Azoren,
Liebe Gildeschwestern,
liebe Gildebrueder,
die Abreise von Melanie und die Anreise von Jytte gestalten sich durch die Hilfe von Christa und Holger
reibungslos. In den darauffolgenden Tagen bauen wir ein Kühlaggregat für unsere Kühlbox ein. Das haben
wir bereits jahrelang geplant. Eric von der CONTROL C besorgt uns die Teile und schliesst die Verbindung
von der Kühlplatte zum Aggregat an. Von nun an brauchen wir bei längerem Aufenthalt in Häfen oder an
Ankerplätzen den Motor nicht mehr anzulassen oder Eis zu kaufen. Das Anlaufen von marokkanische Häfen
ist für uns wie immer eine Freude. Die noble Marina Smir (35°45,1`N - 005°20,3`W) ist unverändert.
Der zweite Hafen, den wir anlaufen, ist El Jebha (35°13,6´N-004°40,8`W). Seit 1985 bin ich schon oft
hier gewesen, und nach Essaouira an der Atlantikküste ist dieser Hafen für mich der zweitschönste.
El Jebha - mein Lieblingshafen an der
marokkanischen Mittelmeerkueste
Eine Stunde später machen die Italiener von der MARGARITA vor uns fest. Beim gemeinsamen Essen in El Jebha
hatten wir ihnen von diesem seit 1985 unveränderten kleinen Fischereihafen vorgeschwärmt. Sie sind wohl
nicht ganz unserer Meinung. Selbst die Tatsache, dass wir eine von acht Yachten sind, die hier jährlich
anlegen, hält sie nicht ab, im Morgengrauen den Hafen zu verlassen. Jytte und ich fühlen uns unter den
freundlichen Marokkanern wohl, laufen auf unbefestigten Straßen durch den Ort. Der Muezzin ruft vom
Minarett, Männer sitzen in kleinen budenartigen Restaurants und warten wie wir auf den Sonnenuntergang -
unverkennbar Ramadan. Ab 1930 gibt es Tee und Wasser - ab 2000 Essen für die Touristen. Davon gibt es
nicht viele - wir und drei Japaner. Wir fragen uns, wie es die hierher verschlagen hat.
Bei uns kocht der Chef noch persoenlich
Zurück an Bord
genießen wir die abendliche Stimmung am kleinen Fischereihafen, den Geruch der Netze, die auf der Mole
liegen, den Vollmond, der die Umgebung erleuchtet - das ist was wir lieben! Am nächsten Vormittag
steige ich bei unerträglicher Hitze auf den nahegelegenen Berg und die Klippen, die sich an der Ostseite
der Stadt erheben.
Wir verlassen El Jebha und motoren 36 sm bis Alhocima (35°14,8?N-003°55,1'W). Nach drei Tagen im
Mittelmeer ohne jeglichen Wind ist die Motivation zum Segeln bei mir gleich Null. In letzter Zeit ist
hier das Einklarieren umständlich, und die Liegekosten sind sehr hoch. Der Grund dafür ist angeblich die
kommerzielle Umwidmung des Hafens. Die Liegekosten werden jetzt nach den BRT der Schiffe berechnet.
Derzeit liegen neun kleine Schiffe und viele einheimische Fischereifahrzeuge im Hafen. Die
Grossschiffahrt besteht aus der täglichen Fähre von Alhocima nach Motril. Was ist das für eine Logik?
Knapp 100 € für zwei Nächte längsseits an einem Wrack und ohne Elektrik und Wasser. Wir haben vor,
Melilla und weitere morokkanische Häfen anzulaufen. Der Ramadan dauert noch 14 Tage, der das Land
tagsüber in einen Schlafzustand versetzt. Danach ist uns nicht - also ab nach Spanien. Wir wollen am
nächsten Morgen um 0500 ablegen und schon am Abend vorher ausklarieren.
Brand an der marokkanischen Kueste
Der Beamte weist daraufhin,
dass wir dies unmittelbar vor dem Auslaufen erledigen sollen, da das Office an 365 Tagen rund um die
Uhr geöffnet sei. Um 0500 stehen wir vor verschlossener Tür. Ein wachhabender Beamter teilt uns mit,
dass wir bis 0900 warten müssen, da Custom und Immigration erst dann ihre Arbeit beginnen. Ich mache
ihm den Vorschlag, die Kollegen mit Stempeln ins Motorboot zu setzen und uns auf den Weg nach Spanien
auszuklarieren. Trotz seiner Information, eine Straftat zu begehen, verlassen wir 15 Minuten später
den Hafen.
Es wird dunkel als wir die Insel Alboran (35°56,3?N - 003°0,9'W) erreichen. Sie ist Militärgebiet. Vor
27 Jahren war ich ohne Genehmigung auf Alboran. Damals schenkten uns die freundlichen Soldaten 60 Liter
Diesel und viele Fische. Den ganzen Tag waren wir beim Commandante zu Gast, und am Abend kamen zwei
Offiziere an Bord zum Essen. Das hat sich geändert. Wir sind ca. 100 m von der Mole entfernt als auf
meinen Ruf über VHF geantwortet wird. Meine freundliche Anfrage: „ Good evening, Sir! Is it possible to
moore our yacht at your jetty?“, wird laut und kompromisslos mit: „Negative, you are in the military zone
and closer than 300 metres. Leave immediately,“ beantwortet. Ich melde mich deutlich ab: „We continue
our way. Out!“ Höflichkeit ist hier fehl am Platze. Wir motoren in die Nacht. Gegen Mitternacht frischt
der Wind auf. Er verstärkt sich im Laufe des Tages auf 5 Bft. mit Böen bis 7 Bft. Bei herrlichem
Sonnenschein freuen wir uns über die schnelle Fahrt und ankern am Nachmittag in der Bucht von Aguilas
(39°24,3`N-001°34,5`W). Der Ort macht einen netten Eindruck. Wir beschliessen, hier ein paar Tage zu
bleiben und verholen uns in die Juan Montiel Marina. Ungewöhnlich freundliches Personal und ein
Management, das die Zeichen der Zeit erkannt hat. Gestaffelte Liegegebühren für Fahrtensegler, die schon
am zweiten Tag zum Tragen kommen. Alle anderen Marinas, die wir auf der Reise besuchen, verlangen -
trotz leerer Liegeplätze - hohe Gebühren. Spanier erklären uns, dass viele nordeuropäische Segler nach
Griechenland und in die Türkei fahren oder in ihren eigenen Gewässern segeln und somit die Marinas über
leere Liegeplätze klagen.
Heute ist der 07.08.12 - Jyttes Geburtstag. Wenn man dem Schriftsteller Conrad glauben darf, der
behauptet, dass jedes Jahr, das man auf See verbringt, nicht mitgezählt wird, feiern wir heute Jyttes
50. Geburtstag. Ihr Geburtstag hält uns aber nicht davon ab, die FREYA ausgiebig von Salz und Staub zu
befreien.
Weitere Häfen, die wir anlaufen, sind Cartagena (37°34,9`N-000°58,8`W) und Torreveija (37°57,9`N-000°41,3`W).
Vor Benidorm (38°31,9N-000°06,5`W) ankern wir. Den Rest des Tages sind wir
natürlich von geschleppten Paraglidern, Bananen, Skootern und anderen geräusch- und wellenverursachenden
Wasserfahrzeugen umzingelt. Arenal mit seinem Ballermann ist nichts gegen Benidorm - die Skyline
erinnert an New York. Bevor es dunkelt kommen zwei Schwimmer zur FREYA. Wir liegen ca. 250 m vom Strand
entfernt, jenseits der gelben Bojen, die den Schwimmbereich eingrenzen. Einer der beiden jungen Männer
spricht uns auf Englisch an und gibt sich als Franzose aus. Untereinander reden sie aber in einer mir
unbekannte Sprache. Er fragt, ob sie aufs Schiff dürfen, um von dort aus ins Wasser zu springen. Ich
verneine.
Seit gestern schlafen wir im Vorschiff, wo es bedeutend luftiger ist. Um 0500 - es ist noch dunkel -
werde ich von einem lauten Geräusch der Kette wach. Mein erster Gedanke ist, dass wir auf den Strand
geslippt sind. Nackend stürze ich an Deck und sehe im Bugkorb einen Mann. Ich laufe schreiend auf das
Vorschiff. Der Mann gibt mir zu verstehen, dass er nur vom Schiff ins Wasser springen will. Ich erkenne
ihn an seiner Stimme - es ist der angebliche Franzose vom Vorabend. Mein Gebrüll veranlasst ihn, sofort
zu seinem Landsmann ins Wasser zu hechten. Uns ist klar, dass wir Dieben nur knapp entkommen sind.
Danach ist an Schlaf nicht mehr zu denken. Wir trinken Kaffee und segeln los.
Flucht aus Benidorm zum Tagesanbruch
Wie so oft quälen wir
uns bei wenig Wind und viel Motoren in die Marina von Denia (38°50`N-000°07.5`E). Kurz vor dem
Einlaufen frischt der Wind auf 16kn auf. Man weist uns einen sehr engen Liegeplatz zu. Trotz starken
Windes gelingt mir das Anlegemanöver gut wie selten. Ohne die Fender der an Bb und Stb liegenden
Yachten zu berühren werden die Heckleinen am Steg und die Leinen der Mooring an den Klampen am Bug
befestigt. Unser an Stb liegender Spanier mit seiner kleinen Yacht beschwert sich, dass unsere Fender
eventuell seine Yacht berühren könnten. Daraus folgere ich, dass er wenig Segelerfahrung hat.
Denia ist zu dem Ereignis AMERICAS CUP zu einer Super-Marina ausgebaut worden. Das Essen in den
Hafenrestaurants ist sehr teuer und die Discotheken sind sehr laut.
Wir sind nicht mehr in der Karibik oder im Pazific. Die FREYA könnte seit Gibraltar jeden Tag gewaschen
werden. Wo kommt nur der viele Dreck her? Am nächsten Morgen waschen wir das Deck. Währenddessen legt
der Spanier ab. Die Heckleinen sind los - er schlägt das Ruder voll nach Bb ein. Böses ahnend springe
ich zu den Fendern, doch da schrammt er schon mit einer Relingstütze an unserer hölzernen Fussreling
entlang - danach an unserem Anker. Dass er sich nicht auch in unserer Stb Mooring aufhängt, gleicht
einem Wunder. Ohne sich umzudrehen und wortlos rauscht er aus der Marina. Später erfahren wir, dass man
in Spanien ohne Ausbildung Segel- und Motoryachten führen kann. Kurze Zeit später - zwei Liegeplätze
von uns entfernt - verfängt sich ein anderer Segler in der Mooringleine seines Nachbarn.
Sonnenaufgang auf der Reede - Golfe de Fos
Die
Decksreinigung ist noch nicht abgeschlossen, da höre ich ein lautes Geräusch von einer in der Nähe
auslaufenden Motoryacht. Sie hat die neben ihr liegende Segelyacht beim Auslaufen beschädigt. Der
Höhepunkt dieses Vormittages ist das Auslaufen einer grossen Segelyacht aus Tschechien. Der Eigner
bittet uns, ihm beim Ablegen zu helfen. Während seine Frau am Bug die Mooringleinen löst beginnt die
Yacht langsam mit dem Heck in Richtung Mole zu treiben. Jytte macht in diesem Augenblick die Heckleine
los. Um ein Berühren zu vermeiden, gibt der Eigner der Yacht Vollgas. Bei diesem Manöver entscheidet
sich Jytte, von dem Steg auf sein Heck zu springen, um nicht unkontrolliert auf die Yacht zu fallen.
Ich habe Jytte bei dieser Aktion bereits im Krankenhaus gesehen. Doch es bleibt bei einigen blauen
Flecken.
Morgen wollen wir Denia verlassen. So versorgen wir uns in dem weit entfernten Supermarkt mit
Lebensmitteln. Kurz bevor wir in die Koje gehen bemerke ich, dass wir meinen Rucksack mit IPhone und
Laptop im Taxi vergessen haben. An entspanntes Schlafen ist nun nicht mehr zu denken. Da wir die Taxe
über eine Vermittlung gerufen hatten, bedarf es einiger Telefonate, um die Fahrzeugnummer des Taxis zu
erfahren. An einem Taxenstand bitten wir einen Fahrer, die Taxe Nr. 3 ausfindig zu machen. Nach einer
Viertelstunde hält der nette Fahrer neben uns und lacht uns freudig an. In diesem Augenblick wissen wir,
dass ich in den Besitz meines Rucksacks komme. Er hatte am Vorabend versucht, uns in der Marina
ausfindig zu machen. Nach herzlichen Umarmungen und einem guten Trinkgeld, das er vehement ablehnt
(ich musste es ihm in die Jackentasche stecken), laufen wir zur FREYA zurück und legen ab.
In der Bahia de Alfacs (40°35,0`N - 000°36,1`E) liegen ca. 40 Yachten vor Anker.
spanische Ansteurungstonne zum Zirkus - Bahia de Alfacs
Die Umgebung ist daher
durch die Aktivitäten sehr laut. Als die Sonne untergeht sind nur noch zwei Yachten Auf dem Ankerplatz
- eine englische Segelyacht und wir. Ruhiger ist es nun auch nicht, denn die Engländer feiern bis 0300!
Heute sind wir seit Gibraltar drei Wochen unterwegs. Bis hierher war für mich die Fahrt frustrierend.
Wir sind fast die gesamte Strecke motort. Wenn wir segeln konnten, dann war es immer nur für ein paar
Stunden bei leichtem Wind. Nach einem Stopp in der Torredembarra Marina (41°07,0`N - 001°24,0`E) machen
wir im Puerto Olimpico (41°23,0`N - 002°12,0`E) fest, eine Marina die sich nahe dem Zentrum von Barcelona
befindet. Wir liegen zum Einklarieren und Tanken an der Capitaneria. 5 Bf drücken uns an den Steg. Nach
dem Bunkern klarieren wir ein. Man weist uns einen Liegeplatz zu, den wir nicht akzeptieren, da wir bei
diesem Wind nicht ausschliessen können, dass wir uns oder andere Schiffe beschädigen. Wir stossen bei
unserer Erklärung auf Unverständnis, doch sie gestatten uns, bis zum Abend an der Bunkerstation
liegenbleiben zu dürfen. Der Olimpic Harbour besteht hauptsächlich aus vielen Restaurants, Bars und
Discotheken - gar nicht unser Geschmack. Doch uns interessiert die zentrale Lage zur Stadt, die wir
morgen besichtigen wollen.
Das tun wir auch. Wir kaufen Bustickets zur Kathedrale 'La Sagrada Familia'.
Die ewige Baustelle
Diese ewige Baustelle mit
der selten anzutreffenden Ausstrahlung lässt uns länger verweilen. Auch die anderen von dem Architekten
Gaudi errichteten Bauwerken ziehen uns in ihren Bann. Für mich konnte Gaudi diese Gebäude nur in
Barcelona infolge des Einflusses der maurischen Architektur errichten, die sich in vielen Fassaden
der Stadt wiederspiegelt.
Gaudi - einfach umwerfend
Am Abend bummeln wir lange in dieser herrlichen Stadt umher - für uns ist
Barcelona eine der schönsten Städte Europas.
Östlich von Barcelona beginnen die für uns schönsten Reviere der spanischen Mittelmeerküste. Hier finden
wir Häfen ohne Hochhäuser un wenig Tourismus in einer herrlichen Landschaft. Wir erleben San Feliu
(41°46,0`N - 003°01`E), Puerto De Palamos (41°50,5`N - 003°07,7`E) und die Bahia de la Selva
Bahia de la Selva
(42°20,8`N - 003°11,7`E). Das windlose Wetter der letzten vier Wochen und die fischlose See deprimieren
mich. Wir beschliessen, nicht mehr den Golf de Leon auszusegeln, sondern direkt unser Reiseziel Port
Napoléon (043°22,5`N - 004°50,0`E) anzusteuern.
Die 110 sm bis dorthin werden fast ausschliesslich mit Motor zurückgelegt. Die Marina ist nur für Segler,
die ihre Yachten über einen langen Zeitraum an Land stellen (1250 Landliegeplätze, die um weitere 1000
erweitert werden sollen) oder im Wasser belassen (250 Wasserliegeplätze).
45kn Mistral in Port Napoleon
Hier ist die FREYA gut
aufgehoben. Ich warte den Motor, das Schiff wird winterfest gemacht - im letzten Winter war für längere
Zeit -15°C in Südfrankreich - unsere Yacht wird an Land gestellt, die Masten gezogen und verpackt. Sie
sollen im nächsten Frühjahr auf dem Landweg nach Holland gebracht werden, während wir durch die Flüsse
und Kanäle nach Norden motoren.
Port Napoleon - Mastenwald bei Nacht
Wir wünschen Euch einen sonnigen farbenfrohen Herbst und grüßen Euch herzlich
Herzliche Grüsse von der FREYA
von Peter und Jytte
im September 2012
(Quelle: mail vom Mo., 24.09.2012 20:00 Uhr)
14.08.2012
Azoren,
Liebe Gildeschwestern,
liebe Gildebrueder,
am 06.06.12 verlässt mein Freund Peter die FREYA. Bis jetzt habe ich noch keinen Mitsegler gefunden,
der mit mir unsere Yacht von den Azoren nach Gibraltar segelt. Jytte wird für drei Wochen zu den Azoren
kommen und gemeinsam mit mir einige der Inseln bereisen. Sie ist in den letzten Jahren sehr viel gesegelt
und wünscht sich eine Auszeit von der FREYA bis Ende Juli.
Ich bin in den kommenden 11 Tagen alleine an Bord und kann in Ruhe notwendige Reparaturarbeiten erledigen.
