21.06.2011
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Herzliya/Israel
Liebe Gildeschwestern,
liebe Gildebrüder
Es ist kaum zu glauben, wir sind heute auf eigenem Kiel in den Suezkanal eingelaufen und liegen jetzt
mit PURe fun in Port Said! Aber wie sind wir hierher gekommen?
Da der letzte Bericht schon gut vier
Wochen her ist, ist es eine lange Geschichte mit irrsinnig vielen Eindrücken, die man erst mal
verarbeiten muss. Von Alanya aus ging es in einer Nachtfahrt nach Nordzypern. Hier waren wir ja auch
schon mal, konnten also eine Tour auslassen und hatten so einen Erholungstag - für lange Zeit der
letzte. Am ersten Abend galt es, sich herauszuputzen, denn wir sollten in der Burg vom Präsidenten
empfangen werde. Er hat dann aber doch nur einen Vertreter geschickt. Die Atmosphäre auf dem
mittelalterlichen Burghof war wunderschön und das Drumherum kann ich nicht ausführlich beschreiben,
denn dann wird der Bericht doch zu lang werden. Famagusta und das von der UN betreute Niemandsland
kannten wir schon, es war aber interessant, von einem Führer Informationen zu bekommen. Seinen
Schilderungen konnte man entnehmen, wie emotional die Zyprioten ihre politische Situation sehen und
wie viel Angst man davor hat, dass der Konflikt wieder ausbrechen könnte. Abends wurden wir von der
American University von Girne empfangen mit Häppchen und Getränken zum Abwinken.
Und dann kam der vorläufige Höhepunkt: Die jährliche Piratenparty mit Parade am Hafen entlang. Unsere
Gruppe sollte eine kleine Show veranstalten und wir hatten immerhin eine ganze Stunde Zeit für die
Vorbereitung. Zum Glück hatten wir in unserer Gruppe einen Dudelsackspieler und so konnten wir dem
Ganzen eine besondere Note verleihen. Und Teddy trat mit der Bauchtanztruppe auf.
Es ergibt sich - wie noch häufiger eine - eine Änderung des Plans. In einer langen Tagestour geht es
an die Nordspitze Zyperns in eine wiederum nagelneue Marina. Auch hier wieder ein rauschendes Fest,
nur dass es etwas kürzer ausfallen musste, da sich im Gespräch mit dem Präsidenten ganz zufällig
herausgestellt hatte, dass dies noch kein "Port of Entry" ist, obwohl es zugesagt war.
Das bedeutete jetzt wiederum einen ganz langen Schlag nach Famagusta, wo man in aller Eile den
kommerziellen Hafen für über 50 Schiffe frei gemacht hat, damit wir hier die Formalitäten erledigen
können.
Und dann geht es in einer Nachtfahrt in den Libanon. Wir treiben zwar bald die Flotte vor uns her,
bleiben aber im Zeitplan. In Jounieh liegen wir in einer tollen Marina mit olympischem Pool und allen
Annehmlichkeiten. Sie gehört dem libanesischen Automobilclub und hier treffen sich die Reichen und
Schönen (Christen). Der erste Abend führt uns gleich nach Beirut, wo man nach den fürchterlichen
Kriegen schon viel wieder aufgebaut hat, aber es bleibt auch noch viel zu tun. Wir haben einen
ausgezeichnete Führer, der uns auf allen Touren begleitet und uns Geschichte und politische Situation
des Libanon nahe zu bringen weiß, ohne auch nur irgendwie Partei zu ergreifen. Er spricht gut
Deutsch, das er sich selbst beigebracht hat und er mag die Deutschen. Auf Libanons Boden haben
zeitweise 15 verschiedene Armeen ihre Konflikte ausgetragen und das Land dabei in Geiselhaft genommen.
Eigentlich leben Christen, Sunniten und Schiiten hier ganz gut zusammen und in der Verfassung ist das
politische Miteinander anteilig festgelegt. Die großen Probleme kamen erst, als der Libanon die
Palästinensischen Flüchtlinge mit Hisbollah und Hamas Anhängern aufnahm. Trotz der Unruhen in Syrien
und den anderen arabischen Ländern herrscht hier (noch) gespannte Ruhe.
