeit gereicht ;-)) und so machen wir es uns gemütlich.


15.07., Auch heute SW 5 bis 6 Bft. Wer nach Norden will, hat's heute gut. Das Wetter ist recht gut, der Wind schiebt, aber nur um die 20 sm bis Rörvik zu machen, den ganzen Tag gegen segeln, dazu haben wir keine Lust. Zumal wir dann dort hängen, denn die Vorhersage für die Überquerung der Folla ist noch nicht so günstig, wie wir es haben möchten. Das wird wohl erst am Dienstag oder Mittwoch was. Also bleiben. Wir haben Skei lieben gelernt ;-) Der Skipper beobachtet noch zwei Adler auf der kleinen vorgelagerten Insel. Sie lassen sich von den vielen Seevögeln, von denen sie attackiert werden, nicht stören. Leider sind sie zu weit zum Fortografieren entfernt. Aber das Beobachten im Fernglas ist auch schon eine Freude. Vor allem, als einer dieser herrlichen Vögle dann schließlich abhebt und mit langsamem, majestätischem Flügelschlag über See davonfliegt.


16.07., Montag. Also, das Wetter ist zum Mäuse melken. SW, SW, SW und kein Ende! Dazu immer wieder Schauerböen und ein Himmel, der einen ins Bett zurück treibt. Aber irgendwie hat der Skipper "Hummeln" und muss sich bewegen. Also meldet er sich freiwillig zum Einkaufen. Gesagt getan: Regenjacke an, Fahrrad beim Hafenbüro geborgt - Sehr praktisch: Dort stehen diverse Räder herum. Man nimmt sich einfach eins und bezahlt es zusammen mit seiner Hafengebühr, die hier, wie sonst auch überall, einfach in einen Umschlag gesteckt und dann in einen Metallkasten geworfen wird - und los geht's. Schon nach wenigen hundert Metern bin ich kurz davor die Ambulanz zu rufen! Bin ich so eine schlappe Nuss geworden in der kurzen Zeit? Nein, des ist wirkliche eine heftige, wenn auch kurze Steigung. Eine Radfahrerin auf gleichem Weg schnauft mindestens genauso - und ist auch genauso langsam.

Ich schaff es dann auch zum Supermarkt und bin ganz froh, dass ich meinen Einkauf nicht zurück schleppen muss. Außerdem geht's zurück fast nur bergab. Cool!

Am Abend gibt's am Hafen noch ein Hafenfest mit Life Musik und Grillen. Das scheint so eine Art Ferienveranstaltung zu sein, denn es hängen Hinweise auf weitere Events überall aus. Wir gehen auch hin. Die Musik ist ruhig aber ganz passabel. Die beiden Jungs, die hier musizieren, verstehen ihr Handwerk. Kein Vergleich zu den "Dorfmusikanten" von Christiansö vor einigen Jahren, die es tatsächlich schafften, aus nahezu jedem Stück eine Polka zu zaubern.

Morgen geht es weiter, hoffentlich…


17.07. Das Wetter sieht schon wieder nicht berühmt aus. Wir sind unschlüssig und gehen zunächst von BLEIBEN aus. Aber sowohl der Skipper, als auch die Bordfee haben unabhängig voneinander, "Reisefieber". Und so mault der Skipper auch nicht, als ihn die Bordfee bei offensichtlich zwar abnehmendem Wind, aber eindeutig zunehmender Regenwahrscheinlichkeit in die Kombi treibt… Wir legen ab. Die "Swantje", eine deutsche 29 Fuß Yacht eines Einhandseglers, mit dem wir am Vortag noch ein Schwätzchen hatten, ist schon los. Wir treffen sie draußen und der Skipper versucht zu segeln. Naja, das sieht ja auch gut aus und er macht auch gut Fahrt, nur leider kommt er nicht so recht voran, denn er muss alles aufkreuzen. Nee, dazu fehlt mir dann doch die Lust und das große, eiserne Bukh-Segel muss ziehen. Tut's auch gut und schnell ist der Segler außer Sicht… was auch daran liegt, dass es anfängt zu regnen. Eine Regenbö jagt ab da die nächste und hin und wieder wird die Sicht so schlecht, wie bei leichtem Nebel. Aber es geht trotzdem ganz gut obwohl und Gegenstrom zeitweilig auf 4,7 kn herunterbremst, wo wir gem. Drehzahl eigentlich locker 6 kn laufen müssten.

Zwischen den Regenschauern sehe ich zweimal große Seeadler auf den vorgelagerten Schären seewärts. Hir gibt es offensichtlich viele von ihnen. Dann erreichen wir Rörvik. Es sieht auch heute nicht viel "spannender" aus, als beim letzten Mal. Diesmal gehen wir tiefer in den Hafen hinein. Das Angebot an Liegeplätzen ist für Boote wie unseres nicht unbedingt üppig. Für "Mopped-Boote" hingegen, gibt's hier jede Menge Boxen. Wir gehen an die Außenseite einer Box am Kopfsteg. Ein freundlicher Norweger hilft beim Festmachen, da der Steg doch eine recht wackelige Angelegenheit ist.

So, und da sitze ich nun und schreibe diesen Bericht. Das muss ich auch, denn es gibt hier wenigstens ein hervorragendes Netz: Schnell und stabil. Also kann ich auch Bilder hochladen. Morgen wollen wir, so die Vorhersage Bestand hat, die Folla in Angriff nehmen und wenn möglich in einem Zug hinter uns bringen. Schaun mer mal.

Drückt uns die Daumen! Liebe Grüße senden

Nicky & Ralf von der Maimiti

11.07.2012

Sandnessjön/Norwegen
Liebe Daheimgebliebene!

Es geht zurück! Ja, es ist schon wieder soweit und meine Begeisterung für diese Richtung hält sich auch - vorsichtig ausgedrückt - in Grenzen. Aber schaut selbst:


07.07., Schiet-Tag! Nicht, weil das Wetter so schlecht ist, sondern, weil ich diesen traumhaften Platz verlassen muss! Man weiß ja nie, was auf einen zukommt, und was man hat, hat man. Und dieser Platz hier war wirklich ein kleines Paradies auf Erden. Auf jeden Fall ist das Wetter schön, die Luft klar, die Sonne scheint und eine gaaaanz leichte Brise ist zu spüren, reicht aber nicht, die Segel zu setzen.

Wir motoren den Hollandfjorden entlang und genießen noch einmal den Anblick der Gletscherzunge. Schließlich setzen wir bei leicht zunehmendem Wind erst einmal die Genua. Auf dem Weg hierher sind wir an zwei Bergeinschnitten vorbeigekommen, die aussehen, als hätte ein Riese ein Stück herausgebissen, und zwischen denen es mächtig geblasen hatte, obwohl es ansonsten recht moderat war. Also: Düseneffekt. Der ist auch heute zuverlässig und kaum im Bereich des "Bisses" da gibt's plötzlich weiße Kämme und Maimiti legt sich über und gibt Gas…

Schließlich kommen wir ganz aus der "Deckung" der Berge heraus, haben aber zum Glück schon südlichen Kurs, denn nun stellt sich heraus, dass da nicht nur ein Düseneffekt im Spiel war. Alles voller weißer Kämme und es bläst. Maimiti macht mächtig Fahrt, und: Bugwelle. Kein Fitzelchen Tuch zu viel! Aber Spaß machen tut's! Strahlen blauer Himmel, weiße Kämme überall, Rauschefahrt, ein Panorama wie im Urlaubsprospekt: Traumhaft! Die Bordfee will auch gleich ans Rad. Klar, jetzt macht's richtig Spaß. "Eigentlich können wir doch gleich weitersegeln!" kommt denn auch prompt. Nur der Hinweis, dass das noch über 50 sm sind, überzeugt die Bordfee davon, doch Klokkergarden, unser eigentliches Ziel, anzusteuern. Inzwischen machen wir in Böen 7,4 kn! Der Anemometerwert abzüglich Fahrt ergibt immer noch gute durchstehende 25 bis 30 kn Wind.

So laufen wir Klokkergarden an. Allerdings nicht ganz ohne Probleme. Unsere Handbuch, nach dem ich den Hafen ins Naviprogramm eingegeben und in die Seekarte eingetragen hatte (ist ja kein Hafen in dem Sinne, sondern der Anleger eines Restaurants) befindet sich nicht da, wo er sein sollte! Also, anderes Buch befragen, den dortigen Wert eingeben, und siehste: Wir landen genau eine Bucht weiter. Also wieder raus!

Als wir uns dem Schwimmsteg, der schon recht voll ist, nähern, hauen uns Fallböen vom Rödölöva um die Ohren, dass es nur so rappelt. Und dabei anlegen?! Ein freundlicher Norweger winkt uns ran. Der Platz, den er uns zeigt, sieht allerdings eher nach einparken, denn nach Anlegen aus. Und das bei dem Wind! Offensichtlich sind die hier alle nur noch Anlegen mit Bugstrahlruder gewöhnt und können sich gar nicht vorstellen, dass einer sowas nicht hat! Ums kurz zu machen: Es ist sehr knapp und nur mit sehr entschlossenem Gasgeben und wieder voll Zurück klappt das Manöver dann auch auf Anhieb. Aber erwähnt werden muss auch das helfende Händchen des Norwegers.

Wir machen Maimiti jedenfalls gut fest, denn es pfeift und rappelt ordentlich. Nachdem wir so viel über das hiesige Restaurant gelesen haben, müssen wir es natürlich auch besuchen. Klokkergarden war eine alte, völlig verfallene Farm, die die jetztigen Besitzer gekauft und sehr, sehr liebevoll wieder zu einer Mischung aus Museeum und Restaurant wieder aufgebaut haben. Scheint ein echt angesagter Ort zu sein, denn viele Leute kommen nur zum Essen mit ihren Booten her. Wir schauen uns ein bisschen die Räume an, die liebevoll "antiquarisch" wieder hergerichtet wurden und Essen dann hervorragend. Danach geht's an Bord. Dort staunen wir immer wieder, wenn die Nadel des Anemo in den Fallböen hochschnellt: Häufig bis 8 Bft., hin und wieder bis auf 9 und zweimal bis auf gute 10! Da zittert das Schiff bis zum Kiel hinunter. War wohl gut, nicht weiter zu segeln. Man sieht vom Steg aus, wie das Wasser in der Durchfahrt (dort keine Fallböen) ebenfalls mächtig ins Kochen geraten ist, und alles, was an Booten reinkommt, macht deutlich Lage - egal ob "Mopped-Boot" oder Segler (die natürlich mehr).

Auch ein sehr großes Motorboot kommt herein. Typ: Millionärsyacht. So fährt er auch. Gut, ist schwierig so einen Klops bei dem Wind an den Steg zu bringen, aber wenn er denn schon liegt und fest ist, kann man das Bug-und Heckstrahlruder (ja, er hat beides) doch ausmachen, oder? Nö! Der nicht. Soll'n ruhig mal alle mitkriegen, was er so an Technik hat. Der Skipper hält lieber erst mal ein Schwätzchen von "erhöhter" Position aus mit einem Anlegehelfer am Steg. Und die Dinger brummen volles Rohr weiter! Als er sie dann endlich abschaltet, und von mir dafür laut klatschend Applaus bekommt, schaut er mich nur verständnislos an… Aber damit nicht genug. Das "Schiffchen könnte ja auch ein wenig Schräglage bekommen und die Sekt - sorry - Champagnergläser könnten auf dem Tisch verrutschen. Also werden zwei Festmacher möglichst weit oben angebracht und dann quer über den Schwimmsteg gespannt, damit auch alle anderen Anlieger darüber klettern müssen und so auch was davon haben. Sowas Rücksichtsloses hab ich noch nicht gesehen. Oder doch einfachn nur dämlich!?


Der 08.07. empfängt uns wieder mit dem schon gewohnten Jaulen im Rigg. Es ist nicht weniger geworden. Also bleiben wir. Aber wenigstens ist das Wetter absolut top. Wieder ein Strahlend blauer Himmel, dunkelblaues Wasser, was will man mehr.

Wir gehen "spazieren". Und wenn man mit der Bordfee spazieren geht, sollte man das so ähnlich verstehen, wie die Bezeichnung "Wanderweg" bei den Norwegern: Also gleich die schweren Bergsteigerstiefel anziehen, egal wie das Ziel heißt! So landen wir denn auch wieder prompt auf einem zunächst sehr schönen Weg, gesäumt von Wiesenblumen… Und dann geht's bergauf! Diesmal verkneifen wir uns allerdings den Gipfel, denn da oben bläst es doch ganz erheblich. Etwas tiefer macht die Bordfee halt und von der Aussicht her reicht das auch. Es ist ein traumhafter Anblick. Nicht zu beschreiben, nur schön!

Der Abstieg wird zunächst etwas schwieriger, als der Aufstieg, aber dann geht's. Morgen wird's wieder Muskelkater geben ohne Ende.

Es bläst und bläst. Die Seerettung bringt ein Motorboot herein, welches offensichtlich Maschinenprobleme hat, dann kommen noch diverse Boote: alle schieben Lage unter bloßen Masten. Interessant zuzuschauen. Mal sehen, wie es morgen wird. Die Bordfee drängelt schon ein bisschen. Gut, rein rechnerisch liegen wir prima in der Zeit, aber sie hat insofern recht: Was, wenn wir wieder so eine "Festliegeperiode" haben, wie auf dem Weg nach Norden?


09.07. Weiterfahren? Der Skipper hat absolut keine Lust. Rückwege sind für mich immer etwas absolut grausames. Ich hasse sie und würde am liebsten so lange weiter und weiter fahren, bis ich automatisch wieder am Anfang ankomme! Geht ja auch eigentlich nicht anders: Die Welt ist doch rund, oder?!

Wir einigen uns darauf, heute noch zu bleiben, einzukaufen und einen "Marschplan" für den Rückweg zu machen. Der Weg zum einkaufen ist eine Autostraße, insofern also kein "norwegischer Wanderweg". Schon mal gut. An der nächsten Bucht, die eher der Berufsfischerei vorbehalten zu sein scheint, stellen wir einen deutlichen, um nicht zu sagen extremen, Fischgeruch fest. Also wir haben geduscht…! Je näher wir einem riesigen Zelt, um nicht zu sagen, plastikbespannter Halle kommen, desto intensiver wird's. Ja und dann finden wir auch des Rätsels Lösung: Die Halle ist offen und drinnen türmt sich: Stockfisch!!!

Nachdem wir das dann auch geklärt hatten, ging's weiter zum Einkaufen. So groß der "Supermarkt" von außen auch aussieht, so klein und relativ schlecht sortiert ist er innen. Aber was soll's. Wir bekommen - fast - alles, was wir wollen. Dann dackeln wir zurück zum Schiff und genehmigen uns noch einen Kaffee im Klokkergarden.

Bei der Gelegenheit frage ich nochmals nach (schon mal erfolglos probiert), warum das WiFi, welches angeblich hier kostenlos zur Verfügung stehen soll, nicht funktioniert. Antwort: "Geht doch alles" Ich gehe frustriert an Bord! Aber man gibt ja so schnell nicht auf. Und dann finde ich schließlich des Pudels- oder des WiFis Kern: Bei mir ist der Country Code auf US eingestellt, was auch überall funktioniert hatte, weil offensichtlich auch die Accespoints so eingestellt warten. Hier nicht! Hier ist als Country Code Norway der richtige. Und plötzlich geht's ganz problemlos und sehr gut und stabil - und kostenlos!


