Reisetagebuch der SY "FREYA" 2012
GB Peter Lühr




14.08.2012 Azoren,
Liebe Gildeschwestern,
liebe Gildebrueder,
die Abreise von Melanie und die Anreise von Jytte gestalten sich durch die Hilfe von Christa und Holger reibungslos. In den darauffolgenden Tagen bauen wir ein Kühlaggregat für unsere Kühlbox ein. Das haben wir bereits jahrelang geplant. Eric von der CONTROL C besorgt uns die Teile und schliesst die Verbindung von der Kühlplatte zum Aggregat an. Von nun an brauchen wir bei längerem Aufenthalt in Häfen oder an Ankerplätzen den Motor nicht mehr anzulassen oder Eis zu kaufen. Das Anlaufen von marokkanische Häfen ist für uns wie immer eine Freude. Die noble Marina Smir (35°45,1`N - 005°20,3`W) ist unverändert. Der zweite Hafen, den wir anlaufen, ist El Jebha (35°13,6´N-004°40,8`W). Seit 1985 bin ich schon oft hier gewesen, und nach Essaouira an der Atlantikküste ist dieser Hafen für mich der zweitschönste.


El Jebha - mein Lieblingshafen an der marokkanischen Mittelmeerkueste

Eine Stunde später machen die Italiener von der MARGARITA vor uns fest. Beim gemeinsamen Essen in El Jebha hatten wir ihnen von diesem seit 1985 unveränderten kleinen Fischereihafen vorgeschwärmt. Sie sind wohl nicht ganz unserer Meinung. Selbst die Tatsache, dass wir eine von acht Yachten sind, die hier jährlich anlegen, hält sie nicht ab, im Morgengrauen den Hafen zu verlassen. Jytte und ich fühlen uns unter den freundlichen Marokkanern wohl, laufen auf unbefestigten Straßen durch den Ort. Der Muezzin ruft vom Minarett, Männer sitzen in kleinen budenartigen Restaurants und warten wie wir auf den Sonnenuntergang - unverkennbar Ramadan. Ab 1930 gibt es Tee und Wasser - ab 2000 Essen für die Touristen. Davon gibt es nicht viele - wir und drei Japaner. Wir fragen uns, wie es die hierher verschlagen hat.


Bei uns kocht der Chef noch persoenlich

Zurück an Bord genießen wir die abendliche Stimmung am kleinen Fischereihafen, den Geruch der Netze, die auf der Mole liegen, den Vollmond, der die Umgebung erleuchtet - das ist was wir lieben! Am nächsten Vormittag steige ich bei unerträglicher Hitze auf den nahegelegenen Berg und die Klippen, die sich an der Ostseite der Stadt erheben.

Wir verlassen El Jebha und motoren 36 sm bis Alhocima (35°14,8?N-003°55,1'W). Nach drei Tagen im Mittelmeer ohne jeglichen Wind ist die Motivation zum Segeln bei mir gleich Null. In letzter Zeit ist hier das Einklarieren umständlich, und die Liegekosten sind sehr hoch. Der Grund dafür ist angeblich die kommerzielle Umwidmung des Hafens. Die Liegekosten werden jetzt nach den BRT der Schiffe berechnet. Derzeit liegen neun kleine Schiffe und viele einheimische Fischereifahrzeuge im Hafen. Die Grossschiffahrt besteht aus der täglichen Fähre von Alhocima nach Motril. Was ist das für eine Logik? Knapp 100 € für zwei Nächte längsseits an einem Wrack und ohne Elektrik und Wasser. Wir haben vor, Melilla und weitere morokkanische Häfen anzulaufen. Der Ramadan dauert noch 14 Tage, der das Land tagsüber in einen Schlafzustand versetzt. Danach ist uns nicht - also ab nach Spanien. Wir wollen am nächsten Morgen um 0500 ablegen und schon am Abend vorher ausklarieren.


Brand an der marokkanischen Kueste

Der Beamte weist daraufhin, dass wir dies unmittelbar vor dem Auslaufen erledigen sollen, da das Office an 365 Tagen rund um die Uhr geöffnet sei. Um 0500 stehen wir vor verschlossener Tür. Ein wachhabender Beamter teilt uns mit, dass wir bis 0900 warten müssen, da Custom und Immigration erst dann ihre Arbeit beginnen. Ich mache ihm den Vorschlag, die Kollegen mit Stempeln ins Motorboot zu setzen und uns auf den Weg nach Spanien auszuklarieren. Trotz seiner Information, eine Straftat zu begehen, verlassen wir 15 Minuten später den Hafen.

Es wird dunkel als wir die Insel Alboran (35°56,3?N - 003°0,9'W) erreichen. Sie ist Militärgebiet. Vor 27 Jahren war ich ohne Genehmigung auf Alboran. Damals schenkten uns die freundlichen Soldaten 60 Liter Diesel und viele Fische. Den ganzen Tag waren wir beim Commandante zu Gast, und am Abend kamen zwei Offiziere an Bord zum Essen. Das hat sich geändert. Wir sind ca. 100 m von der Mole entfernt als auf meinen Ruf über VHF geantwortet wird. Meine freundliche Anfrage: „ Good evening, Sir! Is it possible to moore our yacht at your jetty?“, wird laut und kompromisslos mit: „Negative, you are in the military zone and closer than 300 metres. Leave immediately,“ beantwortet. Ich melde mich deutlich ab: „We continue our way. Out!“ Höflichkeit ist hier fehl am Platze. Wir motoren in die Nacht. Gegen Mitternacht frischt der Wind auf. Er verstärkt sich im Laufe des Tages auf 5 Bft. mit Böen bis 7 Bft. Bei herrlichem Sonnenschein freuen wir uns über die schnelle Fahrt und ankern am Nachmittag in der Bucht von Aguilas (39°24,3`N-001°34,5`W). Der Ort macht einen netten Eindruck. Wir beschliessen, hier ein paar Tage zu bleiben und verholen uns in die Juan Montiel Marina. Ungewöhnlich freundliches Personal und ein Management, das die Zeichen der Zeit erkannt hat. Gestaffelte Liegegebühren für Fahrtensegler, die schon am zweiten Tag zum Tragen kommen. Alle anderen Marinas, die wir auf der Reise besuchen, verlangen - trotz leerer Liegeplätze - hohe Gebühren. Spanier erklären uns, dass viele nordeuropäische Segler nach Griechenland und in die Türkei fahren oder in ihren eigenen Gewässern segeln und somit die Marinas über leere Liegeplätze klagen.

Heute ist der 07.08.12 - Jyttes Geburtstag. Wenn man dem Schriftsteller Conrad glauben darf, der behauptet, dass jedes Jahr, das man auf See verbringt, nicht mitgezählt wird, feiern wir heute Jyttes 50. Geburtstag. Ihr Geburtstag hält uns aber nicht davon ab, die FREYA ausgiebig von Salz und Staub zu befreien.

Weitere Häfen, die wir anlaufen, sind Cartagena (37°34,9`N-000°58,8`W) und Torreveija (37°57,9`N-000°41,3`W). Vor Benidorm (38°31,9N-000°06,5`W) ankern wir. Den Rest des Tages sind wir natürlich von geschleppten Paraglidern, Bananen, Skootern und anderen geräusch- und wellenverursachenden Wasserfahrzeugen umzingelt. Arenal mit seinem Ballermann ist nichts gegen Benidorm - die Skyline erinnert an New York. Bevor es dunkelt kommen zwei Schwimmer zur FREYA. Wir liegen ca. 250 m vom Strand entfernt, jenseits der gelben Bojen, die den Schwimmbereich eingrenzen. Einer der beiden jungen Männer spricht uns auf Englisch an und gibt sich als Franzose aus. Untereinander reden sie aber in einer mir unbekannte Sprache. Er fragt, ob sie aufs Schiff dürfen, um von dort aus ins Wasser zu springen. Ich verneine.

Seit gestern schlafen wir im Vorschiff, wo es bedeutend luftiger ist. Um 0500 - es ist noch dunkel - werde ich von einem lauten Geräusch der Kette wach. Mein erster Gedanke ist, dass wir auf den Strand geslippt sind. Nackend stürze ich an Deck und sehe im Bugkorb einen Mann. Ich laufe schreiend auf das Vorschiff. Der Mann gibt mir zu verstehen, dass er nur vom Schiff ins Wasser springen will. Ich erkenne ihn an seiner Stimme - es ist der angebliche Franzose vom Vorabend. Mein Gebrüll veranlasst ihn, sofort zu seinem Landsmann ins Wasser zu hechten. Uns ist klar, dass wir Dieben nur knapp entkommen sind. Danach ist an Schlaf nicht mehr zu denken. Wir trinken Kaffee und segeln los.


Flucht aus Benidorm zum Tagesanbruch

Wie so oft quälen wir uns bei wenig Wind und viel Motoren in die Marina von Denia (38°50`N-000°07.5`E). Kurz vor dem Einlaufen frischt der Wind auf 16kn auf. Man weist uns einen sehr engen Liegeplatz zu. Trotz starken Windes gelingt mir das Anlegemanöver gut wie selten. Ohne die Fender der an Bb und Stb liegenden Yachten zu berühren werden die Heckleinen am Steg und die Leinen der Mooring an den Klampen am Bug befestigt. Unser an Stb liegender Spanier mit seiner kleinen Yacht beschwert sich, dass unsere Fender eventuell seine Yacht berühren könnten. Daraus folgere ich, dass er wenig Segelerfahrung hat. Denia ist zu dem Ereignis AMERICAS CUP zu einer Super-Marina ausgebaut worden. Das Essen in den Hafenrestaurants ist sehr teuer und die Discotheken sind sehr laut.

Wir sind nicht mehr in der Karibik oder im Pazific. Die FREYA könnte seit Gibraltar jeden Tag gewaschen werden. Wo kommt nur der viele Dreck her? Am nächsten Morgen waschen wir das Deck. Währenddessen legt der Spanier ab. Die Heckleinen sind los - er schlägt das Ruder voll nach Bb ein. Böses ahnend springe ich zu den Fendern, doch da schrammt er schon mit einer Relingstütze an unserer hölzernen Fussreling entlang - danach an unserem Anker. Dass er sich nicht auch in unserer Stb Mooring aufhängt, gleicht einem Wunder. Ohne sich umzudrehen und wortlos rauscht er aus der Marina. Später erfahren wir, dass man in Spanien ohne Ausbildung Segel- und Motoryachten führen kann. Kurze Zeit später - zwei Liegeplätze von uns entfernt - verfängt sich ein anderer Segler in der Mooringleine seines Nachbarn.


Sonnenaufgang auf der Reede - Golfe de Fos

Die Decksreinigung ist noch nicht abgeschlossen, da höre ich ein lautes Geräusch von einer in der Nähe auslaufenden Motoryacht. Sie hat die neben ihr liegende Segelyacht beim Auslaufen beschädigt. Der Höhepunkt dieses Vormittages ist das Auslaufen einer grossen Segelyacht aus Tschechien. Der Eigner bittet uns, ihm beim Ablegen zu helfen. Während seine Frau am Bug die Mooringleinen löst beginnt die Yacht langsam mit dem Heck in Richtung Mole zu treiben. Jytte macht in diesem Augenblick die Heckleine los. Um ein Berühren zu vermeiden, gibt der Eigner der Yacht Vollgas. Bei diesem Manöver entscheidet sich Jytte, von dem Steg auf sein Heck zu springen, um nicht unkontrolliert auf die Yacht zu fallen. Ich habe Jytte bei dieser Aktion bereits im Krankenhaus gesehen. Doch es bleibt bei einigen blauen Flecken.