Wir waren im Chouf-Gebirge in einem Palast und auf dem Rückweg in einem Supermarkt, wo wir uns im
Schlaraffenland wähnten. Die libanesische Lira ist an den Dollar gekoppelt und man kann überall in
beiden Währungen bezahlen.
Einer der Höhepunkte ist Baalbek. Eigentlich ist unser Credo: Tote Steine sehen überall gleich aus,
aber das ist hier ganz klar nicht der Fall. Die römische Tempelanlage ist die größte und
vollständigste der Welt, größer als Rom. Wann sieht man schon mal Tempel, die noch Wände und Dächer
haben, normalerweise stehen nur noch einige Säulen.
Wir sind erschlagen von der gewaltigen Anlage. Auf der Weiterfahrt kommen wir an einer weiteren
römischen Anlage vorbei, die überall sonst eine Sensation wäre, hier aber kaum beachtet wird. Der
Libanon ist eben extrem geschichtsträchtig. Wir besuchen Byblos, die älteste Stadt der Welt, von
hier soll das Alphabet kommen und von hier leitet sich das Wort Bibel ab. Aber auch die
Naturschönheiten kommen nicht zu kurz: die fruchtbare Hochebene zwischen dem Libanon und dem
Antilibanon-Gebirge und die Jeita Grotte, eine Tropfsteinhöhle. Wir dachten, wir hätten schon
alles gesehen, aber die Grotte wurde am Ruhetag nur für uns geöffnet und so konnten wir die
grandiosen Formationen in aller Ruhen genießen.
Mit Elektrobooten fuhren wir auf einem unterirdischen See, der helle Wahnsinn. Die Grotte ist unter
den letzten 20 Kandidaten für die neuen 7 Weltwunder.
Natürlich gab es auch wieder ein Dinner, diesmal mit dem türkischen und dem griechischen Botschafter
an einem Tisch, eine kleine Sensation! Essen und Trinken brauche ich nicht zu beschreiben, es ist wie
immer unglaublich! Ein halber Ruhetag wird uns gegönnt, bevor wir am Nachmittag ausklarieren. 12
Meilen sollen wir uns von der Küste entfernen, also aus den Hoheitsgewässern des Libanon hinaus,
bevor wir dann doch nicht, wie angegeben, nach Zypern fahren, sondern einer plötzlichen Eingebung
folgend, nach Süden Richtung Israel abbiegen. Leider liegt Beirut auf einer vorspringenden Halbinsel
und so befindet sich ein Großteil der Flotte plötzlich auf völlig falschem Kurs und wird ständig von
der Küstenwache angerufen und ermahnt, den Kurs zu ändern. Wir waren das führende Boot und sollten
diese Kursänderung veranlassen. Irgendwann hat es dann auch geklappt und die Nachtfahrt verläuft
ruhig. Jetzt kommt die spannende Einfahrt in die israelischen Gewässer. Anders als normalerweise
brauchen wir uns nicht einzeln bei der israelischen Navy anzumelden, sondern sie kommt zu uns und
befragt uns über Funk, wer wir sind etc. Man hatte uns gesagt: Keine Scherze machen.
Bei uns halten sie sich eine ganze Weile auf, alle kommen heraus und bestaunen das Boot, das erst noch
eins werden will und winken uns dann freundlich zu, auch der Mann am Maschinengewehr nimmt kurz
seinen Finger vom Abzug. "Thank you for your cooperation and welcome to Israel!"
Vor dem Hafen noch eine Passkontrolle und die üblichen Fragen, ob man ein Terrorist sein könnte,
etc. und dann geht es in die Marina von Haifa, wir sind die letzten, die im Päckchen anlegen. Hier
gibt es ganz in der Nähe eine Raffinerie und so riecht es auch. Das Wasser ist sehr schmutzig, aber
man muss ja nicht schwimmen. Immigration hat extra für uns hier ein kleines Büro eröffnet und bald
sind alle Formalitäten erledigt. Wir buchen die angebotenen Touren in Israel. Abends gibt es eine
kleine Führung in das winzige Naturschutzgebiet des Kishon Flusses. Man ist sehr stolz darauf und
es ist ein Anfang, denn das Umweltbewusstsein ist hier noch nicht sehr weit entwickelt. Unsere
Gruppe trifft sich am Abend noch zu einer kleinen Stegparty, wo wir die riesigen Kakerlaken
herumlaufen sehen. Wir hoffen, dass sie sich nicht auf PURe fun verirren. Auf dem Heimweg verheddert
sich Uwe in einem Stromkabel und fällt bis zur Hüfte ins Wasser. Abgesehen vom Ekelfaktor gibt
unser schöner Fotoapparat in seiner Hosentasche natürlich umgehend den Geist auf. Zum Glück haben
wir Ersatz dabei, wenn auch nicht von gleicher Qualität.