10.07. Ja, es scheint doch so zu sein, dass wir weiterkommen. Legen ab und passieren eine der "Iron Pearches", mit welchen hier die Untiefen bezeichnet sind. Da sehe ich, und traue meinen Augen kaum, zwei Seeadler, die sich nicht einig werden können, wer von ihnen nun den Sitzplatz auf eben dieser Stange beanspruchen darf. Einer schafft es schließlich, während der andere um die Stange herum dicht über dem Wasser kreist. Der Skipper ist hin und wech: Gang raus, Ruder hart backbord, kleine Fahrt auf die Stange zu und die Bordfee mit Kamera aufs Vorschiff jagen sind alles eins! Na gut, so nahe, wie ich es gerne gehabt hätte, lassen uns die Kameraden dann doch nicht ran, aber ein "beweiskräftiges" Foto von einem dieser majestätischen Vögel erwischen wir doch.

Dann geht's weiter. Leider spielt der Strom nicht so mit, wie es die Bücher sagen: Nämlich bei auflaufendem Wasser nach Nord, bei ablaufendem nach Süd. Wir haben ablaufendes Wasser, aber der Strom setzt uns entgegen… Ja, und weil das ja auch nicht reicht, setzt auch noch Nieselregen ein. Die Wolken hängen sehr, sehr tief und die Berge sind "dann mal wech". Wir sehen viele Puffins, aber das mit dem Fotografieren versuchen wir inzwischen erst gar nicht mehr. Die Kerlchen sind viel zu scheu, als dass sie lange genug auf dem Wasser schwimmen, bis man ein Foto hat. Daher wollte der Skipper eigentlich auch noch nach Lovund, da es dort eine der weltgrößten Puffin Kolonien geben soll, aber die Vernunft der Bordfee bezüglich unseres Zeitplanes hat diesem Ansinnen einen Riegel vorgeschoben… (grummel...)

Wir laufen schließlich in Sandnessjön ein. Sorry, vielleicht tue ich diesem Ort ja unrecht, aber es ist ein, wie ich finde, hässlicher Hafen. Nach all dem Schönen, was wir bisher gesehen haben, hätte ich am liebsten sofort wieder abgedreht und mir einen netten Ankerplatz gesucht. Aber wir brauchen Frischware und hier ist direkt am Hafen ein wirklich großer Supermarkt. Der Weg dorthin ist auch ein Erfolg. Aber alles andere…

Das Netz hier ist natürlich nicht frei, sondern soll für 24 Stunden mit 80 (!) Kronen gebucht werden (die haben sie doch nicht mehr alle!), und auch die "Kassierer von der Stadt" sind hier tätig und dackeln die Boote ab, um ja auch keinen "entkommen" zu lassen und kassieren die Hafengebühr… Nein, eine Nacht hier bleiben, aber dann nix wie weg! Der Hafen ist ungepflegt, laut, unruhig und einfach kein Ort, den zumindest ich mir für einen Urlaubstörn wünsche. Aber wie gesagt: Vielleicht hat er ja versteckte, schöne Seiten, die ich übersehen habe….


11.07. Wir schlafen ausgiebig aus. Was soll man auch anderes machen, wenn es draußen Dauerregnet? Aber der Wetterbericht - zum Glück hatte eich den HSDPA Stick in Kristiansund bestückt - übers Internet verspricht gegen Mittag Aufheiterung. Na denn schaun mer mal…

Also: Es heitert nicht auf, hört aber auf zu regnen. Die Wolken hängen tief, so tief, tiefer geht's nur noch, wenn man sie in Nebel umtauft. Aber dieser Hafen, nee! Wir legen ab. Unser nächstes Ziel soll Broennoeysund sein. Auf dem Weg nach Norden sind wir da nur durchgekommen. Nun soll ein Stop eingelegt werden. Mal sehen, ob es da besser ist. Na denn, wir legen ab!

Liebe Grüße senden

Nicky & Ralf von der Maimiti

06.07.2012

Engen (Svartisengletscher-Hollandfjorden)/Norwegen
Liebe Daheimgebliebene!

Da sind wir wieder! Und voll der Eindrücke! Auch wenn der derzeitige Liegeplatz für uns den Wendepunkt bedeutet, so ist es doch ein würdiger Wendepunkt: Der Svartisen Gletscher!

Aber ich greife vor:


Der 02.07. ist wenig dazu angetan, die Welt wandernd zu entdecken: Es schüttet. Die Berge sind mal eben "wech", da sich die Wolken bis fast aufs Wasser herunter wagen und sogar unsere Grillhütte ist verschwunden. Dazu bläst es ganz ordentlich, so dass die Wanten schon Musik machen. Aber wen stört das?! Bleiben wir halt.

Wir machen uns einen gemütlichen Tag mit Lesen und dem Aufarbeiten von Berichten und Fotos. Muss ja auch mal sein und macht bei Sonne ganz und gar keinen Spaß. Ganz im Gegenteil zu Schietwetter: Da macht's es richtig Laune!

Wir diskutieren außerdem das weitere Vorgehen: Ja, die Bordfee hat Recht. Die alte 1/3 zu 2/3 Regel haben wir schon verletzt, die uns auf der Ostsee immer rechtzeitig nach Hause brachte. 1/3 Weg für die Hinfahrt, 2/3 Weg für die Rückfahrt. "Das ist auf der Ostsee ja auch in Ordnung", entgegnet der Skipper, "denn da hat man es im Sommer ja meist mit SW Wind zu tun, gegen den man auf dem Heimweg an muss. Aber hier?! Bisher hatten wir fast nur N-liche Winde, auf der Anreise rund 14 Tage Liegezeit, eben wegen dieses N Windes, also sollte doch der Rückweg schneller gehen…" Heißt: Wir können weiter nach N…. Die Bordfee lässt sich nicht erweichen!

Doch schließlich mache ich ihr den Svartisen Gletscher schmackhaft. Ist ja eigentlich ganz in der Nähe und den muss man gesehen haben…


Und so kommt es denn, dass wir am 03.07. bei deutlich besserem Wetter, als am Vortag, Richtung Hollandsfjorden aufbrechen. Da das Wetter so miesepetrig war, als wir unsere "Polarkreis-Querung" machten, wird's heute bei leidlich Sonnenschein nochmal gemacht. Also: nahe ran, ans Inselchen Vikingen, und Feuer frei aus allen Objektiven ;-) Diesmal wird auch der Skipper abgelichtet, damit später keiner denkt, nur die Bordfee wäre hier gewesen. Dann geht's weiter. Maschine aus, Segel hoch, die Windrichtung ist zwar mal wieder N, aber es ist ausreichend Platz zum Kreuzen und der erste Schlag wird lang.

Je näher wir unserem Ziel kommen, desto beeindruckender werden die Berge. Ja, ich weiß: Davon schwärme ich schon die ganze Zeit. Aber es ist tatsächlich so, dass dieses Land, je weiter man nach Norden kommt, immer noch eine Steigerungsmöglichkeit besitzt.

Und dann kommt der erste Blick auf den Gletscher! Zugegeben: Ich habe noch nie einen in Natura gesehen. So ist es auch sicher nicht verwunderlich, dass ich die riesige Eisfläche auf den Bergen zunächst nicht so recht einordnen kann und mir nicht sicher bin, ob es sich nicht doch um Wolken handelt, die sich da langsam über die Berge schieben.

Aber wozu hat der Skipper ein Fernglas? Nach vielem Schauen und Rätseln, lichten sich dann doch die tatsächlich ebenfalls vorhandenen Wolken ein wenig und geben des Rätsels Lösung frei: Ja, es ist unglaublich, aber das da oben ist alles Eis; und noch viel höher als die Berge! Je näher wir kommen, desto besser kann man dann auch Strukturen an der Abbruchkannte erkennen und die Kamera kommt aus dem clicken nicht mehr raus.

Schließlich schwenken wir in den Hollandsfjorden ein. Die riesige Oberleitung, die sich quer darüber spannt, macht uns unsicher. Passen wir da durch? Wir checken unsere Reiseliteratur, aber entweder, ist die Leitung neu - kann aber nicht, denn sie ist in der Karte ja schon verzeichnet - oder so hoch, dass sie bedeutungslos ist… Jedenfalls finden wir keine Höhenangaben und so gehen die Segel runter und die Maschine an. Wwir tasten uns langsam näher. Es ist ja für zwei solche Blindfische wie uns, die im Restaurant regelmäßig die Brille über den Tisch reichen, um die Speisekarte zu lesen (denn einer hat seine Brille immer vergessen…) schon nicht so einfach, die Höhe abzuschätzen. Schon gar nicht in einer Umgebung, in der alles so riesig ist, dass man mit den Dimensionen ohnehin nicht mehr optisch schritthalten kann. Schließlich entdeckt der Skipper weit, weit wech am Ufer ein Schild (und da sieht man dann, was ich mit Dimensionen meine, denn wir wähnten uns schon dicht am Ufer…) auf dem man mit viel Mühe und Fernglas die Angabe 65 m (!) erkennen kann. Na dann…

Motorhebel auf AK und auf zum Gletscher!

Und dann der Anblick: Wir kommen quasi ums Eck und sehen vor uns die Gletscherzunge des Scvartisen Gletschers! Ein unbeschreiblicher Anblick.

Schließlich legen wir an einem langen Schwimmsteg im Angesicht des Gletschers an. Kurz wird überlegt, ob wir uns noch auf den Weg machen sollen, denn die Bücher sprechen von einem "gemütlichen Spaziergang" von einer Stunde zum Gletscher… Ich trau dem Frieden nicht, denn inzwischen haben wir ja unsere Erfahrungen mit gemütlichen, norwegischen Wanderwegen. Allerdings ist das Wetter inzwischen richtig schön geworden. Und was, wenn's morgen regnet…? Wir checken den Wetterbericht (WiFi gibt's hier nicht, aber zum Glück hab ich ja noch den UMTS/HSDPA Stick) und der verspricht für den nächsten Tag Top Wetter. Also, erst mal verdauen, was wir erlebt haben, und dann ab in die Koje und mental auf Morgen vorbereiten.


Der 04.07. empfängt uns mit einem grandiosen Anblick: Strahlend blauer Himmel, kein Wind, spiegelglattes Wasser und ein Gebirgspanorama, für das jeder PR Mensch, der die Alpen verhökern will, tief in die Tasche greifen würde. Und mittendrin: Der Gletscher.

Uns hält nix mehr! Wanderschuhe an, Seil eingepackt (ja, seit der "Ravnenipa"-Besteigung in Hardbakke habe ich immer eins dabei!), Kamera, Wurscht und Cola und: Ein Glas und einen Flachmann mit dem Lieblingslikörchen der Bordfee! Aber dazu später mehr…

So, und dann geht es auf den "gemütlichen" Spaziergang. Das ist er auch. Die Landschaft im Fjord wird immer zauberhafter. Der Birkenwald bedeckt, unterbrochen von blühenden Wiesen, den ganzen Talgrund. Überall hört man Bäche und Wasserfälle rauschen. Es ist traumhaft. Der Weg führt bis zum Ende des Fjordes und dann weiter bis zu einem Restaurant. Dort hat man für die ermüdeten Touris schon mal zwei Hängematten zwischen den Birken gespannt, die wir natürlich auch prompt testen und für gut befinden. Aber wir wollen ja weiter.

Direkt hinter dem Restaurant liegt der Gletschersee. Er ist nicht ganz klar und hat eine milchig blaue Farbe, was von den Sedimenten kommt, die das Gletscherwasser aus den Bergen mitbringt. Der Weg wird nun schon "norwegischer!" Ein Stück geht 's noch tatsächlich einen Weg entlang, dann nur noch über Fels, immer der, mit Eisentangen aufgespannten, Kette nach. Man muss schon mal über einen kleinen Bach steigen oder den einen oder anderen "größeren Schritt" machen: Dann ist Sense! Ein Schild - wohlweißlich in Rot - weist einen auf die diversen Gefahren hin, die mit dem Weitergehen verbunden sind: Der Himmel kann einem auf den Kopf fallen, es gibt Gletscherspalten, und, und, und … Der "Weg" hört damit dann auch hier auf.

Allerdings, wer glaubt, er sei nun am Gletscher und könne am Eis schleckern, der irrt gewaltig! Es reicht sicherlich für ein Foto fürs Familienalbum, damit man "Tante Käthe und Onkel Willi" beweisen kann: Ich war hier! Aber mehr auch nicht.

Wir wollen mehr!

Also weiter. Wir folgen den weißen, auf die Felsen gemalten Pfeilen, doch irgendwann hören auch die auf. Nun helfen nur noch die rücksichtsvollerweise von vor uns hier entlang wandernden anderen Irren aufgestellten Steintürmchen als Wegweiser: Klar, wo ein Türmchen steht, da war schon einer, also kann's nicht falsch sein. Wir kraxeln weiter. Irgendwann verfransen wir uns auch mal; dann wird ein anderer Weg genommen. Und dann ist es geschafft: Wir stehen vor der Gletscherzunge (unsere hängt uns inzwischen aus dem Hals; aber es geht gerade noch). Schnell wird alles für die "Zeremonie" klargemacht: Gletschereis hacken, ins mitgebrachte Glas füllen und dann dat Likörchen aus dem Flachmann drüber. Und dann…. Ein genussvoller Schluck für die Bordfee und den Skipper. Natürlich vor laufender Kamera! Sonst glaubt dat ja wieder keiner…

Danach klettern wir dann noch hinunter an den Ursprung des Wasserfalls, der den Gletschersee speist. Das Wasser kommt unter dem Gletscher hervor. Quasi aus einer Eishöhle. Offensichtlich haben hier viele Leute schon ein Steintürmchen gebaut, um zu dokumentieren: Ich war hier! Und so baut auch die Bordfee ihr Türmchen!

Dann geht's zum Abstieg. Der wird etwas spannender als der Aufstieg, denn der Skipper - jetzt Bergführer i.V. (ist ja kein anderer da…) - hat einen anderen Weg gewählt. Anspruchsvoller? Ja! Aber auch deutlich schneller. Dafür muss hin und wieder die "Hosenbodengleittechnik" angewandt werden. An manchen Stellen - wir steigen durch eine vom Wasser geschaffene Minischlucht ab - muss die Bordfee ihre "Tombraider"-Erfahrungen einbringen und sich á la Lara Croft mit dem Rücken am Fels, Füße gegenüberliegende Wand, langsam abwärts arbeiten.

Wieder im Tal kehren wir noch auf einen Kaffee ins inzwischen geöffnete Restaurant ein. Nun kommen auch die, täglich mit Booten hierher verfrachteten, Touristen an. Gut, dass wir so früh losgegangen sind. Es sind nicht viele. Aber allein war's eben am schönsten.

Uns tun die Füße weh und so wollen wir zurück zu Maimiti. Aber der Weg ist einfach zu schön, und als wir den Wegweiser erreichen, der uns zum Gletscher führte, reitet uns wer weiß was, und wir schwenken noch mal in eine andere Richtung. Beim Anblick des verzauberten Waldes durch den wir dann kommen, vergisst man schnell die Füße und dass einem das Kreuz weh tut. Es ist ein verzauberter Birkenwald. Überall Moose in allen Schattierungen. Vögel, die ich noch nie gesehen habe, und eine unglaubliche Ruhe. Überall kleine Wasserläufe, die von den umliegenden Hängen kommen. Es ist unbeschreiblich. Wir haben den zweiten Weg, der zum Gletscher führt, gefunden. Er ist viel, viel schöner, aber eben "not Touri like" (zum Glück! Sonst wäre er jetzt wahrscheinlich nicht mehr so schön). Auch die Bordfee ist völlig verzaubert und hat ein ganz glückliches Gesicht. Man wartet nur darauf jeden Moment dem "letzten Einhorn" zu begegnen (zumal wir mehrmals eine recht ansehnliche Hinterlassenschaft davon entdeckt zu haben meinen; ums es vorweg zu nehmen: es war doch nur Kuhschei...). Schließlich machen wir uns auf den Weg zurück zum Schiff, wobei wir noch einen Abstecher an den reißenden Bach machen, über den sich der Gletschersee in den Fjord entleert.