Morgen wollen wir Denia verlassen. So versorgen wir uns in dem weit entfernten Supermarkt mit Lebensmitteln. Kurz bevor wir in die Koje gehen bemerke ich, dass wir meinen Rucksack mit IPhone und Laptop im Taxi vergessen haben. An entspanntes Schlafen ist nun nicht mehr zu denken. Da wir die Taxe über eine Vermittlung gerufen hatten, bedarf es einiger Telefonate, um die Fahrzeugnummer des Taxis zu erfahren. An einem Taxenstand bitten wir einen Fahrer, die Taxe Nr. 3 ausfindig zu machen. Nach einer Viertelstunde hält der nette Fahrer neben uns und lacht uns freudig an. In diesem Augenblick wissen wir, dass ich in den Besitz meines Rucksacks komme. Er hatte am Vorabend versucht, uns in der Marina ausfindig zu machen. Nach herzlichen Umarmungen und einem guten Trinkgeld, das er vehement ablehnt (ich musste es ihm in die Jackentasche stecken), laufen wir zur FREYA zurück und legen ab. In der Bahia de Alfacs (40°35,0`N - 000°36,1`E) liegen ca. 40 Yachten vor Anker.


spanische Ansteurungstonne zum Zirkus - Bahia de Alfacs

Die Umgebung ist daher durch die Aktivitäten sehr laut. Als die Sonne untergeht sind nur noch zwei Yachten Auf dem Ankerplatz - eine englische Segelyacht und wir. Ruhiger ist es nun auch nicht, denn die Engländer feiern bis 0300!

Heute sind wir seit Gibraltar drei Wochen unterwegs. Bis hierher war für mich die Fahrt frustrierend. Wir sind fast die gesamte Strecke motort. Wenn wir segeln konnten, dann war es immer nur für ein paar Stunden bei leichtem Wind. Nach einem Stopp in der Torredembarra Marina (41°07,0`N - 001°24,0`E) machen wir im Puerto Olimpico (41°23,0`N - 002°12,0`E) fest, eine Marina die sich nahe dem Zentrum von Barcelona befindet. Wir liegen zum Einklarieren und Tanken an der Capitaneria. 5 Bf drücken uns an den Steg. Nach dem Bunkern klarieren wir ein. Man weist uns einen Liegeplatz zu, den wir nicht akzeptieren, da wir bei diesem Wind nicht ausschliessen können, dass wir uns oder andere Schiffe beschädigen. Wir stossen bei unserer Erklärung auf Unverständnis, doch sie gestatten uns, bis zum Abend an der Bunkerstation liegenbleiben zu dürfen. Der Olimpic Harbour besteht hauptsächlich aus vielen Restaurants, Bars und Discotheken - gar nicht unser Geschmack. Doch uns interessiert die zentrale Lage zur Stadt, die wir morgen besichtigen wollen.

Das tun wir auch. Wir kaufen Bustickets zur Kathedrale 'La Sagrada Familia'.


Die ewige Baustelle

Diese ewige Baustelle mit der selten anzutreffenden Ausstrahlung lässt uns länger verweilen. Auch die anderen von dem Architekten Gaudi errichteten Bauwerken ziehen uns in ihren Bann. Für mich konnte Gaudi diese Gebäude nur in Barcelona infolge des Einflusses der maurischen Architektur errichten, die sich in vielen Fassaden der Stadt wiederspiegelt.


Gaudi - einfach umwerfend

Am Abend bummeln wir lange in dieser herrlichen Stadt umher - für uns ist Barcelona eine der schönsten Städte Europas.

Östlich von Barcelona beginnen die für uns schönsten Reviere der spanischen Mittelmeerküste. Hier finden wir Häfen ohne Hochhäuser un wenig Tourismus in einer herrlichen Landschaft. Wir erleben San Feliu (41°46,0`N - 003°01`E), Puerto De Palamos (41°50,5`N - 003°07,7`E) und die Bahia de la Selva


Bahia de la Selva

(42°20,8`N - 003°11,7`E). Das windlose Wetter der letzten vier Wochen und die fischlose See deprimieren mich. Wir beschliessen, nicht mehr den Golf de Leon auszusegeln, sondern direkt unser Reiseziel Port Napoléon (043°22,5`N - 004°50,0`E) anzusteuern.

Die 110 sm bis dorthin werden fast ausschliesslich mit Motor zurückgelegt. Die Marina ist nur für Segler, die ihre Yachten über einen langen Zeitraum an Land stellen (1250 Landliegeplätze, die um weitere 1000 erweitert werden sollen) oder im Wasser belassen (250 Wasserliegeplätze).


45kn Mistral in Port Napoleon

Hier ist die FREYA gut aufgehoben. Ich warte den Motor, das Schiff wird winterfest gemacht - im letzten Winter war für längere Zeit -15°C in Südfrankreich - unsere Yacht wird an Land gestellt, die Masten gezogen und verpackt. Sie sollen im nächsten Frühjahr auf dem Landweg nach Holland gebracht werden, während wir durch die Flüsse und Kanäle nach Norden motoren.


Port Napoleon - Mastenwald bei Nacht

Wir wünschen Euch einen sonnigen farbenfrohen Herbst und grüßen Euch herzlich







Herzliche Grüsse von der FREYA

von Peter und Jytte

im September 2012 (Quelle: mail vom Mo., 24.09.2012 20:00 Uhr)

14.08.2012 Azoren,
Liebe Gildeschwestern,
liebe Gildebrueder,
am 06.06.12 verlässt mein Freund Peter die FREYA. Bis jetzt habe ich noch keinen Mitsegler gefunden, der mit mir unsere Yacht von den Azoren nach Gibraltar segelt. Jytte wird für drei Wochen zu den Azoren kommen und gemeinsam mit mir einige der Inseln bereisen. Sie ist in den letzten Jahren sehr viel gesegelt und wünscht sich eine Auszeit von der FREYA bis Ende Juli.

Ich bin in den kommenden 11 Tagen alleine an Bord und kann in Ruhe notwendige Reparaturarbeiten erledigen. Bei dem Segelmacher Hans Holzerland wird der verlorene Teil der Genua erneuert. Seine Frau und ich helfen ihm. Das Arbeiten ist ihm vom Arzt verboten worden. Die vor drei Wochen vorgenommene Herzoperation muss erst ausheilen. Aber dieser Hüne von Mann kann nicht ruhig sitzen und ist nicht zu bremsen. Er zieht und zerrt am Segel, obwohl in der kurzen Zeit seine Rippen noch nicht zusammengewachsen sein können. Vier Wochen später treffe ich ihn putzmunter mit seinem Lieferwagen in der Marina. Er liefert reparierte Segel zu den Yachten. Mir war bei der Reparatur unserer Genua nicht sehr wohl.

Zwei Kupferleitungen von den Dieseltanks zum Motor wechsele ich mit der Hilfe eines Mechanikers aus. Der Motor hat sich bei der Einfahrt in den Hafen von Horta abgestellt. Schmutz im Tank? Der Racor-Filter ist nicht verstopft. Ich schalte auf den Bb-Tank und weiter geht die Fahrt. Hat es an den Leitungen gelegen? Auf jeden Fall schadet es nichts, die 30 Jahre alten Leitungen zu erneuern. Der Quadrant hat sich auch wieder von zwei Muttern verabschiedet und ist erneut auf der Stopfbuchse gelandet.

Dieses Mal baue ich den Quadranten komplett aus, entferne einen Bolzen aus dem Gewinde. Der Mechaniker besorgt mir vier neue Muttern mit einem Gewinde, das niemand kennt. Diese Reparatur kostet mich drei Tage - erst dann kann ich das Fluchen und das Brüllen von Kraftausdrücken einstellen. Bei diesen Arbeiten herrschten immer 90% Feuchtigkeit im Schiff, und die Aussentemperatur ist hoch. Leider noch immer keine Andeutungen vom viel besungenen Azorenhoch. Dafür versperrt der tägliche Nebel den herrlichen Blick auf die Nachbarinsel Pico und den gleichnamigen höchsten Berg Portugals.

Eine gute Abwechslung habe ich im Marina Cafe. Die Fussballspiele der Europameisterschaft werden von mir nicht ausgelassen, auch wenn ich mich nicht als Fussballfan bezeichnen will. Mit Renate und Rainer aus Bischofswerder besuche ich ein Strassenfest. Mit Klaus von der deutschen Yacht, die vor uns im Päckchen liegt, gehe ich mehrmals essen. Ansonsten lebe ich in dieser Zeit von den Vorräten, die von der letzten Teilstrecke - Bermudas zu den Azoren - übrig geblieben sind. Unser “immer kranker“ Mitsegler hatte sich ja nur von Tütensuppen und Orangensaft ernährt. Und die zwei Kohlköpfe waren noch nach drei Wochen frisch. Jetzt weiss ich endlich wie gut gedünsteter Weisskohl als Gemüse schmecken kann.

Dann ist da noch der kleine Computer-Laden. Der freundliche Angestellte baut mir eine neue Tastatur in mein Mac Book ein. Schwierigkeiten bereitet ihm jedoch die Installation eines Programms, das das Abspielen von Videos aus der ganzen Welt erlaubt. Eine Woche lang bin ich Stammgast in dem Laden. Jeden Tag verlasse ich ihn mit der Zusicherung: “nun ist alles ok“!

Bin ich dann an Bord und schiebe das Video der Region IV in den Slot dann streikt mein Netbook. Aber letztendlich schafft er es. Ich lege unter heftigem Protest 20 €auf den Ladentisch - er wollte keine Bezahlung.


Typische Kapelle der Azoren

Kein Glück habe ich mit meinen Camcordern. Alle drei lagen ausgerechnet an einer Stelle zu der noch nie Wasser vorgedrungen ist. Zu meiner Entschuldigung ist zu sagen, dass bei schweren Seen, die über die Yacht rollen, immer wieder neue Leckagen zutage treten. Für diese Reparaturen finde ich niemanden und auch keinen, der mir seinen alten Camcorder bis September leihen kann. So wird das geplante Video “Von Neuseeland zum Mittelmeer“ hier enden.

Ich telefoniere mit meinem Freund Ungerli. Nach vier Wochen Aufenthalt im Krankenhaus in Miami soll er endlich nach Deutschland geflogen werden. Die Ärztin vom ADAC hat sich erneut angemeldet. Es geht ihm soweit wieder gut, nur seine Nieren arbeiten nicht mehr ausreichend. Das hat zur Folge, dass sich viel Wasser in den Beinen und der Lunge ansammelt. Ich bin froh, dass er nun wenigstens wieder - nach sechs Wochen - in Deutschland sein wird, umgeben von seiner Familie. In Gibraltar erfahre ich, dass er nach zwei Wochen aus dem Krankenhaus in Bamberg entlassen worden ist, und durch das Einnehmen von Medikamenten derzeit nicht zur Dialyse muss. Ich bin froh über diese Mitteilung.

Jytte kommt am Sonntag. Es sind noch viel “Aufräumungsarbeiten“ auf der FREYA zu erledigen. Doch dann endlich sitze ich auf dem Flugplatz und Jytte landet mit Verspätung. Rein ins Auto, ab zum “Hotel du Canal“ wo seit 20 Minuten 10 Dänen das Fussballspiel DK gegen DE sehen. Als ich erfahre, dass das Hotel der einzige Ort in Horta ist wo dieses Spiel übertragen wird, da zur selben Zeit Portugal spielt, benachrichtige ich sofort die Dänen, die mit ihren Yachten im Hafen liegen. Auch wenn Deutschland gewinnt habe ich mit den nunmehr elf Dänen viel Spass.