Israel - das Land mit einer unglaublichen Geschichte, sowohl die biblische als auch die neuere.
Ich möchte hier nicht die biblische Geschichte anhand der Sehenswürdigkeiten, zu denen wir geführt
wurden, aufrollen, daher nur einige persönliche Eindrücke. Unser Führer versucht uns nahezubringen,
dass die verschiedenen Religionen und Volksgruppen eigentlich gut miteinander auskommen, nur die
Politik macht es immer wieder schwierig, aber hinter diesen Lippenbekenntnissen stellt sich das
Zusammenleben bei genauerem Hinhören doch als schwierig heraus. Wir essen in einem Kibbuz am See
Genezareth zu Mittag und sehen eine Taufstelle am Jordan mit Taufe und kommen zu der Stelle, wo er
die Bergpredigt gehalten hat.
Am Abend gibt es eine Willkommensparty vom Haifa Yacht Club. Ich bin inzwischen zur deutschen
Fahnenträgerin auserkoren worden und muss daher immer einige Worte sprechen. Hier finde ich, dass
meine Rede über das Übliche hinausgehen sollte und sage etwas über die Bürde der Verantwortung für
unsere dunkle Vergangenheit, die auf unseren Schultern liegt und bedanke mich für das herzliche
Willkommen für die deutschen Segler.
Ich muss den richtigen Nerv getroffen haben, denn anschließend bekommen ich überwältigende
Kommentare von allen Seiten und den Stander des Haifa Carmel Yacht Club überreicht. Eine Frau kommt
zu mir und sagt "Stop feeling guilty!" Einfach unglaublich! Anschließend gibt es ein rauschendes
Fest. Natürlich geht es wieder früh los, diesmal nach Caesarea, einer weiteren riesigen römischen
Anlage von Herodes gebaut. Hier hat man einen Stein gefunden, der auf Pontius Pilatus als römischen
Statthalter hinweist und anschließen essen wir bei Drusen zu Mittag.
Wir erfahren viel über ihre Religion, wie überhaupt das Gespräch und die Diskussion über Religion
und das Zusammenleben hier allgegenwärtig ist. Am Abend sind wir bei einer israelischen Familie
eingeladen, wo wir wiederum sehr interessant Gespräche haben - wenn wir nur nicht so müde wären...
Es geht nochmal auf eine Haifa Rundfahrt, eine interessante Stadt mit einem deutschen Viertel, das
mit dem Krieg natürlich ziemlich heruntergekommen ist, jetzt aber wieder aufgebaut wird. Die Führerin
betont wiederum das relativ harmonische Zusammenleben der Religionen. Wir sehen das Heiligtum der
Bahai (im Iran verfolgt), eine wunderschöne Anlage. Am Nachmittag geht es dann zu einer Nachtfahrt
weiter nach Ashkelon.
Morgen sehen wir schon von Weitem ein Feuerlöschboot, das uns mit riesigen
Wasserfontänen begrüßt. Im Hafen spielt eine Liveband zur Begrüßung. Und kurz nach dem Anleger gibt
es Freibier und Geschenke. Von den ersten Booten wird die Waschmaschine mit Beschlag belegt und auch
ich stehe ganz vorne in der Reihe. Am Abend gibt es den üblichen Willkommenscocktail mit Dankesreden
und Tanz. Zwei Bauchtänzerinnen zeigen die beste Show, die wir je gesehen haben.
Hier ist die Stimmung eine andere und meine kleine Rede ist nicht politisch.Der nächste Tag ist ein
Ruhetag (Boot putzen, einkaufen, usw). Wir erkunden Ashkelon mit den Rädern. Am Abend hat jede Gruppe
eine Potluckparty. Ich steuere einen oberhessischen Kartoffelsalat bei, der reißenden Absatz findet.