Bei dem Segelmacher Hans Holzerland wird der verlorene Teil der Genua erneuert. Seine Frau und ich
helfen ihm. Das Arbeiten ist ihm vom Arzt verboten worden. Die vor drei Wochen vorgenommene Herzoperation
muss erst ausheilen. Aber dieser Hüne von Mann kann nicht ruhig sitzen und ist nicht zu bremsen. Er
zieht und zerrt am Segel, obwohl in der kurzen Zeit seine Rippen noch nicht zusammengewachsen sein können.
Vier Wochen später treffe ich ihn putzmunter mit seinem Lieferwagen in der Marina. Er liefert reparierte
Segel zu den Yachten. Mir war bei der Reparatur unserer Genua nicht sehr wohl.
Zwei Kupferleitungen von den Dieseltanks zum Motor wechsele ich mit der Hilfe eines Mechanikers aus.
Der Motor hat sich bei der Einfahrt in den Hafen von Horta abgestellt. Schmutz im Tank? Der Racor-Filter
ist nicht verstopft. Ich schalte auf den Bb-Tank und weiter geht die Fahrt. Hat es an den Leitungen
gelegen? Auf jeden Fall schadet es nichts, die 30 Jahre alten Leitungen zu erneuern. Der Quadrant hat
sich auch wieder von zwei Muttern verabschiedet und ist erneut auf der Stopfbuchse gelandet.
Dieses Mal baue ich den Quadranten komplett aus, entferne einen Bolzen aus dem Gewinde. Der Mechaniker
besorgt mir vier neue Muttern mit einem Gewinde, das niemand kennt. Diese Reparatur kostet mich drei
Tage - erst dann kann ich das Fluchen und das Brüllen von Kraftausdrücken einstellen. Bei diesen
Arbeiten herrschten immer 90% Feuchtigkeit im Schiff, und die Aussentemperatur ist hoch. Leider noch
immer keine Andeutungen vom viel besungenen Azorenhoch. Dafür versperrt der tägliche Nebel den herrlichen
Blick auf die Nachbarinsel Pico und den gleichnamigen höchsten Berg Portugals.
Eine gute Abwechslung habe ich im Marina Cafe. Die Fussballspiele der Europameisterschaft werden von mir
nicht ausgelassen, auch wenn ich mich nicht als Fussballfan bezeichnen will. Mit Renate und Rainer aus
Bischofswerder besuche ich ein Strassenfest. Mit Klaus von der deutschen Yacht, die vor uns im Päckchen
liegt, gehe ich mehrmals essen. Ansonsten lebe ich in dieser Zeit von den Vorräten, die von der letzten
Teilstrecke - Bermudas zu den Azoren - übrig geblieben sind. Unser “immer kranker“ Mitsegler hatte
sich ja nur von Tütensuppen und Orangensaft ernährt. Und die zwei Kohlköpfe waren noch nach drei Wochen
frisch. Jetzt weiss ich endlich wie gut gedünsteter Weisskohl als Gemüse schmecken kann.
Dann ist da noch der kleine Computer-Laden. Der freundliche Angestellte baut mir eine neue Tastatur in
mein Mac Book ein. Schwierigkeiten bereitet ihm jedoch die Installation eines Programms, das das
Abspielen von Videos aus der ganzen Welt erlaubt. Eine Woche lang bin ich Stammgast in dem Laden.
Jeden Tag verlasse ich ihn mit der Zusicherung: “nun ist alles ok“!
Bin ich dann an Bord und schiebe das Video der Region IV in den Slot dann streikt mein Netbook. Aber
letztendlich schafft er es. Ich lege unter heftigem Protest 20 €auf den Ladentisch - er wollte keine
Bezahlung.
Typische Kapelle der Azoren
Kein Glück habe ich mit meinen Camcordern. Alle drei lagen ausgerechnet an einer Stelle zu der noch nie
Wasser vorgedrungen ist. Zu meiner Entschuldigung ist zu sagen, dass bei schweren Seen, die über die
Yacht rollen, immer wieder neue Leckagen zutage treten. Für diese Reparaturen finde ich niemanden und
auch keinen, der mir seinen alten Camcorder bis September leihen kann. So wird das geplante Video “Von
Neuseeland zum Mittelmeer“ hier enden.
Ich telefoniere mit meinem Freund Ungerli. Nach vier Wochen Aufenthalt im Krankenhaus in Miami soll er
endlich nach Deutschland geflogen werden. Die Ärztin vom ADAC hat sich erneut angemeldet. Es geht ihm
soweit wieder gut, nur seine Nieren arbeiten nicht mehr ausreichend. Das hat zur Folge, dass sich viel
Wasser in den Beinen und der Lunge ansammelt. Ich bin froh, dass er nun wenigstens wieder - nach sechs
Wochen - in Deutschland sein wird, umgeben von seiner Familie. In Gibraltar erfahre ich, dass er nach
zwei Wochen aus dem Krankenhaus in Bamberg entlassen worden ist, und durch das Einnehmen von
Medikamenten derzeit nicht zur Dialyse muss. Ich bin froh über diese Mitteilung.
Jytte kommt am Sonntag. Es sind noch viel “Aufräumungsarbeiten“ auf der FREYA zu erledigen. Doch dann
endlich sitze ich auf dem Flugplatz und Jytte landet mit Verspätung. Rein ins Auto, ab zum “Hotel du
Canal“ wo seit 20 Minuten 10 Dänen das Fussballspiel DK gegen DE sehen. Als ich erfahre, dass das Hotel
der einzige Ort in Horta ist wo dieses Spiel übertragen wird, da zur selben Zeit Portugal spielt,
benachrichtige ich sofort die Dänen, die mit ihren Yachten im Hafen liegen. Auch wenn Deutschland
gewinnt habe ich mit den nunmehr elf Dänen viel Spass.
Drei Wochen bleibt Jytte auf den Azoren. In dieser Zeit muss ich jemanden finden der mit mir die FREYA
nach Gibraltar segelt. Ich telefoniere und schreibe Mails. Eine auch an unseren Webmaster Ralf. Der hat
den richtigen Tip für mich: “Rufe doch mal Melanie Aalburg an“! Das tue ich dann auch, und Melanie sagt
ohne lange Überlegung zu. Mir fällt eine Klamotte vom Herzen. Beruhigt können wir jetzt die geplante
Reise über die vier grossen Inseln der Azoren beginnen.
Am 20.05.12 sitzen wir um 0800 auf der Fähre nach Pico. Der Mietwagen steht in Madalena am Hafen. Wir
können um 1100 unser bestelltes Hotelzimmer beziehen. Die ganze Reise ist vorgeplant und die Umsetzung
geht in den kommenden zwei Wochen ohne Probleme über die Bühne. Wir fahren zur Casa de Apoio da Montanha
am Pico, die auf 1200m Höhe liegt, wo der Aufstieg zum 2351 m hohen Gipfel beginnt. Heute ist seit langem
einmal wieder ein sonniger Tag. Der Berg erstrahlt in seiner ganzen Pracht. Für einen Aufstieg ist es
schon zu spät. Wir sind mit gutem Schuhwerk ausgestattet. Um 1500 beschliessen wir, so weit auf den Pico
zu steigen solange es uns Spass macht. Nach zwei Stunden, in der Höhe von 2000 m, geniessen wir den
umwerfenden Blick hinüber nach Faial und auf den Atlantik. Nach weiteren 1,5 Stunden sind wir zurück an
der Basisstation und froh die Tour gemacht zu haben. In der kommenden Woche sehen wir von den anderen
Inseln den von dunklen Wolken verdeckten Pico nicht mehr. Es war genau der richtige Tag, auch wenn wir
den Gipfel aus Zeitgründen nicht erreicht haben. Die weiteren Highlights von Pico waren: das
Weinanbaugebiet in Laijdo de Santa Luzia mit dem Weinmuseeum. Hier erfahren wir viel über den Weinanbau,
und dass die Weine am Zarenhof und selbst bei den Deutschen Kaisern sehr beliebt waren.
Weinanbau auf den Azoren
Alleine der Ort
mit seinen typischen gut restaurierten Häusern ist die Anfahrt wert. In Lajes ist es das Walmuseeum, in
dem wir uns lange aufhalten. Bis 1984 wurde um Pico herum Walfang betrieben. in S. Antonio Sao Roques do
Pico wollen wir die barocke Kirche des Klosters S. Pedro da Alcantara besichtigen. Aber sie wird leider
nur zu Messen geöffnet.
Typische Bauweise in Laijdo de Santa Luzia - Pico
Schade, denn morgen sind wir in Velas auf der Insel Sao Jorge. Hier begeistern
uns die Steinmetzarbeiten auf den Strassen und Plätzen. Manches Mal habe ich das Gefühl, dass ein
Wettbewerb zwischen den Inseln besteht: wer hat die schönsten Mosaiken auf seinen Strassen. Der Hafen
und die Fischereifahrzeuge sind geschmückt. Eine Prozession soll um Mitternacht stattfinden. Dazu sind
wir leider nicht mehr in der Lage. Das abendliche Leben beginnt - wie überall auf den Azoren - erst sehr
spät. Auf Sao Jorge sind es die Fajäs, die uns begeistern. Im 15. Jahrhundert begann die Besiedlung der
Inseln. Das Land war für die Menschen am Anfang zu unwegsam.
Steinmetzarbeiten in Velas - Sao Gorge
So liessen sie sich auf kleinen flachen Küstenstreifen nieder auf denen sie Landwirtschaft betreiben
konnten. Sie sind zum Landesinneren von steilen, bis zu 400m hohen Bergen eingeschlossen, damals nur
von See erreichbar. Es gibt heute noch Orte, die nur zu Fuss oder auf Maultieren zugänglich sind.
Wir besuchen das nicht mehr bewohnte Fajä de Alem. Die dreistündige Wanderung ist sehr beschwerlich.
Der steile Pfad geht durch dschungelartige Vegetation bei grosser Hitze und 100% Luftfeuchtigkeit. Der
Weg ist schlecht gekennzeichnet. Der Ort ist sehenswert. Es scheint als wenn die Eigentümer hin und
wieder den Weg zu ihren Häusern zurücklegen und die landwirtschaftlichen Flächen noch immer nutzen.
Als wir den Pfad für den Aufstieg nicht finden hören wir Stimmen. Ein altes Ehepaar zeigt uns den
Weg der unmittelbar hinter ihrem Haus beginnt. Heute gibt es jedoch meistens Orte, die hoch gelegen
sind. Aber nun sind es abenteuerliche steile Strassen, die zu kleinen zur See offenen Anlegern und
Rampen zum Anlanden von Walen führen. Bei einigen können wir uns nicht vorstellen wie man hier anlanden
kann. An der Südküste von Terceira sehen wir die schöne Stadt Sao Sebastiao mit der gleichnamigen Igreja,
einer wehrhaften gotischen Pfarrkirche aus der Mitte des 15. Jhd. Seit Jahren werden hier in den
Seitenschiffen sehenswerte Fresken freigelegt. Gegenüber der Kirche steht eine der 84 auf Terceira
stehenden farbenfrohen Kapellen. Die grösste Stadt der Insel ist Agra de Heroismo. Lebhaft mit viel
Verkehr und hervorragender Architektur ist sie einen Besuch wert. In dem malerischen Hafen mit Marina
treffen wir Dieter von der SY “HAMBURG VII“. Was für eine schöne, alte und gepflegte Yacht. Lange reden
wir mit Dieter über die Segelei bevor wir unsere Erkundung der Insel fortsetzen. Erwähnenswert sind
noch die vielen Piscinas Natureleas, durch Felsen Geschütze natürliche Wasserbecken, in denen man bis
zu einer gewissen Wellenhöhe bedenkenlos baden kann. Wir hatten nicht das Vergnügen, denn der Schwell
liess einen Sprung ins Wasser nicht zu. Das viel gepriesene Fumirolenfeld ist nicht sehenswert, jedoch
dafür ist es der “Leere Vulkan“ umso mehr. Es gibt nur vier auf der Welt, wobei der Algar do Carvao der
Einzige ist den man betreten kann. 100m tief ist der Schlot, der sich nach dem letzte Ausbruch vor 2000
Jahren gebildet hat. Die Wände bestehen aus verschiedenem farbigen Gestein und die Stalaktiten und
Stalakmiten aus milchig weissem Opal, einzigartig in der Welt. Nach der Rundreise über die drei
Inseln sind wir auf Grund der vielen Eindrücke in den letzten 12 Tagen etwas müde. Wir mieten uns auf
Sao Miguel kein Auto und bummeln durch Ponta Delgada, machen eine Walking Tour wie im Reiseführer
beschrieben, sitzen in Cafes und lassen unsere Reise hier ausklingen.
Kein guter Traum - Ponta Delgada
Wir fragen uns, warum auf den
Azoren nicht so viele Touristen sind. An der Algarve und an der spanischen Küste stehen Hotelkomplexe
von unvorstellbarem Ausmass. Auf den Azoren verträumte Orte, kleine Hotels. Wir haben es erfahren. Es
ist das Wetter das hier den Massentourismus nicht aufkommen lässt. Aber wer hier einmal sonnige Tage
erlebt hat, in einer Jahreszeit, in der die Hortensien blühen, der wird die Inseln nie vergessen.
Zurück in Horta geht alles sehr schnell. Wir reinigen die FREYA, kaufen kleine Dinge für die Kinder, für
die Yacht einen neuen Rettungsring mit einem Strobe-Light, hängen einen Stander im “Café Sport“ an die
Wand, malen kein Bild an die Hafenmole, bunkern im Supermarkt und an der Tankstelle, verholen die FREYA
zu einem Liegeplatz nahe des Hafenbüros und freunden uns mit Gabi und Wolfgang von der “RASMUS“ an. Am
letzten Tag mieten wir mit ihnen ein Auto und fahren über die Insel Faial. Die Caldera ist nur zu
erahnen, da dicker Nebel herrscht, und die in den Reiseführern angepriesenen heissen Quellen im NW von
Faial sind seit Jahren versiegt. Aber wir haben viel Spass mit den beiden Seglern bevor wir Melanie vom
Flughafen abholen. Trotz der Zeitumstellung ist sie nicht müde. Wir essen bei Peter, so heisst das hier,
nicht im “Café Sport“, und Peter heisst nicht Otto sondern Josè. Wir trinken bis Mitternacht Gossling-Rum
bei unserem Nachbarn John auf seiner Farr 50.
Hafen El Jebah - wo ist FREYA?
Am 08.07.12 bringe ich Jytte früh zum Flugplatz. Sie fliegt heute zurück nach Berlin. Wir frühstücken
noch gemeinsam auf dem Airport und dann heisst es “Winke-Winke"! Zurück an Bord machen Melanie und ich
die FREYA klar zum Auslaufen. Viel erklären brauche ich nicht. Ich zeige ihr wo was an Bord ist - vor
allem die Seenotausrüstung. Dann nehmen wir noch einmal bei Peter an Land einen Lunch zu uns. Die
“Aggregate“ laufen alle zur Zufriedenheit. Den Wetterbericht für die nächsten Tage haben wir im Kopf.
In der kommenden Zeit schickt uns mein Freund Peter aus Hamburg jede drei Tage den Wetterbericht von
“Wetterwelt“ über das Iridium. Um 1500 OZ heisst es dann “Leinen los“.
Melanie steuert die FREYA, trimmt die Segel bis zum Sonnenuntergang. Um 2200 beginnen die üblichen
“flexiblen 3h Wachen“ auf der FREYA, die sich aber sofort zu 4-5 Stunden Wachen ändern. Seit Jahren
das erste Mal, dass jemand ohne meine Bitte ganz selbstverständlich das Logbuch so führt wie ich es
gewohnt bin. Am ersten Tag zeigen wir gleich den Genaker, den Melanie fünf Stunden lang fährt. In der
Nacht müssen wir das Gross wegnehmen. Bei 5-6 Bft. läuft die Yacht besser mit Genua und Besan. Ich gehe
aufs Vorschiff, Melanie stellt die FREYA kurz gegen den Wind, das Gross killt, rauscht herunter, sofort
wird der Grossbaum dicht geholt, zuzüglich Bullenstander, So kann ich in Ruhe das Segel in die Sailpacks
stauen. Kein Wort ist während des Manövers gefallen. Es macht mir schon am ersten Tag viel Freude, eine
so erfahrene Seglerin an Bord zu haben.
Melanie an der Genaker-Schot
Der Wind weht konstant zwischen 4-5 Bft. Wir können immer unseren wahren Kurs von 90°- 100° einhalten -
bei “Am Wind“ und “Halbwind“ Kursen. In den ersten Tagen setzen wir den Kurs auf Lissabon ab, da wir
bald mit dem Portugiesischem Norder rechnen. Die Etmale liegen alle um die 145 sm. In der Nacht höre ich
den sonderbaren Gesang der Seevögel, die ich auf Sao Jorge das erste Mal gehört habe. Es hört sich so
an als wollten sie die Shipmonks imitieren. Den Namen der Vögel kenne ich nicht. Schlafen, essen,
trinken, reden und segeln sind die Bedürfnisse des Tages. Die Routine hat sich eingestellt. Der
mehrmals tägliche Anblick von Delphinen bringt uns nicht aus der Fassung. Aber bei einem Wal ist Melanie
dann doch aufgeregt. Sie zeigt mit dem Finger auf ihn und ruft immer “da bläst er“! Ich schaue in die
Richtung aber sehe nichts blasen. Als er untertaucht sagt sie mir, dass er ca. 20 Meter neben dem
Schiff schwamm. Ich habe mehr zum Horizont geschaut.
Jeden dritten Tag ist eigentlich Duschen auf dem Vorschiff angesagt. Aber die Schräglage und die
Schiffsbewegungen lassen das nicht zu. So müssen wir mit der Waschlappendusche vorlieb nehmen. Wir
wechseln uns beim Kochen ab. Am fünften Tag, es ist Freitag der 13., kommt dann für längere Zeit die
Sonne auf. Bis jetzt wurde noch nicht geangelt. Da nun aber unsere frischen Nahrungsmittel verzehrt
sind, erlaube ich dem Köder zu baden.