Drei Wochen bleibt Jytte auf den Azoren. In dieser Zeit muss ich jemanden finden der mit mir die FREYA nach Gibraltar segelt. Ich telefoniere und schreibe Mails. Eine auch an unseren Webmaster Ralf. Der hat den richtigen Tip für mich: “Rufe doch mal Melanie Aalburg an“! Das tue ich dann auch, und Melanie sagt ohne lange Überlegung zu. Mir fällt eine Klamotte vom Herzen. Beruhigt können wir jetzt die geplante Reise über die vier grossen Inseln der Azoren beginnen.

Am 20.05.12 sitzen wir um 0800 auf der Fähre nach Pico. Der Mietwagen steht in Madalena am Hafen. Wir können um 1100 unser bestelltes Hotelzimmer beziehen. Die ganze Reise ist vorgeplant und die Umsetzung geht in den kommenden zwei Wochen ohne Probleme über die Bühne. Wir fahren zur Casa de Apoio da Montanha am Pico, die auf 1200m Höhe liegt, wo der Aufstieg zum 2351 m hohen Gipfel beginnt. Heute ist seit langem einmal wieder ein sonniger Tag. Der Berg erstrahlt in seiner ganzen Pracht. Für einen Aufstieg ist es schon zu spät. Wir sind mit gutem Schuhwerk ausgestattet. Um 1500 beschliessen wir, so weit auf den Pico zu steigen solange es uns Spass macht. Nach zwei Stunden, in der Höhe von 2000 m, geniessen wir den umwerfenden Blick hinüber nach Faial und auf den Atlantik. Nach weiteren 1,5 Stunden sind wir zurück an der Basisstation und froh die Tour gemacht zu haben. In der kommenden Woche sehen wir von den anderen Inseln den von dunklen Wolken verdeckten Pico nicht mehr. Es war genau der richtige Tag, auch wenn wir den Gipfel aus Zeitgründen nicht erreicht haben. Die weiteren Highlights von Pico waren: das Weinanbaugebiet in Laijdo de Santa Luzia mit dem Weinmuseeum. Hier erfahren wir viel über den Weinanbau, und dass die Weine am Zarenhof und selbst bei den Deutschen Kaisern sehr beliebt waren.


Weinanbau auf den Azoren

Alleine der Ort mit seinen typischen gut restaurierten Häusern ist die Anfahrt wert. In Lajes ist es das Walmuseeum, in dem wir uns lange aufhalten. Bis 1984 wurde um Pico herum Walfang betrieben. in S. Antonio Sao Roques do Pico wollen wir die barocke Kirche des Klosters S. Pedro da Alcantara besichtigen. Aber sie wird leider nur zu Messen geöffnet.


Typische Bauweise in Laijdo de Santa Luzia - Pico

Schade, denn morgen sind wir in Velas auf der Insel Sao Jorge. Hier begeistern uns die Steinmetzarbeiten auf den Strassen und Plätzen. Manches Mal habe ich das Gefühl, dass ein Wettbewerb zwischen den Inseln besteht: wer hat die schönsten Mosaiken auf seinen Strassen. Der Hafen und die Fischereifahrzeuge sind geschmückt. Eine Prozession soll um Mitternacht stattfinden. Dazu sind wir leider nicht mehr in der Lage. Das abendliche Leben beginnt - wie überall auf den Azoren - erst sehr spät. Auf Sao Jorge sind es die Fajäs, die uns begeistern. Im 15. Jahrhundert begann die Besiedlung der Inseln. Das Land war für die Menschen am Anfang zu unwegsam.


Steinmetzarbeiten in Velas - Sao Gorge

So liessen sie sich auf kleinen flachen Küstenstreifen nieder auf denen sie Landwirtschaft betreiben konnten. Sie sind zum Landesinneren von steilen, bis zu 400m hohen Bergen eingeschlossen, damals nur von See erreichbar. Es gibt heute noch Orte, die nur zu Fuss oder auf Maultieren zugänglich sind.

Wir besuchen das nicht mehr bewohnte Fajä de Alem. Die dreistündige Wanderung ist sehr beschwerlich. Der steile Pfad geht durch dschungelartige Vegetation bei grosser Hitze und 100% Luftfeuchtigkeit. Der Weg ist schlecht gekennzeichnet. Der Ort ist sehenswert. Es scheint als wenn die Eigentümer hin und wieder den Weg zu ihren Häusern zurücklegen und die landwirtschaftlichen Flächen noch immer nutzen. Als wir den Pfad für den Aufstieg nicht finden hören wir Stimmen. Ein altes Ehepaar zeigt uns den Weg der unmittelbar hinter ihrem Haus beginnt. Heute gibt es jedoch meistens Orte, die hoch gelegen sind. Aber nun sind es abenteuerliche steile Strassen, die zu kleinen zur See offenen Anlegern und Rampen zum Anlanden von Walen führen. Bei einigen können wir uns nicht vorstellen wie man hier anlanden kann. An der Südküste von Terceira sehen wir die schöne Stadt Sao Sebastiao mit der gleichnamigen Igreja, einer wehrhaften gotischen Pfarrkirche aus der Mitte des 15. Jhd. Seit Jahren werden hier in den Seitenschiffen sehenswerte Fresken freigelegt. Gegenüber der Kirche steht eine der 84 auf Terceira stehenden farbenfrohen Kapellen. Die grösste Stadt der Insel ist Agra de Heroismo. Lebhaft mit viel Verkehr und hervorragender Architektur ist sie einen Besuch wert. In dem malerischen Hafen mit Marina treffen wir Dieter von der SY “HAMBURG VII“. Was für eine schöne, alte und gepflegte Yacht. Lange reden wir mit Dieter über die Segelei bevor wir unsere Erkundung der Insel fortsetzen. Erwähnenswert sind noch die vielen Piscinas Natureleas, durch Felsen Geschütze natürliche Wasserbecken, in denen man bis zu einer gewissen Wellenhöhe bedenkenlos baden kann. Wir hatten nicht das Vergnügen, denn der Schwell liess einen Sprung ins Wasser nicht zu. Das viel gepriesene Fumirolenfeld ist nicht sehenswert, jedoch dafür ist es der “Leere Vulkan“ umso mehr. Es gibt nur vier auf der Welt, wobei der Algar do Carvao der Einzige ist den man betreten kann. 100m tief ist der Schlot, der sich nach dem letzte Ausbruch vor 2000 Jahren gebildet hat. Die Wände bestehen aus verschiedenem farbigen Gestein und die Stalaktiten und Stalakmiten aus milchig weissem Opal, einzigartig in der Welt. Nach der Rundreise über die drei Inseln sind wir auf Grund der vielen Eindrücke in den letzten 12 Tagen etwas müde. Wir mieten uns auf Sao Miguel kein Auto und bummeln durch Ponta Delgada, machen eine Walking Tour wie im Reiseführer beschrieben, sitzen in Cafes und lassen unsere Reise hier ausklingen.


Kein guter Traum - Ponta Delgada

Wir fragen uns, warum auf den Azoren nicht so viele Touristen sind. An der Algarve und an der spanischen Küste stehen Hotelkomplexe von unvorstellbarem Ausmass. Auf den Azoren verträumte Orte, kleine Hotels. Wir haben es erfahren. Es ist das Wetter das hier den Massentourismus nicht aufkommen lässt. Aber wer hier einmal sonnige Tage erlebt hat, in einer Jahreszeit, in der die Hortensien blühen, der wird die Inseln nie vergessen.

Zurück in Horta geht alles sehr schnell. Wir reinigen die FREYA, kaufen kleine Dinge für die Kinder, für die Yacht einen neuen Rettungsring mit einem Strobe-Light, hängen einen Stander im “Café Sport“ an die Wand, malen kein Bild an die Hafenmole, bunkern im Supermarkt und an der Tankstelle, verholen die FREYA zu einem Liegeplatz nahe des Hafenbüros und freunden uns mit Gabi und Wolfgang von der “RASMUS“ an. Am letzten Tag mieten wir mit ihnen ein Auto und fahren über die Insel Faial. Die Caldera ist nur zu erahnen, da dicker Nebel herrscht, und die in den Reiseführern angepriesenen heissen Quellen im NW von Faial sind seit Jahren versiegt. Aber wir haben viel Spass mit den beiden Seglern bevor wir Melanie vom Flughafen abholen. Trotz der Zeitumstellung ist sie nicht müde. Wir essen bei Peter, so heisst das hier, nicht im “Café Sport“, und Peter heisst nicht Otto sondern Josè. Wir trinken bis Mitternacht Gossling-Rum bei unserem Nachbarn John auf seiner Farr 50.


Hafen El Jebah - wo ist FREYA?

Am 08.07.12 bringe ich Jytte früh zum Flugplatz. Sie fliegt heute zurück nach Berlin. Wir frühstücken noch gemeinsam auf dem Airport und dann heisst es “Winke-Winke"! Zurück an Bord machen Melanie und ich die FREYA klar zum Auslaufen. Viel erklären brauche ich nicht. Ich zeige ihr wo was an Bord ist - vor allem die Seenotausrüstung. Dann nehmen wir noch einmal bei Peter an Land einen Lunch zu uns. Die “Aggregate“ laufen alle zur Zufriedenheit. Den Wetterbericht für die nächsten Tage haben wir im Kopf. In der kommenden Zeit schickt uns mein Freund Peter aus Hamburg jede drei Tage den Wetterbericht von “Wetterwelt“ über das Iridium. Um 1500 OZ heisst es dann “Leinen los“.

Melanie steuert die FREYA, trimmt die Segel bis zum Sonnenuntergang. Um 2200 beginnen die üblichen “flexiblen 3h Wachen“ auf der FREYA, die sich aber sofort zu 4-5 Stunden Wachen ändern. Seit Jahren das erste Mal, dass jemand ohne meine Bitte ganz selbstverständlich das Logbuch so führt wie ich es gewohnt bin. Am ersten Tag zeigen wir gleich den Genaker, den Melanie fünf Stunden lang fährt. In der Nacht müssen wir das Gross wegnehmen. Bei 5-6 Bft. läuft die Yacht besser mit Genua und Besan. Ich gehe aufs Vorschiff, Melanie stellt die FREYA kurz gegen den Wind, das Gross killt, rauscht herunter, sofort wird der Grossbaum dicht geholt, zuzüglich Bullenstander, So kann ich in Ruhe das Segel in die Sailpacks stauen. Kein Wort ist während des Manövers gefallen. Es macht mir schon am ersten Tag viel Freude, eine so erfahrene Seglerin an Bord zu haben.


Melanie an der Genaker-Schot

Der Wind weht konstant zwischen 4-5 Bft. Wir können immer unseren wahren Kurs von 90°- 100° einhalten - bei “Am Wind“ und “Halbwind“ Kursen. In den ersten Tagen setzen wir den Kurs auf Lissabon ab, da wir bald mit dem Portugiesischem Norder rechnen. Die Etmale liegen alle um die 145 sm. In der Nacht höre ich den sonderbaren Gesang der Seevögel, die ich auf Sao Jorge das erste Mal gehört habe. Es hört sich so an als wollten sie die Shipmonks imitieren. Den Namen der Vögel kenne ich nicht. Schlafen, essen, trinken, reden und segeln sind die Bedürfnisse des Tages. Die Routine hat sich eingestellt. Der mehrmals tägliche Anblick von Delphinen bringt uns nicht aus der Fassung. Aber bei einem Wal ist Melanie dann doch aufgeregt. Sie zeigt mit dem Finger auf ihn und ruft immer “da bläst er“! Ich schaue in die Richtung aber sehe nichts blasen. Als er untertaucht sagt sie mir, dass er ca. 20 Meter neben dem Schiff schwamm. Ich habe mehr zum Horizont geschaut.