In unserer Gruppe gibt es ein Akkordeon, eine Gitarre, eine Flöte und einen Dudelsack, so dass wir
bis spät in die Nacht gemeinsam musizieren und irische Lieder singen.
Um 7:15 geht die Tour nach Massada einem weiteren Großprojekt von Herodes,und zum Toten Meer los.
Unsere Führerin war ursprünglich Deutsche und ist jetzt Israeli. Sie lässt es uns ständig wissen, dass
sie die Führung nur sehr ungern auch auf Deutsch macht und gibt uns das Gefühl, dass sie die Deutschen
nicht mag. Sie wirkt am rechten israelischen politischen Rand angesiedelt und kann die politische Lage
nur sehr einsseitig darstellen.
Das lässt eine wenig angenehme Stimmung aufkommen. Trotzdem ist das Bad im Toten Meer natürlich ein
Highlight.
Am Sabbat ruht in Israel alles und auch heute am Vorabend des Shavout (Moses erhielt
die 10 Gebote) sind schon alle Geschäfte geschlossen, natürlich auch am nächsten Tag bei unserer
Fahrt nach Jerusalem.
Unsere Führerin hat sich mit uns abgefunden und verhält sich etwas neutraler.
Jerusalem erschlägt mit geschichts-trächtigen Eindrücken: Gethsemane Kirche, Via Dolorosa (= Basar)
und Grabeskirche. Hier ist der religiöse Tourismus für regelrecht abstoßend. Die einzelnen Gruppen
kämpfen um jeden Zentimeter in der Kirche und die Polizei muss sie auch schon mal trennen. Trotzdem
berührt es, dass man sicher weiß, dass hier Jesus gekreuzigt und begraben wurde.
Am Nachmittag geht es dann zur Klagemauer. Da heute Feiertag ist, dürfen, genau wie am Sabbat, die
orthodoxen Juden nicht fotografiert werden, nur wenn einer zufällig ins Bild läuft. Uwe laufen sie
häufig ins Bild, auch direkt vor der Klagemauer. Wir laufen durchs jüdische Viertel, wo natürlich
Feiertagsstimmung herrscht, bis wir zu Davids Grab kommen. Hier herrscht ein solches Gedränge, dass
wir froh sind, als wir heil wieder herauskommen. Auf der Rückfahrt herrscht allgemeines Schnarchen
im Bus. Wir müssen uns schon beeilen, um rechtzeitig zum Skippers Meeting zu kommen.
Die Pässe werden abgegeben und ab Mitternacht können wir ausklarieren, unsere Gruppe zuerst. Wir
legen auch gleich ab, 15 Meilen nach Westen, 6nm Abstand zu einer Gasplattform und dann 15 nm Abstand
zum Gazastreifen, dann erst Kurs Port Said und Ägypten. Diesmal klappt es besser als im Libanon. Wir
führen die Flotte an und werden erst sehr spät von unserem Flottenführer David überholt, was ihn
sehr erstaunt. Er war ja am Anfang sehr skeptisch, was unsere Teilnahme an der Rally anbelangt. In
Ägypten werden wir von der gesamten Fischereiflotte empfangen, fischend mit sehr unkonventioneller
Beleuchtung, wenn überhaupt. Wir sind froh, als wir uns ohne Kollision dem Suezkanal nähern, aber
auch hier fahren sehr dunkle Riesenschiffe (Kriegsschiffe?) Nur sehr knapp werden wir nicht
übergemangelt. Nach ca 25 Stunden fällt der Anker und wir können noch 3 Stunden schlafen, bevor
die Einfahrtsprozedur in den Suezkanal beginnt. Wir reihen uns alle über die Toppen geflaggt auf,
fahren im Kreis und warten auf den Lotsen. Welch Überraschung, dass mit der Revolution auch die
Sommerzeit abgeschafft wurde und wir daher eine Stunde länger kreisen! Letztendlich kommen wir aber
alle sicher im Arsenal Basin, einem Militärhafen ganz am Anfang des Suez Kanals an. Trotz des nur
kurzen Stücks wurde für uns die Großschifffahrt angehalten. Auch hier ist man auf uns vorbereitet
und das Einklarieren klappt wie am Schnürchen, auch die Tour ist gleich gebucht.