Heute werden wir sicherlich sehr, sehr gut schlafen.


Der 05.07. empfängt uns abermals mit "Kaiserwetter". Da wir uns am Wendepunkt befinden, nichts, und niemand uns zurzeit treibt, beschließen wir, bei diesem herrlichen Wetter vor diesem grandiosen Panorama noch einen Tag einfach nur mit Faulenzen und Träumen zu verbringen.

Der Skipper legt sich in die Sonne, nachdem er seine Angel (schon eingestaubt in den letzten zwei Jahren) klar gemacht und - zugegeben etwas lustlos - über Bord gehängt hat. Die Bordfee tut es ihm gleich, allerdings backt sie zur Feier des Tages wieder ein Brot! Das ist auch gut so. Würde ich einen Fisch fangen (keine Angst, es hat keiner angebissen), müsste ich ihn umbringen! Brot braucht man nicht umbringen, und schmecken tut's, frisch aus dem Ofen (will sagen Pfanne) mit dick Butter, auch!

Am Steg sind wir inzwischen International geworden. Die "Sybelline" auf Kanada, die wir schon in Kongsvoll trafen liegt am Steg, dann kommt noch David, "unser" Australier mit der "Sahula", dem, wir in Bud und Kristiansund begegneten, sowie noch ein Engländerpärchen mit der "upshot". Bis auf die Kanadier, alles "Blechboote" ;-) David hat eine interessante Idee für seine Windfahnensteuerung: Statt sich einen elektrischen Autopiloten für die Radsteuerung zu kaufen hat er einfach eine relativ einfache, nicht so leistungsstarke elektronische Pinnensteuerung mit einer gekappten Windfahne verbunden! Genial! So braucht er nur eine recht schwache Anlage (und damit preisgünstig) weil, wie eben das Prinzip der Windfahnensteuerung nun mal ist, die Kraft zum Ruderlegen ja vom Wasser erzeugt wird.

Dann erregt noch die Flagge am Heck einer Riesenyacht die Aufmerksamkeit der Bordfee: Nicht nur die Form der norwegischen Flagge, sondern auch noch das eingenähte Symbol der Königskrone darin! Wer das wohl sein mag?? Der Skipper mutiert zum Detektiv und nimmt kurz seine Nachforschungen im Internet auf. Es ist schon erstaunlich (erschreckend…?!) wie schnell man da fündig wird. Andererseits: Wer sich im Netz nicht outet, der wird auch nicht gefunden. Ganz einfach. Ich habe jedenfalls nach wenigen Minuten nur anhand des Bootsnamens nicht nur die MMSI, das VHF Rufzeichen und den Heimathafen des Schiffes, sondern auch seine Daten (15m lang, 4 m breit, Typ: Farr 50) sondern auch den Namen des Eigners, dass er sein Geld mit Immobilien "verdient", und weiß dass die Familie im Königlich Norwegischen Yachtclub von Oslo insgesamt 3 Schiffe hat, wobei wir hier das größte vor uns haben! Oops!

Ach ja und die Form der Flagge: Es ist die norwegische Seeflagge, die am Ende 3 Zacken hat und nicht in einer glatten Kannte ausläuft, wie die Nationale.

So, wir werten noch unsere Fotos aus und stellen fest, dass es sehr, sehr schwierig wird, hier eine Auswahl für die Homepage zu treffen. Da wir kein WiFi haben, und nur auf unseren UMTS Stick zurückgreifen können, will ich nicht riskieren, den Kredit aufzubrauchen. Ich kann ja hier die Prepaidcard nicht aufladen und hätte somit keinen Wetterbericht für die Küste mehr. Schaun mer mal…

Morgen soll das Wetter nicht berauschend werden. Dann geht's zurück.


Ja! Und da sitze ich also am 06.07. im Salon und tippe, statt mich auf den Rückweg zu begeben. Warum? Ganz einfach: zum einen regnet es draußen "junge Hunde" und zum anderen ist die Fjordausfahrt mit einer dicken Nebelbank versperrt. Vom Gletscher ist nur noch die "Zunge" zu sehen. Allerdings mit einer Farbänderung. Das Eis ist eher türkis bis grünblau. Das gab diesem Gletscher übrigens auch seinen Namen: Svartisen -> Svart Isen -> Schwarzes Eis. Der Name ist irreführend, denn schwarz, wie gesagt, ist es nicht. Aber diese heute zu tage tretende Färbung gab dem Gletscher eben seinen Namen.

Wir werfen die Heizung an und bedauern die Leute, die mit einem großen Boot zum Gletscherbesuch angekarrt werden. Arme Schweine! Strömender Regen, Kalt und dann auch noch ein kaum sichtbarer Gletscher. An die Gletscherzunge Heranklettern, so wie wir, kann man heute völlig vergessen, denn trocken muss es dazu schon sein. Sonst gibt's auf den rundgeschliffenen Felsen kein Halten.

Ob wir heute Noch weiterfahren? Keine Ahnung! Es ist schon 1400 Uhr, regnet noch immer - aber es soll zum Abend aufklaren. Ich denke, alle Zeichen stehen auf "slow motion" - wir bleiben!

Eines ist jedenfalls nach diesem Besuch hier sicher: Nächstes Jahr geht's wieder los und möglichst noch weiter, und weiter, und…………

Nicky & Ralf vom Traumschiff Maimiti ;-)

01.07.2012

Tonnes (Polarkreis)/Norwegen
Liebe Daheimgebliebene!

Es ist vollbracht! Wir haben den Polarkreis erreicht! Nachdem der Skipper sich in sein "Schicksal fügen musste" beim ersten Anlauf das Nordkap nicht zu schaffen, sollte es doch wenigstens diese "Murmel" sein, und gestern abend war es dann endlich soweit. Aber lest selbst:


27.06. Heute wollen wir weiter. Nachdem wir Leka verlassen haben, heißt es wieder: Kreuzen. Der Wind kommt von da her, wo er schon fast den ganzen Törn, seit wir Norwegen erreicht haben, herkommt: aus N. Das Panorama entschädigt jedoch dafür. Als wir durch Brönnöysund fahren, beginnt unser GPS zu spinnen. Die Anzeige springt hin und her und setzt uns mehrmals auf Land. Erst nach mehrmaligem Reset und Neustart läuft es stabil weiter.

Das Wetter ist einigermaßen und so erreichen wir nach einem langen Segeltag mit unvergesslichen Eindrücken den kleinen Fährhafen von Tjötta. Die "Iron Pearches" im Hafen sollte man unbedingt beachten, denn wie flach der innere Hafen ist, sieht man dann bei Ebbe. Wir machen am Gästesteg fest - ein Schwimmsteg, also kein Problem mit der Tide, und beschließen den Tag.


28.06. Das Wetter ist schön - der Hafen wirkt bei Sonne gleich noch freundlicher. Tjötta hat einen kleinen Segel-oder besser, Bootsclub. Das Haus ist ein hübsches Holzhaus, mit Dusche, Waschmaschine, Trockner und einem Aufenthaltsraum, der keine Wünsche offen lässt: Kleine Küche, Radio, Heizung und ein kleiner Balkon mit Aussicht auf den Hafen. Und das kann jeder Gast nutzen. Bezahlt wird das, was man in Anspruch genommen hat, und was das kostet, steht auf einem Zettel an der Wand. Das Geld kommt in eine Kassette an der Wand; das war's! Kein Hafenmeister, kein Kassierer, nix. Schön! Und es klappt. Wenn einem so viel Vertrauen entgegengebracht wird, dann kommen zumindest wir nicht auf die Idee, ohne zu zahlen von dannen zu ziehen.

Wir gehen noch durch den Ort und kaufen ein. Bei der Gelegenheit gibt's gleich noch ein Angelgerät - nein, diesmal ist die Bordfee diejenige, die den Kauf tätigt - während ich für sie eine paar wasserdichte, fleecegefütterte Handschuhe mitnehme. Die braucht man hier zum Rudergehen (auch wenn ich es bei Schietwetter meistens selber mache). Dann geht's zurück an Bord.

Schließlich machen wir uns noch auf zum "Strand" und die Bordfee frönt einer ihrer Lieblingsbeschäftigungen: Muscheln suchen. Wir nehmen denn auch wieder eine kleine Ausbeute mit (einige bleiben aber erst mal im Cockpit: sie stinken!)


Eigentlich war für den 29.06. die Weiterfahrt angesagt, aber der Skipper fühlt sich unpässlich. Schon seit einigen Tagen hat sich eine Blockierung in der Halswirbelsäule festgesetzt und führt zu leichtem Schwindel. Das hatten wir schon, also kein Grund zur Sorge. Die Bordfee versucht's mit "Catchergriff" und Salbe, aber einen ausgebildeten Orthopäden ersetzt das nicht. Da hilft nur "Stretchen" soweit es geht und Ruhe.

So lassen wir denn den Tag ins Land gehen, zumal der Seewetterbericht von "Liten kuling" (6 Bft.) und Regen spricht. Um es vorweg zu nehmen: die "kuling" kam nicht, aber der Regen!

Die Bordfee nutzt derweil die Clubeinrichtungen und jagt unsere Wäsche durch Maschine und Trockner. Dann gibt's noch das eine oder andere Schwätzchen am Steg mit netten Norwegern, die uns noch Tipps für schöne Ecken geben. "Ein Leben reicht auf keinen Fall, um alles Schöne dieser Küste zu erleben" sagt einer und ich denke er hat Recht. So wie früher durchheizen, weil man in möglichst kurzer Zeit - weil nicht mehr zur Verfügung steht - möglichst viel sehen und erleben will, das bringt es hier nicht.

Zumindest nicht, wenn man das erste Mal hier ist. Wenn man schon ein paar Mal da war, dann kann man vielleicht, so das Wetter mitspielt, mal schnell das eine oder andere am Wegrand liegen lassen. Wir jedenfalls nicht.


30.06. Der Tag verspricht ein Tag zu werden, der uns vorwärts bringt. Der Wind kommt ausnahmsweise aus der richtigen Richtung und so kommen wir recht gut voran. Die Landschaft verzaubert uns wieder ein ums andere mal. Und waren wir schon auf dem Weg nach Leka beeindruckt, auf dem Weg nach Tjötta fast sprachlos, so nimmt uns die Kulisse heute fast den Atem. Es ist unglaublich und ich habe mit Sicherheit mein Leben lang noch nie so viele "Steine" fotografiert, wie an diesem Tag! Die Berge hüllen ihre Spitzen in Wolkenschleier und holt man sich diese Bilder mit dem Tele nahe heran, erkennt man erst, welche fantastischen Bilder die Natur hier malt.

Im Laufe des Tages zieht es sich hinter uns immer mehr zu. Die Welt verschwindet regelrecht, aber wir sind bisher noch schneller. Vor uns wird die Welt immer grandioser, die Berge höher, mit immer mehr Schnee. Oft sehen wir jetzt Puffins, aber das Fotografieren will nicht klappen. Die Kerlchen sind dermaßen scheu, man glaubt es kaum. Während sich Möwen auf dem Wasser treiben lassen, bis man ihnen fast über die Schwanzfedern fährt, da ist man bei den Puffins noch am Grübeln, ob's tatsächlich einer ist, und schon tauchen sie weg. Schließlich gelingt es mir einmal, aber ich muss die Aufnahme schon noch vergrößern, damit man den Burschen auch erkennt.

Dann holt uns der Regen doch noch ein. Kurz bevor wir die Polarkreisbake erreichen, natürlich! Die Bordfee ist zunächst nicht begeistert, dass der Skipper "unbedingt vor dem Hafen" noch um die Bake will. Aber schließlich geht der Regen in ein sehr leichtes Tröpfeln über und so ist sie besänftigt und wir steuern die Bake an. Tja, und als sie die "Murmel" dann sieht, da ist sie dann ganz plötzlich auch ganz stolz und gönnt sich ihren "Polarschnaps", noch bevor der Skipper auch was bekommt. Dann geht's in den Hafen von Tonnes Marina. Der Versuch nach Tonnes selbst zu gehen, den begraben wir schnell, denn hier ist man nahezu ungeschützt. Tonnes Marina, zuerst praktisch nicht zu sehen, entpuppt sich als nach allen Seiten geschützter Hafen mit sehr guten Einrichtungen, wie wir sie aus Tjötta kennen. Ein echter Volltreffer. Wir machen am Gästesteg fest. Vor uns liegt noch eine deutsche Stahlyacht.

Der Himmel reißt auf und auch die Sonne kommt noch einmal zum Vorschein. Jetzt bekommen Skipper und Crew den gemeinsamen, wohlverdienten Polarkreis-Trunk in Form einer eigens dafür mitgenommenen Flasche Wein. Der Tag war lang und die Bordfee fällt danach in die Koje. Der Skipper träumt noch ein bisschen vor sich hin… Dann ist auch er geschafft.


Tonnes Marina, am 01.07., empfängt den Tag mit Sonnenschein. Über die Berge quälen sich zwar schon wieder von Süden her Wolken, aber noch sieht es nicht so aus, als könnten die uns "gefährlich" werden.

Wir verabschieden noch die deutsche Yacht, die heute weiter will, und machen uns dann auf die "Socken". Die Bordfee will wandern. Der Hafenmeister, ein netter älterer Herr, erzählt uns, dass es auf dem nahegelegenen, bewaldeten Berg eine "Grillhütte" genannt, "Heavens-" oder "Paradise Place" gibt. Wir sollen da mal rauf wandern. Die Bordfee schaut nach oben und erinnert sich an den Berg in Hardbakke: War da nicht auch angeblich ein "Wanderweg"…? Na egal, wir laufen erst einmal los. Ein Schild deutet auf eine Grotte hin: ein Ort, der eine Besichtigung lohnt. Also: Hin!

Allerdings verpassen wir die Grotte zunächst, denn getreu dem Grundsatz: Wanderwege in Norwegen, sind immer genau das, was man nicht dafür hält, laufen wir dran vorbei und folgen einem etwas breiteren Pfad, der nicht nur mit Schafschei... verziert, sondern auch noch von Fahrzeugspuren geprägt ist. Es geht steil aufwärts.

Und plötzlich stehen wir dann vor besagter Grillhütte. Und nun wissen wir auch, warum die so heißt: Die Hütte ist rund, und in ihrer Mitte ist ein Grill eingemauert. Um diesen wiederum quasi Tischbretter. Es ist ein urgemütlicher Platz mit einer grandiosen Aussicht. Die Bordfee trägt uns ins Gästebuch ein, dann machen wir uns wieder an den Abstieg.

Diesmal schwenken wir in den kaum erkennbaren Trampelpfad ein, der wohl zu der Grotte führt, die wir eigentlich besuchen wollten. Ja, und da ist es dann auch wieder, das norwegische Wanderwegephänomen…

Es ist ein wirklich verzauberter Wald mit einem wirklich zauberhaft abenteuerlichen "Weg" zur Grotte. Aber, das muss man sagen, es lohnt sich. Die Grotte, man sieht sie schon von weit unten, ja sogar von See aus, ist gewaltig. Sie geht nicht sehr tief in den Berg hinein, aber es ist schon toll. Große Steinplatten stecken senkrecht im Boden und machen klar: Hier fällt hin und wieder was runter und… dagegen hilft definitiv KEIN Helm! Die Wände weisen Spuren auf, die darauf hindeuten, dass diese Grotte früher einmal auf Meereshöhe gelegen haben könnte und den Gezeiten ausgesetzt war, bevor sie vermutlich durch das Gewicht des Eises in der Eiszeit nach oben gedrückt wurde und nun weit über dem Wasserspiegel liegt. Aber wie gesagt: Nur MEINE Theorie; ob das so war: Keine Ahnung!