Jeden dritten Tag ist eigentlich Duschen auf dem Vorschiff angesagt. Aber die Schräglage und die Schiffsbewegungen lassen das nicht zu. So müssen wir mit der Waschlappendusche vorlieb nehmen. Wir wechseln uns beim Kochen ab. Am fünften Tag, es ist Freitag der 13., kommt dann für längere Zeit die Sonne auf. Bis jetzt wurde noch nicht geangelt. Da nun aber unsere frischen Nahrungsmittel verzehrt sind, erlaube ich dem Köder zu baden.


Hoch am Wind nach Europa

Dafür bringt er uns einen kleinen Bonito, einen Skipjack Tuna. Wenn ich ihn filettiere bleibt nicht viel von ihm übrig. Aber was übrig bleibt schmeckt gut, obwohl in den Fischbüchern steht: food value poor. Melanie bedauert den armen kleinen Fisch so lange bis er vor ihr auf dem Teller liegt. Dann heisst er: ein guter kleiner Fisch mit Lauch und Kartoffeln! In der Nacht zum letzten Segeltag sieht Melanie ein Schiff am Horizont brennen. So mit Rauch und allem was dazugehört. Der Schreck lässt aber schnell nach. Es ist der Mond, der zwischen kleinen Wolken über den Horizont kommt. Ähnliches ist mir mit einem Planeten passiert, bei dem ich mir eingebildet habe, es kommt eine Yacht mit Ankerlicht von achtern auf.

Im Nachhinein sind wir der Meinung, dass der letzte Segeltag vor Landfall der beste war. Starker Wind, wolkenloser Himmel, hohe Wellen überlagert von einer Dünung aus Nord, machen das Segeln für uns nicht unbequem. Wir fühlen uns wohl und meinen, der FREYA geht es ebenso. Wir vergleichen sie mit einem Pferd das nach vorne stürmt, galoppiert. Die Pantry wird heute vernachlässigt. Wir haben genug andere Dinge zu geniessen. Kurz vor Mitternacht runden wir das Cabo Saao Vicente. Das Verkehrstrennungsgebiet, das wir vorher queren müssen, stellt keine Probleme für uns dar. Die letzten 17 sm unter Land sind schnell gesegelt.


Cabo de Saao Vicente - Morgenstimmung

Um 0330 fällt der Anker neben der Hafeneinfahrt von Portimao (37°06.7`N - 008°32.0`W). Wir essen noch einen Happen, trinken ein Bier und freuen uns, dass die 927 sm in 6 Tagen und 13 Stunden so problemlos von uns und der FREYA zurückgelegt worden sind. Nach einer Körperreinigung am Morgen in saukaltem Atlantikwasser fühlen wir uns wie neugeboren. Am Nachmittag gehen wir an Land und erleben einen “Kulturschock“. Viele Touristen und laute Discomusik am Strand und in den Bars.

In den Tagen bis Gibraltar haben wir starken Wind von vorn. Wir müssen die gesamte Strecke aufkreuzen. Der erste Stopp ist in Faro (36°58.3`N-007° 52.3`W). Von dort aus segeln wir die Nacht durch und ankern westlich vom Cabo Trafalgar (36°11.2`N-006°02.3`W). Auf der Fahrt haben wir zwei Bonitos gefangen. Ich bereite ein Tuna-Sashimi, was anfänglich nicht das Wohlwollen von Melanie hervorruft. Doch nach dem ersten Bissen ist sie von dem Geschmack des Fisches mit der dazugehörigen Washabi-Sauce begeistert. Der Ankerplatz war nicht gut gewählt und so müssen wir früh aufstehen, um bei mittlerem Wasser den in Steinen liegenden Anker aufzuholen. Mit starken Rucken in der Kette gelingt es uns, den Anker auszubrechen. Wir sind so happy, dass wir unsere Absprache des Vorabends vergessen. Wenn nämlich der Anker oben ist heisst es, die FREYA nach achtern vom Ankerplatz wegzubewegen. Der kleine Kreis, den wir jedoch über Stb. fahren, bewirkt einen mittleren Adrenalinausstoss - der Tiefenmesser zeigt 1,50m an. Der Tiefgang der FREYA ist 1,52m. Glück gehabt. Das sollte bei dem auflaufenden Wasser nicht passieren. Bei starkem Wind kreuzen wir noch einmal 58 sm auf. Vorbei an Gibraltar segeln wir in die Bucht von La Linea (36°09,4`N-005°21.5`W). Hier fällt der Anker in ruhigem Wasser. Am darauf folgenden Tag verholen wir die FREYA in die Alcaidesa Marina und befreien sie von einer dicken Salzkruste. Pantry, Salon und Toiletten werden gesäubert bevor es an Land geht.


Runway Gib und Alcaidesa Marine - La Lines

Melanies Flug nach Berlin und anschliessendem Training auf der “Norddeutsche Bank“ geht von Malaga. In La Linea und Gibraltar ist kein Mietwagen zu bekommen, es ist Hochsaison. Wir verabreden uns mit Christa und Holger Strauss, die nach ihren Weltumsegelungen in Marbeilla sesshaft geworden sind. Sie werden uns von Marbella am Busbahnhof abholen, nach Malaga fahren, dort dann auf Jytte eine halbe Stunde warten und zurück nach Marbella bringen.

Den letzten Reisetag von Melanie verbringen wir in Gibraltar. Machen die üblichen Touristenausflüge. Fahren im Kleinbus auf den Felsen, besichtigen die sehenswerten Höhlen mit dem unvergleichlichen Konzertsaal, stolpern durch die hoch im Berg befindlichen Verteidigungsanlagen auf der Ostseite, schauen uns die Affen an, sie uns auch und bummeln durch die Main Street.


Wieder ein typischer Touri

Am Abend essen wir in einem netten nicht touristischen Restaurant in La Linea Tapas und lassen noch einmal die 1.160 sm mit nur 3% Motorenanteil an uns vorbeiziehen. Wir haben beide das Gefühl, als wären Melanie und ich schon oft zusammen gesegelt.

Herzliche Grüsse von der FREYA

von Peter und Jytte
Mitte August 2012 (Quelle: mail vom Di., 14.08.2012 01:18 Uhr)

14.06.2012 Azoren,
Liebe Gildeschwestern,
liebe Gildebrueder,
bis zum Eintreffen von Wolfgang Unger - in unserem Freundeskreis kennt man ihn nur unter dem Namen Ungerli - sind Jytte und ich über vier Wochen alleine an Bord. Wir werden uns in dieser Zeit ausschliesslich in den Abacos aufhalten.

Am 18.03.12 verholen wir die FREYA zum Treasure Cay (26°40`N-077°17`W). Während der 16 sm bis dorthin beschwert sich Jytte, dass das Ruder sich nur schwer bewegen lässt. Ich muss ihr zustimmen und beruhige sie. Natürlich habe ich sofort eine Vermutung. Nachdem der Anker sicher in den guten Grund (Md) gezogen ist überprüfe ich die Rudermechanik. Na, das hatten wir ja schon einmal vor vier Jahren.


Auf der Reise nach Bermuda

Der Ruderquadrant liegt auf der Stopfbuchse. Er wird eigentlich von vier 10mm Muttern auf dem Ruderschaft gehalten. Eine der Muttern ist in zwei Teile gebrochen, wovon eine Hälfte noch auf dem Bolzen hängt. Mal wieder etwas das ich noch nie vorher gesehen habe. Ausserdem hat der Quadrant auf seinem Weg zur Stopfbuchse den Dieselfüllschlauch durchtrennt. Nach drei Stunden, kopfüber im Achterschiff, mit diversen Kratzern an den Armen und Brustkorb, komme ich zurück ans Tageslicht. Leider ist die Zeit für den Sundowner schon lange verstrichen. Doch ich bin froh, dass die Arbeit erledigt ist. Demnächst muss noch der Dieselschlauch repariert werden.


FREYA in Leisure Cay

Treasure Cay ist ein Touristenort der angenehmen Sorte. Kleine Ferienhäuser und zwei Resorts. Es gibt hier einen Golfplatz, drei Restaurants, ein Cafe, einen Supermarkt und einen Swimmingpool, den die Yachties gegen ein kleines Entgeld benutzen dürfen. Die Attraktion ist die "Half Moon Bay" mit dem herrlichen langem Sandstrand. Der Ort wurde vor ca. 30 Jahren von einem deutschen Unternehmer erbaut. Wir fühlen uns hier sehr wohl. Es ist noch nicht Hochsaison und somit gibt es zur Zeit wenige Touristen. In dem ausgebaggerten Hafenbecken ankern bis zu 20 Segelyachten. Die Marina hat viele leere Liegeplätze.

Wenn die Sonne untergeht hört man von den Yachten seltsame Töne. Sie kommen von Conch-Hörnern in die geblasen wird. Die Conch ist eine Meeresschnecke und war früher bei den Kariben eines der Grundnahrungsmittel. Noch heute wird aus ihrem köstlichen Fleisch Conch-Fritters und Conch-Salat in den Restaurants und auf den Strassen angeboten. Zur Zeit der Sklaverei konnten die Sklaven auf den Plantagen ihre Tagesarbeit einstellen wenn sie das Horn hörten.


Jytte bläst das Conchhorn recht gut

Aus einer leeren Schnecke haben auch wir uns in Marsh Harbor ein Conch-Horn gebaut. Nach kurzer Zeit lernen wir einen sauberen, langen Ton zu blasen, so dass wir in das abendliche Konzert mit einstimmen können.

Wie verabredet ankert die TARA, eine Shannon 43, neben uns. Klaus will sich und seinen beiden angereisten Freunden Kuhn und Totto die Abacos zeigen. Wir wollen ihm dabei helfen. Von Treasure Cay segeln wir zum Manjack Cay und verbringen einen netten Tag bei Leslie und Bill. Jytte und ich treffen ausserdem Gigi und Lulu, die gerade mit ihrer ROY SOLEIL in der Bucht angekommene sind. Seit über fünf Jahren haben wir das schweizer Seglerpaar nicht mehr gesehen. In dieser Zeit haben wir mit ihnen über das Internet Kontakt gehalten. Es ist aber viel schöner auf ihrer alten HR39 im Cockpit zu sitzen. Hier vergessen wir die vielen Mails, und können uns für Stunden über die vergangenen Jahre unterhalten. Die beiden sind wie wir älter geworden. Seit 27 Jahren leben sie auf ihrer Yacht und haben alle Meere der Welt befahren. Nun erzählen sie von einem kleinen Haus das sie sich in der Zentralschweiz gekauft haben. Vermutlich werden wir uns bald nicht mehr in Buchten oder Häfen treffen.

Für die Nacht ist der Durchzug einer Kaltfront angekündigt. Der Wind dreht auf Süd; wir verlassen widerwillig unsere Freunde, und motoren die 4 sm nach New Plymouth/Green Turtle Cay. Hier verbringen wir den Tag mit Klaus und seiner Crew und zeigen ihnen den netten Ort. Am darauffolgenden Morgen weht ein steifer Wind aus Südwest. So müssen wir schleunigst diesen Ankerplatz verlassen. Auch für die nächsten Tage ist Starkwind angesagt. Da ist Treasure Cay gerade der richtige Ort, um eine Wetterbesserung abzuwarten.