Das Tourismusministerium hat eine Folklore Veranstaltung am Kai für uns organisiert. Trotz der lauten
Musik ist der Publikumsandrang gering, dafür klingt leises Schnarchen von den meisten Booten. Wir
machen einen kurzen Spaziergang zum Geldautomaten und stellen dabei fest, dass wir hier in einer ganz
anderen Welt gelandet sind. In meinem Spaghettiträgerhemd komme ich mir splitterfasernackt vor, da
alle Frauen mindestens Kopftuch, wenn nicht Burka tragen. Unsere türkische Mitseglerin findet, dass
sie hier wohl in einer Filmkulisse gelandet sein muss.
Der Bus startet um 6:00 morgens Richtung Kairo. Wir werden von Militärfahrzeugen begleitet und in
jedem Bus sitzt ein Mann im Anzug mit einer sehr dicken Beule an der Hüfte, manchmal blitzt eine
ziemlich große Automatikwaffe hervor. Man hat hier große Angst davor, dass es einen Anschlag auf
Touristen gibt. Wir haben einen sehr guten Führer. Schon die Fahrt Richtung Kairo ist sehr interessant.
Uwe kann es kaum fassen, dass er das, was er jahrelang unterrichtet hat, hier mit eigenen Augen sieht:
Suezkanal, Nildelta, Bewässerung und eine irrsinnige Bautätigkeit wegen der Bevölkerungsexplosion.
Zunächst geht es zur Zitadelle mit Moscheen aus allen Jahrhunderten, einem tollen Blick auf Kairo
und einem ersten Erspähen der Pyramiden in der Ferne. Dann geht es in die Innenstadt über den
Tahirplatz, wo die neueste Geschichte ihre Spuren hinterlassen hat mit dem ausgebrannten
Parteigebäude. Am Ägyptischen Museum kein Anstehen und ungehinderte Blicke auf die Exponate mangels
Touristen. Es gab einen Einbruch von 80%!!. Für uns einerseits gut, andererseits aber auch nicht,
da sich jetzt eine Armee von Souvenirverkäufern in voller Konzentration auf uns stürzt, sowohl im
Basar als auch an den Pyramiden und ich bin das auserkorene Opfer, weil ich als letzte aus dem Bus
steige. Es dauert eine ganze Weile, bis ich von den Geiern gerettet werde. Etwa 200 Touristen
stehen 400 verzweifelten Souvenirverkäufern gegenüber, einen solchen Stress habe ich noch nicht
erlebt und kann mich kaum noch auf die Ausführungen unseres Führers konzentrieren.
Unter dem Schutz der Gruppe geht es weiter und wir bestaunen die Leistungen der alten Ägypter,
klettern in die Grabkammer einer kleinen Pyramide, bestaunen die Sphinx und fotografieren uns mit
den Pyramiden im Hintergrund.Unser Hotel liegt direkt an den Pyramiden und vom aus hat man einen
wunderbaren Blick, es wirkt wie Disneyland oder Las Vegas, ist aber das Original! Und das haben
wir mit PURe fun erreicht! Ganz bestimmt das Highlight der Reise. Einige haben sich Pharaos Rache
eingefangen und auch Uwe kämpft ein wenig. Der festliche Abend mit dem Gouverneur findet daher
nicht in voller Besetzung statt, ist aber wie immer sehr schön. Michael von "Skysong", der News
Reporter bei BBC war, hält eine tolle Dankesrede auf das Committee und es kommt schon mal etwas
wehmütige Abschiedsstimmung auf. Am Morgen dann ausklarieren und gemeinsame Ausfahrt.
Nach knapp 30 Stunden und 141 nm machen wir in Herzliya fest, die Einreise kennen wir ja schon. Diesmal
kommt sogar einer an Bord, um nachzusehen, ob wir wirklich nur zu zweit sind. Wir klarieren ein,
bekommen mal wieder eine Mütze geschenkt.