Danach geht's zurück an Bord mit einem kurzen Abstecher nach Tonnes. Den im Handbuch beschriebenen Gästeanleger wollen wir noch in Augenschein nehmen und sind dann auch froh, ihn nicht genommen zu haben.

Schließlich an Bord, nutzt die Bordfee noch die örtliche Waschmaschine, doch der Trockner will nicht so, wie sie will und nach dem zweiten Versuch, wird unser Salon zur Trockenkammer: Eine Leine wird quer durch gespannt und die Wäsche aufgehängt, denn: Draußen regnet's nun doch.

Und so sitze ich hier zwischen T-Shirts und Socken und schreibe fröhlich meinen Bericht.

Mal sehen, was Morgen kommt. Die Welt ist ja noch weit und groß und es gibt jeden Tag was neues zu entdecken: und wenn's nur eine Grillhütte ist ;-)

Bis die Tage.

Nicky & Ralf von der SY Maimiti

26.06.2012

Leka/Norwegen
Liebe Daheimgebliebene!

Und schon wieder ist so viel Zeit ins Land gegangen, ohne dass ich zum Schreiben kam. Aber es ist auch eine tolle Reise. Immer wenn wir uns am Abend nochmals unsere Fotos des Tages ansehen, können wir selbst kaum glauben, dass wir in diesem Traum drin stecken. Und wenn man morgens aufsteht und ins Cockpit kommt und sich umschaut, ist man versucht zu glauben, man sei gar nicht aufgewacht, aber es ist alles real. Klingt sicherlich pathetisch, aber wer das erste Mal Norwegen auf diese Weise bereist, dem wird es sicher genauso gehen. Aber jetzt weiter im Bericht:


Meine tolle Idee mit dem USB Stick fürs Internet scheint am nächsten Morgen, dem 21.06., schon nicht mehr so toll. Hatte ich am Tag zuvor schon ewig probieren müssen und schließlich geglaubt, das Problem gefunden zu haben, so läuft nun nix mehr. Nach 2 Stunden erfolgloser Probiererei wandere ich erneut zum Shop und schildere der hilfsbereiten Maid mein Leid (watt poetisch….). Wir checken gemeinsam alle Möglichkeiten - ich habe schlauerweise das Notebook mitgenommen. Aber es klappt nicht. Schließlich testen wir einen anderen Stick (Huawei) und siehe da, es klappt! Warum, weiß keiner. Da das Teil ein Vorführstück ist und schon einige Tage auf dem Buckel hat, lässt das Mädel es mir für umgerechnet 5 Euro. Das ist für norwegische Verhältnisse ein Lacher. Seit dem funktioniert alles bestens!

Da der Tag nun schon fortgeschritten ist, der Wetterbericht auch schon wieder von "Liten kuling" aus NE berichtet (für die Nicht-Norweger, das sind 6 Bft.), bleiben wir halt da. Wir gehen uns ein wenig umschauen und landen schließlich ganz nah am Gasthafen in einem Fischrestaurant.

Es ist urgemütlich eingerichtet. Überall an der Decke sind die Transportkisten angenagelt, mit denen norwegischer Fisch in alle Welt verschickt wird. Die Wirtin persönlich bedient uns und es stellt sich heraus, dass sie einwandfrei deutsch spricht. Ob sie eine Deutsche ist, haben wir nicht gefragt, aber irgendwie schimmerte da ein sächsischer Akzent durch ;-)

Zunächst einmal klärt sie den Skipper über seinen Irrtum auf:

Stockfisch und Klippfisch sind zwei verschiedene Dinge. Und zwar grundverschieden. Während der Stockfisch , auch Bacalao, eher was für die Hartgesottenen ist, nämlich schlicht in der Sonne bzw. an der Luft getrockneter Fisch, verdankt der Klippfisch seinen Namen tatsächlich den Klippen. Er wurde früher gesalzen und dann auf den Klippen zum trocknen ausgelegt. Fing es an zu regnen, mussten die Klippfischweiber los dackeln, ihn wieder einsammeln und wenn's trocken wurde, wieder auslegen. Er ist zarter im Fleisch und nach Aussage der Frau Wirtin MUSS man den mal probiert haben, wenn man denn schon mal in Kristiansund ist. Also was soll's: Ich tu's. Die Bordfee ist skeptisch und bleibt lieber bei Lachs. Da kann man nicht viel falsch machen. Das Essen ist jedenfalls hervorragend und vom Preis her für norwegische Verhältnisse ok.

Danach geht's an Bord. Schaun mer mal was morgen ist.


Der 22.06. wird wieder ein "Fahrttag". Von Kristianssund gehen wir durch die sogenannte Trondheimsleia, also im "Innenfahrwasser" weiter Richtung Norden. Insgeheim möchte der Skipper ja gleich wieder die Nacht durchheizen, aber der Wind genau gegen an, sowie später zusätzlich einsetzender Gegenstrom machen das Kreuzen zur Geduldsprobe. Das Wetter ist schön, aber irgendwann will man ja auch mal ankommen, bzw. vorwärtskommen, wenn man einen langen Weg vor hat. Die Sache mit dem "Durchheizen" wird beerdigt und der Skipper schlägt den Hafen Kongsvoll vor. Gesagt, getan. Hafen ist da eigentlich zu viel gesagt. Bei Annäherung an Land wird es schlagartig unglaublich warm und als wir kurz vor der kaum wahrnehmbaren Einfahrt sind, ist es in den warmen Faserpelzklamotten kaum noch auszuhalten. Die Bordfee hätte die Einfahrt zum "Häfchen" glatt übersehen und wenn ich die zwei Masten hinter einer Schüttung nicht gesehen hätte, wär's mir wohl ebenso gegangen. Es ist sehr flach, warm und geschützt. Die Motorbootfahrer, die uns beim Anlegen ein hilfreiches Händchen reichen, müssen wohl denken, wir sind nicht mehr ganz bei Trost mit Halstuch und Faserpelz: Sie selbst rennen hier in Badehose mit der Bierdose in der Hand rum….

Dann kommt noch ein großes Motorboot, für den wir uns noch ein Stück verholen, um ihm Platz zu machen. Den "Snaps" den der Skipper dann der Bordfee zum Dank anbietet, lehnt sie denn aber doch ab.


Der 23.06. ist wieder ein wunderschöner Tag. Wir laufen aus und wollen heute ein ordentliches Stück Wegs schaffen, aber meistens kommt es anders, und sowieso anders als man denkt. Wir sind noch nicht lange unterwegs, da zeigt uns der E-Wind, auf den wir uns ja gefreut hatten, weil wir ihn als willkommenen Motor für den Nordkurs ansahen, als doch nicht so ideal. Erstens kömmt er nicht genau aus E sondern tendiert eher zu ENE und zweitens gibt's durch die dicken runden Bergkuppen hässliche Fallböen, die uns irgendwie gar keinen Spaß machen. Nach einer Weile weiß ich immer schon, dass es gleich ungemütlich wird, wenn sich entweder ein Hügel sehr hoch über die anderen erhebt, oder aber ein Spalt zwischen zweien auftaucht. Mal ist's ne Fallböe, mal ein Düseneffekt. Im Prinzip wurscht, es pfeift!

Ich taufe die Berge hier wegen ihrer Form "Trollärsche" denn jede ihrer "Blähungen" macht uns Ärger. An einer Stelle scheint das wohl immer so zu sein, denn die Norweger bauen da gerade riesige Windräder auf, um den "Trollfurz" nutzbringend umzusetzen. Hier bläst es mit 7 Bft. und wir hören den Funkverkehr zwischen der Baustelle und einem Heli mit, der die Böe abwarten will, weil er so nicht landen kann. Dazu haben wir an dieser Stelle auch noch 2 kn Strom mit, so dass wir mit 7,4 kn über Grund jagen. So jedenfalls werden wir keine lange Tour hinlegen und beschließen, nach Lyoysund zu gehen.

Der Sund empfängt uns ebenfalls mit heftigen Böen, so als wollte er uns nicht hineinlassen und die Bordfee ist mal wieder skeptisch und glaubt dem Skipper nicht so recht, dass es gleich ruhiger wird, aber es wird! Zunächst sieht der Hafen ja "Banane" aus, denn wenn man hineinfährt liegen gleich an Backbord hässliche Firmengebäude. Aber dann wird es ganz hübsch. Wir machen an einem Schwimmsteg fest und schauen dann fasziniert zu, wie das Wasser schwindet. Hier fällt es schon ganz ordentlich trocken. Zwar ist eigentlich Mittsommer schon durch, aber hier wird heute die Sommersonnenwende mit großem Feuer gefeiert. Das nennt sich hier St. Hans Tag.

Der Tag ist dadurch, dass wir nach relativ kurzer Strecke aufgestoppt haben noch jung und so machen wir es uns gemütlich.


Der 24.06. bringt angeblich günstiges Wetter für einen langen Schlag. Der Skipper hat zwei Wege in Planung: Eine mal nahe der Küste durch die "Welt der Inseln und Untiefen" und einmal weit draußen durch das "berüchtigte" Gebiet der Folla. Das ist ein relativ langgestreckter Bereich der bis Rörvik reicht und durch steil ansteigenden Meeresgrund zu u.U., chaotischen Seegangsverhältnissen führt, die schon selbst großen Fischereifahrzeugen zum Verhängnis wurden. Wir starten in jeden Fall erst einmal, denn wir müssen ohnehin ein Stück unseres Weges zurück. Schließlich entscheiden wir uns für den freien Seeweg, quer durch die Folla! Die Entscheidung ist richtig! Hatte uns die Landnähe auch heute noch heftige Böen, wenn auch nicht mehr so stark wie am Vortag beschert, so wird es auf See immer ruhiger.

Es wird ein schöner Tag. Auf den letzten 20 sm zeigt uns die Folla ganz kurz, wie schnell sich hier alles ändern kann, als der Wind kurz auf N dreht und für ca. eine Stunde auf 4 Bft. auffrischt. Unglaublich schnell baut sich eine Welle auf, die man dem Wind nicht zutrauen würde. Aber es ist schnell vorbei und so laufen wir gegen Mitternacht - die Sonne scheint noch - unter der Brücke von Rörvik hindurch und in den Hafen ein. Wir sind enttäuscht: Vom Tor zum Norden, wie manche es nennen, hatten wir eigentlich etwas anderes erwartet. Der Hafen ist auch nicht doll. Wir machen mehr schlecht, als recht an einem wackligen, eigentlich zu kleinen Schwimmsteg fest. Es war ein langer Tag und so fallen wir, obwohl es noch so hell ist, müde in die Koje.


Der 25.06. soll wieder ein kurzer Tag werden. Der Wetterbericht sagte zunächst für den Vormittag, dann für den Nachmittag 5 Bft. aus NW voraus, und so nehmen wir uns nur ein kurzes Stück vor und wollen bis nach Leka gehen. Diesen Hafen hätten wir wohl nie angelaufen, wenn unser Gildebruder Manfred Brandes nicht berichtet hätte, er sei lieber dort hingefahren, statt in Rörvik zu bleiben.

Das mit den Wetterberichten ist hier eigentlich sehr schön gelöst. Es gibt sie im Internet für jeden Küstenabschnitt, was deutlich besser geeignet ist, als der grobe Seewetterbericht des DWD, der ja nur Utsira N und S, sowie Svinoy, Haltenbank, Lofoten und Nordkap kennt. Dann ist auch schon Schluss und damit kommt man hier nicht weit. Schade nur, dass die Küstenwetterberichte eben nur in Norwegisch existieren (auf UKW Funk übrigens - leider - auch!) Aber es gibt ja das Internet und Google und Google hat ja auch eine Übersetzungsfunktion - denkt der fortschrittliche Reisende….

Nun denn, so sieht das aus, wenn man Google übersetzen lässt:

Original:
Søraust opp i frisk bris 10. Stort sett pent vær. Fra søndag ettermiddag skiftende bris. Noe tilskyende, vesentlig i sør. Utrygt for enkelte regnbyger i sørlige områder med mulighet for torden.
Übersetzung:
Südost bis an die frische Luft 10 Überwiegend bewölkt. Von Sonntagnachmittag Verschiebung Brise. Something More bewölkt, vor allem im Süden. Vereinzelt regen Duschen in einigen südlichen Gebieten mit der Möglichkeit von Gewittern.

Wer Goggle Translation hat braucht wirklich keine Comedy mehr….

Beim Auslaufen kommt uns noch ein dicker "Tourie-Dampfer" entgegen. Gut dass wir weg sind ;-) Dann sehe ich unseren ersten Seeadler. Ein ziemlicher Brocken, der von einer frechen Möwe attackiert wird. Leider ist die Bordfee gerade unter Deck und sieht ihn nicht.

Der Weg ist wunderschön. In unseren Büchern über Norwegen lesen wir, dass dieser Bereich N-lich von Rörvik von den Seglern eigentlich vernachlässigt - und zwar zu Unrecht - wird, da er sehr, sehr schön ist. Wir stellen fest: es stimmt. Und so laufen wir den Hafen von Leka an.

Er ist wirklich winzig, aber traumhaft gelegen. Das Panorama ist wirklich atemberaubend. Wir fotografieren erst einmal um uns herum. Ein Vogel, dessen Ruf uns fremd erscheint, erregt unsere Aufmerksamkeit und wir versuchen herauszufinden, was es ist. Schließlich mit Fernglas und Bestimmungsbuch bewaffnet, erweist er sich als Brachvogel. Und dann sind es plötzlich sogar mehrere. Auf dem Inselchen am Hafen gibt es Puffins (Papageientaucher), Möwen, Austernfischer und eben auch Brachvögel. Die Ebbe gibt hier schon ca. 2 m Grund frei. Ein schönes, immer wieder faszinierendes Schauspiel.

Dann kommt die schon vorhergesagte Wetteränderung. Wir sahen sie schon kommen. Über dem Land im SE bauten sich gewaltige Wolkenberge auf, während sich über der See im NW der Himmel immer mehr bezog, davor aber mit großen langen Fingern Cirren in unsere Richtung streckte. Nun geht auf einmal alles ganz schnell. Innerhalb einer Stunde hüllen sich die Berge in dichte Wolken, die fast bis auf Wasser herunterreichen, der Wind nimmt zu, wenn auch nicht dramatisch. Auf jeden Fall kein Wetter, bei dem man sich wünschen würde, noch unterwegs zu sein.


Heute, am 26.06., ist das Wetter am Morgen noch immer grau in grau. Nachts gab es einige Regentropfen, soweit man von Nacht sprechen kann. Zwar scheint es im Norden etwas aufzuklaren und man erkennt auch wieder die Bergspitzen, aber es ist empfindlich kalt geworden, windig ist es obendrein und außerdem ist es hier so schön…. Kurz und gut: Wir bleiben einen Tag hier. Schließlich muss der Bericht ja auch geschrieben werden und ich schreibe nicht gerne auf See. Da schaue ich mir lieber stundenlang die Wellen und die Wolken an und träume vor mich hin… wenn die See mich lässt, natürlich nur ;-)

Wir gehen ein wenig spazieren. Es ist eine ausgesprochene Landwirtschaftsgegend, mit Kühen und allem was dazu gehört. Der örtliche Fischer kommt herein und wir schauen neugierig, was er so mitgebracht hat. Mist, alles haben wir dabei, aber das Bestimmungsbuch für Meeresfische, haben wir wohl vergessen. Jedenfalls ist nicht herauszubekommen, was die roten Fische mit den großen Glubschaugen sind, die der Mann da angelandet hat. Google hilft da auch nicht. Zwar gibt es hier ein WiFi aber das ist sooooo langsam, dass das Suchen wirklich keinen Spaß macht und wirklich nur für das holen den Küstenwetterberichtes taugt. Unseren Bericht sende ich denn auch mittels HSDPA Stick, sonst gibt's nur ständig Abbrüche.