Wir bleiben hier drei Wochen, dann wird Ungerli in Marsh Harbor eintreffen. Für mich ist es ungewohnt, so lange an einem Platz zu verweilen. Ich verbringe die Zeit mit Reparaturen an der FREYA. Da sind der Deckel zum Ankerkasten, dessen Deckleiste sich löst, und eine Süsswasser-Fusspumpe die neu befestigt werden muss. Ich verbringe viel Zeit mit meinem 12 Volt Sicherungskasten. Hier versuche ich, die Ursache zu finden, weshalb das Amperemeter bis zu 8 Amp. anzeigt, obwohl alle Verbraucher ausgeschaltet sind. Bei einer Winsch ist eine Feder gebrochen. Die alten Barient-Winschen verlangen viel "Love and Care". Von denen befinden sich 15 Stück an Bord, die halbjährlich gewartet werden wollen. An dem vorderen Lukendeckel müssen Aluschrauben ausgebohrt und neue Gewinde für Niroschrauben geschnitten werden. Drei Stunden am Tag sitze ich im "Tipsy Seagull", und bearbeite meine Videos, wozu ich schon lange nicht mehr gekommen bin. Ich bestelle in den USA einen Repair-Kit für das elektrische Klo und eine neue Stopfbuchse für die Welle. Craig, ein Freund von Klaus bringt sie uns mit. Damit erspare ich mir die Rennerei zum Zoll und den Papierkrieg der entsteht, wenn der Eigner einer "Yacht in Transit" die Einfuhrsteuer nicht bezahlen will.

Fast jeden Abend gehen Jytte und ich an den Strand. Wir schwimmen eine Runde und waschen uns ausgiebig. Wir lieben die Körperpflege mit Salzwasser. Jytte liest viel, geht am Strand spazieren und sorgt für das leibliche Wohl. Abends kommt der gesellige Teil des Tages. Wir lernen wie immer nette Segler kennen. Jackie und John von der NORSTAR aus Californien und Alex aus England werden uns lange in Erinnerung bleiben. Alex ist seit drei Jahren Witwe. Sie ist mit ihrem Mann viel gesegelt. Nach seinem Tod kauft sie eine grosse Beneteau. Mit einem jungen Skipperpaar lebt sie die meiste Zeit des Jahres auf der FRENCH KISS, segelt erfolgreich Regatten und hat mit ihren 70 Jahren noch viele Pläne was das Segeln anbetrifft. Da die FRENCH KISS noch nicht getauft worden ist macht sie eine grosse Stegpartie.


Schiffstaufe von French Kiss-Eigner Alex

Zu guter Musik wird getanzt, gegessen und getrunken. Wir treffen auch nach Jahren André und Brigitte wieder. Sie haben in Leisure Lee einen Anleger für ihre kleine Segelyacht. Diese werden sie in ein paar Tagen an Land stellen bevor sie nach Nova Scotia fliegen, um den Sommer in ihrem Haus in Lunenburg zu verbringen. Sie wissen, dass wir noch viel an der FREYA reparieren müssen, bevor wir über den Atlantik nach Europa segeln werden. Ihr Angebot, so lange an ihrem Anleger zu liegen wie wir wollen, nehmen wir dankend an.

Auf den Ankerplätzen hatten wir öfter Probleme mit den Ankerliegern. Wir können nicht immer in der ersten Reihe ankern. Das bedeutet, dass wir die Ankergewohnheiten der vor uns liegenden Skipper nicht kennen. Oft sehen wir wie bei drei Meter Wassertiefe nur zehn Meter Kette gesteckt werden. So auch bei einer grossen Motoryacht, die vor uns liegt. Bei 30 kn Wind beginnt sie zu slippen. Ihr Anker greift wieder als sie im Abstand von 10 m neben uns liegt. Auf den Zuruf, dass mir der Abstand zu kurz erscheint antwortet der Skipper: "wird schon gut gehen, ich passe auf" ! Das hat zur Folge, dass wir beide die Nacht über Ankerwache gehen. Durch das unterschiedliche Schwojen kommen wir öfter auf nur vier Meter zueinander. Am nächsten Morgen erscheint der Skipper in seinem Dinghy und entschuldigt sich mit einer Flasche Rotwein. Er ist für meinen Ratschlag dankbar, doch mehr Kette zu stecken, ich hätte 30m draussen. Beim Fahrtensegeln gibt es viele Erlebnisse dieser Art. Wir sind froh wenn sie ohne Schaden ablaufen.

Am 15.04. holen wir Ungerli in Marsh Harbor vom Flughafen ab.

Er ist einer der aktivsten Männer in unserem Freundeskreis. Es kommt selten vor, dass er mehr als fünf Minuten auf einer Stelle sitzt. Also beginnen wir gleich mit dem Reparaturprogramm. Nachdem wir in Florida eine neue Halterung für den Kühlkompressor eingebaut haben muss der Motor neu ausgerichtet werden. Nach der Arbeit können wir zufrieden einen vibrationsfreien Motor bei seinem Lauf hören. Bevor wir nach Leisure Lee aufbrechen muss noch der zerschnittenen Diesel-Füllschlauch erneuert werden.

Leisure Lee (26°37,3´N - 077°15,8`W) ist eine vor 20 Jahren angelegtes Kanalsystem mit einer sehr trickreichen Einfahrt. Wir haben eine selbst gemalte Detailkarte von André erhalten, die uns aber nicht vor einer kleinen Grundberührung im Schlamm bewahrt. Der Plan, hier eine Anlage wie in Treasure Cay zu erstellen, ist nicht aufgegangen. Von den vielen am Kanal gelegenen Parzellen sind nur ca. ein Dutzend verkauft worden. In diesem Hurrican-Hole kann man unbesorgt sein Schiff das ganze Jahr über liegen lassen. Nun ja, auf der einen Seite ist es gut, dass wir nicht mitbekommen haben wie in der Woche die Yachten am Ankerplatz geslippt und ineinander gefahren sind. An unserem Liegeplatz haben sich an diesen Tagen nur die Baumwipfel gebogen. Auf der anderen Seite führen wir einen Kampf gegen die Mücken. Dafür gibt es jedoch entsprechende Mittel, die weitaus angenehmer sind als Sturm auf dem Ankerplatz. Sechs Tage verleben wir hier ohne Kneipen und Restaurants.

Ungerli und ich arbeiten unter und über Wasser, Jytti in der Kombüse. Es gibt Reparaturen, die gut einen Tag dauern, zum Beispiel das Erneuren eine Stopfbuchse im Wasser. Ein halber Tag vergeht mit dem Abziehen der Welle vom Getriebe. Den Rest des Tages verlangt das Abdichten der Welle, die schräg aus dem Rumpf kommt. So ganz dicht bekommen wir es nicht. Dementsprechend schnell wird von uns die alte Stopfbuchse durch eine neue ersetzt. Die Lenzpumpe arbeitet drei Minuten, und Jytte kommt vom Strand zurück an Bord. Sie wollte das Drame eines eventuellen Untergangs der FREYA nicht miterleben. Zwei Tage vergehen mit der Reinigung des Unterwasserschiffes.


Wolfgang reinigt das Unterwasserschiff

In Curacao haben sie mir ein Weich-Antifouling auf den Rumpf gestrichen. Wenn ich den leichten Bewuchs mit dem Schwamm abreiben will befinde ich mich im Nu in einer schwarzen Wolke und kann nichts mehr erkennen. Das gleiche passiert wenn die Flossen kurz über dem schlammigen Grund wedeln. Nur diese Wolke ist weiss-gräulich. Einen Tag verbringen wir mit dem elektrischen Klo. Der ganze Pumpenmechanismus wird zerlegt und mit neuen Teilen bestückt. Aber der neue Impeller fördert mehr Wasser als abgepumpt wird. Wir führen die Arbeit erneut durch, da wir denken, es ist ein Fehler im Zusammenbau von uns verursacht worden. Alles ok. Plötzlich haben wir einen bösen Verdacht. Wir öffnen das Drei-Wege-Ventil, das sich nicht bewegen lässt, und sind geschockt. Da gibt es kaum ein Durchkommen für das Wasser. Die Schläuche haben noch einen Durchgang von maximal einen Zentimeter. Wie ist denn da die....nur durchgekommen? Das heisst für uns ca. 4 Meter Schlauch säubern. Eigentlich sollte man in diesem Fall neue Schläuche enbauen. Es ist Sonntag, die Läden sind geschlossen, wir kein Auto. Marsh Harbor ist 30 Meilen entfernt. Also ran an die unsaubere Arbeit.


Dinghyboden erneut reparieren und WC-Rohre reinigen

Dann wird noch der 1.500 Betriebsstunden-Service an unserem Yanmar erledigt, der Dinghyboden wird erneut geflickt, am Maxprop und an der Welle werden die Opferanoden ausgetauscht, alle drei Navigationslichter werden erneuert, und weitere kleinere Reparaturen ausgeführt.

In den letzten Tagen ist genügend Zeit, nachmittags einige Langusten zu erlegen. Ich feiere noch in Leisure Lee in kleinem Rahmen meinen 70. Geburtstag. Dann wird es Zeit zurück nach Marsh Harbor zu segeln. Auf dem Weg dorthin fangen wir noch einen kleinen Mutton Snapper. Den lassen wir uns gemeinsam schmecken.


Heute gibt es Mutton Snapper

Zwei Tage nachdem Jytte uns verlassen hat kommt unser Freund Peter (Haake - es gibt so viele Peters unter unseren Freunden). Wir zeigen ihm das nicht sehenswerte Marsh Harbor und kaufen noch einige frische Lebensmittel. Noch einen Stop am Great Guana Cay. Wir müssen Peter unbedingt die Bar "Nippers" zeigen. Zwei Rum Punchs - wir geniessen die schöne Aussicht auf den Atlantik, Richtung Bermudas, Azoren und Gibraltar.


Das ist besser als Mutton Snapper

Wir motoren durch die Whale Passage. Dabei sprechen wir den Seenotfall durch. Da wir drei erfahrene Segler sind verzichten wir auf ein MOB-Manöver. Die erste Nacht bricht an. Herrliches Segeln bei leichtem Wind und einem vollen Mond. Am dritten Tag liegen wir in der Flaute. Sollten wir etwa in den Rossbreiten sein? Unser Vorrat an Diesel reicht fast bis ans Ziel. So brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Am dritten Tag kommt wieder leichter Wind auf. Die Bordroutine stellt sich bei uns ein. Wir kochen gut, faulenzen, lesen und unterhalten uns im sonnigen Cockpit. Am fünften Tag der Reise kommen Regenwolken auf. Unser Freund Ungerli fühlt sich nicht wohl. Warum sollte er auf halber Strecke zu den Bermudas seekrank werden? Er bleibt den ganzen Tag in der Horizontalen. Am nächsten Morgen will unser Freund nicht aus der Koje kommen. Ich rufe Wolfgang, meinen Freund in Berlin, der Arzt ist, an. Er rät dem Kranken 3 Liter Wasser zum Trinken zu geben und abzuwarten. Nach zwei Litern hängt er über der Reling. Er ist Diabetiker und sein Blutzucker ist auf über 500 geschnellt und geht nicht mehr zurück. Ab dem fünften Tag sind wir sehr besorgt um ihn. Wir drehen bei. Die Wellen der letzten Tage haben sich beruhigt. Endlich können wir etwas für die Körperpflege tun. Ungerli tappert unter unserer Aufsicht auf das Vorschiff. Nach der Wäsche legt er sich schnell wieder in die Koje. Seit den letzten zwei Tagen kann er sich kaum noch bewegen und redet wirr. Ich rufe die DGzRS an und bitte um ein Medico-Gespräch. Vergeblich bemüht man sich eine Verbindung zu einem Arzt herzustellen. Auch anschliessende direkte Anrufe zum Arzt werden nicht entgegengenommen. Wolfgang erreiche ich nicht am Telefon sondern meinen Freund Jörg, der ebenfalls Arzt ist. Er tippt auf Vergiftung und wir sollen ihm Antibiotika verabreichen. Da er uns für den Pazifik die Bordapotheke eingerichtet hat, befindet sich auch das richtige Medikament an Bord.