Hoch am Wind nach Europa
Dafür bringt er uns einen kleinen Bonito, einen Skipjack Tuna. Wenn ich ihn filettiere bleibt nicht
viel von ihm übrig. Aber was übrig bleibt schmeckt gut, obwohl in den Fischbüchern steht: food value
poor. Melanie bedauert den armen kleinen Fisch so lange bis er vor ihr auf dem Teller liegt. Dann
heisst er: ein guter kleiner Fisch mit Lauch und Kartoffeln! In der Nacht zum letzten Segeltag sieht
Melanie ein Schiff am Horizont brennen. So mit Rauch und allem was dazugehört. Der Schreck lässt aber
schnell nach. Es ist der Mond, der zwischen kleinen Wolken über den Horizont kommt. Ähnliches ist mir
mit einem Planeten passiert, bei dem ich mir eingebildet habe, es kommt eine Yacht mit Ankerlicht
von achtern auf.
Im Nachhinein sind wir der Meinung, dass der letzte Segeltag vor Landfall der beste war. Starker Wind,
wolkenloser Himmel, hohe Wellen überlagert von einer Dünung aus Nord, machen das Segeln für uns nicht
unbequem. Wir fühlen uns wohl und meinen, der FREYA geht es ebenso. Wir vergleichen sie mit einem Pferd
das nach vorne stürmt, galoppiert. Die Pantry wird heute vernachlässigt. Wir haben genug andere Dinge zu
geniessen. Kurz vor Mitternacht runden wir das Cabo Saao Vicente. Das Verkehrstrennungsgebiet, das wir
vorher queren müssen, stellt keine Probleme für uns dar. Die letzten 17 sm unter Land sind schnell
gesegelt.
Cabo de Saao Vicente - Morgenstimmung
Um 0330 fällt der Anker neben der Hafeneinfahrt von Portimao (37°06.7`N - 008°32.0`W). Wir essen noch
einen Happen, trinken ein Bier und freuen uns, dass die 927 sm in 6 Tagen und 13 Stunden so problemlos
von uns und der FREYA zurückgelegt worden sind. Nach einer Körperreinigung am Morgen in saukaltem
Atlantikwasser fühlen wir uns wie neugeboren. Am Nachmittag gehen wir an Land und erleben einen
“Kulturschock“. Viele Touristen und laute Discomusik am Strand und in den Bars.
In den Tagen bis Gibraltar haben wir starken Wind von vorn. Wir müssen die gesamte Strecke aufkreuzen.
Der erste Stopp ist in Faro (36°58.3`N-007° 52.3`W). Von dort aus segeln wir die Nacht durch
und ankern westlich vom Cabo Trafalgar (36°11.2`N-006°02.3`W). Auf der Fahrt haben wir zwei Bonitos
gefangen. Ich bereite ein Tuna-Sashimi, was anfänglich nicht das Wohlwollen von Melanie hervorruft.
Doch nach dem ersten Bissen ist sie von dem Geschmack des Fisches mit der dazugehörigen Washabi-Sauce
begeistert. Der Ankerplatz war nicht gut gewählt und so müssen wir früh aufstehen, um bei mittlerem
Wasser den in Steinen liegenden Anker aufzuholen. Mit starken Rucken in der Kette gelingt es uns, den
Anker auszubrechen. Wir sind so happy, dass wir unsere Absprache des Vorabends vergessen. Wenn nämlich
der Anker oben ist heisst es, die FREYA nach achtern vom Ankerplatz wegzubewegen. Der kleine Kreis, den
wir jedoch über Stb. fahren, bewirkt einen mittleren Adrenalinausstoss - der Tiefenmesser zeigt 1,50m an.
Der Tiefgang der FREYA ist 1,52m. Glück gehabt. Das sollte bei dem auflaufenden Wasser nicht passieren.
Bei starkem Wind kreuzen wir noch einmal 58 sm auf. Vorbei an Gibraltar segeln wir in die Bucht von La
Linea (36°09,4`N-005°21.5`W). Hier fällt der Anker in ruhigem Wasser. Am darauf folgenden Tag verholen
wir die FREYA in die Alcaidesa Marina und befreien sie von einer dicken Salzkruste.
Pantry, Salon und Toiletten werden gesäubert bevor es an Land geht.
Runway Gib und Alcaidesa Marine - La Lines
Melanies Flug nach Berlin und anschliessendem Training auf der “Norddeutsche Bank“ geht von Malaga. In
La Linea und Gibraltar ist kein Mietwagen zu bekommen, es ist Hochsaison. Wir verabreden uns mit Christa
und Holger Strauss, die nach ihren Weltumsegelungen in Marbeilla sesshaft geworden sind. Sie werden uns
von Marbella am Busbahnhof abholen, nach Malaga fahren, dort dann auf Jytte eine halbe Stunde warten und
zurück nach Marbella bringen.
Den letzten Reisetag von Melanie verbringen wir in Gibraltar. Machen die üblichen Touristenausflüge.
Fahren im Kleinbus auf den Felsen, besichtigen die sehenswerten Höhlen mit dem unvergleichlichen
Konzertsaal, stolpern durch die hoch im Berg befindlichen Verteidigungsanlagen auf der Ostseite, schauen
uns die Affen an, sie uns auch und bummeln durch die Main Street.
Wieder ein typischer Touri
Am Abend essen wir in einem netten nicht touristischen Restaurant in La Linea Tapas und lassen noch
einmal die 1.160 sm mit nur 3% Motorenanteil an uns vorbeiziehen. Wir haben beide das Gefühl, als wären
Melanie und ich schon oft zusammen gesegelt.
Herzliche Grüsse von der FREYA
von Peter und Jytte
Mitte August 2012
(Quelle: mail vom Di., 14.08.2012 01:18 Uhr)
14.06.2012
Azoren,
Liebe Gildeschwestern,
liebe Gildebrueder,
bis zum Eintreffen von Wolfgang Unger - in unserem Freundeskreis kennt man ihn nur unter dem Namen
Ungerli - sind Jytte und ich über vier Wochen alleine an Bord. Wir werden uns in dieser Zeit
ausschliesslich in den Abacos aufhalten.
Am 18.03.12 verholen wir die FREYA zum Treasure Cay (26°40`N-077°17`W). Während der 16 sm bis dorthin
beschwert sich Jytte, dass das Ruder sich nur schwer bewegen lässt. Ich muss ihr zustimmen und beruhige
sie. Natürlich habe ich sofort eine Vermutung. Nachdem der Anker sicher in den guten Grund (Md) gezogen
ist überprüfe ich die Rudermechanik. Na, das hatten wir ja schon einmal vor vier Jahren.
Auf der Reise nach Bermuda
Der Ruderquadrant liegt auf der Stopfbuchse. Er wird eigentlich von vier 10mm Muttern auf dem Ruderschaft
gehalten. Eine der Muttern ist in zwei Teile gebrochen, wovon eine Hälfte noch auf dem Bolzen hängt.
Mal wieder etwas das ich noch nie vorher gesehen habe. Ausserdem hat der Quadrant auf seinem Weg zur
Stopfbuchse den Dieselfüllschlauch durchtrennt. Nach drei Stunden, kopfüber im Achterschiff, mit
diversen Kratzern an den Armen und Brustkorb, komme ich zurück ans Tageslicht. Leider ist die Zeit für
den Sundowner schon lange verstrichen. Doch ich bin froh, dass die Arbeit erledigt ist. Demnächst muss
noch der Dieselschlauch repariert werden.
FREYA in Leisure Cay
Treasure Cay ist ein Touristenort der angenehmen Sorte. Kleine Ferienhäuser und zwei Resorts. Es gibt
hier einen Golfplatz, drei Restaurants, ein Cafe, einen Supermarkt und einen Swimmingpool, den die
Yachties gegen ein kleines Entgeld benutzen dürfen. Die Attraktion ist die "Half Moon Bay" mit dem
herrlichen langem Sandstrand. Der Ort wurde vor ca. 30 Jahren von einem deutschen Unternehmer erbaut.
Wir fühlen uns hier sehr wohl. Es ist noch nicht Hochsaison und somit gibt es zur Zeit wenige Touristen.
In dem ausgebaggerten Hafenbecken ankern bis zu 20 Segelyachten. Die Marina hat viele leere Liegeplätze.
Wenn die Sonne untergeht hört man von den Yachten seltsame Töne. Sie kommen von Conch-Hörnern in die
geblasen wird. Die Conch ist eine Meeresschnecke und war früher bei den Kariben eines der
Grundnahrungsmittel. Noch heute wird aus ihrem köstlichen Fleisch Conch-Fritters und Conch-Salat in
den Restaurants und auf den Strassen angeboten. Zur Zeit der Sklaverei konnten die Sklaven auf den
Plantagen ihre Tagesarbeit einstellen wenn sie das Horn hörten.
Jytte bläst das Conchhorn recht gut
Aus einer leeren Schnecke haben auch
wir uns in Marsh Harbor ein Conch-Horn gebaut. Nach kurzer Zeit lernen wir einen sauberen, langen Ton
zu blasen, so dass wir in das abendliche Konzert mit einstimmen können.
Wie verabredet ankert die TARA, eine Shannon 43, neben uns. Klaus will sich und seinen beiden
angereisten Freunden Kuhn und Totto die Abacos zeigen. Wir wollen ihm dabei helfen. Von Treasure
Cay segeln wir zum Manjack Cay und verbringen einen netten Tag bei Leslie und Bill. Jytte und ich
treffen ausserdem Gigi und Lulu, die gerade mit ihrer ROY SOLEIL in der Bucht angekommene sind. Seit
über fünf Jahren haben wir das schweizer Seglerpaar nicht mehr gesehen. In dieser Zeit haben wir mit
ihnen über das Internet Kontakt gehalten. Es ist aber viel schöner auf ihrer alten HR39 im Cockpit zu
sitzen. Hier vergessen wir die vielen Mails, und können uns für Stunden über die vergangenen Jahre
unterhalten. Die beiden sind wie wir älter geworden. Seit 27 Jahren leben sie auf ihrer Yacht und haben
alle Meere der Welt befahren. Nun erzählen sie von einem kleinen Haus das sie sich in der Zentralschweiz
gekauft haben. Vermutlich werden wir uns bald nicht mehr in Buchten oder Häfen treffen.
Für die Nacht ist der Durchzug einer Kaltfront angekündigt. Der Wind dreht auf Süd; wir verlassen
widerwillig unsere Freunde, und motoren die 4 sm nach New Plymouth/Green Turtle Cay. Hier verbringen
wir den Tag mit Klaus und seiner Crew und zeigen ihnen den netten Ort. Am darauffolgenden Morgen weht
ein steifer Wind aus Südwest. So müssen wir schleunigst diesen Ankerplatz verlassen. Auch für die
nächsten Tage ist Starkwind angesagt. Da ist Treasure Cay gerade der richtige Ort, um eine
Wetterbesserung abzuwarten.
Wir bleiben hier drei Wochen, dann wird Ungerli in Marsh Harbor eintreffen. Für mich ist es ungewohnt,
so lange an einem Platz zu verweilen. Ich verbringe die Zeit mit Reparaturen an der FREYA. Da sind der
Deckel zum Ankerkasten, dessen Deckleiste sich löst, und eine Süsswasser-Fusspumpe die neu befestigt
werden muss. Ich verbringe viel Zeit mit meinem 12 Volt Sicherungskasten. Hier versuche ich, die
Ursache zu finden, weshalb das Amperemeter bis zu 8 Amp. anzeigt, obwohl alle Verbraucher ausgeschaltet
sind. Bei einer Winsch ist eine Feder gebrochen. Die alten Barient-Winschen verlangen viel "Love and
Care". Von denen befinden sich 15 Stück an Bord, die halbjährlich gewartet werden wollen. An dem
vorderen Lukendeckel müssen Aluschrauben ausgebohrt und neue Gewinde für Niroschrauben geschnitten
werden. Drei Stunden am Tag sitze ich im "Tipsy Seagull", und bearbeite meine Videos, wozu ich schon
lange nicht mehr gekommen bin. Ich bestelle in den USA einen Repair-Kit für das elektrische Klo und
eine neue Stopfbuchse für die Welle. Craig, ein Freund von Klaus bringt sie uns mit. Damit erspare ich
mir die Rennerei zum Zoll und den Papierkrieg der entsteht, wenn der Eigner einer "Yacht in Transit"
die Einfuhrsteuer nicht bezahlen will.
Fast jeden Abend gehen Jytte und ich an den Strand. Wir schwimmen eine Runde und waschen uns ausgiebig.
Wir lieben die Körperpflege mit Salzwasser. Jytte liest viel, geht am Strand spazieren und sorgt für
das leibliche Wohl. Abends kommt der gesellige Teil des Tages. Wir lernen wie immer nette Segler
kennen. Jackie und John von der NORSTAR aus Californien und Alex aus England werden uns lange in
Erinnerung bleiben. Alex ist seit drei Jahren Witwe. Sie ist mit ihrem Mann viel gesegelt. Nach seinem
Tod kauft sie eine grosse Beneteau. Mit einem jungen Skipperpaar lebt sie die meiste Zeit des Jahres auf
der FRENCH KISS, segelt erfolgreich Regatten und hat mit ihren 70 Jahren noch viele Pläne was das Segeln
anbetrifft. Da die FRENCH KISS noch nicht getauft worden ist macht sie eine grosse Stegpartie.
Schiffstaufe von French Kiss-Eigner Alex
Zu guter
Musik wird getanzt, gegessen und getrunken. Wir treffen auch nach Jahren André und Brigitte wieder. Sie
haben in Leisure Lee einen Anleger für ihre kleine Segelyacht. Diese werden sie in ein paar Tagen an
Land stellen bevor sie nach Nova Scotia fliegen, um den Sommer in ihrem Haus in Lunenburg zu verbringen.
Sie wissen, dass wir noch viel an der FREYA reparieren müssen, bevor wir über den Atlantik nach Europa
segeln werden. Ihr Angebot, so lange an ihrem Anleger zu liegen wie wir wollen, nehmen wir dankend an.
Auf den Ankerplätzen hatten wir öfter Probleme mit den Ankerliegern. Wir können nicht immer in der
ersten Reihe ankern. Das bedeutet, dass wir die Ankergewohnheiten der vor uns liegenden Skipper nicht
kennen. Oft sehen wir wie bei drei Meter Wassertiefe nur zehn Meter Kette gesteckt werden. So auch
bei einer grossen Motoryacht, die vor uns liegt. Bei 30 kn Wind beginnt sie zu slippen. Ihr Anker
greift wieder als sie im Abstand von 10 m neben uns liegt. Auf den Zuruf, dass mir der Abstand zu kurz
erscheint antwortet der Skipper: "wird schon gut gehen, ich passe auf" ! Das hat zur Folge, dass wir
beide die Nacht über Ankerwache gehen. Durch das unterschiedliche Schwojen kommen wir öfter auf nur
vier Meter zueinander. Am nächsten Morgen erscheint der Skipper in seinem Dinghy und entschuldigt sich
mit einer Flasche Rotwein. Er ist für meinen Ratschlag dankbar, doch mehr Kette zu stecken, ich hätte
30m draussen. Beim Fahrtensegeln gibt es viele Erlebnisse dieser Art. Wir sind froh wenn sie ohne
Schaden ablaufen.
Am 15.04. holen wir Ungerli in Marsh Harbor vom Flughafen ab.
Er ist einer der aktivsten Männer in unserem Freundeskreis. Es kommt selten vor, dass er mehr als fünf
Minuten auf einer Stelle sitzt. Also beginnen wir gleich mit dem Reparaturprogramm. Nachdem wir in
Florida eine neue Halterung für den Kühlkompressor eingebaut haben muss der Motor neu ausgerichtet
werden. Nach der Arbeit können wir zufrieden einen vibrationsfreien Motor bei seinem Lauf hören. Bevor
wir nach Leisure Lee aufbrechen muss noch der zerschnittenen Diesel-Füllschlauch erneuert werden.
Leisure Lee (26°37,3´N - 077°15,8`W) ist eine vor 20 Jahren angelegtes Kanalsystem mit einer sehr
trickreichen Einfahrt. Wir haben eine selbst gemalte Detailkarte von André erhalten, die uns aber nicht
vor einer kleinen Grundberührung im Schlamm bewahrt. Der Plan, hier eine Anlage wie in Treasure Cay zu
erstellen, ist nicht aufgegangen. Von den vielen am Kanal gelegenen Parzellen sind nur ca. ein Dutzend
verkauft worden. In diesem Hurrican-Hole kann man unbesorgt sein Schiff das ganze Jahr über liegen
lassen. Nun ja, auf der einen Seite ist es gut, dass wir nicht mitbekommen haben wie in der Woche die
Yachten am Ankerplatz geslippt und ineinander gefahren sind. An unserem Liegeplatz haben sich an diesen
Tagen nur die Baumwipfel gebogen. Auf der anderen Seite führen wir einen Kampf gegen die Mücken. Dafür
gibt es jedoch entsprechende Mittel, die weitaus angenehmer sind als Sturm auf dem Ankerplatz. Sechs
Tage verleben wir hier ohne Kneipen und Restaurants.
Ungerli und ich arbeiten unter und über Wasser, Jytti in der Kombüse. Es gibt Reparaturen, die gut
einen Tag dauern, zum Beispiel das Erneuren eine Stopfbuchse im Wasser. Ein halber Tag vergeht mit dem
Abziehen der Welle vom Getriebe. Den Rest des Tages verlangt das Abdichten der Welle, die schräg aus
dem Rumpf kommt. So ganz dicht bekommen wir es nicht. Dementsprechend schnell wird von uns die alte
Stopfbuchse durch eine neue ersetzt. Die Lenzpumpe arbeitet drei Minuten, und Jytte kommt vom Strand
zurück an Bord. Sie wollte das Drame eines eventuellen Untergangs der FREYA nicht miterleben. Zwei
Tage vergehen mit der Reinigung des Unterwasserschiffes.