Dann kommen am Nachmittag auch noch 5 (!) Schiffe rein, die offensichtlich zusammengehören. Norweger. Keiner der Kähne unter 40 Fuß. Alle voll besetzt. Was haben die wohl gedacht, wie sie die 5 Dinger in dem kleinen Hafen unterbekommen?! Vier schaffen's, der Fünfte, ein 44 Fuß Prügel, will partout bei uns längs. Ohne Rücksicht auf Verluste, ohne mal zu fragen " Ist es recht?" springen die einem einfach an Deck und versuchen den Knüppel bei uns festzumachen. Bis sie dann merken, wir sind wohl doch die falsche Nummer für sie… Der Skipper ist einsichtig und lässt dann auch von dem Vorhaben ab. Er geht in die Nachbarbucht und ankert dort. Ist besser für alle. Ich weiß schon, warum ich diese Charter-Chaoten nicht mag. Und dann auch noch als Flotille!!!!

So, nun reicht's aber für heute. Ich hoffe, morgen früh sehe ich wieder, so wie heute, wenn ich aus dem Kajütfenster schaue, einen Seeadler vorbeischweben. Und ich hoffe auch auf gutes Wetter, denn den Porlarkreis, den hätten wir schon gerne noch erreicht. Und noch mehr….

Es grüßen die "nordic bitten" Nicky & Ralf von der Maimiti

20.06.2012

Kristiansund/Norwegen
Liebe Daheimgebliebene!

Lange nix mehr gehört oder gelesen? Stimmt! Wir hatten kein Netz, obwohl man sagen muss, dass es hier in Norwegen doch deutlich mehr freie Netze gibt, als bei uns. Mal schwächer, mal stärker, auf jeden Fall hat sich der Anbau unserer WLAN Antenne schon gelohnt. Aber auch dazu später mehr:


Der 15.06. empfängt uns mit endlich wieder etwas ruhigerem Wetter. Der Skipper ist schon ganz kribbelig. Gut und schön, wir haben diesmal viel Zeit, aber viel ist auch ein relativer Begriff und wenn man so viele Hafentage schieben muss, dann schrumpft auch das "Viel" schnell zusammen, denn leider ist ja die Bordfee noch nicht so frei, wie inzwischen der Skipper.

So setzen wir den Kurs nach Florö ab. Es ist wieder ein schöner Tag, was auch sonst… und die wirklich großen Berge kommen uns immer näher. Als wir schließlich Florö erreichen sind wir doch ein bisschen enttäuscht, nach dem schönen, kleinen verträumten Hardbakke: Hier liegen viele "Mopped Boote" und die Fahren auch so, außerdem brettern die Schnellfähren herum und so ist es am Gästesteg sehr unruhig. Wir hätten vielleicht doch weiter nach innen gehen sollen, aber was soll's. Ist ja nur für eine Nacht. Wir sind kaum fest, kommt ein merkwürdig anmutender Mensch, bekleidet mit einer Jacke, die ihn als Mitarbeiter der Kommune ausweist und will Hafengebühren kassieren. Englisch kann er nicht. Alles andere wage ich nicht zu fragen. 150 NKR will er haben. Ich gebe ihm 250 und erwarte 100 zurück; logisch. Das überfordert ihn offenbar völlig! Er zückt schließlich 100 Kronen, gibt mir meine 250 zurück, steckt seine 100 wieder ein und dreht sich um und geht. Ich will ihm noch klar machen dass er sich geirrt hat, aber er winkt ab du meint, es sei so alles ok. Na, ja….. Wenn er denn meint. Also hinterherrennen tue ich ihm nicht. Ich hab's immerhin versucht, ihn auf seinen Irrsinn aufmerksam zu machen….. Abends gibt's in der Stadt noch Life Music. Wir hören sie auch so, also bleiben wir an Bord.


Der 16.6. wird zunächst zum Einkaufen genutzt. Der Skipper möchte eigentlich wegen der bisher verlorenen Zeit gerne gleich rund Satdlandet und dann non Stop weiter nach Alesund - mindestens…. Die Bordfee hält dagegen. Wir wägen alles Ab und beschließen, den Vorschlag der Bordfee umzusetzen und doch innen durch den Hornelenfjorden zugehen. Dann schauen wir weiter.

Es wird eine atemberaubende Fahrt. Je näher wir dem Hornelen, einem imposanten Felsen, kommen, desto fantastischer wird die Landschaft. Es ist ein erster Eindruck davon, wie die wirklich großen Fjorde aussehen müssen. Wir schießen Foto um Foto und sind froh über die Erfindung der Digitalkamera, die es schließlich erlaubt, zu fotografieren was das Zeug hält, ohne hinterher Unsummen für die Entwicklung auszugeben, um dann doch 80% wegzuwerfen.

Schließlich passieren wir den Hafen von Möya; nicht schön, aber für viele wohl ebenfalls ein Absprunghafen für Stadlandet. In der Saison sollen von hier aus für Sportboote "begleitete" Fahrten um Stadlandet stattfinden. Das sagt über die Einschätzung der Gefährlichkeit dieser Ecke schon einiges aus….

Schließlich erreichen wir die kleine Insel Silda und legen am Gästesteg des zwergenhaften Hafens an.


Der 17.06. ist der Tag X. Wir laufen früh aus; es ist kaum Wind. Nicht ideal zum Segeln, aber sicherlich nicht unbedingt ungünstig für eine Umrundung von Stadlandet. Man muss ja rum, es gibt hier keinen "inneren" Weg, wie sonst fast überall.

Und so machen wir uns auf den Weg. Schon am Anfang begegnen wir den ersten Papageientauchern, oder auch "Puffins", wie sie die Engländer nennen. Sie sind sehr, sehr scheu und tauchen sofort weg, wenn man in ihre Nähe kommt. Es braucht eine Weile, bis es mir gelingt, der Bordfee einen zu zeigen. Dann werden sie häufiger, als wir den berüchtigten Felsen umrunden. Und dann sehe ich meinen ersten Tölpel in freier Natur! Nein, ich habe NICHT versehentlich in den Spiegel geschaut! Es bleibt nicht der einzige.

Obwohl schwach windig, wir das Wetter Zusehens miesepetriger. Es bezieht sich, die Sicht wird immer schlechter, von S her wälzen sich Wolkenbänke wie gigantische Amöben über die Berge und Klippen am Ufer. Es sieht schon spannend aus. Teilweise scheint es, als bekämen die Berge Wattemützen. Lange schaffen wir es, vor diesem Schauspiel herzusegeln, doch irgendwann schafft's das Wetter doch, uns zu überholen. Alles ist grau in grau bis hin zu schwarz. Hinter uns im Süden scheint die Welt unterzugehen. Wir laufen in den kleinen Hafen mitten in der Stadt von Alesund ein, und genau da erwischt uns dann der erste Regenguss des gesamten bisherigen Urlaubs. Glück im Unglück: Ein Motorboot legt ab und ich kann den Platz direkt am Steg übernehmen. Inzwischen komme ich mit Maimiti so gut klar, trotz langem Kiel, dass ich in die enge Lücke sauber einparke.

Wir machens uns gemütlich. Der Skipper allerdings ist erst einmal stinkig: Beim Versuch das WiFi des Gästehafens aufzurufen wird dies angepriesen mit umgerechnet 7 Euro für 2 Stunden!!! Das ist schon kriminell! Ich mache mich mit unserer Antenne auf die Pirsch und finde nach einigen Versuchen tatsächlich dann doch ein freies Netz. Na also, von wegen 7 Euro!!


Das Wetter am nächsten Morgen ist nicht viel besser. Immer noch alles grau. Wir legen ab mit Generalrichtung Kristiansund…denkt der Skipper! Aber wieder einmal führt die Diskussion mit der Bordfee unter Abwägung aller Argumente und der Wetterprognosen dazu, auf halbem Weg den Hafen Bud anzulaufen. Zwischen Bud und Kristiansund liegt der Küstenbereich Hustadvika, der ebenfalls einen äußerst schlechten Ruf hat und nur bei gutem Wetter in Angriff genommen werden sollte. Das Wetter ist noch gut und soll es eigentlich auch bleiben, aber gut, auch morgen soll es noch so sein, also legen wir an. Wir sind neben einem weiteren Berliner Segler die einzigen Gäste am Steg. Maimiti liegt gut geschützt und so machen wir es uns für die Nacht gemütlich.


Dumm nur, dass am 19.06. ab nachts um 3 Uhr - Nacht ist gut, denn dunkel wird's ja nicht mehr und um einigermaßen einzuschlafen, muss ich mir schon seit geraumer Zeit ein Tuch vor die Augen binden - der Wind beständig zunimmt. Morgens rappelt es dann schon mit fast 6 Bft. Na gut, das sieht nach Bleiben aus…. Dann ein Naturerlebnis der besonderen Art: Direkt vor dem Schiff hoppelt ein Seeotter über die Kaimauer. Ein ziemlicher Brocken! Habe sowas noch nie gesehen! Lieder schaffen wir es nicht mehr, ihn mit der Kamera einzufangen.

Als der Wind noch weiter zunimmt, ist es klar, das wird heute nix mehr und so gehen wir an Land und besichtigen die "Festung" aus dem 2. Weltkrieg, die die Deutschen hier hingezaubert haben. Es ist eine Bunkeranlage mit Luftabwehrgeschütz und einer Kanone um Schiffe versenken zu spielen. Der Bunker ist zur Besichtigung freigegeben (natürlich gegen Eintritt - hier kostet alles Geld und zwar richtig!) So ein paar Accessoires der Besatzer sind auch ausgestellt, wie Waffen, Folterinstrumente und eine Menge Fotos der Handlanger des Größenwahnsinnigen Irren, der das Ganze hier angezettelt hat. Heute scheißen die Möwen drauf und das ist gut so und hoffentlich gibt's sowas nie wieder. Aber Irre sind ja menschlich und insofern wird's wohl immer wieder welche geben…

Wir gehen noch in das sehr empfehlenswerte Fischrestaurant und sind ausnahmsweise mal angenehm überrascht über die Preise.

Da es hier kein WiFi gibt, habe ich mich wieder intensiv mit unserer Antenne beschäftigt. Und siehe da: Ich finde eins; wenn auch sehr schwach. Um den Zugangscode zu bekommen, soll man eine SMS an einen Hakoon schicken. Mach ich. Daraus entspinnt sich dann ein netter SMS Verkehr. Der gute Mann ist völlig von den Socken: Sein Netz ist 5 km(!) von uns entfernt und ich empfange ihn noch. Er ist voll der Bewunderung für unsere Anteen - und dabei ist sie erst auf halber Besanhöhe. Ganz oben baue ich sie erst nach dem Törn an ;-)

Am Abend legt noch ein Australier mit einer roten Van de Stadt Stahlyacht an. Er ist Einhandsegler und auf Weltumsegelung. David, heißt er und ist seit 4 Jahren unterwegs. Wir plaudern ein bisschen. Auch er will zu den Lofoten. Er hat sich auch vor dem nicht so angesagten Wind hierher verkrochen. Wir haben konstant 25 bis 33 kn Wind. Das muss man nicht habe und schon gar nicht im Bereich der Hustadvika!


20.06. Kinder wie die Zeit vergeht. Morgen ist schon Mittsommer! Der Wind hat sich beruhigt und wir legen ab. Wir fahren nicht innen durch den flachen Bereich der Hustadvka, sondern lieber außen herum, im tiefen Wasser. Auch wenn das Wetter friedlich ist. Abgesehen davon ist es schiet! Es nieselt, zeitweise regnet's. Alles mal wieder grau in grau.

So zuppeln wir Richtung Kristiansund. Ein doch recht ereignisloser Tag. Aber nicht minder schön. Beim Einlaufen in Kristiansund gehen wir ganz hinten an die Gästebrücke gegenüber dem Museumshafen. Der Skipper geht einkaufen. Die Frischbestände sind inzwischen aufgebraucht. Bei der Gelegenheit besorge ich mir auch noch gleich eine Prepaidkarte für meinen HSDPA Stick, um immer dann, wenn es partout kein Netz gibt, trotzdem Internetzugriff zu haben. Die Wetterinformationen aus dem Netz hier in Norwegen sind einfach Klasse und ohne Internet gibt's auch keine Gribfiles. Also, Karte kaufen. Ich muss allerdings ein Weilchen Experimentieren, bis ich das ganze zum Laufen bringe. Aber jetzt klappt's problemlos. War eine gute Idee von mir einen Brandig freien USB Stick für HSDPA mitzunehmen. So kann ich im Ausland eine Prepaidcard kaufen und mit dem Inlandstarif surfen.

Tja und damit sende ich diesen Bericht ins Netz und jetzt mache ich Feierabend.

Liebe Grüße senden

Nick & Ralf von SY Maimiti

14.06.2012

Hardbakke (Sognefjord)/Norwegen
Liebe Daheimgebliebene!

Ja, immernoch Hardbakke.... Warum? Lest selbst:

11.06. und was haben wir? Sonne, und zwar satt. Wir wissen eigentlich schon gar nicht mehr, wie wir ohne leben sollen ;-) Die Libra Crew mit GB Brandes hat uns per mail empfohlen, den örtlichen Felsen zu besteigen. Den "Ravnenipa" mit "nur" 232 m. Das klingt nicht viel und macht erst mal keine Kopfschmerzen. In der Touristinformation, die eigentlich noch gar nicht geöffnet hat (hier ist noch keine Saison, die beginnt erst in der 24. KW (!)) bekomme ich für 10 NKR einen Din A 3 Wanderplan. Doll ist der nicht und viel drauf sehen tut man auch nicht, aber immerhin ist zu erkennen, dass es einen Wanderweg rauf zum Gipfel und auf der anderen Seite wieder herunter gibt. Dass uns Brandes's darauf hinweisen, dass ihnen ihre "Bergsteigererfahrung" dabei nützlich war, verstehen wir zunächst nicht und ignorieren es geflissentlich.

So geht's mit gutem Schuhwerk und einer Cola im Rucksack zum südlichen Aufstieg. Also "Wanderweg" ist schon mal zu viel versprochen, zumindest, wenn man deutsche Verhältnisse anlegt. Da sind "Wanderwege" üblicherweise breit, sauber und am besten noch mit Kies gestreut…. Hier ist es eine Aneinanderreihung von Steinhaufen, die im besten Fall noch mit einem "Top-Teichen" in Form eines rot lackierten Steines ausgestattet sind. Dazwischen ist "Tundra" und mit gutem Gespür findet man auch die Spuren seiner Vorgänger, die einen, falls man ihn noch nicht sieht, was schon mal vorkommt, zum nächsten Sein führen. Das klappt natürlich nur solange, wie man nicht auf Felsen wandert, und das kommt, denn da gibt's dann keine Spuren mehr (es sei denn, ein Troll war vor einem da, und die soll es hier ja geben…).

Die Bordfee klettert wacker mit und verflucht insgeheim jede einzelne Zigarette, die sie heute schon geraucht hat. Der Weg wird schwieriger, aber immer noch nicht mehr als "anstrengend". Irgendwann sehen wir eine ziemlich große Ansammlung von Steinen und sind auf dem Gipfel! Mit einem grandiosen Rundblick werden wir belohnt; und mit einem großen Schluck Cola. In dem Steinhaufen liegt das Gipfelbuch vergraben, in das wir uns natürlich eintragen. Was wir jetzt noch nicht wissen: Die meisten Leute scheinen den gleichen Weg zurück zu nehmen; und wissen offensichtlich auch warum. Wir nicht!