Kurz vor unserem Ziel nehmen wir Funkkontakt zu Bermuda Radio auf und schildern den Customs unseren Krankheitsfall an Bord. Im Voraus bestellen wir einen Ambulanzwagen. Am 10.05.12 um 0230 OZ legen wir an der Customs-Pier in St. Georges (32°22,8´N-064°40,4´W) an. Der Krankenwagen erscheint sofort. Nach einer kurzen Untersuchung wird Ungerli zum Krankenhaus nach Hamilton gefahren. Peter begleitet ihn. Ich muss an Bord bleiben, da die Customs in der Regel nicht gestatten, nach dem Einklarieren weiterhin an der Pier zu liegen. Gegen 0800 kommt Peter wieder an Bord. Wir verholen uns auf den Ankerplatz und schlafen erst einmal bis Mittag. Am Nachmittag lässt die Anspannung der letzten Tage nach. Wir hatten schon mit dem Schlimmsten gerechnet. Unser Freund liegt gut versorgt im Krankenhaus. Wir sind sehr erleichtert ihn rechtzeitig an Land gebracht zu haben.

In den 7 Tagen, die wir in St. Georges vor Anker liegen, kümmert sich Peter rührend um Ungerli. Jeden Tag ist er im ( 2 Krankenhaus - zwei Stunden Busfahrt - spricht mit den Ärzten, regelt die Kostenübernehme der deutschen Krankenkasse und veranlasst zusammen mit Ungerlis Freundin Gudrun die Überführung nach Deutschland durch den ADAC.


Unser lieber Wolfgang im Krankenhaus

Ich bleibe an Bord, denn für die ersten Tagen ist Sturmwarnung gegeben. Am Ankerplatz messen ich 40 kn Wind. Ich kann erst am dritten Tag einen Krankenbesuch machen. Ungerli geht es etwas besser. Als wir erfahren, dass er in einigen Tagen nach Deutschland geflogen werden soll machen wir die FREYA klar zum Weitersegeln. Da Peter nicht zu zweit die Strecke zu den Azoren segeln möchte, lasse ich einen Bekannten aus Berlin einfliegen. Er sagt, dass es schon lange sein Traum ist über den Atlantik zu segeln. Wir drei verabschieden uns von Ungerli und wollen anschliessend ausklarieren. Doch die Customs geben uns keine Clearance den Hafen zu verlassen. Ich wäre für meinen im Krankenhaus liegenden Mitsegler so lange verantwortlich bis er die Bermudas verlässt. Damit haben wir nicht gerechnet, aber es macht für die hiesigern Behörden schon Sinn. Am nächsten Tag fahren wir nach Hamilton und besuchen den Deutschen Konsul. Er klärt uns über die Möglichkeiten, die wir haben auf. Wenn wir einen Agenten finden, der die Verantwortung für unseren Freund übernimmt, dann können wir sofort ablegen. Der Konsul verspricht uns, einen ihm bekannten Agenten über unsere missliche Lage zu informieren. Wir verlassen diesen freundlichen Vertreter Deutschlands in den Bermudas. Auf der Rückfahrt mit dem Bus nach St. Georges überlegen wir, welche Unsummen wir für die Tätigkeit des Agenten wohl zahlen müssen. Am folgenden Morgen teilt uns der Agent mit, dass wir bei den Hafenbehörden ausklarieren können - alles ohne Bezahlung.

In der Zwischenzeit haben wir öfter von See über Iridium mit Ungerli gesprochen. Die Ärztin vom ADAC, die inzwischen per Flugzeug angereist ist, könne ihn nicht nach Deutschland bringen. Er sei nicht transportfähig, seine Nieren arbeiten nicht. Sie veranlasst den Flug nach Miami in ein anderes Krankenhaus, in dem er sich beim Schreiben dieses Reiseberichtes noch befindet. Nach nunmehr vier Wochen geht es ihm etwas besser. Wir hoffen sehr, dass er so bald wie möglich nach Deutschland geflogen wird und alles gut übersteht.

Wir nehmen noch Diesel und dann liegen 1.800 sm vor uns. Die ersten Tage werden wir nicht den direkten Weg zu den Azoren segeln, sondern versuchen, uns nach NNO zu verholen. Es ist besser die Azoren von Norden anzulaufen. Das in der Ost-West Richtung ausgedehnte Azorenhoch mit dem wenigen Wind ist in der Nord-Süd Richtung schmaler. Kaum haben wir St. George verlassen empfängt uns ein starker Wind. Erst am dritten Tag geht er auf vier Bft. runter. Unser Mitsegler füttert schon nach den ersten Meilen die Fische. Das geht so ca. 4 Tage weiter. In der ersten Woche bekommen wir ihn nur zu der 3 - stündigen Nachtwache zu Gesicht. Wir denken, er wird sich bald von der Seekrankheit erholen. Doch dem ist nicht so. Er lässt sich oft von Peter eine Tütensuppe zum Mittag zubereiten und trinkt abwechselnd Tee und Orangensaft. In der zweiten Woche das gleiche Bild. Nach unserer Einschätzung liegt er jeden Tag 18 Stunden in der Koje. Er hilft mir beim Setzen vom Spi einmal und zweimal beim Heissen vom Genaker. In der zweiten Woche kommt er hin und wieder für ein Stündchen zum Lesen ins Cockpit. Wo anderen Seglern beim Lesen sofort übel wird macht es ihm scheinbar nichts aus.

Den Atlantik auf dieser Route zu befahren hat es in sich. Das Wetter wechselt untypisch für die Jahreszeit und die Tiefs ziehen sogar über die Azoren hinweg. 120 sm nördlich der Rhumb-Line bekommen wir die Wettervorhersage, dass auf unserer Breite von Westen ein Sturmtief mit 976 und 50 kn Wind aufkommt. Es wird uns in drei Tagen erreichen. Also segeln wir so schnell es geht in Richtung SSO. Bei 34°56´N sind wir dann weit über 100sm südlich vom der Rhumb-Line. Die See wird immer höher, wir schätzen sie auf sieben Meter; der Wind nimmt zu. Das Barometer ist auf unserer Breite bei 1004, eigentlich nicht so tief wie wir vermuten. Wir bergen den Besan und haben die Genua auf ein Minimum reduziert. Der Autopilot macht seine Arbeit noch sehr gut. Doch die FREYA wird nicht langsamer. So beschliessen Peter und ich beizudrehen. Es ist 0230. In der Dunkelheit und bei 45 kn Wind überdrehe ich die FREYA zwei Mal. Dann brüllt mir Peter den Winkel von Wind zur Yacht zu, und schon setzt etwas Ruhe ein. Die Yacht liegt 80° zum Wind und die Achterbahnfahrt wird zum ruhigen Auf und Ab. Wir gehen unter Deck und und teilen unserem Mitsegler mit, dass er nicht aus seiner Koje kommen muss, alles ist gut abgelaufen, bis auf die Genua, die der See eine halbe Bahn überlassen hat. Er hingegen erzählt uns, dass er sich Gedanken gemacht hat, ob die Rettungsinsel nicht über Bord gehen könnte. Ich erinnere ihn an die Sicherheitseinweisung, bei der ich ihm die Handhabung der Rettungsinsel erklärt habe. Dabei kann man gut die Verankerung erkennen. Wir vermuten er hat sicher Ängste ausgestanden während wir draussen die FREYA beidrehten.

Die Böen bis 48 kn sehen wir nur auf dem Windmesser. Wir gehen Wache bis zum Morgengrauen. Auf dieser Segelroute hatten wir nicht mit Schiffahrt gerechnet. Die Begegnungen mit Frachtern, Tankern, Fischern und Seglern waren doch fast alltäglich.

Beständige 6 Bft bringen uns drei Tage lang schnell unserem Ziel näher. Die letzten 125 sm werden bei leichter Brise mit Motor zurückgelegt. Es verfolgt uns schon wieder ein Tiefdruckgebiet. Die Grib Files zeigen 40 kn. Bevor uns dieser stürmische Wind erreicht wollen wir sicher in Horta liegen. Für die letzten 30 sm ziehen wir noch einmal den Genaker hoch. Die FREYA segelt auf den Berg Pico zu, von dem nur die Spitze aus den Wolken ragt. Die Sonne scheint. Peter und ich sind mal wieder glücklich, dass wir bald einen schönen Törn gesund und erfolreich beenden werden. Unser Mitsegler ist froh "dem Gefängnis entrinnen zu können" ( O-Ton ). Wir stellen fest, dass er nicht über den Atlantik gesegelt ist, sondern wir ihn auf der Teilstrecke von den Bermudas zu den Azoren gesegelt haben. Jeder, der solches Seegebiet bereist, sollte wissen was auf ihn zukommt. Das ist nicht die Ost- oder Nordsee. Hier kann man nicht sagen: jetzt will ich an Land, oder bei diesem Wetter bleiben wir im Hafen. Hier sind Segler gefragt, die sich richtig einschätzen können und nicht Segeltouristen, die nur der Mannschaft zur Last fallen.

Am Nachmittag, den 2.Juni 2012, liegen wir am Päckchen bei den Customs in Horta an (38°31,9´N-028°37,4W). Unser Mitsegler ist sofort von Bord und hält Ausschau nach einem Hotel. Wir haben das Ankommen gut berechnet. Am Abend frischt es auf, und am darauffolgenden Morgen haben wir bereits 30 kn Wind. Eine an der Mohle liegende Yacht will auslaufen. So müssen weitere vier Yachten ablegen. Wir fahren eine gute Stunde im Hafen herum. Ich will bei dem fliegenden Wasser nicht anlegen. Nachdem die knapp 40 kn erreichenden Böen nachlassen machen wir wieder fest. In der Zwischenzeit hat unser Mitsegler seinen Seesack gepackt und will das Gefängnis verlassen. Ich mache ihn darauf aufmerksam, dass noch die Yacht gereinigt und an den vom Hafenmeister bestimmten Liegeplatz verholt werden muss. Dann erst kann er das Schiff verlassen. Da ich ihn seiner Meinung nach nicht dazu zwingen kann, lasse ich ihn gehen.

Von den Bermudas zu den Azoren haben wir über Grund 2.050sm zurückgelegt. Dabei hat uns der Golfstrom etwas geholfen, denn unsere Logge zeigt 1.865sm. Peter und ich sind zufrieden. Ich bin nun sechsmal über den Nordatlantik gesegelt. Von den drei klassischen Überquerungen war für mich die letzte, bei der vorgefundenen Wetterlage, sehr anspruchsvoll. Die von Kanada nach Irland entspannt und von Gran Canaria in die Karibik bequem, aber auch etwas eintönig.

Das Azoren-Hoch liegt noch immer sehr weit südlich. Das ist ungewöhnlich für diese Jahreszeit. In der Woche, die ich nun hier bin, war es sehr kühl und regnerisch.


Wir sind angekommen

So kann ich in Ruhe an der FREYA Reparaturen vornehmen. Nach so einem Törn ist das nicht verwunderlich. In einer Woche wird Jytte kommen. Wir planen die Inseln zu bereisen, jedoch nicht mit der FREYA. Eine kleine Pause tut gut. Danach geht es weiter ins Mittelmeer - wieder nach Marokko.

Ich wünsche Euch allen einen schönen Segelsommer, und für eine Crew einen zeitgleichen schönen Segelwinter.