Am Abend dann das große Final Rally Dinner, das eher ein kleines ist. Durch die veränderten Zeiten
konnte die Live Band nicht umgebucht werden, das Buffett ist eher klein , die Dankesreden lang und
ausführlich und alle sehr müde. Wir waren eine lange Zeit gemeinsam unterwegs und doch ist die Zeit
wie im Flug vergangen. Die meist gestellte Frage: Was macht ihr nach der Rally?
Wir fahren für drei Tage nach Jordanien und das gleich am nächsten Morgen. Wir müssen dafür Israel
verlassen und in Jordanien einreisen, was vor allem nicht billig, aber problemlos ist. Anton erwartet
uns und ist ein guter Führer. Auch hier ist der Tourismus um 80% eingebrochen, was dem armen Land sehr
weh tut. Wir sehen Jerash, sind zuerst noch müde und erwarten nur wieder ähnliche tote Steine, aber
es ist dann doch wieder ganz anders und wir sind wieder wach.
In Amman übernachten wir in einem guten Hotel. Die Stadt ist eine weiße Stadt, praktisch alle Häuser
in Kalkstein gebaut und so wirkt sie aufgeräumt und sauber. Petra ist der touristische Höhepunkt des
Landes, obwohl es noch viel mehr zu bieten hat. Bis 1984 wohnten noch Beduinen in den Höhlen, dann
wurden sie umgesiedelt und betreiben jetzt das UNESCO Weltkulturerbe.
Allein die Schlucht zu
betreten ist fantastisch mit seinen immer neuen Ausblicken und Farbspielen, aber die Gräber, die
in den Felsen gehauen und monumental dekoriert wurden beeindrucken nochmal wieder stark, lobwohl
wir ja schon viele Grabmonumente gesehen haben. Wir übernachten in Petra, sehen am nächsten Tag
viele antike Mosaike und stehen auf dem Mount Nebo, von wo Moses das Gelobte Land erblickte. Dann
geht es zurück zur Grenze dicht am Toten Meer. Hier ist es wirklich heiß. Nach gefühlten 25 Kontrollen
sind wir zurück im Gelobten Land und kehren zu PURe fun in Herzliya zurück. Hier machen wir jetzt
zwei Tage Pause (Wäsche, Boot putzen, viele Abschiede), bevor es auf den langen Weg Richtung Türkei
geht. Vermutlich werden wir doch wieder in Marmaris landen, für einigen Wochen nach Hause fahren und
dann im Herbst weiter segeln, diesmal ohne Zeitdruck.
Ihr werdet davon erfahren!
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17.05.2011
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Nord Zypern
Liebe Gildeschwestern,
liebe Gildebrüder
Jetzt sind wir schon seit 4 1/2 Wochen auf unserer "PURe fun", zunächst an Land in der Yacht Marina in Marmaris
und seit Karfreitag im Wasser. Die Zeit war ausgefüllt mit diversen Arbeiten am Boot. Uwe hat mit der
Technik gekämpft und fast alles auf Anhieb installieren können. Wir wollen euch nicht mit den Details
langweilen, aber besonders freuen wir uns darüber, dass wir jetzt die Stromversorgung wunderbar im Griff
haben. Teddy hat sich derweil mit Stoff-Ali verständigt und in diesem Jahr hat er sich wirklich Mühe
gegeben. Trotz Umzug in einen neuen Laden hat er unsere Abdeckung für das Dingi auf Anhieb
wiedergefunden und sofort repariert (andere hatten mehr Ärger mit abhanden gekommener Sprayhood,etc.)
Wegen der zu erwartenden intensiven Sonneneinstrahlung haben wir unser Bimini (Sonnendach) vergrößern
lassen. Bisher ist es allerdings nur wenig zum Einsatz gekommen, eher als Regenschutz, da wir den in
Deutschland ausgebrochenen Sommer hier nicht hatten.
Wir haben auf eine Wetterstabilisierung gewartet und sind dann nach Rhodos gesegelt. Ihr wisst schon: der
jährliche Einkauf bei Lidl mit all den Dingen, die in der Türkei nicht zu haben oder viel teurer
sind (Leberwurst, Salami, Bier, Wein, Ouzo und guter Käse). Mit einem wunderbaren Wind sind wir
dann in den Fethiye Golf gesegelt, wo wir zwei Tage in einer Bucht lagen, die Sonne genossen (endlich)
und noch einige Kleinigkeiten am Boot vollendeten.