Wolfgang reinigt das Unterwasserschiff
In Curacao haben sie mir ein Weich-Antifouling
auf den Rumpf gestrichen. Wenn ich den leichten Bewuchs mit dem Schwamm abreiben will befinde ich mich
im Nu in einer schwarzen Wolke und kann nichts mehr erkennen. Das gleiche passiert wenn die Flossen
kurz über dem schlammigen Grund wedeln. Nur diese Wolke ist weiss-gräulich. Einen Tag verbringen wir
mit dem elektrischen Klo. Der ganze Pumpenmechanismus wird zerlegt und mit neuen Teilen bestückt. Aber
der neue Impeller fördert mehr Wasser als abgepumpt wird. Wir führen die Arbeit erneut durch, da wir
denken, es ist ein Fehler im Zusammenbau von uns verursacht worden. Alles ok. Plötzlich haben wir einen
bösen Verdacht. Wir öffnen das Drei-Wege-Ventil, das sich nicht bewegen lässt, und sind geschockt. Da
gibt es kaum ein Durchkommen für das Wasser. Die Schläuche haben noch einen Durchgang von maximal einen
Zentimeter. Wie ist denn da die....nur durchgekommen? Das heisst für uns ca. 4 Meter Schlauch säubern.
Eigentlich sollte man in diesem Fall neue Schläuche enbauen. Es ist Sonntag, die Läden sind geschlossen,
wir kein Auto. Marsh Harbor ist 30 Meilen entfernt. Also ran an die unsaubere Arbeit.
Dinghyboden erneut reparieren und WC-Rohre reinigen
Dann wird noch
der 1.500 Betriebsstunden-Service an unserem Yanmar erledigt, der Dinghyboden wird erneut geflickt, am
Maxprop und an der Welle werden die Opferanoden ausgetauscht, alle drei Navigationslichter werden
erneuert, und weitere kleinere Reparaturen ausgeführt.
In den letzten Tagen ist genügend Zeit, nachmittags einige Langusten zu erlegen. Ich feiere noch in
Leisure Lee in kleinem Rahmen meinen 70. Geburtstag. Dann wird es Zeit zurück nach Marsh Harbor zu
segeln. Auf dem Weg dorthin fangen wir noch einen kleinen Mutton Snapper. Den lassen wir uns gemeinsam
schmecken.
Heute gibt es Mutton Snapper
Zwei Tage nachdem Jytte uns verlassen hat kommt unser Freund Peter (Haake - es gibt so viele Peters
unter unseren Freunden). Wir zeigen ihm das nicht sehenswerte Marsh Harbor und kaufen noch einige
frische Lebensmittel. Noch einen Stop am Great Guana Cay. Wir müssen Peter unbedingt die Bar "Nippers"
zeigen. Zwei Rum Punchs - wir geniessen die schöne Aussicht auf den Atlantik, Richtung Bermudas, Azoren
und Gibraltar.
Das ist besser als Mutton Snapper
Wir motoren durch die Whale Passage. Dabei sprechen wir den Seenotfall durch. Da wir drei erfahrene
Segler sind verzichten wir auf ein MOB-Manöver. Die erste Nacht bricht an. Herrliches Segeln bei
leichtem Wind und einem vollen Mond. Am dritten Tag liegen wir in der Flaute. Sollten wir etwa in
den Rossbreiten sein? Unser Vorrat an Diesel reicht fast bis ans Ziel. So brauchen wir uns keine Sorgen
zu machen. Am dritten Tag kommt wieder leichter Wind auf. Die Bordroutine stellt sich bei uns ein. Wir
kochen gut, faulenzen, lesen und unterhalten uns im sonnigen Cockpit. Am fünften Tag der Reise kommen
Regenwolken auf. Unser Freund Ungerli fühlt sich nicht wohl. Warum sollte er auf halber Strecke zu den
Bermudas seekrank werden? Er bleibt den ganzen Tag in der Horizontalen. Am nächsten Morgen will unser
Freund nicht aus der Koje kommen. Ich rufe Wolfgang, meinen Freund in Berlin, der Arzt ist, an. Er rät
dem Kranken 3 Liter Wasser zum Trinken zu geben und abzuwarten. Nach zwei Litern hängt er über der
Reling. Er ist Diabetiker und sein Blutzucker ist auf über 500 geschnellt und geht nicht mehr zurück.
Ab dem fünften Tag sind wir sehr besorgt um ihn. Wir drehen bei. Die Wellen der letzten Tage haben sich
beruhigt. Endlich können wir etwas für die Körperpflege tun. Ungerli tappert unter unserer Aufsicht auf
das Vorschiff. Nach der Wäsche legt er sich schnell wieder in die Koje. Seit den letzten zwei Tagen kann
er sich kaum noch bewegen und redet wirr. Ich rufe die DGzRS an und bitte um ein Medico-Gespräch.
Vergeblich bemüht man sich eine Verbindung zu einem Arzt herzustellen. Auch anschliessende direkte
Anrufe zum Arzt werden nicht entgegengenommen. Wolfgang erreiche ich nicht am Telefon sondern meinen
Freund Jörg, der ebenfalls Arzt ist. Er tippt auf Vergiftung und wir sollen ihm Antibiotika
verabreichen. Da er uns für den Pazifik die Bordapotheke eingerichtet hat, befindet sich auch das
richtige Medikament an Bord.
Kurz vor unserem Ziel nehmen wir Funkkontakt zu Bermuda Radio auf und schildern den Customs unseren
Krankheitsfall an Bord. Im Voraus bestellen wir einen Ambulanzwagen. Am 10.05.12 um 0230 OZ legen wir
an der Customs-Pier in St. Georges (32°22,8´N-064°40,4´W) an. Der Krankenwagen erscheint sofort. Nach
einer kurzen Untersuchung wird Ungerli zum Krankenhaus nach Hamilton gefahren. Peter begleitet ihn. Ich
muss an Bord bleiben, da die Customs in der Regel nicht gestatten, nach dem Einklarieren weiterhin an
der Pier zu liegen. Gegen 0800 kommt Peter wieder an Bord. Wir verholen uns auf den Ankerplatz und
schlafen erst einmal bis Mittag. Am Nachmittag lässt die Anspannung der letzten Tage nach. Wir hatten
schon mit dem Schlimmsten gerechnet. Unser Freund liegt gut versorgt im Krankenhaus. Wir sind sehr
erleichtert ihn rechtzeitig an Land gebracht zu haben.
In den 7 Tagen, die wir in St. Georges vor Anker liegen, kümmert sich Peter rührend um Ungerli. Jeden
Tag ist er im ( 2 Krankenhaus - zwei Stunden Busfahrt - spricht mit den Ärzten, regelt die
Kostenübernehme der deutschen Krankenkasse und veranlasst zusammen mit Ungerlis Freundin Gudrun die
Überführung nach Deutschland durch den ADAC.
Unser lieber Wolfgang im Krankenhaus
Ich bleibe an Bord, denn für die ersten Tagen ist
Sturmwarnung gegeben. Am Ankerplatz messen ich 40 kn Wind. Ich kann erst am dritten Tag einen
Krankenbesuch machen. Ungerli geht es etwas besser. Als wir erfahren, dass er in einigen Tagen
nach Deutschland geflogen werden soll machen wir die FREYA klar zum Weitersegeln. Da Peter nicht zu
zweit die Strecke zu den Azoren segeln möchte, lasse ich einen Bekannten aus Berlin einfliegen. Er
sagt, dass es schon lange sein Traum ist über den Atlantik zu segeln. Wir drei verabschieden uns von
Ungerli und wollen anschliessend ausklarieren. Doch die Customs geben uns keine Clearance den Hafen zu
verlassen. Ich wäre für meinen im Krankenhaus liegenden Mitsegler so lange verantwortlich bis er die
Bermudas verlässt. Damit haben wir nicht gerechnet, aber es macht für die hiesigern Behörden schon Sinn.
Am nächsten Tag fahren wir nach Hamilton und besuchen den Deutschen Konsul. Er klärt uns über die
Möglichkeiten, die wir haben auf. Wenn wir einen Agenten finden, der die Verantwortung für unseren
Freund übernimmt, dann können wir sofort ablegen. Der Konsul verspricht uns, einen ihm bekannten Agenten
über unsere missliche Lage zu informieren. Wir verlassen diesen freundlichen Vertreter Deutschlands in
den Bermudas. Auf der Rückfahrt mit dem Bus nach St. Georges überlegen wir, welche Unsummen wir für
die Tätigkeit des Agenten wohl zahlen müssen. Am folgenden Morgen teilt uns der Agent mit, dass wir
bei den Hafenbehörden ausklarieren können - alles ohne Bezahlung.
In der Zwischenzeit haben wir öfter von See über Iridium mit Ungerli gesprochen. Die Ärztin vom ADAC,
die inzwischen per Flugzeug angereist ist, könne ihn nicht nach Deutschland bringen. Er sei nicht
transportfähig, seine Nieren arbeiten nicht. Sie veranlasst den Flug nach Miami in ein anderes
Krankenhaus, in dem er sich beim Schreiben dieses Reiseberichtes noch befindet. Nach nunmehr vier
Wochen geht es ihm etwas besser. Wir hoffen sehr, dass er so bald wie möglich nach Deutschland geflogen
wird und alles gut übersteht.
Wir nehmen noch Diesel und dann liegen 1.800 sm vor uns. Die ersten Tage werden wir nicht den direkten
Weg zu den Azoren segeln, sondern versuchen, uns nach NNO zu verholen. Es ist besser die Azoren von
Norden anzulaufen. Das in der Ost-West Richtung ausgedehnte Azorenhoch mit dem wenigen Wind ist in
der Nord-Süd Richtung schmaler. Kaum haben wir St. George verlassen empfängt uns ein starker Wind.
Erst am dritten Tag geht er auf vier Bft. runter. Unser Mitsegler füttert schon nach den ersten Meilen
die Fische. Das geht so ca. 4 Tage weiter. In der ersten Woche bekommen wir ihn nur zu der 3 -
stündigen Nachtwache zu Gesicht. Wir denken, er wird sich bald von der Seekrankheit erholen. Doch dem
ist nicht so. Er lässt sich oft von Peter eine Tütensuppe zum Mittag zubereiten und trinkt abwechselnd
Tee und Orangensaft. In der zweiten Woche das gleiche Bild. Nach unserer Einschätzung liegt er jeden
Tag 18 Stunden in der Koje. Er hilft mir beim Setzen vom Spi einmal und zweimal beim Heissen vom
Genaker. In der zweiten Woche kommt er hin und wieder für ein Stündchen zum Lesen ins Cockpit. Wo
anderen Seglern beim Lesen sofort übel wird macht es ihm scheinbar nichts aus.
Den Atlantik auf dieser Route zu befahren hat es in sich. Das Wetter wechselt untypisch für die
Jahreszeit und die Tiefs ziehen sogar über die Azoren hinweg. 120 sm nördlich der Rhumb-Line
bekommen wir die Wettervorhersage, dass auf unserer Breite von Westen ein Sturmtief mit 976 und
50 kn Wind aufkommt. Es wird uns in drei Tagen erreichen. Also segeln wir so schnell es geht in
Richtung SSO. Bei 34°56´N sind wir dann weit über 100sm südlich vom der Rhumb-Line. Die See wird
immer höher, wir schätzen sie auf sieben Meter; der Wind nimmt zu. Das Barometer ist auf unserer
Breite bei 1004, eigentlich nicht so tief wie wir vermuten. Wir bergen den Besan und haben die Genua
auf ein Minimum reduziert. Der Autopilot macht seine Arbeit noch sehr gut. Doch die FREYA wird nicht
langsamer. So beschliessen Peter und ich beizudrehen. Es ist 0230. In der Dunkelheit und bei 45 kn
Wind überdrehe ich die FREYA zwei Mal. Dann brüllt mir Peter den Winkel von Wind zur Yacht zu, und
schon setzt etwas Ruhe ein. Die Yacht liegt 80° zum Wind und die Achterbahnfahrt wird zum ruhigen Auf
und Ab. Wir gehen unter Deck und und teilen unserem Mitsegler mit, dass er nicht aus seiner Koje
kommen muss, alles ist gut abgelaufen, bis auf die Genua, die der See eine halbe Bahn überlassen hat.
Er hingegen erzählt uns, dass er sich Gedanken gemacht hat, ob die Rettungsinsel nicht über Bord gehen
könnte. Ich erinnere ihn an die Sicherheitseinweisung, bei der ich ihm die Handhabung der Rettungsinsel
erklärt habe. Dabei kann man gut die Verankerung erkennen. Wir vermuten er hat sicher Ängste
ausgestanden während wir draussen die FREYA beidrehten.
Die Böen bis 48 kn sehen wir nur auf dem Windmesser. Wir gehen Wache bis zum Morgengrauen. Auf
dieser Segelroute hatten wir nicht mit Schiffahrt gerechnet. Die Begegnungen mit Frachtern, Tankern,
Fischern und Seglern waren doch fast alltäglich.
Beständige 6 Bft bringen uns drei Tage lang schnell unserem Ziel näher. Die letzten 125 sm werden
bei leichter Brise mit Motor zurückgelegt. Es verfolgt uns schon wieder ein Tiefdruckgebiet. Die Grib
Files zeigen 40 kn. Bevor uns dieser stürmische Wind erreicht wollen wir sicher in Horta liegen. Für
die letzten 30 sm ziehen wir noch einmal den Genaker hoch. Die FREYA segelt auf den Berg Pico zu, von
dem nur die Spitze aus den Wolken ragt. Die Sonne scheint. Peter und ich sind mal wieder glücklich,
dass wir bald einen schönen Törn gesund und erfolreich beenden werden. Unser Mitsegler ist froh "dem
Gefängnis entrinnen zu können" ( O-Ton ). Wir stellen fest, dass er nicht über den Atlantik gesegelt
ist, sondern wir ihn auf der Teilstrecke von den Bermudas zu den Azoren gesegelt haben. Jeder, der
solches Seegebiet bereist, sollte wissen was auf ihn zukommt. Das ist nicht die Ost- oder Nordsee.
Hier kann man nicht sagen: jetzt will ich an Land, oder bei diesem Wetter bleiben wir im Hafen. Hier
sind Segler gefragt, die sich richtig einschätzen können und nicht Segeltouristen, die nur der
Mannschaft zur Last fallen.
Am Nachmittag, den 2.Juni 2012, liegen wir am Päckchen bei den Customs in Horta an (38°31,9´N-028°37,4W).
Unser Mitsegler ist sofort von Bord und hält Ausschau nach einem Hotel. Wir haben das Ankommen gut
berechnet. Am Abend frischt es auf, und am darauffolgenden Morgen haben wir bereits 30 kn Wind. Eine
an der Mohle liegende Yacht will auslaufen. So müssen weitere vier Yachten ablegen. Wir fahren eine
gute Stunde im Hafen herum. Ich will bei dem fliegenden Wasser nicht anlegen. Nachdem die knapp 40
kn erreichenden Böen nachlassen machen wir wieder fest. In der Zwischenzeit hat unser Mitsegler seinen
Seesack gepackt und will das Gefängnis verlassen. Ich mache ihn darauf aufmerksam, dass noch die Yacht
gereinigt und an den vom Hafenmeister bestimmten Liegeplatz verholt werden muss. Dann erst kann er das
Schiff verlassen. Da ich ihn seiner Meinung nach nicht dazu zwingen kann, lasse ich ihn gehen.
Von den Bermudas zu den Azoren haben wir über Grund 2.050sm zurückgelegt. Dabei hat uns der Golfstrom
etwas geholfen, denn unsere Logge zeigt 1.865sm. Peter und ich sind zufrieden. Ich bin nun sechsmal über
den Nordatlantik gesegelt. Von den drei klassischen Überquerungen war für mich die letzte, bei der
vorgefundenen Wetterlage, sehr anspruchsvoll. Die von Kanada nach Irland entspannt und von Gran
Canaria in die Karibik bequem, aber auch etwas eintönig.
Das Azoren-Hoch liegt noch immer sehr weit südlich. Das ist ungewöhnlich für diese Jahreszeit. In
der Woche, die ich nun hier bin, war es sehr kühl und regnerisch.
Wir sind angekommen
So kann ich in Ruhe an der FREYA
Reparaturen vornehmen. Nach so einem Törn ist das nicht verwunderlich. In einer Woche wird Jytte
kommen. Wir planen die Inseln zu bereisen, jedoch nicht mit der FREYA. Eine kleine Pause tut gut.
Danach geht es weiter ins Mittelmeer - wieder nach Marokko.
Ich wünsche Euch allen einen schönen Segelsommer, und für eine Crew einen zeitgleichen schönen
Segelwinter.
Viele herzliche Grüsse von den Azoren
Peter von der FREYA
(Quelle: mail vom Do., 14.06.2012 12:04 Uhr)
02.04.2012
Marsh Harbour/Abacos (26° 23,4' N - 077° 04,5' W),
Liebe Gildeschwestern,
liebe Gildebrueder,
es war sehr nett, einige von Euch an zwei Anlässen der Schiffergilde zu treffen. Sechs Wochen in
Berlin war für mich eine lange Zeit. Jytte hatte es da besser. Nach einem Monat entfloh sie mit ihrer
Freundin Liddi dem schlechten Wetter. Seit dem10. Februar bin ich glücklich, mich wieder auf unserer
FREYA bewegen zu können. Gleich am ersten Tag kam eine Rigging Firma mit von mir bestellten neuen
Rutscherschienen für den Gross- und Besanmast. Die Erneuerung war notwendig. In vier Stunden waren die
Lümmelbeschläge, der Navtec Baumniederholer und die Rutscherschienen ab- und angebaut, die Segel ab und
angeschlagen. Am daruffolgenden Tag erschienen zwei Handwerker für den Service unseres von der
Hauptmaschine angetriebenen Kühlkompressors. Der noch nie gereinigte Kühler des Kompressors wird mit
säurehaltiger Flüssigkeit gefüllt - ich will die Arbeit nicht selber ausführen, da ich nicht mit Säure
hantieren will - und die dann für 15 Minuten im Umlauf durch den Kühler gespült wird. Nun kühlt der
Kompresor wie nie zuvor. Seitdem wir Eigner der Freya sind hat noch niemand unseren 110 Volt
Kühlaggregaten zum Laufen gebracht. Eine Freude - die beiden Männer schaffen das. Leider erkennen wir
bei der Reparatur, dass eine Motoraufhängung gebrochen ist. Sie wird ausgebaut. Da sie schon einmal
geschweisst wurde empfiehlt uns die Firma eine neue Aufhängung bauen zu lassen. Beim Einbau stellen wir
fest, dass die Firma die Aufhängung nicht kopiert hat. Von den vier Bohrungen ist eine nicht in der
richtigen Position gebohrt worden. Sie muss nur in einer Richtung um 2 mm erweitert werden. Als wir die
Aufhängung abholen, erkennen wir sofort, dass alle vier Bohrungen von 12 mm auf 14 mm erweitert wurden.