Viele herzliche Grüsse von den Azoren

Peter von der FREYA (Quelle: mail vom Do., 14.06.2012 12:04 Uhr)

02.04.2012 Marsh Harbour/Abacos (26° 23,4' N - 077° 04,5' W),
Liebe Gildeschwestern,
liebe Gildebrueder,
es war sehr nett, einige von Euch an zwei Anlässen der Schiffergilde zu treffen. Sechs Wochen in Berlin war für mich eine lange Zeit. Jytte hatte es da besser. Nach einem Monat entfloh sie mit ihrer Freundin Liddi dem schlechten Wetter. Seit dem10. Februar bin ich glücklich, mich wieder auf unserer FREYA bewegen zu können. Gleich am ersten Tag kam eine Rigging Firma mit von mir bestellten neuen Rutscherschienen für den Gross- und Besanmast. Die Erneuerung war notwendig. In vier Stunden waren die Lümmelbeschläge, der Navtec Baumniederholer und die Rutscherschienen ab- und angebaut, die Segel ab und angeschlagen. Am daruffolgenden Tag erschienen zwei Handwerker für den Service unseres von der Hauptmaschine angetriebenen Kühlkompressors. Der noch nie gereinigte Kühler des Kompressors wird mit säurehaltiger Flüssigkeit gefüllt - ich will die Arbeit nicht selber ausführen, da ich nicht mit Säure hantieren will - und die dann für 15 Minuten im Umlauf durch den Kühler gespült wird. Nun kühlt der Kompresor wie nie zuvor. Seitdem wir Eigner der Freya sind hat noch niemand unseren 110 Volt Kühlaggregaten zum Laufen gebracht. Eine Freude - die beiden Männer schaffen das. Leider erkennen wir bei der Reparatur, dass eine Motoraufhängung gebrochen ist. Sie wird ausgebaut. Da sie schon einmal geschweisst wurde empfiehlt uns die Firma eine neue Aufhängung bauen zu lassen. Beim Einbau stellen wir fest, dass die Firma die Aufhängung nicht kopiert hat. Von den vier Bohrungen ist eine nicht in der richtigen Position gebohrt worden. Sie muss nur in einer Richtung um 2 mm erweitert werden. Als wir die Aufhängung abholen, erkennen wir sofort, dass alle vier Bohrungen von 12 mm auf 14 mm erweitert wurden. Grosse Aufregung - doch nach einer Stunde haben wir ein komplettes neues Teil, das endlich passt. Zwei Wochen sind vergangen. Unser Plan war allerdings, die Zeit anders zu nutzen.


Dark and Stormy mit Wolfgang:
3 Teile Ginger Beer und 1-Teil Goslings Black Rum

Wir holen unsreren Freund Wolfgang Bochentin vom Flugplatz Miami ab. Schon am nächsten Tag geht unsere zweiwöchige Reise los. Das Wetter ist günstig. Mit gutem Wind segeln wir von Port Everglades über den Golfstrom zum Memory Rock ( 26°55,0`N-079°03,0`W), einer Einfahrt zur Little Bahama Bank. Wir kommen wie vorberechnet in der Nacht auf die Banks. Wir brauchen etwas Schlaf und werfen den Anker bei 3 m Tiefe. Der Grund ist hart und so gelingt es uns nicht den Anker zum Halten zu bringen. Nach dem dritten Versuch geben wir es auf. Viel Raum nach Lee hält uns von weiteren Versuchen ab.Wir gehen bis zum Anbruch des Tages Ankerwache. Bei starkem Wind und hoher See geht es Anker auf. Aber leiden verhängt er sich nach zwei geslippten sm in einer Koralle. Wir benötigen eine Stunde um freizukommen. Bei dem herrschenden starken südlichen Wind finden wir nach 44 sm hinter dem Little Sale Cay (27°03,7`N-078°12,0`W) Schutz.

Am nächsten Morgen verlassen wir die Abdeckung der kleinen Insel und es empfängt uns ein Wind von 6 Bft. Nur mit einer gerefften Genua beginnen wir den Tag. Der Wind erreicht in Böen Sturmstärke. Wolfgang macht es grossen Spass nicht nur die Spray sondern auch die bis ins Cockpit einsteigenden Schütten über sich ergehen zu lassen. Jytte sitzt derweil im Salon und liest, währen ich die Navigation mache und ansonsten unter der Sprayhood wind- und wassergeschützt den Segeltag verbringe. Nach viereinhalb Stunden erreichen wir Coopers Town (26°52,3`N-077°30,4`W). Wir werfen den Anker. Es ist geplant eine halbe Stunde später an Land zu fahren. Doch schwarze Wolken lassen uns warten. Schwere Regenschauer prasseln auf die FREYA. Der Wind dreht nach dem Durchzug der Front plötzlich auf NW. Bei 7 Bft können wir hier nicht mehr bleiben und so segeln wir schnell zum 8 sm entfernten Manjack Cay (26°49,1`N-077°22,4`W).


Natur pur Manjack Cay

Hier wohnen Leslie und Bill, ein liebenswertes amerikanisches Ehepaar, dass hier vor 15 Jahren anfing ein wunderschönes Haus zu bauen. In den vergangenen Jahren haben wir sie dann immer besucht wenn wir in den Abacos segelten. In der Zwischenzeit ist ihre Bucht zum Anlaufpunkt geworden. Sie stellen ein freies WiFi zur Verfügung und helfen den Seglern wo immer sie können. Auf ihrer Veranda sitzen mitunter ein Dutzend Segler und unterhalten sich oder surfen im Internet. Auch seine Werkstatt steht für jedem in Not geratenen Segler offen. Als wir am nächsten Morgen den Anker heben wollten, sagte er keinen Muks. Den restlichen Tag verbringen wir mit der Fehlersuche. Am Abend bauen wir die ein Jahr alte Winsch aus. Wir haben alle Leitungen durchgeklingelt. Der Fehler muss in der Winsch liegen. Das ist schon eine etwas grössere Arbeit. Wir arbeiten natürlich an Land in Bills Werkstatt. Wenn wir die Batterie direkt anschliessen funktioniert die Winsch eiwandfrei. Dann kann es nur an dem von Maxwell mitgelieferten einen Meter langem Kabel liegen. Tatsächlich gibt ein Terminal an dem Kabel keinen Kontakt. Runter damit und mit Bills Werkzeug einen neuen Terminal aufgepresst. Am nächsten Tag wird die Winsch nach dem Probelauf fachgemäss eingedichtet und wieder eingebaut. Endlich kann unsere Reise weitergehen! Wir sind zufrieden, noch einmal probieren. Eine kurze Drehung und aus - Ende! Die ganze Prozedur noch einmal. Dieses Mal ist es der andere Terminal. Das komplette Kabel ab in den Müll. Bill gibt uns ein Neues mit der gleichen Dimensionierung. Am Abend ist die Reparatur dann endgültig erledigt. Unser Freund Wolfgang hat mir sehr geholfen, war immer geduldig. Obwohl er nur zwei Wochen an Bord ist, waren seiner Meinung nach die letzten beiden unvorhergesehenen Tage gute Tage für ihn.

Nun geht es bei frischem Wind zu dem nur 4 sm entfernten Green Turtle Cay (26°45,9`N-077°20,0`W). Das Ankern bereitet uns heute Schwierigkeiten. Nach dem dritten Versuch gebe ich auf. Jytte und Wolfgang dürfen noch nicht an Land. Ich lasse den Anker slippen, springe ins Beiboot und fahre zum Einklarieren. Keine der drei weiblichen Customoffiziere fragt mich, warum wir für die Strecke von 155 sm von Fort Lauderdale sieben Tage gebraucht haben. Ihr Interesse liegt in der Einnahme von 300 US$ - ein halbes Jahr gültige Cruising Permit. Wieder zurück an Bord springe ich sofort ins Wasser und schwimme zum Anker. Wolfgang geht unter Maschine langsam rückwärts, ich tauche, richte den Anker auf, und der vergräbt sich sofort zwischen Gras und Sand.


Der beste Gumbay Smash bei Emily in
New Plymouth - Green Turtle Cay

New Plymouth auf Green Turtle Cay ist seit zwanzig Jahren unser Lieblingsort in den Bahamas. Die wenigen Touristen kommen nur zum Einkaufen in dieses kleine verschlafene Settelment. Hier zählen wir fünf unterschiedliche Kirchen - und das bei ca. 300 Einwohnern! Es gibt zwei Cafe´s mit Backwaren, drei Restaurants, die Imbiss-Menüs anbiete, Friedhof, Schule und Post. In New Plymouth - auf einer Halbinsel gelegen - prägen viele alte Häuser das Ortsbild. Doch der bekannteste Ort ist der Basketballplatz, an dem sich allabendlich die Bewohner treffen. Einige Schritte entfernt liegt die “Blue Bee Bar“. Hier mixt Emily den besten “Gumbay Smash“ der Bahamas. Nicht nur hier kennt man sie. Seit zwei Monaten auch überall in den USA. In ihrer Bar wurde die bekannte TV-Morgensendung “Good Morning America“ gedreht. Emily ist sehr stolz darauf.

Wir müssen durch die nach NE offenen Whale Passage segeln wenn wir Grat Guana Cay (26°39,5`W-0077°06,9`W) erreichen wollen. Der Schwell der sich die letzten Tage aufgebaut hat ist sehr hoch. Aber er bereitet keine Schwierigkeiten. Wir sitzten am Nachmittag im “Nippers“ trinken unseren Rum-Punch und geniessen den Ausblick auf den 15m unter uns liegenden Strand und lassen unseren Blick über den Atlantik schweifen. Später sitzen wir im Dunkeln im Cockpit unserer an einer Mooring liegenden FREYA und schauen in den Vollmond, der die Bucht erhellt.


Nasses Segeln in der Sea of Abaco:
35kn Wind, See 3, 27°C, Speed 8kn, Ge gerefft, einfach ideal

Heute haben wir uns eine lange Strecke vorgenommen. Wir wollen nach Little Harbor. 25 sm sind für die Sea of Abaco eine lange Distanz. Wir nennen diesen Teil der Bahamas “Unser kleiner Nudeltopf“. Bei leichtem Wind segeln wir durch türkisfarbenes klares Wasser. Nur 0,5 bis 2,0 Meter Wasser haben wir unter dem Kiel. Die Tide ist zur Zeit 0,85 m. Wir müssen uns jedes Mal wieder beim Segeln daran gewöhnen, unter der Wasseroberfläche viele “kleine Wunder“ beobachten zu können. In den letzten Tagen hat es stark geweht. Viel Grünzeug treibt herum. Es ist kein Vergnügen die Schleppangel zu benutzen. Doch es lohnt sich: ein 4,5 kg schwere Mutton-Snapper hat die schlechte Karte gezogen. Sicher kein Trost, dass wir zwei wohlschmeckenden, reichhaltige Mahlzeiten zelebrieren werden. Doch unser Fisch rächt sich in gewisser Weise. Ich bin ins Dinghy gesprungen, habe die Angelleine in die Hand genommen und das gute Stück ins Beiboot gezogen. Wir haben einen aufblasbaren Boden im Dinghy, der Fisch hat nadelscharfe Rückenflossen! Folge: 3 x punktiert. Wäre nicht passiert, wenn ich die Gaff von der Reling gebunden hätte, so ist das mit dem ´Wenni´und ´Hätti´.


FREYA vor dem Lynyard Cay

Wir werfen den Anker am Lynyard Cay (26°21,5`N-076°59,1`W), in 1,5sm Abstand von Little Harbor. Aus dieser Entfernung sehen wir wie sich die hohe Dünung an der Einfahrt zur Bucht bricht. Einlaufen können wir nur bei mittlerer auflaufender Tide. Dazu reicht es heute nicht mehr. Es stürmt die ganze Nacht und auch am nächsten Tag ändert sich nichts. Wir bleiben hinter dem Cay, baden, machen Erkundungs-Spaziergänge an Land und Kleben einen grossen Flicken auf den Dinghy-Boden. Jytte bereitet das erste Fischgericht. So vergeht der Tag wie im Handumdrehen.