Und so "wandern" wir den "Rundweg" weiter. Er wird immer abenteuerlicher und die Zeichen spärlicher. Auch die Spuren der Vorgänger sind kaum noch zu finden. Teilweise geht's ziemlich steil abwärts und mal wird geklettert, mal auf dem Allerwertesten und auf allen vieren runtergerutscht. Einmal verfransen wir uns und suchen uns einen Weg. Aber irgendwie kommen wir dann doch runter. Mit stolz geschwellter Brust, durchgeschwitzt und mit weichen, nix mehr gewöhnten Seglerknien geht's dann zurück an Bord. Da wartet das heute Früh von der Bordfee gebackene Brot und wird nach dieser Tour auch nicht mehr sehr alt….


12.06. Der Wetterbericht ist nicht sonderlich günstig; vorsichtig ausgedrückt. Es gibt "Galewarning" für unseren Bereich und der norwegische Küstenseewetterbericht (www.yr.no) im Internet verspricht für Hardbakke 15 m/s. Nee, da bleiben wir hier. Es wir gelesen und gebacken (ja, schon wieder!) Dann wandert der Skipper noch zum Einkaufen. Norwegen ist wirklich "sau teuer". Kein Wunder, dass die alle Angeln…. Von irgendwas muss man ja Leben.

Bastle mir noch ein paar Leinen zum Segelzusammenbändseln und erledige so diverse Kleinigkeiten. Schön, dass es hier so ein tolles schnelles und stabiles - vor allem kostenloses - WiFi gibt. Kann unsere Homepage, die der Schiffergilde und die von GB Brandes und Hering aktualisieren. GB Peter Lühr sendet schon mal Bilder von den Azoren und teilt mit, dass sein Bericht demnächst folgt und unsere Freunde Thom und Susi sind mit der "AORAI" in der Karibik eingetroffen. Ich liebe das Internet!


Der 13.6. fängt eigentlich ganz soft an, obwohl der Wetterbericht für unsere Ecke sogar Böen bis 16 m/s angesagt hat (wieder der örtliche Bericht von yr.no). Das Wetter ist toll. GB Brandes ist inzwischen in Rugsund, musste sich das aber hart erkämpfen. Wir bleiben, und das ist gut so! Am Nachmittag nimmt der Wind beginnend mit Mittag immer mehr zu. Das Baro steigt, aber die Barographenkurve ist eine Gerade, und zwar senkrecht aufwärts! Schiet: Stehengeblieben! Ich nehm's auseinander und sehe, dass sich etwas Staub an einem Zahnrad des Uhrwerkes angesetzt hat. Das reicht schon zum Blockieren. Es wird ausgepustet, zusammengeschraubt und seitdem geht's wieder. So verbringt man als Segler seine Zeit….

Inzwischen ist der Wind zum "stiv bis sterk kuling" geworden. Für die "Nichtnorweger" unter uns: 7 bis 8 Bft. Maimiti schiebt am Steg kräftig Lage und bei besonders hübschen Böen steigt das Wasser im Abwaschbecken aus dem Ablauf…. Was soll's. Wir haben's trotzdem gemütlich. Die Bordfee verkrümelt sich in das örtliche "Freibad", einen wenige qm Meter großen Sandstrand, der aber absolut windgeschützt ist, und liest. Der Skipper macht sich inzwischen ans "Stew". Hatte er versprochen, als Gegenleistung fürs Brot ;-)

Familie Brandes meldet inzwischen, auch sie bleiben, wollen aber Morgen auf jeden Fall weiter. Nun, wir beschließen, das sein zu lassen und erst am Freitag weiter zu gehen. Es heult schließlich noch die ganze Nacht.


Ja, und unsere Einschätzung ist richtig, denn am 14.06. haben wir auch gegen Mittag noch immer 5 bis 6 Bft. aus N und es wäre albern, dagegen anzufahren. Morgen soll es ruhiger werden. Dann geht's weiter. Wieder scheint heute die Sonne, aber es wird wohl bald Schluss damit sein. Aber vielleicht auch nicht, wenn es uns gelingt, weiter nach Norden zu kommen. Das nächste "norwegische Kap Horn" ist Satdlandet.

Die Bordfee geht wieder an "Ihren" Strand und wir harren der Dinge und der Winde, die da kommen werden. Der Skipper wird noch am Schiff pusseln und … diesen Bericht hier schreiben ;-) Man weiß ja nie, wann man die Chance hat, den nächsten ins Netz zu stellen.

Liebe Grüße

Nicky & Ralf auf SY Maimiti

10.06.2012

Hardbakke (Sognefjord)/Norwegen
Liebe Daheimgebliebene!

Ja, wie es denn wohl weitergeht…

Der 09.06. bleibt kein Hafentag. Wir legen doch lieber ab. Hier soll heute eine internationale Meisterschaft stattfinden. Das riecht nach Hektik und Krach. Die Motorboote flitzen schon überall rum wie die Irren, obwohl doch am Eingang zum Hafen steht: Sakte Fahrt…. Naja, die sind hier halt zu Hause.

Wir tuckern aus dem engen Sund raus und setzen bald Segel. Es weht leicht mit 3 aus NW und wir müssen kreuzen, aber es ist ja auch nicht so wahnsinnig weit. Rund 30 sm Luftline. Wir haben uns Fetje als Ziel vorgenommen. Nein, wir segeln nicht in die Türkei, das würde ja auch anders geschrieben werden. Die Segelei macht Spaß, der Teich hier ist breit und trotzdem geschützt und der Strom schiebt noch ein bisschen mit 0,5 kn mit.

Am späten Nachmittag zuppeln wir dann mit Maschine in den Hafen und machen an einem nicht sehr hübschen, aber ruhigen Pier mit Autoreifen, fest. Die Götter wissen warum, aber der Skipper ist hundemüde und könnte im Stehen schlafen. Nach dem Essen wird das auch im Cockpit in die Tat umgesetzt: allerdings erlaube ich mir den Luxus und lege mich dann doch lieber hin… Die Bordfee geht inzwischen ein paar Fotos machen. Aber lang hält sie es auch nicht mehr aus. Die deutsche Charteryacht hinter uns hat sich inzwischen mit einem Norwegerpärchen angefreundet und das Ergebnis höre ich noch bis spät in die nicht mehr dunkel werdende Nacht.


10.06., Time to go! Das "Norwegian Weatherbulletain" welches Nachts per Navtex kam, sowie die Wetterberichte für die Norwegische See sprechen eine deutliche Sprache: Für den nördlichen Teil Utsira N 5 bis 6 Bft. am Nachmittag, abends Böen 7; Svinoy 6, Böen bis 8 Bft. Da möchten wir lieber in einem besser geschützten Hafen, der ggf. auch mehr bietet, falls man länger liegen muss, anlanden. Die Wahl fällt nicht schwer. GB Brandes hatte seine letzte SMS aus Hardbakke gesandt; mal schaun, ob er noch da ist. Der Wind ist sehr schwach und kommt, nicht wie vorhergesagt aus NW, sondern aus SE. Wir Segeln langsam aber beständig, mit leichtem Strom Richtung Sognefjord. Irgendwann verlässt uns der Wind, um dann endlich aus der vorhergesagten Richtung NW zurück zu kehren. Mehrmals sehen wir Stellen - die glücklicherweise in die Karte eingezeichnet sind - an denen sich offenbar Neptuns Kinder bei Spielen vergnügen: Es gischtet und tobt in alle Richtungen, obwohl kein Felsen zu sehen ist. Aber immer nur auf einer sehr begrenzten Stelle.

Dann nähern wir uns einer "Felswand". Die Bordfee ist aufgeregt, denn irgendwo darin in dieser Wand ist "unsere" Einfahrt. Die finden wir dann auch und stellen fest, dass der Weg wahrlich sehr, sehr eng ist. An der Brücke stoppen wir sicherheitshalber voll ab, setzen ein Stück zurück und fahren dann genau in der Mitte durch. Sollen 15 m sein, aber der Bogen verliert rechts und links sehr schnell an Höhe. Als wir durch sind erwartet uns dann nicht nur ein tolles Panorama, sondern auch noch ein super gemütlicher Hafen mit Schwimmsteg; also keine langen Tiden-Leinen.

Wir machen fest, essen und halten erst mal ein Schläfchen. Dann wird gecheckt, ob es ein WiFi gibt: Gibt es und zwar ein sehr gutes. Username und Passwort bekommen wir von GB Brandes per SMS, denn es ist Sonntag und die Tourist-Information ist geschlossen. Dann wandern wir Richtung des Berges hinter dem Hafen. Allzu weit schaffen wir es heute nicht mehr hoch, aber wir erleben auch so noch ein tolles Panorama.

Dann das Highlight des Tages: Nicky hat ihr erstes (Weiß-)Brot gebacken! Ich bin gespannt. Es sieht nicht nur hervorragend aus, sondern schmeckt so gut, dass ich gleich ein halbes Brot mit dick Butter verputze! Sie ist ein Naturtalent! Das muss man ihr lassen. Dafür bekommt die kleine Bäckerin auch gleich den "Premieren Schnaps" vom Skipper persönlich, nebst dickem "Butter-Knutsch".

Schaun mer mal was morgen so geht. Gerade kam per Navtex noch eine Galewarnig für Bullandet bis Stad rein. Das ist im Prinzip knapp nördlich bei uns. Der Wetterbericht sieht das auch für Morgen so - der DWD übrigens nicht, aber das "Norwegian Weatherbulletain" scon. So werden wir morgen wohl hierbleiben, wandern und…. BROT BACKEN!

Liebe Grüße an alle, dies noch immer interessiert

Nicky & Ralf auf SY Maimiti

09.06.2012

Askoy/Norwegen
Liebe Daheimgebliebene!

Hie wieder einmal ein kleiner zwischenbericht, denn wir haben mal wieder ein Netz:

01.06.2012, was für ein Tag! Wieder scheint die Sonne, als würde es verboten werden und ich, ich bin ab heute Pensionär - ganz offiziell! Und damit frei! Jetzt fehlt nur noch, dass die Bordfee auch nicht mehr in die "Mühle" muss, dann können wir machen was wir wollen, sprich: segeln wann, wohin und wie lange wir wollen!

Einer setzt dem Ganzen allerdings Grenzen: der Wind! Er weht noch immer aus N bis NW und meistens mit Stärke 6, Böen 7 bis 8. In unserem Hafen merkt man davon nur hin und wieder etwas, wenn mal eine besonders heftige Bö hindurch fegt. Wir machen es uns wieder einmal gemütlich und verschlingen die Bücher, die ich zum Glück noch besorgt hatte. Wir haben genug davon, denke ich.

Aus dem Zentrum des Ortes hört man Musik. Es ist Wochenende und anscheinend wir hier gefeiert. Morgen muss ich auch dort hin, denn unser Internetaccount ist abgelaufen. Ich muss verlängern.


Samstagmorgen, der 02.06., empfängt uns mit? Natürlich: Strahlend blauem Himmel. Ich wandere in die Stadt; die Bordfee mag noch nicht. Also erst mal ab, Richtung Tourist Information, den Code für den Access-Point verlängern. Auf dem Weg stelle ich fest, dass hier in Farsund einiges los zu sein scheint. Es sind Buden aufgebaut; DER Rettungskreuzer liegt offensichtlich zur Besichtigung am Kai und es gibt eine Straße, die gesperrt ist, nur um Motorräder auszustellen. Alles recht kleine, uralte Dinger der Marke "Tempo" (nie gehört…). In der Tourist Information erfahre ich: es ist das ganze Weekend über Party angesagt, mit Life Music, Bootsaustellung, Motorradschau usw. Na Klasse!

Also zurück zum Schiff und die Bordfee geholt. Die ist auch gleich dabei, als sie hört, dass hier was los ist. So wandern wir wieder hin, kaufen eine Tüte mit 4 verschiedenen Salamis (davon eine "Elchsalami"…) und besichtigen den Rettungskutter. Erstaunlich, wie gemütlich die Jungs es darauf haben. Einschließlich Dusche und Waschmaschine ist alles da, was das Herz begehrt. Allerdings leben sie auch jeweils 4 Wochen auf dem Ding.

Als dann die "Musi" von dezenter Folkmusic zu Blas- und Marschmusik mutiert, verkrümeln wir uns wieder an Bord und genießen unseren Schatz an Würsten ;-)


Der Wetterbericht macht uns am 03.06. Hoffnung, doch noch irgendwann mal weiter zu kommen. Ab Mittwoch soll der Wind zunächst auf E dann auf SE bis S drehen und abflauen. Wahrscheinlich wird das mit schlechterem Wetter im Sinne von weniger Sonne einhergehen, denn es kommt ein Tief vom Atlantik. Gut, die Windrichtung erfordert nun mal ein Tief, anders geht's halt nicht. Lang genug warten wir zwischen einem Tief im Osten und dem Hoch über Island im Westen mit den Fesseln des Nordwindes gefangen.

Der Tage vergeht, wie die vorherigen mit Lesen und dem Beobachten der Feuerquallen, die mit dem leichten Tidenstrom an uns vorbeiziehen. Dazu Musik, die über das Wasser vom Festplatz klingt. Ich sag nur: Wozu um alles in der Welt ins Mittelmeer?!


Und so geht auch der 04.06. mit Sonne und Ruhe ins Land. Allerdings haben wir jetzt "Hummeln" im Hintern. Der Wetterbericht lässt für den Mittwoch hoffen. In aller Frühe soll es losgehen. Einer der Mitwartenden, ein Holländer, schaut auch vorbei und fragt, wie wir es sehen. Er will morgen nach Bergen. Ich auch, aber das sage ich der Bordfee noch nicht, denn das heißt, durch die Nacht segeln. Aber ich denke, sie sieht es genauso, denn der 5 Tagebericht und die Gribfile sehen für den Donnerstag im Bereich Usira Süd schon wieder Starkwind. Und so gehen wir am 05.06.2012. noch einkaufen und schlafen ausgiebig aus.


06.06.2012, 0600 Uhr: Es geht endlich weiter. Fast Flaute und auslaufender Strom, der uns mit ca 1 kn auf See schiebt. Der Morgen ist wunderschön und wir erwarten wieder einen sonnigen Tag. Wir hoffen auf Wind, aber die ersten Meilen müssen wir motoren, bevor wir "alles" setzen und im Doppelschmetterling mit etwas Schiebestrom die Küste hochschippern. Unser holländischer Leidensgefährte Winkt zum Abschied. Auch er wird wohl in Kürze aufbrechen. Wir kommen zunächst gut voran, was man nicht vermuten sollte, doch es sind immerhin ca. 0,5 bis 1 kn Strom die uns nach N schieben. Der Wind ist wiedergekommen, schwächelt dann aber wieder. Zum motoren haben wir eigentlich keine Lust, auch wenn wir dieser Wetterfalle Utsira Süd unbedingt entkommen wollen.

So entschließen wir uns, unsere Geheimwaffe einzusetzen: Den Womper! Wer den Film "Wind" gesehen hat, der weiß: Es gab da einen gigantischen Spinnaker, der von der Hauptdarstellerin - und im Film Erfinderin dieses Segels - "Womper" genannt wurde. Nun unser Womper ist eine Art Passat-Leichtwindsegel. Sieht aus, wie zwei zusammengenähte Blister, die an der Naht unten mit einer Kausch am Vorschiff befestigt werden; also nicht frei fliegend. Die Steuerbordseite wird ausgebaumt und so lassen wir uns denn vom "Womper" ziehen. Ging alles prima. Wir hatten dieses Segel erst einmal gesetzt. Die Bordfee ist begeistert und kann sich an der bunten "Segelwolke" nicht satt sehen.