Grosse Aufregung - doch nach einer Stunde haben wir ein komplettes neues Teil, das endlich passt. Zwei
Wochen sind vergangen. Unser Plan war allerdings, die Zeit anders zu nutzen.
Dark and Stormy mit Wolfgang:
3 Teile Ginger Beer und 1-Teil Goslings Black Rum
Wir holen unsreren Freund Wolfgang Bochentin vom Flugplatz Miami ab. Schon am nächsten Tag geht unsere
zweiwöchige Reise los. Das Wetter ist günstig. Mit gutem Wind segeln wir von Port Everglades über den
Golfstrom zum Memory Rock ( 26°55,0`N-079°03,0`W), einer Einfahrt zur Little Bahama Bank. Wir kommen wie
vorberechnet in der Nacht auf die Banks. Wir brauchen etwas Schlaf und werfen den Anker bei 3 m Tiefe.
Der Grund ist hart und so gelingt es uns nicht den Anker zum Halten zu bringen. Nach dem dritten Versuch
geben wir es auf. Viel Raum nach Lee hält uns von weiteren Versuchen ab.Wir gehen bis zum Anbruch des
Tages Ankerwache. Bei starkem Wind und hoher See geht es Anker auf. Aber leiden verhängt er sich nach
zwei geslippten sm in einer Koralle. Wir benötigen eine Stunde um freizukommen. Bei dem herrschenden
starken südlichen Wind finden wir nach 44 sm hinter dem Little Sale Cay (27°03,7`N-078°12,0`W) Schutz.
Am nächsten Morgen verlassen wir die Abdeckung der kleinen Insel und es empfängt uns ein Wind von 6 Bft.
Nur mit einer gerefften Genua beginnen wir den Tag. Der Wind erreicht in Böen Sturmstärke. Wolfgang macht
es grossen Spass nicht nur die Spray sondern auch die bis ins Cockpit einsteigenden Schütten über sich
ergehen zu lassen. Jytte sitzt derweil im Salon und liest, währen ich die Navigation mache und ansonsten
unter der Sprayhood wind- und wassergeschützt den Segeltag verbringe. Nach viereinhalb Stunden erreichen
wir Coopers Town (26°52,3`N-077°30,4`W). Wir werfen den Anker. Es ist geplant eine halbe Stunde später
an Land zu fahren. Doch schwarze Wolken lassen uns warten. Schwere Regenschauer prasseln auf die FREYA.
Der Wind dreht nach dem Durchzug der Front plötzlich auf NW. Bei 7 Bft können wir hier nicht mehr
bleiben und so segeln wir schnell zum 8 sm entfernten Manjack Cay (26°49,1`N-077°22,4`W).
Natur pur Manjack Cay
Hier wohnen
Leslie und Bill, ein liebenswertes amerikanisches Ehepaar, dass hier vor 15 Jahren anfing ein
wunderschönes Haus zu bauen. In den vergangenen Jahren haben wir sie dann immer besucht wenn wir in
den Abacos segelten. In der Zwischenzeit ist ihre Bucht zum Anlaufpunkt geworden. Sie stellen ein
freies WiFi zur Verfügung und helfen den Seglern wo immer sie können. Auf ihrer Veranda sitzen mitunter
ein Dutzend Segler und unterhalten sich oder surfen im Internet. Auch seine Werkstatt steht für jedem
in Not geratenen Segler offen. Als wir am nächsten Morgen den Anker heben wollten, sagte er keinen
Muks. Den restlichen Tag verbringen wir mit der Fehlersuche. Am Abend bauen wir die ein Jahr alte
Winsch aus. Wir haben alle Leitungen durchgeklingelt. Der Fehler muss in der Winsch liegen. Das ist
schon eine etwas grössere Arbeit. Wir arbeiten natürlich an Land in Bills Werkstatt. Wenn wir die
Batterie direkt anschliessen funktioniert die Winsch eiwandfrei. Dann kann es nur an dem von Maxwell
mitgelieferten einen Meter langem Kabel liegen. Tatsächlich gibt ein Terminal an dem Kabel keinen
Kontakt. Runter damit und mit Bills Werkzeug einen neuen Terminal aufgepresst. Am nächsten Tag wird
die Winsch nach dem Probelauf fachgemäss eingedichtet und wieder eingebaut. Endlich kann unsere Reise
weitergehen! Wir sind zufrieden, noch einmal probieren. Eine kurze Drehung und aus - Ende! Die ganze
Prozedur noch einmal. Dieses Mal ist es der andere Terminal. Das komplette Kabel ab in den Müll. Bill
gibt uns ein Neues mit der gleichen Dimensionierung. Am Abend ist die Reparatur dann endgültig erledigt.
Unser Freund Wolfgang hat mir sehr geholfen, war immer geduldig. Obwohl er nur zwei Wochen an Bord ist,
waren seiner Meinung nach die letzten beiden unvorhergesehenen Tage gute Tage für ihn.
Nun geht es bei frischem Wind zu dem nur 4 sm entfernten Green Turtle Cay (26°45,9`N-077°20,0`W). Das
Ankern bereitet uns heute Schwierigkeiten. Nach dem dritten Versuch gebe ich auf. Jytte und Wolfgang
dürfen noch nicht an Land. Ich lasse den Anker slippen, springe ins Beiboot und fahre zum Einklarieren.
Keine der drei weiblichen Customoffiziere fragt mich, warum wir für die Strecke von 155 sm von Fort
Lauderdale sieben Tage gebraucht haben. Ihr Interesse liegt in der Einnahme von 300 US$ - ein halbes
Jahr gültige Cruising Permit. Wieder zurück an Bord springe ich sofort ins Wasser und schwimme zum Anker.
Wolfgang geht unter Maschine langsam rückwärts, ich tauche, richte den Anker auf, und der vergräbt sich
sofort zwischen Gras und Sand.
Der beste Gumbay Smash bei Emily in
New Plymouth - Green Turtle Cay
New Plymouth auf Green Turtle Cay ist seit zwanzig Jahren unser Lieblingsort in den Bahamas. Die wenigen
Touristen kommen nur zum Einkaufen in dieses kleine verschlafene Settelment. Hier zählen wir fünf
unterschiedliche Kirchen - und das bei ca. 300 Einwohnern! Es gibt zwei Cafe´s mit Backwaren, drei
Restaurants, die Imbiss-Menüs anbiete, Friedhof, Schule und Post. In New Plymouth - auf einer
Halbinsel gelegen - prägen viele alte Häuser das Ortsbild. Doch der bekannteste Ort ist der
Basketballplatz, an dem sich allabendlich die Bewohner treffen. Einige Schritte entfernt liegt die
“Blue Bee Bar“. Hier mixt Emily den besten “Gumbay Smash“ der Bahamas. Nicht nur hier kennt man sie.
Seit zwei Monaten auch überall in den USA. In ihrer Bar wurde die bekannte TV-Morgensendung “Good
Morning America“ gedreht. Emily ist sehr stolz darauf.
Wir müssen durch die nach NE offenen Whale Passage segeln wenn wir Grat Guana Cay (26°39,5`W-0077°06,9`W)
erreichen wollen. Der Schwell der sich die letzten Tage aufgebaut hat ist sehr hoch. Aber er bereitet
keine Schwierigkeiten. Wir sitzten am Nachmittag im “Nippers“ trinken unseren Rum-Punch und geniessen
den Ausblick auf den 15m unter uns liegenden Strand und lassen unseren Blick über den Atlantik
schweifen. Später sitzen wir im Dunkeln im Cockpit unserer an einer Mooring liegenden FREYA und
schauen in den Vollmond, der die Bucht erhellt.
Nasses Segeln in der Sea of Abaco:
35kn Wind, See 3, 27°C, Speed 8kn, Ge gerefft, einfach ideal
Heute haben wir uns eine lange Strecke vorgenommen. Wir wollen nach Little Harbor. 25 sm sind für die
Sea of Abaco eine lange Distanz. Wir nennen diesen Teil der Bahamas “Unser kleiner Nudeltopf“. Bei
leichtem Wind segeln wir durch türkisfarbenes klares Wasser. Nur 0,5 bis 2,0 Meter Wasser haben wir
unter dem Kiel. Die Tide ist zur Zeit 0,85 m. Wir müssen uns jedes Mal wieder beim Segeln daran
gewöhnen, unter der Wasseroberfläche viele “kleine Wunder“ beobachten zu können. In den letzten Tagen
hat es stark geweht. Viel Grünzeug treibt herum. Es ist kein Vergnügen die Schleppangel zu benutzen.
Doch es lohnt sich: ein 4,5 kg schwere Mutton-Snapper hat die schlechte Karte gezogen. Sicher kein
Trost, dass wir zwei wohlschmeckenden, reichhaltige Mahlzeiten zelebrieren werden. Doch unser Fisch
rächt sich in gewisser Weise. Ich bin ins Dinghy gesprungen, habe die Angelleine in die Hand genommen
und das gute Stück ins Beiboot gezogen. Wir haben einen aufblasbaren Boden im Dinghy, der Fisch hat
nadelscharfe Rückenflossen! Folge: 3 x punktiert. Wäre nicht passiert, wenn ich die Gaff von der
Reling gebunden hätte, so ist das mit dem ´Wenni´und ´Hätti´.
FREYA vor dem Lynyard Cay
Wir werfen den Anker am Lynyard Cay (26°21,5`N-076°59,1`W), in 1,5sm Abstand von Little Harbor. Aus
dieser Entfernung sehen wir wie sich die hohe Dünung an der Einfahrt zur Bucht bricht. Einlaufen können
wir nur bei mittlerer auflaufender Tide. Dazu reicht es heute nicht mehr. Es stürmt die ganze Nacht und
auch am nächsten Tag ändert sich nichts. Wir bleiben hinter dem Cay, baden, machen
Erkundungs-Spaziergänge an Land und Kleben einen grossen Flicken auf den Dinghy-Boden. Jytte bereitet
das erste Fischgericht. So vergeht der Tag wie im Handumdrehen.
Bei unveränderter Wettersituation verzichten wir auf diesem Törn Little Harbor anzulaufen. Noch ein
Stopp am “Tilloo Cay“ (26°27,2`N-076°59,4`W) bevor wir nach Marsh Harbor segeln. Wir wollen noch einen
faulen Tag in der nicht sehr einladenden kleinen Stadt verbringen bevor Wolfgang wieder nach Berlin
fliegt. Die Bucht von Marsh Harbour (26°23,4`N-077°04,5`W) ist sehr malerisch. Auch die kurze Strasse
an der Bay ist hübsch. Ansonsten besteht die Stadt nur aus Geschäften. Der Ort ist das Versorgungzentrum
der Abacos.
Wir legen uns neben die “TARA“, eine Shannon 43 vor Anker. Wir wollten uns schon vor zehn Tagen mit
unserem Freund Klaus treffen. Wir sind von Ft. Lauderdale und er von Lake Worth aus in die Abacos
gesegelt. Er klariert in West End ein und verbringt dort einen Tag. Wir segeln zur gleichen Zeit zum
Memory Rock, dann weiter zum Manjack Cay. Folglich segeln wir immer mindesten einen Tag vor ihm. Es
ist uns nicht möglich eine Verbindung zu Klaus aufnehmen. In den Bahamas funktioniert keine der 3
Sim-Karten auf unseren Handys. Und mit dem WiFi ist es auch nicht gerade gut bestellt.
Nach zwei harmonischen Wochen bringen wir unseren lieben Freund Wolfgang zum Flugplatz. Wir hätten ihn
noch gerne länger an Bord gehabt. Anschliessend wollte meine Tochter mit Mann und ihren zwei Söhnen nach
Wolfgangs Abreise auf dem kleinen Flugplatz landen. Wir und ein Ferienhaus in Treasure Cay mit
Liegeplatz für die FREYA warten vergeblich.
Halfmoon Bay Treasure Cay
Seit zwei Tagen wissen wir, dass Carla und der kleine
Hans erkrankt sind und der Arzt von einer Reise abrät. Wir haben uns seit langem auf ihr Kommen
gefreut. Traurig verlassen wir den Flugplatz und gehen zurück zur FREYA. Es ist ungewohnt wieder
zu zweit an Bord zu sein. Ich glaube es steht uns eine ruhige Zeit bevor. In vier Wochen werden dann
Wolfgang aus Franken und Peter aus Hamburg hier eintreffen. Und dann muss die FREYA zu Ihrer ersten
Atlantiküberquerung vorbereitet werden.
Ich wünsche Euch allen einen sonnigen, blumenreichen Frühling und im Sommer viel Spass beim Segeln.
Es güssen Euch ganz herzlich
Jytte und Peter von der “FREYA“
(Quelle: mail vom Mo., 02.04.2012 18:56 Uhr)
01.12.2011
Lake Hollywood/Florida - 26° 00,9' N - 080° 07,1' W,
Liebe Gildeschwestern,
liebe Gildebrueder,
jeden Tag sitzen wir im selben Café und studieren den Wetterbericht. Was heisst hier einen? Es sind
vier: Grib US, Passage-Weather, Windfinder und NOAA Marine Forecast. Mit kleinen Unterschieden sagen
sie die gleichen starken Winde aus NW bis E voraus. Also hauptsächlich aus der Richtung, in die wir
segeln müssen und gegen die starken Strömungen der im Yucatan- und im Florida- Channell herrschen.
Wir können nur geduldig auf eine Wetterbesserung warten.
Außerdem ist das Wetter ein ganz anderes als wir es in den letzten zwei Monaten erlebt haben. Leicht
bedeckter Himmel, die Mexikaner und die Touristen laufen in etwas dickeren Polohemden und langen Hosen
durch den Ort. Nachts müssen wir uns mit einem Laken zudecken. In den vergangenen zwei Tagen sind wir
nicht von Bord gekommen.
Steifer Wind auf der Reede der Isla Mujeres
Ein stürmischer Wind aus NW, bis 35 kn (8 Bft), und eine hohe Welle hielt
uns an Bord gefangen. In der ersten Nacht kommt unser australischer Nachbar in 20 m Entfernung an uns
vorbeigeslipt. In dieser Situation springt sein Motor nicht an. Er kann einen zweiten Anker erst neben
einem Trawler aus den USA ausbringen. Der Anker hält so, dass er neben dem Trawler im Abstand von ca.
5 m zum Stehen kommt. Beide Schiffe haben die ganze Nacht alle Fender draußen. Hier sind nur sechs
Yachten vor Anker. Alle Anderen liegen in kleinen nach NW ungeschützten Marinas. Beim Anblick der
schaukelnden Yachten sind wir froh, vor Anker zu liegen. Obwohl Sand und Gras der Grund ist, hält
unser CQR-Anker niroeisern. Trotzdem gehen wir die ganze Nacht Ankerwache.
Die Wartezeit auf der Isla Mujeres überbrücken wir mit Erkundungen der Umgebung. Dazu mieten wir einen
Golfcart an. Es ist auf dieser Insel das meist benutzte Verkehrsmittel. Gemeinsam mit Lynn und Niclas
von der australischen Yacht "Shweetie" fahren wir zu einer im Süden gelegenen Hacienda, um die sich
eine traurige Geschichte rankt.
Grabstätte von dem Piraten Fermen Munbarca
Der Pirat Fermen Munbarca, der in der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts in der Karibischen See sein Unwesen trieb, setzte sich auf der Insel zur Ruhe. Hier
lernte er eine junge Mexikanerin kennen, in die er sich unsagbar verliebte. Um sie für sich zu gewinnen
baute er eine Hacienda mit einem unbeschreiblichen paradiesischen Garten.
Symbol auf der Grabstätte von Fermen Munbarca
Als die Anlage, die noch
heute in einem guten Zustand erhalten wird erstellt ist, heiratete seine Angebetete einen jungen Mann.
Fermen Munbarca wollte von nun an nicht mehr auf der Insel leben und zog nach Merida. Begraben sollte
man ihn jedoch auf dem Friedhof der Isla Mujeres. Sein Wunsch war es, wenigstens im Tode seiner
Geliebten nahe zu sein. Nach seinem Ableben anno 1879 wurde er wunschgemäss christlich bestattet.
Der Sarkophag ist sowohl mit einem Kreuz als auch mit dem Symbol der Piraten verziert, dem Totenschädel
und den gekreuzten Knochen.
Nach 10 Tagen der Zwangsruhe auf der Isla Mujeres sieht der Wetterbericht brauchbar aus. Auch wenn der
Wind aus östlichen Richtungen weht ist er wenigstens nicht mehr so stark wie in der vergangenen Woche.
Am 5. Dezember verlassen wir den Ankerplatz. Kaum haben wir die offene See vor uns da empfangen uns
auch schon fürchterliche Kreuzseen. Unser Plan ist es, so weit es geht in Richtung Cuba zu motoren,
um bei einer Verschlechterung des Wetters in den Buchten von Cuba Schutz zu suchen. Wir kommen nur
langsam voran. In den ersten 24 Stunden schaffen wir nur 72 sm durch das Wasser aber 117 sm über Grund.