Dann ging es los nach Göcek, wo wir auf die anderen Segler der EMYR (Eastern Mediterranian Yacht Rally) trafen.
Wir waren schon sehr gespannt. Die wichtigsten Informationen hatten wir ja schon vorher, aber hier
trafen wir dann auf die anderen Segler. Es gab Material (T-Shirts, Kaffeebecher, Rucksäcke etc).
PURe fun ist bei weitem das kleinste Schiff. Nach Größe geordnet sind wir Nr 1!! Das nächst größere
Boot ist immerhin 1,5 m länger. Morgen geht der Stress los mit der ersten Tagesausflugstour. Danach
werden wir schneller schlafen müssen, denn dafür ist in dem Programm keine Zeit vorgesehen.
Die Gruppe ist übrigens von 80 auf 52 Schiffe mit 157 Seglern geschrumpft, hauptsächlich wegen der
unsicheren politischen Lage im Nahen Osten. Syrien wurde schon von der Liste gestrichen. Wir sind
gespannt und werden euch berichten.
Eigentlich sollte der erste Bericht schon seit einer Woche im Netz sein, mal sehen, ob es jetzt klappt,
denn wir sind zwar fast täglich im Netz, aber die Zeit ist wirklich knapp geworden. Das Motto der EMYR
lautet:Internationale Verständigung durch gemeinsames Segeln und soziale Veranstaltungen (Partys),
Schlaf ist nicht verpflichtend.
Wir sind also in Göcek um 5:00 Uhr morgens aufgebrochen, um nachmittags um 4:00 in Kas anzukommen. Man
fragt sich, warum man nicht später aufbrechen und später ankommen kann - gute Frage - die Antwort
lautet: weil viele organisatorische Zwänge es so erfordern. Die Ankunftszeit wird den einzelnen
Gruppen vorgegeben, damit das Festmachen im Hafen nicht im Chaos endet. Dabei haben wir noch Glück,
denn die großen Schiffe sind zwar schneller, müssen aber auch viel früher da sein und deshalb teilweise
noch viel eher losfahren als wir. Da die Ankunftszeit vorgegeben ist, kann man auch nicht segelnder
weise bummeln, sondern muss immer die Uhr im Blick haben und rechtzeitig den Motor anwerfen. Nur ein
Schiff in der Flotte (für die Experten: eine J 35 eines hervorragenden Regattaseglers) fährt immer
später los und dreht noch ein paar Extrarunden um nicht zu früh anzukommen. Wir dachten ja, unsere
PURe fun wird sicher das langsamste Schiff sein, was die Rallyleitung auch so sah und uns mit großer
Skepsis beobachtete. Aber weit gefehlt - wir waren noch nie die letzten, obwohl wir viel gesegelt sind
und haben uns aus der Mitleidsposition herausgearbeitet, im Gegenteil: man begegnet uns jetzt mit
Hochachtung.
Kas war also unsere erste Marina, nagelneu. Wir wurden mit Blumen und einem Haufen Geschenke empfangen.
Wir hatten uns überlegt, ob wir PURE fun nicht hierher verlegen, aber nachdem am ersten Morgen die
Duschen eiskalt waren (gefühlte Eiswürfel aus dem Duschkopf), war vor allem für Uwe der Fall erledigt.
Das Segeln wird jetzt regelmäßig unterbrochen von Touren zu alten Steinen, hier Xanthos und Patara.
Am Abend dann die erste "Welcome-Cocktailparty", eine starke Untertreibung. Es gab ein super BBQ und
dann ein rauschendes Fest mit Live Musik und Tanz, das Ganze vor einer tollen Kulisse von Meer und Berg
mit Sonnenuntergang. Unterbrochen wird das immer von Dankesreden an die Veranstalter, eventuell
Politiker und Unterstützer mit Verleihung von Plaketten. Von Kas ging es erst um 7:15 nach Finike los, es war nur
eine relativ kurze Strecke und wir mussten wiederum erst um 16:30 da sein. Den Ausflug am nächsten Tag
ließen wir aus, denn wir waren schon mal in Myra beim Nikolaus und auch bei den lykischen Gräbern.