So trödeln wir denn in den Abend hinein.

Vor der Küste von Stavanger ist starker Schiffsverkehr und auch der Strom scheint hier wilde Kapriolen zu machen. Große Strudel stoppen uns z.T. abrupt ab; es ist, als führe man in Watte hinein, dann wieder sieht das Wasser aus, als ob es kocht. Das hatten wir letztmalig auf den Malediven beim Tauchen erlebt: Nur da sind wir in diese brodelnde Suppe hineingesprungen und haben uns in dieser "Waschmaschine" treiben lassen (Drift diving), weil: Wo Strom ist, sind Nährstoffe, wo die sind, sind Fische und da sind auch die großen Räuber! Wir sind jedenfalls froh, als wir aus dem Suppentopf wieder heraus sind. Dabei sehen wir unseren ersten Pappageientaucher an Steuerbord. Allerdings ist der über unseren Anblick anscheinend nicht erfreut, so dass er gleich abtaucht. Schade.

Die Nacht wird nicht mehr dunkel. Gut so. Die Bordfee zieht sich zur Nachtruhe zurück und der Skipper, bewaffnet mit einem Pott Kaffee und einer Tafel Schokolade geht Wache. Der Wind lässt immer mehr nach und so muss dann doch noch einmal das eiserne Segel ran, zumal bei der Insel Utsira der Strom kentert und uns entgegenkommt. Die Nacht ist ruhig und wir ziehen unser Kielwasser durch eine ruhige See. Der lange Schwell, den man als sehr beruhigend und gar nicht so hoch empfindet reicht immerhin doch, um hin und wieder einen kleinen Fischer kurz verschwinden zu lassen. Ist doch schon ganz anders, als die Ostsee…

Der Morgen empfängt uns mit einem wunderbaren Spiel von Licht und Farben, einem herrlichen Sonnenaufgang und einer tollen Gebirgskulisse an Land, die immer größer wird. Die Bordfee löst mich ab; ein bisschen Schlaf brauche ich halt auch mal. Schließlich laufen wir am Vormittag den Korsfjord an. Und lernen wieder was dazu: Eine Markierung auf der Seekarte könne wir nicht so recht zuordnen. Vorerst nicht…. Dann, beim Einlaufen in den Fjord, denke ich, mich laust der Affe. Sehe ich da vor uns meinen ersten Wal springen??? Nein, es sieht zwar genauso aus, weil es mal nach der einen, dann zur anderen Seite rauscht, aber das ist aufgetürmtes Wasser! Hier schießt der Meeresboden schlagartig von über 100 m Tiefe auf 14 m (!) nach oben. Aber nur an einer kleinen Stelle. Darüber treffen sich der Schwell von See und die auslaufende Tide. Und das gibt ein Atemberaubendes Schauspiel. Wir halten respektvollen Abstand und laufen in den Fjord ein. Vor uns öffnet sich das Panorama, welches man so von Norwegen Bildbänden kennt: Schneebedeckte Berge, davor tiefblaues, fast schwarzes Wasser, Inselchen und, und, und…. Wir sind begeistert. Müdigkeit ade!

So zuppeln wir denn nun auf der "Innenbahn" weiter Richtung Bergen. Stellenweise strömt es, aber alles zu bewältigen. Die Bordfee ist begeistert. Es gefällt uns hier sehr gut. Schließlich erreichen wir Bergen. Zunächst ist die Bordfee noch etwas besorgt, wegen der großen "Pötte" die aus und einlaufen und von weitem sieht die Einfahrt in den Hafenbereich in dessen hinterem Ende die Gastplätze liegen sollen auch verdammich eng aus, aber dann schummeln wir uns rein und stellen fest: so eng ist es doch nicht.

Wir passieren die "Statsraad Lehmkuhl", die hier vertäut ist und gehen ziemlich weit hinten am Kai an den Autoreifen längs. Es ist gerade Hochwasser vorbei, so dass wir problemlos auf den Kai kommen. Ein Platz an der Leiter war nicht, und auch wenn der Tidenhub nur ca. 1,3 bis 1,4 m betragen soll, wäre das "Aufentern" doch mühsam.

Wir sind wieder mitten in der "zivilisierten" Welt. Es ist laut, viele Menschen und…. Kaum fest, steht eine junge Dame vor dem Schiff und will wissen ob wir denn schon die Hafengebühren bezahlt hätten oder ob wir gerade angekommen wären…. "Nein, du blöde Kuh, wir haben nicht Stadtbumnmel gehe…" hätte ich ihr am liebsten gesagt, aber wir sind ja nicht so…. Also trotte ich zum Automaten, der mit 150 Kronen abnimmt und suche dann noch die Touristinformation, die man natürlich nicht findet - erst Recht nicht wenn man müde ist. Schließlich kommt die Bordfee nochmal kurz mit und wir besorgen uns ein bisschen Räucherfisch und eine neue Rotweinsalami, denn die aus Farsund ist schon alle (von wegen ein Jahr haltbar: die kennen uns hier noch nicht. So ‚ne Wurst ist doch gar nix….). Mehrt kann man hier auch nicht machen. Die Leute sind in genau zwei Kategorien einteilbar: Touristen und Andere, die sie "melken". Beispiel: Ein Tellerchen "Fastfood" (Lachsspieß, 3 Stück Fisch, mit Salat) wahlweise 40 $ oder 28 € (!) Und die Leute kaufen's! Wir nicht. Ab an Bord, Fisch essen und dann in die Koje. Morgen wird's vielleicht anders aussehen, wenn wir ausgeschlafen sind.

Aber soweit ist es noch nicht. Erst kommen noch viele Schiffe herein und der Hafen wird voll. Eine Najad will unbedingt längs bei uns, aber nachdem wir uns etwas vorziehen passt sie dann doch noch hinter uns. Nun ist dann aber Schluss.


Der 08.06. begrüßt uns etwas ruhiger. Die Befürchtungen der Bordfee, bzgl. Der Tide haben sich nicht bewahrheitet. Wir haben von Ebbe und Flut nix mitbekommen. Meine Festmachertaktik mit losen Enden vorn und achtern und einer langen Spring (bei anderen abgeschaut…) hat funktioniert. Aber jetzt haben wir einen Außennachbarn. Nette Norweger und auch das Schiff ist von der Größe her eher passen für uns, als die große Najad.

Eigentlich wollen wir heute doch nochmal den Versuch wagen uns ins Getümmel zu stürzen, aber zuvor will ich "Wetter haben": Der Empfang über den MRD 80 ist hier zwischen den Felsen praktisch unmöglich. Es kommt als Text nur Kauderwelsch rüber, im Radio nur Rauschen. Also Internet. Aber auch das ist hier schwierig: "WiFi??? Tja, vielleicht in der Pizzeria….." Ich geb's auf, scanne die Umgebung und finde dann tatsächlich eine freies Netz aber von miserabler Qualität. Aber es reicht um den Wetterbericht und einmal Gribfile zu ziehen bevor alles wieder zusammenbricht.

Dann kommt der Hafenmeister und erklärt uns, wir müssten den Platz räumen. Warum? Tja, der sei reserviert. Steht doch auf den Zetteln am Pier! Nee, da steht 09.06. Nun ist es am Hafenmeister, zu grübeln. Aber es bleibt dabei: Die Zettel sind ein Irrtum, wir müssen weg. Hier findet eine alljährliche Großveranstaltung statt, und da müssen wir halt weichen. Bin sauer, aber so toll fanden wir Bergen nun auch wieder nicht. Wir machen los und besuchen noch kurz die Tanke. Wer weiß, wann wir wieder eine finden und volle Tanks beruhigen mich immer.

Dann verlassen wir Bergen. Die Bordfee hat inzwischen unsere Literatur gewälzt und mir die Koordinaten eines Ankerplatzes zugerufen. Als wir ihn dann schließlich nur einige Meilen entfernt anlaufen stellen wir fest: Hier ist nix mit Ankern, hier ist ein riesen Segelclub! Wir machen fest, ich gehe fragen, ob's genehm ist und es ist: 100 NKR kostet uns der Spaß, aber alle sind sehr nett. Ein WiFi gibt's auch, wenn auch sehr, sehr instabil. Eigentlich wollte mich die Bordfee ja ganz woanders hin dirigieren, aber offensichtlich gab's da wohl einen Versprecher, oder einen kleinen Kommunikationsfehler, jedenfalls liegen wir hier sicher und vor allem deutlich ruhig als in Bergen.


So, heute ist der 09.06., und der erste Tag seit wir Norwegen erreicht haben, an dem uns nicht die Morgensonne begrüßt. Im Moment ist es windstill und wolkig. Schaun mer mal, wie es weiter geht.

Liebe Grüße an alle, die es interessiert, senden

Nicky & Ralf von Bord der SY Maimiti

31.05.2012

Farsund/Norwegen
Liebe Daheimgebliebene!

Der 24.05. empfängt uns mit einem grandiosen blauen Himmel und …. Totenflaute! Selbst das große Windkraftrad im Hafen, welches noch aus jedem Mäusefurz Energie erzeugt und sich beim leisesten Hauch zu drehen beginnt, steht still. Offenbar sind hier die Mäuse zu gut erzogen… Am Horizont verschmelzen Himmel und Wasser zu einer Einheit. Südsee feeling macht sich breit. Nur: an weiterfahren ist nicht zu denken!

Wir nutzen den Tag und gehen am Strand wandern. Es ist warm, aber nicht heiß und uns zumindest ist das Wasser zum Baden denn doch noch zu kalt. Den Dänen nicht. Auch gut. Die Libra von GB Manfred und Heidi Brandes meldet sich per Telefon und fragt, ob wir noch nach Skagen kommen. Sie sind die Nacht durchgesegelt und haben sich mit der Flaute herumgeschlagen. Wir haben keine Lust diese Strecke zu tuckern. Also bleiben wir. Der Hinweis, dass es in Skagen zu Pfingsten voll werden wird, ist allerdings gut! Pfingsten! Ach ja, da war doch was…. Das erklärt auch, warum der Hafen von Anholt sich langsam immer mehr füllt. Als dann auch noch der Hafenmeister kommt und uns bittet auf Grund der zu erwartenden Menge an Booten mit Heckboje fest zu machen, steht der Entschluss fest. Wir fahren weiter. Die Gribfiles verraten, dass Anholt, genau wie Skagen, in einem Flautengebiet liegen. Etwas weiter N oder E-lich gibt es Wind. Nicht viel, aber zum Segeln wird's wohl reichen.


Der 25.05. sieht zunächst windtechnisch nicht besser aus als der Vortag, aber wir verlassen uns auf die Gribfiles und legen um 0700 ab. Wie vorhergesagt, finden wir den Wind und setzen unseren Kurs Richtung Skagen etwas E-licher ab, so dass wir Läsö an Bb lassen. Das geht. Das Wetter ist wieder karibisch und die Sonne strahlt von einem knallblauen Himmel. Ich beginne mich ernsthaft zu fragen, ob die Investition für eine Warmluftheizung, die auch bei Schräglage betrieben werden kann, sich wirklich gelohnt hat einschließlich der ganzen Arbeit damit. Auf dem Kanal Richtung Polen, da war sie nötiger….

Gegen 2000 Uhr verlässt uns der Wind dann schließlich abrupt völlig und die See wird zu öl. Wir müssen bis kurz vor Mitternacht motoren. Der Abend ist herrlich, das Spiel der Farben von Himmel und Wasser ist bezaubernd. Beim Runden von Skagen haben wir sehr viel Schiffsverkehr und ich muss höllisch aufpassen, denn die Pötte haben ein Mordstempo drauf.

Dann bei Einbruch der Nacht - ganz dunkel wird's irgendwie nicht mehr - haben wir wieder etwas Wind, dafür aber auch jede Menge Fischer! Ihre hell erleuchteten Arbeitsplattformen am Heck schlucken jede Positionsbeleuchtung und ich bin ständig am raten, wohin die gerade fahren. Aber sie halten sich an die dänische Seite, und so wird der Abstand zu ihnen zum Glück immer größer. Ansonsten ist die Nacht wunderschön. Vor uns der zunehmende Mond, der sich im Wasser spiegelt, über uns der große Wagen und im E noch immer, bzw. schon wieder der Hauch des neuen Tages.


Am Morgen des 26.05., die Bordfee hat Wache, werde ich unsanft geweckt:" Raus aus den Federn, Wind nimmt zu, Autopilot ausschalten und reffen". Ich denk: "das ist jetzt also der Preis fürs ruhige Nachtsegeln" und mach mich flugs ans Werk. Mein erster Blitzeinsatz nach zwei Jahren Abstinenz lässt sich sehen. Danach liegt Maimiti ruhiger und wir koppeln die Windfahne ein.

So segeln wir den lieben langen Tag weiter und erreichen schließlich die Norwegische Küste. Gerne würde ich noch eine Nacht dranhängen, aber die Bordfee möchte auch mal in Ruhe schlafen. Und auch der Wind wird wieder schwächer. So peilen wir Mandal an. Die Ansteuerung ist denkbar einfach und wir testen wieder mal unsere GPS Maus. Leider klinkt diese sich nach ca. 30 Min regelmäßig aus, bzw. führt zum Systemabsturz. Das isses wohl nicht! Machen im Hafen am Gjestehaven fest. Nicht unbedingt das, was ich von meinem ersten Norwegenhafen erwarte, aber wir liegen sicher und haben Strom. Dann man ab in die Koje!


Der nächste Tag, 27.05. , beschert wieder eitel Sonnenschein. Wir wollen zur Sicherheit alle Dieselbestände füllen und fahren an die Tanke. Auch hier Automaten. Aber zum Glück nimmt die Visa-Card. Das System ist wirklich praktisch:

Sprache wählen, Karte rein, Pin eingeben, Säule wählen und fertig. Solange die Zapfpistole nicht wieder in die Säule gesteckt wird ist man "drin". Steckt man die Zapfpistole wieder in die Säule, wird abgerechnet und ("leider") abgebucht.


Wir zuppeln bei wenig Wind die Küste hoch. Farsund oder Egersund sind das Ziel, aber der schwache Wind macht schnell klar, dass es wohl nur bis Farsund reichen wird. So laufen wir dann auch Farsund an und haben hier einen wirklich schönen Hafen. Machen auch hier an der Gjestebrygg fest. Sieht sehr schön aus hier. Die Häuser, nahezu alle weiß, gegenüber unserem Liegeplatz sind am Hang gebaut. Es sieht wirklich hübsch aus. Außerdem haben wir einen Supermarkt sowie die Sanitäreinrichtungen fast vor "der Tür".

Am 28.05. wird es erst mal nix mit dem weitersegeln. Mist, denn sowohl die Grifiles als auch der Wetterbericht sind sich einig: N-liche Winde 5 bis 6 Bft., zunehmend 7, Böen 8 bis 9. Es gibt von Rogaland auch eine Galewarning. GB Brandes hat es auch nur 40 sm weiter bis Egersund geschafft und wird auch dort bleiben. Das alleine wäre nicht so schlimm, wäre da nicht die Vorhersage, dass es länger so bleiben soll…

Aber wir haben ja diesmal Zeit. Nicht auszudenken, wenn sowas in einem 4-Wochenurlaub passiert. So machen wir es uns gemütlich und ich mache mich daran, die WLAN Antenne, die ich in Berlin nicht mehr anbauen konnte, zu installieren. Zwar ist der Hafen Gebührenfrei (!) und es soll auch einen kostenlosen WLAN Zugang geben, aber den bekommt man nur im Touristbüro und das ist über Pfingsten geschlossen. Es gibt mindestens drei freie "Gjest" Netze, aber alle verlangen Zugangskennungen. Also: Abwarten. Wir machen es uns gemütlich und ich repariere die Kompass und die Motorinstrumentenbeleuchtung.