Jytte hat sich schon früh verabschiedet, und ich sitze nachts im Cockpit. Die Eieruhr klingelt im
Abstand von 20 Minuten. Kein Schiff kommt in Sichtweite. Am Nachmittag des zweiten Tages, - es sind
noch 35 sm bis Cabo Antonio/Cuba - haben wir genug gelitten und ändern unseren Kurs für die nächsten
100 sm nach Nord. Jetzt kommt der nach Nord setzende Strom im Yucatan Channell voll zum Tragen. Wir
haben die Strömungskarte vom Channell und dem Golf in den letzten Tagen oft angeschaut und wissen nun,
dass wenn der Strom uns anfängt nach Osten zu versetzen, dann bringt er uns in den Golfstrom. Auf der
Strömungskarte sieht es so aus wie ein Verkehrstrennungsgebiet. Am 7. Dezember haben wir etwas Ruhe.
Nach dem Fang eines kleinen drei Kilo schweren Mahi Mahi sehe ich sogar ein wenig Sonnenschein in
Jyttes Gesicht, obwohl es bedeckt ist und zeitweise regnet. Aber 80 sm vor Key West geht es dann noch
einmal richtig zur Sache. Jetzt haben wir entgegen den Grib Files plötzlich nach einem schweren
Regenschauer einen steifen Wind aus NE mit 6 und 7 Bft. Das Ganze noch gegen den Golfstrom. Diese Art
der Fortbewegung über 12 Stunden kann ich gar nicht beschreiben. Vielleicht so: bitte nicht noch
einmal! Jytte sehnt jede Stunde herbei, die wir früher in Key West sind. So entscheide ich mich zu
dem spärlich betonnten Southwest Channell, was eine Stunde Zeitverkürzung bedeutet. Jytte ist wieder
an Deck und hilft mir, die in weiten Abständen aufgestellten Marker bei dem diesigen Wetter auszumachen.
Blick vom Leuchtturm auf Key West
Der Anker fällt am Mittag des 8. Dezembers auf der Reede vor Key West (24° 34,0'N - 081°49,8'W). Ich
melde mich telefonisch bei der "Customs and Border Control". Es macht wieder Spass, in einem Land zu
sein, dessen Sprache ich leidlich gut spreche. Die Formalitäten werden zügig und freundlich erledigt.
Morgen müssen wir uns mit allen Papieren bei ihnen persönlich vorstellen. Jytte hat in der Zwischenzeit
ein üppiges Frühstück bereitet. Da wir in den vergangenen Tagen nicht viel Essbares zu uns genommen
haben, geniessen wir es umso mehr. Genauso wie die Ruhe auf dem Ankerplatz. Für Jytte (Originalton)
endet hier die schlechteste Strecke in ihrer 20jährigen Segelei.
Wir stellen fest, dass Ich sieben und Jytte fünf Mal in Key West gewesen sind. Trotz des Tourismus
macht es immer wieder Spass, hier zu sein. Schon alleine wegen der vielen One- and Two Man Bands. Hier
sind sogar die Jungs, die auf der Strasse vor dem offenen Guitarrenkasten stehen (für das Kleingeld,
das die Zuhörer dort hinein werfen) besser, als ihre Kollegen in den vielen Pubs. An erster Stelle
steht bei den Touristen das "Sloppy Joe´s", wo angeblich Ernest Hemingway seine Drinks zu sich nahm.
Aber wir wissen natürlich, dass seine Stamm-Bar bei "Captain Tony`s" stand. Dann ist da noch unser
Lieblings-Pub "The Bull".
"The Bull" in Key_West
Gute Musiker und entsprechend gute Stimmung beim `Sing Along`. Zum
Sonnenuntergang sind wir natürlich auf dem Sunset Strip. Das ist der Platz der Gaukler, Jongleure,
Wahrsager, Tierdresseure und Musiker. Zu den Tönen eines Dudelsackes sehen wir die Sonne hinter den
unter vollen Segeln manövrierenden Schoonern untergehen. Tagsüber bummeln wir die Duval Street
entlang. Wenn aber dann die Paxe der Cruise Ships die Stadt der Wrecker erobert haben, ziehen wir
uns in die Nebenstrassen zurück. Hier geniessen wir den Anblick der vielen hübschen Südstaaten-Häuser.
Oder wir machen den langen Spaziergang zum Haus von Hemingway und dem gegenübersteheden alten
Leuchtturm mit dem angrenzenden kleinen Museum. Die über 80 Stufen zur Plattform des Leuchtturmes zu
ersteigen lohnt sich immer wieder. Hier hat man den Blick über die Wasserflächen, auf denen in den
Jahrhunderten in guten Jahren bis zu 500 Segelschiffe strandeten und von den Einwohnern von Key West
geplündert wurden.
Sunset Strip in Key West
Schooner vor dem Sunset Strip in Key West
Im Durchschnitt rundeten 300 Segler pro Tag "The most southern point of the States".
Durch das lange währende erfolgreiche Wrecking und die expandierende Zigarrenindustrie entwickelte sich
Key West 1890 zur grössten Stadt Floridas und einer der rechsten Städte der Vereinigten Staaten. Heute
ist Key West das Mekka für Touristen und der Treffpunkt von Exzentrikern, Künstlern und Homosexuellen.
Key West unterscheidet sich seit eh und jeh von dem Rest der USA.
Weihnacht in Key West
Vier Tage Erholung in Key West sind ausreichend. Wieder haben wir starken Ostwind in Aussicht. Aber wir
können ja jeder Zeit zurücksegeln. Narürlich müssen wir bei dieser Windrichtung aufkreuzen. Bei
Tagesanbruch geht der Anker auf. Die Strömung, die zwischen den Keys aus Norden kommend fächerförmig
in den Hawk Channell einfliesst, bestimmt unsere Kreuzschläge. Am Nachmittag können wir die 45° über
Grund zum wahren Wind nicht mehr segeln. Es werden nun 50° bis 55°. Nach 30 sm Kreuzen, also immer
hoch am Wind, suchen wir hinter dem kleinen Key Lois (24°36,7`N-081°28,8`W) Schutz. Ein ruhiger
Ankerplatz. Am nächsten Tag sorgt die Kaltfront für die gleiche Wettervoraussetzung. Wir versuchen
einige Meilen in Richtung Ft. Lauderdale gut zu machen. Nachdem wir die Abdeckung der Insel verlassen
haben müssen wir gegen 6 Bft und einer kurzen unangenehmen See aufkreuzen. Nach vier sm geben wir auf,
drehen um und machen uns einen gemütlichen Tag hinter dem Key Lois.
Am nächsten Morgen weht der Wind nicht mehr so stark. Wir müssen weiterhin aufkreuzen. Jytte steht -
wie immer - am Rad und ärgert sich über die vielen Bojen, die die Lage der Lobsterkörbe markieren.
Plötzlich verliert die FREYA an Geschwindigkeit. Ein Zeichen, dass wir eine Boje übersehen haben.
Sofort wird eine Wende eingeleitet. Wir sind froh, frei von unserem Anhängsel zu sein. Unser Tagesziel
ist Marathon (24°41,8`N-081°07,1`W).
Unsere weiteren Ziele sind Lower Matacumba Harbor (24°41,8`N-081°07,1`W) und Rodriguez Key
(25°02,7`N-080°27,7`W). Dieser Ankerplatz ist gegen östliche Winde ungeschützt. Die Wettervorhersage
für den nächsten Tag kündigt starke Ostwinde an. In dem nahegelegenen Tavernier Hb (25°01,1`N-080°30,4`W),
kennen wir dänische Segler, die dort ihre Yacht und ihr Haus haben. Sie sorgen dafür, dass wir bei
Dennis, dem Besitzer von 10 Liegeplätzen, einen Slip für die kommenden drei Tage bekommen. Dennis bemüht
sich sehr, uns den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen.
MV African Queen
Zum Sonnenuntergang blasen wir Drei
auf Conchs. Bei gegrillten Seezungenfilets, Maiskolben, gedünsteten Zwiebeln und drei Flaschen Rotwein
erzählt uns Dennis, dass er mit zwei Freunden die "African Queen" gekauft hat, die sich in Key Largo in
einem schlechten Zustand befindet und dort von ihnen restauriert wird. Nach dem Abendessen sehen wir
zusammen den Spielfilm von 1951 mit Humphrey Bogart und Katharine Hepburn. Am nächsten Tag zeigt er uns
stolz die "African Queen". Wir sehen, wie seine Freunde neue Stahlplatten in den Rumpf einschweissen.
Es ist ein tolles Projekt, diese kleine Dampfbarkasse wieder auf Vordermann zu bringen. Wenn im
Februar die Touristensaison beginnt soll das Schiff zum Charterbetrieb einsatzbereit sein.
Die letzten 53 sm bis Ft. Lauderdale verlangen uns viel ab. Ich habe nicht vermutet, dass wir schon
unmittelbar neben dem Hawk Channell im Golfstrom mit bis zu 3 kn nach Norden geschoben werden. Das
bedeutet, wir werden schon gegen Mitternacht in die Einfahrt zum Port Everglades einfahren. Da es im
Hafen und Umgebung keine Ankermöglichkeiten gibt, lassen wir die FREYA bis zum Morgengrauen treiben.
Der Wind und die Strömung bauen eine fürchterliche See auf. Wir können uns in der FREYA nicht mehr
aufrecht halten. Ich sitze im Cockpit, Jytte liegt in der Koje. Es herrscht ein reger Schiffsverkehr,
der mir noch nicht einmal die 20 Minuten Kurzschlaf erlaubt. Wir sind froh, endlich in den Intra
Coastal Waterway einlaufen zu können.
Morgenstimmung im North Lake Hollywood Florida
Noch zwei Hebebrücken bis zum North Lake Hollywood/Florida
(26°00,9`N-080°07,1`W), und unser Ziel für den ersten Reiseabschnitt ist erreicht.
Für uns war das Segeln in den letzten drei Monaten von Curacao nach Florida zum Teil sehr unangenehm.
Doch wer diese Strecke im November/Dezember segelt, muss darauf gefasst sein, Wir haben jedoch so
entschieden und waren auf Unannehmlichkeiten vorbereitet. Ich kann sagen: auf dieser Seereise fehlte
nicht das Salz in der Suppe.
Es güssen Euch ganz herzlich
Jytte und Peter von der “FREYA“
(Quelle: mail vom Di., 03.01.2012 04:23 Uhr)
01.12.2011
Isla Mujeres - 21° 16,2`N - 086° 45,1`W,
Liebe Gildeschwestern,
liebe Gildebrueder,
wir sitzen im Bus nach Cartagena. Das vollklimatisierte Fahrzeug ist gut ausgestattet.
Toilette an Bord. In der ersten Reihe können wir Filme geniessen. Wenn doch nur unser
Spanisch besser wäre! Doch was ist das? Gleich nach der Abfahrt vom Terminal hängt der
Beifahrer an der offenen Tür und schreit: "Cartagena"! Hin und wieder steigt ein Fahrgast
zu. Der Berliner würde sagen:" na kiek ma, det isn Lumpensammler". Wir haben uns schon
gewundert, dass die Fahrzeit 4-5 Stunden für 200 km dauern soll. Nun wissen wir es, legen
uns in die verstellbaren Sitzen zurück und lassen die zum Teil trostlose Landschaft an
uns vorüberziehen.
Abends in der Altstadt Cartagena
In Cartagena angekommen läuft uns wie zufällig Ismael über den Weg und bringt uns zu einem
kleinen, in der Altstadt gelegenen, preiswerten Hotel. Noch ein kurzer Spaziergang im
Dunkeln lässt die Schönheit dieser Stadt erahnen.
Am nächsten Tag lernen wir genauso zufällig Pedro kennen. Er wird von uns zum Guide erklärt.
Er weiß viel über die Geschichte von Cartagena und zeigt uns alles Sehenswerte seiner Stadt.
Er spricht ein gutes Englisch. Wir besichtigen das maritime Museeum, sehen schöne Häuser,
Kirchen und Kathedralen in der Altstadt. Bekannte Piraten wie Sir Francis Drake, Robert
Baal, Sir Bernhard Desjean und Baron de Points eroberten die Stadt. Nach der Einnahme von
Cartagena 1585 durch Drake wurde mit dem Bau der Mauer um die Stadt begonnen. Pedro zeigt
uns Häuser in denen die Piraten (Privateer der englischen- oder französischen Krone) als
"ehrwürdige Bürger" von Cartagena wohnten. Wir haben in der Altstadt viel Spass mit
unserem Guide. Von der alten Stadt wird behautet, dass sie die schönste Stadt Südamerikas
sei, in der sich die Touristen permanent auf die Füsse treten. Aber wir beklagen uns nicht.
Auch wenn wir in Yachten reisen, sind wir trotzdem Touristen, wie die fast einhundert
Prozent der Menschen, denen wir in der Altstadt von Cartagena begegnen.
Am zweiten Tag unseres Aufenthaltes benutzen wir den "Hop on, hop off Bus". Eine gute
Einrichtung. Wir steigen an dem Castllo de San Felipe aus.
Castillo de San Filipe Cartagena
Der Bau der Festung wurde
während der Spanischen Kolonisation im Jahr 1536 begonnen. Er sollte Cartagena vor dem
Angriff englischer- und französischer Truppen schützen, Erst 1763 nach der Vollendung
der sechsten Schanze war die Festung uneinnehmbar geworden. Castillo de San Felipe wird
als die beste Festung spanischer Militärarchitektur bezeichnet.
Die weitere Rundfahrt durch Cartagena hätten wir uns sparen können. Auf der im Norden
befindlichen Halbinsel stehen viele Hochhäuser. Am späten Nachmittsg gehen wir in den
Club Nautico - eine heruntergekommene Marina. Hier treffen wir einige Looser der
Fahrtensegler. Wir sind froh, dass wir hier nicht mit der FREYA erschienen sind.
Jytte und ich stimmen darin überein, dass unser Landausflug ein herausragendes Erlebnis
dieses Reiseabschnittes ist.
In Kolumbien dürfen die Yachties nicht selbst ein- und ausklarieren. Das übernimmt für
90 US$ der Agent Dino. Er will heute früh um 0900 die Pässe und das Zarpe
(Ausklarierungsdokument) zur FREYA bringen. Doch er kommt erst 5 Stunden später. Als
wir endlich um 1430 die Leinen loswerfen wollen lassen die schwarzen Wolken einmal mehr
einen tropischen Regen auf uns niederprasseln.
Kuppel der Kathedrale Cartagena
Wir verkriechen uns in die FREYA. Als es
dunkel wird haben wir keine Lust mehr abzulegen.
Unseren Plan nach Costa Rica zu segeln und die nördlich angrenzenden Staaten zu besuchen
wird von meinem First Mate plötzlich abgelehnt. Jytte will nach Jamaica. Ein Fehler
meinerseits, denn ich habe ihr so viel Positives über Port Antonio erzählt, dass sie
es nun auch sehen möchte. Und einer so tollen Mitseglerin kann ich den Wunsch nicht
versagen. Um 0500 klingelt der Wecker. Kurze Zeit später machen wir uns auf die vor
uns liegende Strecke von 480 sm. Es dauert nicht lange, und ein "Zwei-Tages-Mahi-Mahi"
(an den 3,5 kg werden wir voraussichtlich zwei Tage essen) ist an der Angel.
Doch die hohe Dünung und kein Wind bringen Jytte in den Zustand der Appetitlosigkeit. Auf der
Wetterkarte konnten wir sehen, dass wir erst in der Entfernung von 100sm brauchbaren
Wind - der Passat - zum Segeln erreichen werden. Aber es werden sogar 144sm. Selbst
bei schwachem Wind läuft die FREYA hervorragend. Doch bei dieser Dünung schlagen die
Segel unbarmherzig. Das geht nicht nur auf die Nerven, mehr noch auf das Material. In
der Nacht überfallen uns Regen- und Gewitterfronten. 24 Stunden lautes Motorengeklapper -
dann sind die Wolken verschwunden. Ein klarer Sternenhimmel tut sich auf und ein
optimaler Wind von 4-5 Bft aus E setzt ein. Segel hoch, volle Garderobe bis zum nächsten
Squarrel. Dann streichen wir das Grosssegel. Jytte mag es nicht wenn ich in der Nacht
auf dem Vorschiff herumturne. Was sein muss muss sein, natürlich alles mit dem eingehakten
Belt. Nun geht es mit der Genua und dem Besan durch die Nacht. Wellen steigen ins Cockpit
ein. Jytte ist grimmig. Sie muss zweimal die komplette Kleidung wechseln. Mir macht das
wenig aus. Mit Badehose und dünnem Hemd - ich mag den Lifebelt nicht auf nackter Haut
tragen - ist selbst das Salzwasser schnell getrocknet.
Am Morgen haben wir wieder einen Todeskandidat an Bord. Ein kleiner Vogel mit gelbem
Bauch lässt sich ermattet auf der FREYA nieder. Er ist schon in dem Stadium, dass er
sich im Cockpit in dunkle Ecken verkriechen will. Mit Zuckerwasser versuchen wir, ihn
am Leben zu erhalten. Er fliegt nach diesem Kalorienschub sofort Runden um unsere Yacht.
Von der vierten Runde kommt er nicht mehr zurück. Es ist für uns immer wieder bedauerlich,
ansehen zu müssen wie so ein kleiner Vogel chancenlos der Natur ausgesetzt ist.
Der Passat bringt uns mit guten Etmalen nach Port Antonio (18°11,5`N- 076°26,21`W). Wir
haben noch nicht alle Leinen in der Errol Flynn Marina belegt, da erscheinen auch schon
die Custom- und Immigration-Offiziere am Steg.
Errol Flynn Marina Port Antonio
Das Einklarieren ist schnell erledigt.