Die Party am Abend fiel nach Kas eher bescheiden aus, was aber nicht weiter schlimm war, denn um 5:00
Uhr war die Nacht schon wieder zu Ende. Wir sind die Strecke nach ja schon mehrmals gesegelt, haben sie
aber immer in 2 Etappen zurückgelegt. Um 8:00 und um 12:00 melden sich alle Schiffe per Funk beim
Groupleader, um zu sagen, ob alles in Ordnung ist und wann man wohl ankommt. Am Hafen werden wir dann
von unserem Rallyleiter Dave, der immer schon mindestens ein oder zwei Stunden vor allen anderen
aufbricht, um die Ankunft zu organisieren, per Funk in eine Reihenfolge gebracht und in den Hafen
eingewiesen. Das hört sich dann ungefähr so an: "Dockside, dockside, this is PURe fun, half a mile
away from the marina." - "PURe fun you are red number three". Das heißt, dass wir in unserer Gruppe
als dritte einfahren dürfen. Wenn wir dann sicher vertäut sind, werden als erstes die Flaggen über
die Toppen gehisst. Wenn dann über 50 Schiffe so farbenfroh da liegen, sieht das schon beeindruckend aus.
In Kemer wurde die EMYR vor 22 Jahren aus der Taufe gehoben. Es gibt noch 2 Gründungsmitglieder: Hasan,
der die organisatorische Leitung noch immer in der Hand hat und heute ist auch der 84jährige Roland aus
Belgien dazu gekommen, um noch einmal dabei zu sein. Gemeinsam machen wir einen Ausflug auf den
höchsten Berg der Tauruskette. Hier liegt noch Schnee. Das wäre bestimmt noch schöner gewesen, wenn
die Temperaturen "normal" wären und man hier Abkühlung von der großen Hitze finden könnte. Da es aber
immer noch ziemlich kühl ist, sind wir froh, als wir dann bei einer Sicherheitsvorführung der
Coastguard in der Sonne sitzen können.
Wenn wir alle vorgeführten Sicherheitsmittel mitnehmen wollen, werden wir einen Anhänger brauchen.
Am Abend gibt es ein wunderbares Dinner, diesmal noch nicht "formal" sondern "smart casual" in Gruppen
in Poloshirts und mit Gruppenhalstüchern. Unsere sind rot.
Es gibt außerdem in aufsteigender Größe der
Boote die orange, gelbe, grüne und blaue Gruppe. Leider ist dem anschließenden Tanz eine natürliche
Grenze gesetzt, denn Aufbruch ist um 3:45, da ist es hier noch gut zwei Stunden dunkel.
Das frühe Aufstehen lohnt sich aber, denn wir werden mit einem wunderbaren Segeltag belohnt. Da wir
keinen elektronischen Windmesser an Bord haben, können wir die Windstärke nur schätzen, werden dann
aber von technisch besser Ausgerüsteten aufgeklärt, dass wir nicht in 5, sondern 6-7 Windstärken
gesegelt sind mit einzelnen stärkeren Böen.
Zum Glück kam der Wind aus der richtigen Richtung. Da der
Wind dann aber stark nachlässt, kommt sogar unser Blister zum ersten Mal zum Einsatz. Am Abend gibt es
wieder einen "Welcome-Cocktail" an der neuen Poolbar, wo sich alle gegenseitig von dem wunderschönen
Segeltag vorschwärmen. Hier in Alanya lassen in wir die große Tour nach Kapadokien aus (noch 2x um 4 Uhr aufstehen)
und legen eine Pause ein, unter anderem um diesen Blog ins Netz zu stellen.
Hier gibt es das erste formale Rallydinner, zu dem Uwe in Jackett und Krawatte auftreten muss und Teddy
das mitgebrachte Kleid, sowie die hochhackigen Schuhe auspackt. Danach geht es dann mit einer ersten
Nachtfahrt in etwa 20 Stunden nach Nordzypern wo wir vom Präsidenten empfangen werden. Davon dann beim nächsten Mal.
Teddy und Uwe
PS: Uwe war so angetan von der Hängematte der Bootsnachbarn, dass wir uns sofort auch eine zulegten.
Ihr seht, wir haben ein schweres Leben….
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