29.05. Endlich kein Feiertag mehr! Als Erstes wird Bargeld vom Automaten geholt. Dann geht der Skipper einkaufen. Frischfleisch ist schon eine ganze Weile aus und so wird die Kühlbox neu gefüllt. Dann wandern wir in die Stadt. Es ist ein ruhiges, beschauliches Städtchen, und wir schauen uns um. Viel zu sehen gibt es nicht. Aber die Tourist Information ist ohnehin heute das Wichtigste für mich. Wir holen den Code fürs Netz und dann zurück an Bord. Der Wetterbericht hat sich nicht geändert. Immer noch N - NW um 6 mit starken Böen. Ich nutze das Netz, dann baue ich meine Antenne an und will die Homepage der Gilde aktualisieren: Nix da! Kein FTP möglich. Ich schiebe es auf die Antenne und das macht mir kurz gesagt dann zwei Tage Arbeit, da ich dabei die Konfiguration versaue und alles nochmal neu aufspielen muss (mit dankenswerter Unterstützung von Micha Wnuk von Lunatronic per mail!). Um's vorweg zu sagen: nun geht alles wieder und schuld ist das örtliche WLAN, das kein FTP durchlässt!


30.05. Wie schon gesagt, verbringe den Tag noch mit "meiner Antenne" (ist vielleicht auch gut so; lenkt nämlich von der Tatsache ab, dass wir hier festgenagelt sind!).Tauschen uns regelmäßig mit einem Holländer aus. Er ist auch mit einem Stahlschiff hier und will auf die Lofoten. Auch er ist stinkig auf den Herrn der Winde. Aber wenigstens ist das Wetter ansonsten hervorragend. Sonne satt. Allerdings wird es jetzt doch deutlich kälter. Am Tage nur noch gerad mal 16 Grad, nachts um die 7 bis 9 Grad. Jetzt muss dann doch mal die Heizung ran. Erfahre noch per SMS dass ich zum 01.06. pensioniert bin! Na also, haben wir das auch geschafft. Jetzt bin ich also FREI!


31.05. Es wurmt mich, dass ich unsere Homepages nicht pflegen kann. Zeit habe ich ja hier zur Genüge. Laut aktuellen Gribfiles wird sich die Situation erst in der Nacht von Sonntag auf Montag zu unseren Gunsten ändern. Für heute ist für Utsira S wieder N bis NW zunehmend 7 Bft vom Wetterbericht angesagt. Ich forsche und finde eine Lösung bei unserem Provider, der einen Zugriff via http auf die Dateien zulässt. Wäre das also auch geklärt! Und so sitze ich hier, bei strahlendem Sonnenschein und tippe unseren Bericht. Neuerdings kabellos, denn wir haben jetzt nicht nur einen WLAN Antenne, sondern auch einen Accespoint im Schiff. So hatte ich mir das ja auch mal gedacht.

Bis zum nächsten Bericht, der dann hoffentlich von weiter N-lich kommt

Nicky & Ralf, SY Maimiti

23.05.2012

Anholt/Dänemark (Kattegatt)
Liebe Daheimgebliebene!

Der 18.05. beginnt ruhig. Wir bereiten alles vor und verholen zum Mastenkran. Der Hafenmeister kommt pünktlich wie versprochen um 1000 Uhr und innerhalb einer Stunde sind beide Masten oben und verstagt. Wir verholen wieder auf unseren Liegeplatz, wobei uns der Hafenmeister diesmal einen anderen anbietet, den wir dankend annehmen. Dann werden noch die Segel angeschlagen und so die eine oder andere Sache erledigt, die ich partout nicht mehr vor der Abfahrt geschafft habe. Danach wird im Schiff aufgeklart. Gut dass ich nach dem WLAN gefragt habe. Es kostet nix und die Verbindung ist einigermaßen stabil. Ich hole die Gribfiles für die nächsten 8 Tage und den Seewetterbericht. Dann ist Schluss für den Tag. OK, getankt haben wir noch. Aber das war dann auch alles.


Am 19.05. schlafen wir aus. Egal, ob wir in Swinemünde bleiben oder durchsegeln, im zweiten Falle kommen wir in jedem Fall in die Nacht, da macht es nix, ein bisschen später loszufahren. Es ist Bombenwetter und die Windrichtung stimmt: SE. So können wir sofort nach dem Verlassen der Marina Marco die Segel setzen und laufen mit Vollzeug den Dabie See hinunter Richtung Oder. Und es bleibt so. Maimiti läuft gut und wir können, was wir schon lange nicht mehr so problemlos getan haben, die ganze Oder bis zum Haff und darüber hinaus bis in die Kaiserfahrt auf einer Backe Segeln. In der Kaiserfahrt wird das eiserne Bukh-Segel angeworfen und wir motoren, nach kurzer Diskussion über die Frage: Durchfahren oder noch eine Nacht ruhig schlafen? in Richtung Marina Swinemünde.

Die Marina wird gewaltig ausgebaut! Jede Menge neue Steganlagen, die kurz vor der Fertigstellung stehen. Wir tuckern langsam hinein, finden den alten Teil aber ziemlich voll und drehen um. Wir machen an einem der "neuen" Schwimmstege fest und merken erst dabei, dass die noch nicht ganz fertig sind. Manche Bohle ist noch lose….Egal, wir machen fest, denn der erste Tag hat uns müde gemacht. Und es dauert auch nicht lange, da flitzen wir auch schon in die Koje.


Der 20.05. empfängt uns wieder mit einem Bombenwetter aber anfangs schwachem Wind. Dafür aber aus E. Wir trödeln uns aus, nehmen den Wetterbericht auf und machen uns dann auf die Socken. Wir setzen gleich alle Segel, denn bei dieser Windrichtung bringt auch der Besan viel - und nötig ist es allemal bei dem schwachen Wind.

Aber so bleibt es nicht. Zum Glück. Der Wind nimmt wie versprochen zu, und mit 8 m/s rauscht Maimiti mit mehr als 5 kn ihrem Ziel, Kopenhagen entgegen. Der Tag ist kaum zu beschreiben. Es ist einer der schönsten, wenn nicht gar der schönste Segeltag, den wir je erlebt haben. Stetig ziehen alle Segel, Maimiti wird immer schneller, und erreicht teilweise sogar 6,5 kn. Über 3 h haben wir eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 6 kn (!). Dabei produziert unser kleines, aber schweres Mädchen eine für seine Verhältnisse mächtige Bugwelle, die nur so rauscht, wenn sie eintaucht. Ich sitze in Lee und könnte die ganze Welt umarmen, am liebsten aber das Schiff ;-)

Wir rechnen damit, dass mit einsetzender Dunkelheit der Wind abflauen wird, doch weit gefehlt. Er nimmt noch zu, was wir zunächst gar nicht bemerken. Erst als wir Falsterbro Rev schon sehr nahe sind und noch immer mit weit über 6 kn laufen, beschließe ich, die Segel zu verkleinern. Ich will die Ansteuerung nach Kopenhagen nicht in der Nacht machen. Die Wellen sind inzwischen recht hoch geworden, aber Maimiti läuft ihnen einfach davon, so dass man es kaum merkt. Der Himmel ist ein blanker Wahnsinn! Es ist absolut sternenklar und über uns funkeln Millionen Sterne. Wir segeln im Sternenlicht, direkt über uns der Große Wagen und kommen uns vor, als flögen wir durchs All.

Dass es inzwischen viel mehr Wind geworden ist, als wir wahrhaben wollten, merken wir als wir das Großsegel zur Geschwindigkeitsreduzierung wegnehmen. Ergebnis: Maimiti läuft mit nahezu unverminderter Geschwindigkeit unter Besan und Genua weiter. Auch das Wegnehmen des Besan bring uns "nur" auf runde 6 kn. Erst als wir die Genua zu gut ½ einrollen sinkt das Tempo auf 4,5 bis 5 kn. Nun sind wir zwar langsamer, dafür aber ein gefundenes "Fressen" für die gut 1 ½ Meter Wellen…. Es bockt ganz schön. Aber schließlich lässt der Wind nach, und die See beruhigt sich; es wird hell und wir setzen wieder das Groß, denn sonst können wir nicht genügend Höhe machen.

Wir passieren am 21.05. Kopenhagen und diskutieren erneut, die Frage: Stoppen und ausschlafen oder weitersegeln. Diese wird schließlich vom gänzlich einschlafenden Wind beantwortet. Die normative Kraft des Faktischen….Wir versuchen zunächst im Sund in den kleinen Hafen Humlebaek anzulaufen, dessen Beschreibung der Bordfee so gut gefiel. Dieser ist allerdings voll und auch nicht so reizvoll wie erwartet. Der nächste Versuch 1 ½ sm weiter in Espergaerde ist von Erfolg gekrönt, wobei wir im inneren Hafenbecken nicht in die Boxen passen. Wir sind zu breit. Also machen wir in der Hafeneinfahrt fest, wie uns geheißen. Es ist windstill, wir sind müde und so machen wir uns auch keine weiteren Gedanken und fallen in die Kissen. Eine Stunde später springt der Skipper aus der Koje. Das Schiff bockt, wie ein junges Fohlen! Also raus. Der Wind ist zurück und steht genau quer auf die Einfahrt. Ich kann kaum hinsehen, so springt unser Schiffchen an den Festmachern. Im hintersten Teil des Hafens finde ich einen ruhigen Platz vor Heckboje. Der Hafenmeister hat Verständnis und so wird die Bordfee aus der Koje geworfen und Maimiti verholt. Dann herrscht endlich Ruhe im Schiff und wir können uns beruhigt ausschlafen. 20 Euro als Hafengebühr empfinden wir allerdings als Wucher!


Da uns der 22.05. mit Flaute begrüßt und es auch nicht so aussieht, als würde sich das kurzfristig ändern, obwohl der Wetterbericht anderes versprochen hatte. Wir überlegen was tun. Hier einen Hafentag zu "investieren" halten wir für zu schade. So schön ist es auch wieder nicht. Wir gehen noch zum Fischhändler am Kai und versorgen uns mit Brot und - mal probieren - triefend fettigem Thymianbrot, sowie Lachsfilets für die Pfanne und etwas warmgeräucherten Lachs zum gleich essen. Dann checken wir die Karte und entschließen uns, die 11,5 sm nach Hornbaek zu tuckern. Dann sind wir wenigstens schon im Kattegat. Gesagt getan, wir tun es. Kurz hinter HelsingØr sehen wir unseren ersten Schweinswal. Es ist ein recht kleines Kerlchen aber wir bekommen leuchtende Augen und sind ganz happy. ½ Stunde, bevor wir in den Hafen von Hornbaek einlaufen sichten wir einen zweiten. Was für ein schöner Tag.

Beim Einlaufen in Hornbaek gehen wir gleich an Bb im Innenhafen in eine freie Box neben dem Lotsenboot. Sie ist zwar eigentlich zu groß für uns, dafür liegen wir hier wie in Abrahams Schoß. Das ist auch gut so, Genauso wie es gut ist, dass ich auf die Bordfee höre und die Stb. Achterleine noch belege, obwohl das in der riesen Box nicht einfach ist, denn als der Lotse vom Einsatz zurückkehrt, gibt er uns den Tip, dass wir in ca. 2 Stunden mit einem Gewitter zu rechnen hätten, welches bereits auf der schwedischen Seite sein "Unwesen" treibt. Er behält Recht! Trotz steigenden Barometers nehmen plötzlich die Cumulunimbus Wolken zu und dann hört mann's auch schon rumpeln. Derr Spuk dauert allerdings nicht so lange, wie befürchtet.


Der 23.05. begrüßt uns mit 6 m/s aus E mit der Tendenz zu NE. Wir legen ab und setzen mal wieder alles, was wir haben. Die Überlegung, Anholt und Laesö "links" liegen zu lassen und Richtung Skagen durchzuheizen, stößt bei der Bordfee nicht unbedingt auf Jubelausbrüche; sie würde schon gerne mal nach Anholt gehen. Schaun mer mal. Irgendwie scheint sie denn doch einen direkten Draht zu höheren Mächten zu besitzen, denn der Wind dreht stetig weiter auf nördl. Richtung, so dass ich froh bin, die 310 Grad zu halten, die es braucht, um Anholt anliegen zu können. Dabei eiert der Wind teilweise bei 4 m/s herum um dann auch mal - aber nur gaaanz kurz - einen Hauch von 8 m/s von sich zu geben. Es ist ruhiges, ereignisloses Segeln unter einem weiten blauen Himmel. Der Barograph zeigt eine rasant steigende Kurve an, die befürchten lässt, dass die Nadel bald den Deckel sprengt.

So laufen wir schließlich doch Anholt an, wobei wir zum ersten Mal unser Naviprogramm dazu nutzen, um keine bösen Überraschungen zu erleben, wenn es mal wirklich schwierige Ansteuerungen sind. Alles klappt prima, bis auf die Tatsache, dass die Kommunikation zwischen Rechner und GPS Maus zweimal ohne ersichtlichen Grund abbricht.

Wir machen längs eines Steges fest. Hier ist um diese Jahreszeit noch wahrlich nix los. Alles frei, man kann Anlegen, wo immer man will. Ich mache mich gleich auf die Socken, um zu checken, ob es hier ein WLAN gibt. Das tut es! Einen Hafenmeister gibt es wohl, aber der scheint nur am Abend vorbeizukommen, um die säumigen Zahler auch noch einzufangen. Ansonsten geht hier alles per Automat: Hafengeld, Aufkleber fürs Boot, Karte für die Service-Einrichtungen usw. Fürs Internet muss man sich in der Kneipe - sorry - dem Restaurant für jeweils 24 h ein Passwort und einen Username kaufen. 24 h/25 DKK. Da ich neue Wetterdaten haben will und mal in meine mail schauen möchte, andererseits aber auch was für meine und die Webseite der Schiffer-Gilde tun möchte, hole ich sicherheitshalber gleich zwei Karten. Wer weiß, was morgen ist und wann man wieder ein WLAN hat…

Liebe Grüße an alle, die es interessiert senden

Nicky & Ralf von der SY Maimiti

17.05.2012

Stettin/Polen
Liebe Daheimgebliebene!

Am 16.05., 07:30 Uhr, hat es Maimiti geschafft endlich zum längsten Törn - zumindest von der Planung her - den sie mit uns bisher unternommen hat, aufzubrechen. Sicher, es war doch noch das eine oder andere zu erledigen, aber wir hatten die Nasen voll und wollten los. Die Schleusen meinten es alle durchweg gut mit uns, uns so rauschten wir mit rund 6 kn unserem ersten Zwischenziel, Hohensaaten, entgegen.

Die Bordfee hatte offensichtlich regelrechten Entzug nach den zwei Jahren ohne Seefahrt, saß den ganzen Tag draußen, und genoss die Natur in vollen Zügen. Das viele frische Grün am Ufer tat Augen und Seele gut.

Heute, am 17.05., starteten wir pünktlich um 08:00 Uhr und erreichten nach einem wettertechnisch eher abwechslungsreichen Tag, Punkt 16:00 Uhr Stettin und die Marina Marco. Der Tag begann mit einem fantastischen Morgen und wurde dann nicht nur saukalt, sondern teilweise auch regnerisch - aber in Grenzen. Alles in Allem eine sehr entspannte Fahrt. Wir haben noch nie so viele Störche gesehen. Greifvögel überall, und sogar ein Seeadler, der sich mit einem Bussard einen filmreifen Luftkampf lieferte.

Morgen werden die Masten gestellt. Heute ist Ruhetag.

Liebe Grüße senden Nicky & Ralf von der Maimiti