Nun können wir die schöne Lage der Marina in der Bucht von Port Antonio mit Blick auf
die Blue Mountains geniessen. Die Marina verfügt über alle Annehmlichkeiten, die man
kaum erwartet hat. Saubere Duschen, Waschmaschinen, Swimming Pool mit Bar und kleinem
Imbiss, ein angrenzendes Resort mit Bar-Restaurant und ein kleiner herrlichen Strand.
Der 5 Minuten Fussweg entfernte Ort bietet alles. Einen täglich geöffneten Markt für
Obst, Gemüse und Fisch in den schmalen Gassen, Restaurants, Banken und Süpermärkte.
Port Antonio ist der Ort in Jamaica mit der geringsten Kriminalität. Hier erleben wir
den typischen Flair der Karibik. Aus allen Ecken hören wir die alten Bob Marley Songs,
und viele der Passanten, die uns begegnen, singen sie mit.
Die acht Tage in der Marina vergehen schnell. Wir lernen nette Leute kennen: Edward und
Marta aus California (er ist Captain bei der US-Airline und lebt seit neun Jahren auf
seiner Pacific Seacraft 31), Gerd und Ingrid von der "Lazy Lady", einer Janneau 54. Ich
helfe ihnen erfolgreich mit der Beseitigung der Probleme an ihrem Motor. Endlich einmal
richtige Segler! Sie sind keine Menschen, die ihre Yacht als schwimmendes stationäres
Wohnhaus nutzen.
In Jamaica ist Langusten-Zeit. Für wenig Geld bekommen wir die Tiere in der Marina und
auf den Strassen angeboten. Normalerweise fangen wir sie selbst. Doch wir können nicht
bis zu den Florida Keys warten. Zwei Abende erfreuen wir uns an ihrem köstlichen Geschmack.
Am 9. September beschliessen wir nach Montego Bay zu segeln. Die knapp 100 sm wollen wir nicht
in einem Stück zurücklegen. Heute haben wir wieder Glück beim Angeln. Ein "Fünf-Tages-Mahi-Mahi"
von 8 kg kommt mit Hilfe der Gaff an Bord.
Der 5 Tages Mahi-Mahi
Als die Sonne untergeht liegt die Discovery Bay
(18°28,4`N-077°24,4`W ) querab. In der Beleuchtung des Deckstrahlers fällt der Anker. Als die
Sonne aufgeht sehen wir die Industrie die uns umgibt. Hier wird Bauxit abgebaut. Die
Einrichtungen dazu sind nicht gerade malerisch. Das war auch von uns nicht anders erwartet.
Schnell geht der Anker auf. Es sind nur noch 35 sm bis zur Montego Bay, die wir gegen 1400
erreichen. In der Marina liegt man ungewohnt mit dem Bug an einer Mooring und mit Heckleinen
am Steg. Problemlos kommen wir bis auf fünf Meter zum Steg. Die Mooringleine ist leider nicht
länger. Einen Festmacher vom Heckkorb lösen, nach vorne tragen und anstecken. Das macht Jytte
in kurzer Zeit, während ich so lange die FREYA an dem Nachbarschiff festhalte. Wir liegen hier
gut. Die "Lazy Lady" hat drei Slips weiter festgemacht. Gerd und Ingrid haben keine Probleme
mehr mit ihrem Motor. Die ganze Familie ist bei ihnen an Bord. Fünf Personen, wovon das
Enkelkind den meissten Krach bei dem gemeinsamen Abendessen im Marina Restaurant macht. Sie
wollen morgen wieder zurück nach Port Antonio. Schade, so trennen sich unsere Wege nach dem
Motte: "man sieht sich ja immer ein zweites Mal im Leben".
An dem einen Tag, an dem wir uns in Montego Bay aufhalten, wollen wir drei Dinge unternehmen.
Wir fahren mit dem Taxi zum Hip Strip. Eine Strasse am Wasser gelegen mit vielen Läden und
Restaurants für Touristen. Wir bummeln den gesamten Strip auf und ab. Es ist früh und keine
Saison. Wir begegnen kaum Menschen obwohl die Läden geöffnet sind. Danach fahren wir zum Rose
Hall Great House. Das ist eine im Ende des 18. Jahrh. gebaute geschichtsträchtige Mansion.
Hier bewirtschaftete der Engländer John Palmer eine Zuckerrohrplantage mit über 2.000 Sklaven.
Dann tauchte 1821 die nur 1.30 m grosse, 18jährige Annie auf, und das Morden nahm kein Ende.
In zehn Jahren beseitigte sie mit Hilfe ihres Geliebten, einem Sklaven, drei ihrer Ehemänner
und etliche Mitwisser. Der erste war John Palmer. Nach der Beseitigung des dritten Ehemannes
wurde sie von ihrem eifersüchtigen Geliebten getötet. Der neue Plantagenaufseher, der zu dieser
Zeit in Annie verliebt war, mordete dann wiederum den Sklaven. Diese ganze Moritat endete mit
der Aufhebung der Sklaverei. Bei der Führung durch das Gebäude hören wir vom Guide noch gar
schreckliche Details.
In diesem Bett starb John Palmer
Noch heute spukt Annie - die "Weisse Hexe" - nächtens durch die Gemächer.
Das herrliche Anwesen war danach dem Verfall preisgegeben. Die Seitenflügel des Hauses wurden
nicht mehr restauriert. Der Industrielle Amerikaner, John Rollins, erwarb die Ruine 1970 und
versetzte Rose Hall in den jetzigen guten Zustand. Johnny Cash, ein Freund von John Rollins,
schrieb einen Song über Rose Hall und die White Whitch: " The Ballad of Annie Palmer".
Rose Hall Great Hause Jamaica
Ein
Besuch des Arts and Craft Market von Montego Bay schließt sich an. Wir erstehen zwei nette
Hemden für meine Enkelkinder. Mehr hat der Markt auch nicht zu bieten.
Wieder an Bord der FREYA bereiten wir uns auf die Abreise vor. 220sm sind bei dem herrschenden
Wind keine gute Entfernung. Segeln wir morgens los kommen wir am nächsten Abend nicht bei
Tageslicht in dem flachen unbetonnten North Sound auf Gran Cayman an. Wir entscheiden uns
für heute Abend. 15-20 kn Wind bringt uns ein wenig zu früh an unser Ziel.
FREYA auf der Baustelle Barcadera Marine North Sound Gran Cayman
Wir lassen die
letzten Meilen die FREYA vor Top und Takel treiben. Mit dem ersten Licht segeln wir durch
das Riff und über den North Sound zur Barcadera Marine. Im Flyer als Super Marina beschrieben
mit Swimming Pool, Bars und Restaurants liegen wir plötzlich in einer Baustelle. Wir klarieren
hier ein, legen uns in einen Slip und schlafen erst einmal ausgiebig. Am Morgen weckt uns
Edward. Er liegt mit seiner "KETEVARA" in der Governers Bay. Eine sichere Bucht, doch weit
entfernt von George Town. Das Anmieten eines Autos oder Motorrollers ist notwendig. Edward
hat schon eine lange Zeit auf der Insel verbracht. Schade, dass er in den kommenden drei
Wochen arbeiten muss. Er wäre ein guter Guide gewesen.
Wir beschliessen, den North Sound sofort zu verlassen und auf der Reede vor George Town
(19°17,7´N-081°23,5`W) zu ankern. Die Managerin der Barcadera Marina verlangt 150 US$ für
die Übernachtung auf der Baustelle. Aber Edward hat uns darüber informiert, dass es zwei
unterschiedliche Bezahlungsarten gibt. Mit Kreditkarte oder Barzahlung. Nach unserem
energischen Einwand kostet es nur noch 110 US$. Immer noch eine Unverschämtheit.
Auf der Reede liegen bereits fünf Kreuzfahrtschiffe vor Anker. Dicht unter Land sehen wir
orangefarbene Mooringbojen.
Reede George Town Gran Cayman
Die gehören der Einklarierungsbehörde. Ein Anruf über VHF und wir
können die FREYA an eine der Bojen legen. "Is free and as long as you want", lautet die Antwort
vom Hafenmeister, nahe am Restaurant "Lobster Pot", das von Östereichern geführt wird. Hier
liegt die Nummer 4. Also nichts wie ran. Das sehr gemütliche Restaurant wurde uns von dem
philippinischen Hafenmeister Peter der Barcadera Marine empfohlen. Sein Freund ist dort der
deutsche Chefkoch Tobi. Er ist ein leidenschaftlicher Angler und deshalb hierher gekommen.
Für uns ist er ein Koch der gehobenen Klasse. Peter kommt oft und hilft uns bei Kleinigkeiten.
So bleibt unser neuer Aussenborder nach 200m stehen. Er ist erst ca 5 Stunden gelaufen. Wir
haben ihn in den letzten drei Monaten nicht benutzt. Am Strand vom "Lobster Pot" helfen uns
die dort liegenden Fischer mit ihren Werkzeugen bei der Fehlersuche. Plötzlich erscheint
Peter auf der Bildfläche. Der Motor verschwindet im Kofferraum seines Autos, ab zum Yamaha
Dealer, keine Zeit. Peter hat einen Freund, der sich mit Aussenbordern auskennt. Der Vergaser
war voll Wasser. Am Abend können wir wieder motorgetrieben zur FREYA tuckern. Dort untersuche
ich unseren externen Benzintank, der immer auf dem achteren Deck festgelascht ist. Eine kleine
Plastikflasche wird gefüllt und Sekunden später sehen wir viel Wasser am Boden. Weitere
Untersuchungen ergeben, dass Risse am vertieften Einfüllstutzen sind. Durch den wechselnden
Druck im Tank saugt er das Regenwasser hinein. Der Tank ist noch fast voll. Aber den Fischern
am Strand macht das nichts aus, obwohl wir ihnen alles erklären. "Lass man da stehen, wird
sich schon jemand finden der ihn gebrauchen kann".
Die ganze Woche feiert Gearge Town die alljährliche "Pirat Week". Viel Trubel in der kleinen
Stadt! Wenn man sich vorstellt, dass bis zu sechs Cruise Ships hier auf Reede liegen, jedes
ca. 2.000 Passagiere an Land setzt, die Insel etwas über 30.000 Einwohner hat.....lieber nicht.
Gegen Abend ist der Spuk vorbei. Die unzähligen Juwelier-, Uhren und Souvenirläden sind
geschlossen. Von nun an gehört uns die Stadt.
Pirat Week George Town Gran Cayman
Auch diese Woche vergeht schnell. Wir wollen nicht direkt nach Florida segeln. Bis Ende
Dezember haben wir noch genug Zeit, wieder einmal das Flair Mexicos zu erleben. Bei selten
guten Bedingungen segeln wir zur Isla Mujeres (21°16,2`N-086°45,1`W). Ein starker NE
ermöglicht es, uns zum Teil nur mit Genua und Besan in den ersten 24 Stunden 171sm zu
loggen. So geht es weiter. 24sm vor der Isla Mujeres lässt der Landeinfluss kein Segeln
mehr zu. So müssen wir leider den Rest der Reise unter Motor zurücklegen. Aber in 50
Stunden 344sm zu bewältigen, das kommt auf der FREYA nicht oft vor. Wir legen uns vor
dem kleinen touristischen Ort der Insel vor Anker.
Etwas unausgeschlafen begeben wir uns sofort zur Capitaneria. Was dann folgt, das habe ich
noch nicht erlebt. Alles spielt sich im Umkreis von 500 m ab. Die Capitaneria ist die
Leitzentrale für die nun folgende Bürokratie: erst einmal zur Gesundheitsbehörde. Dort
erfahren wir, dass wir folgende Unterlagen bringen müssen: jeweils vier Kopien von
Crewlisten, Ausklarierungspapiere von Gran Cayman und den Gesundheitsnachweis über
Jytte und mich, den der Beamte ausfüllt. Wir gehen in einen Internetladen, der einen
Kopierer hat. Zurück zur Gesundheitsbehörde. Eine nicht endende Stempelei folgt. Mit
einem Papier gehen wir zur Bank um die Gebühren zu zahlen. Der Angestellte benötigt
dazu eine halbe Stunde, die Bank ist leer, wir die einzigen Kunden. Zurück zur
Gesundheitsbehörde. Dann endlich zur Immigration. Vier Kopien von den Pässen werden
verlangt. Jytte füllt die Anträge aus, ich hole erneut Kopien. Dann wieder zur Bank
um die Gebühren einzuzahlen. Dieses Mal geht es in 10 Minuten. Endlich werden die Pässe
gestempelt. In der Capitaneria wartet eine extrem korpulente Beamtin auf uns.
So laesst sich die Hitze auf Jamaica ertragen
Sie will auf die FREYA um die Lebensmittel zu kontrollieren. Ich erkläre ohne spanische
Sprachkenntnismit die Grösse des Beibootes- 2,40m lang-, dass unser Freibord sehr hoch
ist, und wir keine Leiter für sie haben. Alle vier Beamten im Raum haben viel zu lachen.
Ich muss ihr nun über das an Bord befindliche Obst und Gemüse Auskunft geben. Bei den
Worten Patatas und Cebollas, Worte die ich kenne - natürlich kenne ich auch das Wort
Cerveza - atmet sie tief durch und will auch nichts mehr hören. Von dem Ausflug zur FREYA
nimmt sie nun Abstand. In der Zwischenzeit hat der Beamte vier gleich hohe Berge von Papier
gelocht, gestempelt und zusammengeheftet. Nun noch zu den Customs? Nein, das wird morgen
erledigt. Sie kommen um 1100 mit der Fähre aus Cancun. Noch ein Bier in der Cantina, und
der Tag ist gelaufen.
Jetzt warten wir auf das richtige Wetter für die Fahrt nach Florida. Es ist keine einfache
Angelegenheit mit dem Golfstrom und mit dem meist herrschenden Wind aus E nach E zu segeln.
Die 350 sm nach Key West sollen nach den Cruising Guides fürchterlich sein. Es gibt die
Möglichkeit, in zwei kubanischen Marinas anzulegen. Aber dann müssen wir noch einen Stopp
auf den Bahamas machen bevor wir in die USA einreisen können.
Es güssen Euch ganz herzlich
Jytte und Peter von der “FREYA“
(Quelle: mail vom Mi., 30.11.2011 19:02 Uhr)
14.06.2011
Willemstad/Curacao,
Liebe Gildeschwestern,
liebe Gildebrueder,
es war schön einmal wieder eine längere Zeit zu Hause gewesen zu sein. Leider war in dieser Zeit
keine Veranstaltung der Schiffergilde auf der wir uns hätten treffen können. Wir beabsichtigen im
Januar für einen Monat in Berlin zu sein. In dieser " segellosen " Zeit finden wir dann bestimmt
eine Möglichkeit uns zu sehen.
Seit dem 02.10. sind wir wieder auf der FREYA. Wir hatten sie für zwei Monate in der Curacao Marine
(12°06,3'N - 068°56,2'W) an Land gestellt. Es dauert dann doch noch eine gute Woche bis die FREYA
fertig zum Auslaufen ist.
Willemstad Pontonbruecke öffnet
Wir verlassen Willemstad am Abend, um bei dem herrschenden, leichten Wind die 62 sm entfernte Bucuti
Marine/Aruba (12°31,1`N-070°02,3`W ) auf jeden Fall bei Tageslicht zu erreichen. Die Bucht hat keine
Betonnung, trübes Wasser und Sandbänke. Mit zum Teil nur 30cm unter dem Kiel finden wir einen guten
Ankerplatz. Wir gehen nicht an Land sondern genießen einfach nur wieder an Bord zu sein. Am nächsten
Tag verholen wir uns in die Renaissance Marine die zentral in Orangestad gelegen ist. Eine nette
Marina. Sie ist nur einem unangenehmen Schwell ausgesetzt. Zur Stadt ist nicht viel zu sagen. Alles
sehr amerikanisch. Am Strand große Hotelanlagen. Hier lebt man ausschließlich vom Tourismus. Für uns
ein Grund nur drei Tage zu verweilen.
Monument Don Rodrigo de Bastidas
Der Wetterbericht für die Fahrt nach Santa Marta/Kolumbien ist nicht optimal. Die ersten zwei Tage
leichte Winde aus östlicher Richtung. Also nichts wie los. Nachdem wir die Landabdeckung von Aruba
verlassen haben ziehen wir den Spi. Gegen Mittag
bilden sich hinter uns schwere dunkle Wolken, in einer geschätzten Höhe von 800m. Plötzlich wabert
aus einer der Wolken ein dünner langer Rüssel. Von der Meeresoberfläche beginnt das Wasser zu dem
Rüssel aufzusteigen. Dieses Schauspiel dauert eine viertel Stunde.
Haus an der Plaza de Catedral
Während sich der Rüssel zurückbildet,
beginnt das gleiche Schauspiel an einer anderen Wolke. In dieser Zeit stehen wir immer auf Sprung
den Spi zu bergen. Aber das Wetter holt uns nicht ein. Es bleibt in der Nähe von Aruba. Auch gut so.
Leider war ich mit meinem CamCorder beschäftigt und habe vergessen ein Foto zu machen.
Bei 2-3Bft Wind läuft die FREYA mit Gross, Besan und Spi konstant fünf Knoten. Bei Einbruch der Nacht
muss ich auf Wunsch meines First Mate den Spi streichen. Mit ausgebaumter Genua und den nun wehenden
3Bft sind wir nicht langsamer.
FREYA unter Spi
Am nächsten Tag passieren wir Cabo de la Vela (12°14,6'N - 072°12,6'W)
haben kurzfristig Wind aus NNE bis N. Alles noch gut für uns. Aber in der zweiten Nacht, nach einem
heftigen Regenschauer, müssen wir den Motor starten. Kein Wind, aber starker Schwell und Strom gegen
uns macht die Fahrt nicht zum Vergnügen. Am Nachmittag liegt die Ensenada Nengurange recht voraus.
Obwohl sie nur 12sm von Santa Maria entfernt liegt ankern wir an der Playa Bravo. Den starken Wind
der letzten Stunden ist nicht mehr zu fühlen, und das in den letzten 12 Stunden zu hörende
Motorengeräusch ist verstummt. Wir schwimmen in glasklarem Wasser.
Bei anhaltendem SW und dem Strom aus dieser Richtung bolzen wir die kurze Streck zur Santa Marta
Marina ( 11°14,5`N-074°13,1W ). Ein neu erbauter großer Yachthafen. Von den vielen zur Verfügung
stehenden Slips sind höchsten 20% genutzt. Hier liegen wir etwas unruhig. Der starke Schwell ist
noch am Liegeplatz zu spüren. Das Personal ist sehr freundlich, die Liegekosten sind unerwartet
niedrig und die sanitären Einrichtungen sind makellos.
In den folgenden Tagen erkunden wir Santa Marta. Eine typische südamerikanischer Stadt. Viele
Monumente auf den herrlichen schattigen Plazas und Bauwerke aus der Zeit der spanischen Herrschaft
(1502 Kolumbus - 1810 Unabhängigkeit). Überall sehen wir Polizei und Militär auf den Strassen. Es
scheint uns als wenn die Regierung den Drogenhandel mit der entsprechenden Kriminalität in den Griff
bekommen hat. Wir fühlen uns hier sehr sicher. Wo noch vor zwei Jahren die Yachties die
kolumbianische Küste gemieden haben treffen wir heute Segler aus aller Welt. Sie alle wollen
das Land mit der spanischen Kultur und der herausragenden Architektur erleben. Wir werden mit
dem Bus nach Cartagena fahren. Dort sollen wir den absolute Höhepunkt kolumbianischer Geschichte
erleben.
Leider ist das Wetter noch nicht stabil. Im Augenblick sind zwei Tropical Depressions im karibischen
Raum sehr aktiv. Wir werden wohl noch einige Zeit warten müsse bevor wir bedenkenlos unsere Reise
fortsetzen können. Unser Kurs wird NW sein. Mehr haben erst einmal nicht entschieden. Viel hängt
noch von der Wettersituation ab. Wir werden Euch darüber informieren.
Es güssen Euch ganz herzlich
Jytte und Peter von der “FREYA“
(Quelle: mail vom 24.10.2011, 20:34 Uhr)
14.06.2011
Willemstad/Curacao,
Liebe Gildeschwestern,
liebe Gildebrueder,
drei Wochen halten wir uns in Grenada auf und machen Touren über die sehenswerte Insel. In St. John
besichtigen wir das Dougalston Estate-eine Plantage in der Kakao angebaut, geerntet, fermentiert,
getrocknet und zum Teil zu Schokolade verarbeitet wird. Wir besuchen eine Destillerie, die noch nach
Altväterart den Rum brennt, d.h. mit einem Wasserrad werden die Walzen zum Pressen des Zuckerrohres
angetrieben. Die Insel ist auch für den Anbau von Muskatnüssen bekannt. Diesen landwirtschaftlichem
Betrieb besuchen wir bevor wir uns zu den herrlichen Wasserfällen der Insel begeben. Hier lasse ich
mich zu mehreren “Flachköppern“ hinreissen. In den vier Buchten und Marinas westlich von St. Georges
bildet sich in der Hurrikanzeit eine Seglergemeinschaft. Um 0730 geht man an das VHF- Gerät und erfährt
zum Beispiel in einer halben Stunde alles über das Wetter, die Aktivitäten des Tages, wo Parties
stattfinden, Filme gezeigt werden, wer was aus seiner Bilge zu verkaufen hat, wo man am billigsten
Bier ersteht und wann der Bus zur Shopping-Tour abfährt. Die meisten Segler liegen hier für mindestens
ein halbes Jahr. Eine Art des “Nicht-Segelns“, die uns völlig fremd ist.
Wir bringen die FREYA auf Hochglanz. Eine neue Toilette wird eingebaut, und alle nicht funktionierenden
Teile werden von uns repariert. Bei einigen Aktivitäten der Sailing Community machen wir mit. Doch das
langweilt mich schon nach einer Woche. Ich bin froh als ich beaobachte, wie ein Vogelpärchen auf der
Radom-Halterrung ein Nest zu bauen beginnt. Nun müssen wir aber los. Unser Ziel ist eigentlich Trinidad.
Wir hören nichts Gutes über die Insel. Hohe Kriminalität einerseits und die miesen Wetterbedingungen
andererseits. In den Sommermonaten ist Regenzeit mit hoher Luftfeuchtigkeit. Wenn wir unsere Yacht für
eine längere Zeit verlassen wollem müssem wir einen Luftentfeuchter mieten. Dazu brauchen wir einen
zuverlässigen Mann, der im Störungsfall weiss was zu tun ist. Wie uns von Seglern gesagt wird besteht
die grosse Gefahr seine Yacht nach längerer Abwesentheit im Inneren völlig verschimmelt vorzufinden. Da
gibt es ja noch Curacao. Trockene Sommermonate, wenig Kriminalität und gute Marinas. Wir ändern unseren
Plan und beschliessen, dorthin zu segeln. Das bedeutet aber in Nähe der venezuelanischen Küste zu segeln.
Und da soll es ja von Piraten wimmeln. Deshalb schliessen wir uns einer Gruppe von drei Seglern an.
Am 27.06.11 verlasssen wir Grenada. Tagsüber motorsegeln die langsamen Yachten, die ARITA ( 54 Jahre
alte John Alden Ketsch ) und die Katamarane EQUINOX und MEERCAT.
ARITA und EQUINOX
Die Kats können bei dem Vorwind-Kurs
natürlich keine schnelle Fahrt machen. Wir setzen den Genaker und später den Spi. Aber nur für kurze
Zeit. Dann müssen wir uns einbremsen.
Da kommt Freude auf
Mitgefangen ist Mitgehangen sagen wir uns. So segeln wir - ohne
einen Piraten gesehen zu haben - bei guten Bedingungen, langsam zu den Los Roques, Inseln im
Nationalpark von Venezuela. Der Anker fällt in einer Lagune östlich der Insel Franciquis
(11°58.0`N - 066°37.8`W).
Ankern Isla Francisquis / Los Roques
Wir klarieren in Venezuela nicht ein. Es gibt dafür keine Regelung auf die wir
uns verlassen können. Yachties berichten, dass ihre Pässe zum Einklarieren nach Caracas geschickt
wurden und sie zwei Wochen auf ihre Rückkehr warten mussten. Zwei Ruhetage in türkisfarbenem, klaren
Wasser. Wir lernen ein nettes venezuelanisches Paar kennen. Carvis und Almicar sind bezaubernd. Wir
schliessen sie sofort in unsere Herzen. Sie folgen uns zu der nächsten Insel, der Isla Carenero
(11°53.0`N-066° 50.5`W). Hier schnorcheln wir stundenlang in dem nahen Riff und essen bei den
Fischern der Nachbarinsel Fisch vom BBQ.
Schnorcheln Isla Carenero
Obwohl wir nur drei Tage mit Carvis und Almicar verbracht
haben fällt uns der Abschied schwer. Das Ablegen, segeln und das Ankommen ist unsere Leidenschaft.
So müssen wir ab und zu Abschied nehmen, der immer wieder schwerfällt. Es sind nur 36 sm zu den Aves
de Barlovento/Isla Sur ( 11°56.0`N - 067°27.0`W ). Hier leben die rot- und gelbfüssigen Tölpel, in
VenezuelaBoobies genannt. Ich setze mich auf einen Mangrovenast der nur einen Meter von einem sich
putzenden rotfüssigen Tölpel entfernt ist. Wir haben keine Angst voreinander. Nach einer viertel
Stunde wird es mir dann aber langweilig. Auf den Galapagos hatten die Tölpel blaue Füsse. Scheinbar
hat jede Insel ihre eigene Vogelmode! Am Nachmittag bringen uns die Fischer 10 Langusten.
Boobie in den Aves de Barlovento
Sie wollen
kein Geld. Hier wird getauscht. Zwei alte Flossen und Tauchbrillen wechseln den Besitzer. Die
Fischer sind zufrieden und wir machen mit Laurie und Rob auf ihrer ARITA ein grosses Schlemmeressen.
Am nächste Tag ankern wir noch in den Aves de Sotovento ( 12°02.5`N - 067°41.2W ). Wir fühlen uns wie
in der Südsee, liegen hinter der kleinen Isla Palmeras umgeben von Riffgürteln und blicken auf einen
herrlichen Sandstrand. Auch hier umkreisen Pelikane, Tölpel und Möwen unsere Yachten.
Anker auf! - Aves de Sotovento
Es besteht
kein Zweifel: das war bestimmt nicht das letzte Mal dass wir in Venezuela gesegelt sind. Denn morgen
verlassen wir das Land. Noch ein Stopp in Bonaire( 12°09.0`N-068°23.0`W ). Eine hübsche Insel mit
dem Hauptort Kralendijk. Wir greifen uns eine Mooring nahe einer kleinen Bar am Ufer. In der ersten
Nacht stört uns die laute Musik nicht sehr. Doch in der Darauffolgenden legt der DJ noch einige
Dezibel dazu. Am Morgen sind wir uns einig. Nicht noch eine Nacht.
Bei dem leichten Wind fällt es uns schwer, auf die ARITA zu warten. An dem südöstlichen Kap von
Curacao angekommen sind wir nicht mehr zu halten. Mit halben Wind, der auf 5 Bft zulegt, fliegt die
FREYA unter Vollzeug nahezu über die glatte See in Lee von Curacao. Schnell sind wir über 9 kn, fangen
noch einen Albacore Tuna ( food value excellent ) und langsam wird die ARITA kleiner.
FREYA in den Los Roques
Es ist wieder
ein unvergessiches Erlebnis in Willemstad ( 12°11`N - 068°59`W ) einzulaufen - wie sich die Queen
Emma Pontonbrücke mit einem Schiffsantrieb seitlich bewegt und dabei die Wasserstrasse frei gibt. Und
das vor einer malerischen Kulisse aus holländischen Hausfassaden. Es ist Sonnabend der 9.7.2011 und in
der Curacao Marine ist niemand über VHF ansprechbar. Keine Yacht ankert, keine Mooring ist zu sehen.
So fädeln wir uns in eine freie enge Box ein. Schnell ist das Beiboot im Wasser. Eine gute Meile ist
es bis zu den Immigrations und Customs. Auf sie warten wir eine Stunde. Es wird langsam dunkel als wir
die Marina erreichen. Völlig durchnässt, denn der Wind und die Wellenhöhe haben gewaltig zugenommen.
Das überfordert unseren 2,40 m langen Tender. Nun werden wir versuchen, einen Rigger zu finden, der
das stehende Gut der FREYA überholt. Dann soll sie für zwei Monate an Land gestellt werden. In dieser
Zeit wollen wir endlich einmal wieder unsere Familien und Freunde in Deutschland und Dänemark treffen.
Aber wir freuen uns schon jetzt darauf, wieder am Ruder unserer schönen Yacht zu stehen - den Blick
auf kommende Ziele gerichtet.
Wir trinken auf Euer Wohl!
Es güssen Euch ganz herzlich
Jytte und Peter von der “FREYA“
(Quelle: mail vom 14.07.2011, 02:08)
09.06.2011
St. George/Grenada,
Liebe Gildeschwestern,
liebe Gildebrueder,
wir hatten eine geruhsame Zeit in Florida. Am 17. Mai fliegen wir nach St. Thomas. Nach dem Zeitplan der
Reederei soll die EDAMGRACHT in zwei Tagen Charlotte Amalie erreichen. Der Frachter ist pünktlich an der
Mole. Wir freuen uns, unsere Master, die Zahnstochern gleichen, auszumachen. Sie wirken so zerbrechlich
denn die FREYA steht neben einer weit über 25 Meter lange Ketsch. Ihre Masten sind doppelt so hoch und
entsprechen ist Ihr Umfang. Es dauert einen vollen Tag, diese Yacht ins Wasser zu bringen. Da wir hinter
ihr stehen kommen wir erst am Nachmittag des 22. Mai an die Reihe. Vorsichtig wird die FREYA aus dem
Lagerbock gehoben. Die Crew ist sehr umsichtig. Der Kapitän und der Loadmaster haben alles im Griff.
Die FREYA schwimmt neben der EDAMGRACHT. Wir verabschieden uns vom Kapitän und der Crew und steigen
über die Jakobsleiter an Deck unserer Yacht. Kurze Inspektion, der Motor startet problemlos, und eine
Viertelstunde später machen wir die FREYA in der Crown Bay Marina fest.
FREYA wird entladen
Bis auf einige leichte Schrammen am Rumpf und an der hölzernen Fussreling können wir keine Beschädigungen
an der Yacht feststellen. Mit Politur und Teaköl behandelt sind diese kleinen Kratzer nun nicht mehr
sichtbar. Wir sind mit dem Transport sehr zufrieden. Insgesamt können wir jedoch die Firma SEVENSTAR
nicht weiterempfehlen. Der deutsche Agent hat einmal den Termin verkehrt angegeben. Das hat zu einer
fünf wöchigen Verspätung geführt. Er hat sich dafür entschuldigt und uns 1.000 € für die uns
entstandenen Hotelkosten etc. erstattet. Wie wir aber von Yachteignern später erfahren haben,
bezahlten sie 9.000 € weniger als wir. Die Yacht OLIMI ist geringfügig grösser als die FREYA,
und die TARITA ist ein Schwesterschiff. Unsere Kontaktaufnahme mit dem Management der Firma in
Amsterdam läuft auf eine Erpressung hinaus. Wir sind nicht mehr unter Vertrag. Wenn wir nicht
innerhalb von 48 Stunden den Vertrag erneuern, kommen wir nicht an Bord. Leider fährt nur ein
Yachttransport dieses Jahr von NZ nach St. Thomas. Die daraufhin folgenden Mails an den deutschen
Agenten bleiben unbeantwortet. Mit unseren heutigen Kenntnissen über diese Firma, können sich
Segler diesbezüglich gern an uns wenden. Heute wissen wir worauf zu achten ist.
Die kommenden vier Tage machen wir die FREYA klar zum Segeln. Was wir alles vor fünf Wochen von unserer
Yacht demontiert haben müssen wir wieder anbringen. Alle Geräte und die Navigationsbeleuchtung werden
überprüft. Die Segel werden angeschlagen. Vier Tage benötigen wir für die Arbeiten. Am letzten Tag
werden Esswaren und Diesel gebunkert. Der Wetterbericht spricht von leichten Winden aus SE. Nicht
gerade ideal für das was wir vorhaben. Aber die Hurrikanzeit beginnt, und da können wir nicht auf
günstigere Wetterbedingungen warten. Am 27.05. um 0800 verlassen wir unter Motor die Bucht von Charlotte
Amalie. Der Wetterbericht stimmt, und bald läuft die Maschine. Gegen Mittag schaltet plötzlich
unser Nav-Computer ab. Er lässt sich nicht mehr anstellen. Wie sich später herausstellt hat der
Ventilator die salzhaltige Luft nicht vertragen. Und was nicht gekühlt wird überhitzt schnell. Das
hat zur Folge, dass die Power-Unit zerstört wurde. Eigentlich wollten wir einen Stop in Dominica
machen, aber der Wind lässt nur einen Kurs von 180° zu. Um die Insel zu erreichen müssten wir nach
Osten segeln. Mit dem Strom, der mit 2-3 kn aus S kommt, würden wir uns von unserem Ziel entfernen.
So segeln wir weiter. Auch Martinique und St. Lucia passieren wir im Abstand von 50 sm. Wir hatten
nicht damit gerechnet, dass der Nordäquatorialstrom auch westlich der Windward Islands steht. In den
Nächten erleben wir heftige Sqarrels. Wie aus dem Nichts fallen die Böen ein. Jytte erkennt es sehr
schnell wann das Grosssegel weg muss. Kaum ist es auf den Grossbaum gelascht, da muss auch schon die
Genua ein wenig eingerollt werden. Der bis zu 35 kn Wind und der dazugehörigen Regen sind nach 10
Minuten verschwunden. Der Himmel klart auf. Diese Sqarrels treten zum grossen Teil nachts auf. Dann
denke ich immer an die PRIDE OF BALTIMORE I die 1986 nördlich von Puerto Rico von einer Weissen Bö -
bis zu 70 kn Wind - erfasst wurde. und innerhalb von 15 Minuten versank. Ein trauriges Ende für vier
Besatzungsmitglieder.
Endlich weht am dritten Tag der Wind aus E. Wir können in der Nacht St. Vincent anliegen und in Lee
nach Süden segeln. Schwere Regenschauer mit starkem Wind bringen uns zu dem Schluss, nicht bei diesem
Wetter in eine Ankerbucht Schutz zu suchen. Nach meiner Berechnung müssen wir Hillborough Bay/
Carriacou ( 12° 29,7`N - 061° 28,2`W ) am Morgen erreichen. Genau nach 4 Tagen fällt der Anker drei
mal ohne zu halten. So legen wir uns auf die Kette, fahren mit dem Beiboot zum Anleger und klarieren
schnell ein. Nach einer halben Stunde sind wir zurück auf der FREYA und verholen uns in die Tyrrel Bay.
St.George Lagoon
Einen Ruhetag geniessen wir in dieser schönen Bucht. Es wird langsam leer in diesem Gebiet. Die Segler
verlassen die Inseln die im Einzugsbereich der Hurrikans liegen. So segeln auch wir die 40 sm nach
Grenada und dort direkt in die Clarkes Courts Bay Marina ( 11° 59,1`N - 061° 43,5`W ). Hier warten
schon seit langem unsere Freunde Terry und Gus mit ihrer NINO auf uns. Die kommenden Tage werden wir
mit kleinen Reparaturen verbringen. Im Vorschiff steht eine komplette Toilette die eingebaut werden
soll. Aber wir werden auch die Zeit finden, diese schöne Insel zu erkunden. 1990 war ich das letzte
Mal in Grenada. Wir waren heute in St. George. Ich habe nichts mehr wiedererkannt.