Bei unveränderter Wettersituation verzichten wir auf diesem Törn Little Harbor anzulaufen. Noch ein Stopp am “Tilloo Cay“ (26°27,2`N-076°59,4`W) bevor wir nach Marsh Harbor segeln. Wir wollen noch einen faulen Tag in der nicht sehr einladenden kleinen Stadt verbringen bevor Wolfgang wieder nach Berlin fliegt. Die Bucht von Marsh Harbour (26°23,4`N-077°04,5`W) ist sehr malerisch. Auch die kurze Strasse an der Bay ist hübsch. Ansonsten besteht die Stadt nur aus Geschäften. Der Ort ist das Versorgungzentrum der Abacos.

Wir legen uns neben die “TARA“, eine Shannon 43 vor Anker. Wir wollten uns schon vor zehn Tagen mit unserem Freund Klaus treffen. Wir sind von Ft. Lauderdale und er von Lake Worth aus in die Abacos gesegelt. Er klariert in West End ein und verbringt dort einen Tag. Wir segeln zur gleichen Zeit zum Memory Rock, dann weiter zum Manjack Cay. Folglich segeln wir immer mindesten einen Tag vor ihm. Es ist uns nicht möglich eine Verbindung zu Klaus aufnehmen. In den Bahamas funktioniert keine der 3 Sim-Karten auf unseren Handys. Und mit dem WiFi ist es auch nicht gerade gut bestellt.

Nach zwei harmonischen Wochen bringen wir unseren lieben Freund Wolfgang zum Flugplatz. Wir hätten ihn noch gerne länger an Bord gehabt. Anschliessend wollte meine Tochter mit Mann und ihren zwei Söhnen nach Wolfgangs Abreise auf dem kleinen Flugplatz landen. Wir und ein Ferienhaus in Treasure Cay mit Liegeplatz für die FREYA warten vergeblich.


Halfmoon Bay Treasure Cay

Seit zwei Tagen wissen wir, dass Carla und der kleine Hans erkrankt sind und der Arzt von einer Reise abrät. Wir haben uns seit langem auf ihr Kommen gefreut. Traurig verlassen wir den Flugplatz und gehen zurück zur FREYA. Es ist ungewohnt wieder zu zweit an Bord zu sein. Ich glaube es steht uns eine ruhige Zeit bevor. In vier Wochen werden dann Wolfgang aus Franken und Peter aus Hamburg hier eintreffen. Und dann muss die FREYA zu Ihrer ersten Atlantiküberquerung vorbereitet werden.

Ich wünsche Euch allen einen sonnigen, blumenreichen Frühling und im Sommer viel Spass beim Segeln.

Es güssen Euch ganz herzlich

Jytte und Peter von der “FREYA“
(Quelle: mail vom Mo., 02.04.2012 18:56 Uhr)

01.12.2011 Lake Hollywood/Florida - 26° 00,9' N - 080° 07,1' W,
Liebe Gildeschwestern,
liebe Gildebrueder,
jeden Tag sitzen wir im selben Café und studieren den Wetterbericht. Was heisst hier einen? Es sind vier: Grib US, Passage-Weather, Windfinder und NOAA Marine Forecast. Mit kleinen Unterschieden sagen sie die gleichen starken Winde aus NW bis E voraus. Also hauptsächlich aus der Richtung, in die wir segeln müssen und gegen die starken Strömungen der im Yucatan- und im Florida- Channell herrschen. Wir können nur geduldig auf eine Wetterbesserung warten.

Außerdem ist das Wetter ein ganz anderes als wir es in den letzten zwei Monaten erlebt haben. Leicht bedeckter Himmel, die Mexikaner und die Touristen laufen in etwas dickeren Polohemden und langen Hosen durch den Ort. Nachts müssen wir uns mit einem Laken zudecken. In den vergangenen zwei Tagen sind wir nicht von Bord gekommen.


Steifer Wind auf der Reede der Isla Mujeres

Ein stürmischer Wind aus NW, bis 35 kn (8 Bft), und eine hohe Welle hielt uns an Bord gefangen. In der ersten Nacht kommt unser australischer Nachbar in 20 m Entfernung an uns vorbeigeslipt. In dieser Situation springt sein Motor nicht an. Er kann einen zweiten Anker erst neben einem Trawler aus den USA ausbringen. Der Anker hält so, dass er neben dem Trawler im Abstand von ca. 5 m zum Stehen kommt. Beide Schiffe haben die ganze Nacht alle Fender draußen. Hier sind nur sechs Yachten vor Anker. Alle Anderen liegen in kleinen nach NW ungeschützten Marinas. Beim Anblick der schaukelnden Yachten sind wir froh, vor Anker zu liegen. Obwohl Sand und Gras der Grund ist, hält unser CQR-Anker niroeisern. Trotzdem gehen wir die ganze Nacht Ankerwache.

Die Wartezeit auf der Isla Mujeres überbrücken wir mit Erkundungen der Umgebung. Dazu mieten wir einen Golfcart an. Es ist auf dieser Insel das meist benutzte Verkehrsmittel. Gemeinsam mit Lynn und Niclas von der australischen Yacht "Shweetie" fahren wir zu einer im Süden gelegenen Hacienda, um die sich eine traurige Geschichte rankt.


Grabstätte von dem Piraten Fermen Munbarca

Der Pirat Fermen Munbarca, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in der Karibischen See sein Unwesen trieb, setzte sich auf der Insel zur Ruhe. Hier lernte er eine junge Mexikanerin kennen, in die er sich unsagbar verliebte. Um sie für sich zu gewinnen baute er eine Hacienda mit einem unbeschreiblichen paradiesischen Garten.


Symbol auf der Grabstätte von Fermen Munbarca

Als die Anlage, die noch heute in einem guten Zustand erhalten wird erstellt ist, heiratete seine Angebetete einen jungen Mann. Fermen Munbarca wollte von nun an nicht mehr auf der Insel leben und zog nach Merida. Begraben sollte man ihn jedoch auf dem Friedhof der Isla Mujeres. Sein Wunsch war es, wenigstens im Tode seiner Geliebten nahe zu sein. Nach seinem Ableben anno 1879 wurde er wunschgemäss christlich bestattet. Der Sarkophag ist sowohl mit einem Kreuz als auch mit dem Symbol der Piraten verziert, dem Totenschädel und den gekreuzten Knochen.

Nach 10 Tagen der Zwangsruhe auf der Isla Mujeres sieht der Wetterbericht brauchbar aus. Auch wenn der Wind aus östlichen Richtungen weht ist er wenigstens nicht mehr so stark wie in der vergangenen Woche. Am 5. Dezember verlassen wir den Ankerplatz. Kaum haben wir die offene See vor uns da empfangen uns auch schon fürchterliche Kreuzseen. Unser Plan ist es, so weit es geht in Richtung Cuba zu motoren, um bei einer Verschlechterung des Wetters in den Buchten von Cuba Schutz zu suchen. Wir kommen nur langsam voran. In den ersten 24 Stunden schaffen wir nur 72 sm durch das Wasser aber 117 sm über Grund. Jytte hat sich schon früh verabschiedet, und ich sitze nachts im Cockpit. Die Eieruhr klingelt im Abstand von 20 Minuten. Kein Schiff kommt in Sichtweite. Am Nachmittag des zweiten Tages, - es sind noch 35 sm bis Cabo Antonio/Cuba - haben wir genug gelitten und ändern unseren Kurs für die nächsten 100 sm nach Nord. Jetzt kommt der nach Nord setzende Strom im Yucatan Channell voll zum Tragen. Wir haben die Strömungskarte vom Channell und dem Golf in den letzten Tagen oft angeschaut und wissen nun, dass wenn der Strom uns anfängt nach Osten zu versetzen, dann bringt er uns in den Golfstrom. Auf der Strömungskarte sieht es so aus wie ein Verkehrstrennungsgebiet. Am 7. Dezember haben wir etwas Ruhe. Nach dem Fang eines kleinen drei Kilo schweren Mahi Mahi sehe ich sogar ein wenig Sonnenschein in Jyttes Gesicht, obwohl es bedeckt ist und zeitweise regnet. Aber 80 sm vor Key West geht es dann noch einmal richtig zur Sache. Jetzt haben wir entgegen den Grib Files plötzlich nach einem schweren Regenschauer einen steifen Wind aus NE mit 6 und 7 Bft. Das Ganze noch gegen den Golfstrom. Diese Art der Fortbewegung über 12 Stunden kann ich gar nicht beschreiben. Vielleicht so: bitte nicht noch einmal! Jytte sehnt jede Stunde herbei, die wir früher in Key West sind. So entscheide ich mich zu dem spärlich betonnten Southwest Channell, was eine Stunde Zeitverkürzung bedeutet. Jytte ist wieder an Deck und hilft mir, die in weiten Abständen aufgestellten Marker bei dem diesigen Wetter auszumachen.


Blick vom Leuchtturm auf Key West

Der Anker fällt am Mittag des 8. Dezembers auf der Reede vor Key West (24° 34,0'N - 081°49,8'W). Ich melde mich telefonisch bei der "Customs and Border Control". Es macht wieder Spass, in einem Land zu sein, dessen Sprache ich leidlich gut spreche. Die Formalitäten werden zügig und freundlich erledigt. Morgen müssen wir uns mit allen Papieren bei ihnen persönlich vorstellen. Jytte hat in der Zwischenzeit ein üppiges Frühstück bereitet. Da wir in den vergangenen Tagen nicht viel Essbares zu uns genommen haben, geniessen wir es umso mehr. Genauso wie die Ruhe auf dem Ankerplatz. Für Jytte (Originalton) endet hier die schlechteste Strecke in ihrer 20jährigen Segelei.

Wir stellen fest, dass Ich sieben und Jytte fünf Mal in Key West gewesen sind. Trotz des Tourismus macht es immer wieder Spass, hier zu sein. Schon alleine wegen der vielen One- and Two Man Bands. Hier sind sogar die Jungs, die auf der Strasse vor dem offenen Guitarrenkasten stehen (für das Kleingeld, das die Zuhörer dort hinein werfen) besser, als ihre Kollegen in den vielen Pubs. An erster Stelle steht bei den Touristen das "Sloppy Joe´s", wo angeblich Ernest Hemingway seine Drinks zu sich nahm. Aber wir wissen natürlich, dass seine Stamm-Bar bei "Captain Tony`s" stand. Dann ist da noch unser Lieblings-Pub "The Bull".


"The Bull" in Key_West

Gute Musiker und entsprechend gute Stimmung beim `Sing Along`. Zum Sonnenuntergang sind wir natürlich auf dem Sunset Strip. Das ist der Platz der Gaukler, Jongleure, Wahrsager, Tierdresseure und Musiker. Zu den Tönen eines Dudelsackes sehen wir die Sonne hinter den unter vollen Segeln manövrierenden Schoonern untergehen. Tagsüber bummeln wir die Duval Street entlang. Wenn aber dann die Paxe der Cruise Ships die Stadt der Wrecker erobert haben, ziehen wir uns in die Nebenstrassen zurück. Hier geniessen wir den Anblick der vielen hübschen Südstaaten-Häuser. Oder wir machen den langen Spaziergang zum Haus von Hemingway und dem gegenübersteheden alten Leuchtturm mit dem angrenzenden kleinen Museum. Die über 80 Stufen zur Plattform des Leuchtturmes zu ersteigen lohnt sich immer wieder. Hier hat man den Blick über die Wasserflächen, auf denen in den Jahrhunderten in guten Jahren bis zu 500 Segelschiffe strandeten und von den Einwohnern von Key West geplündert wurden.


Sunset Strip in Key West


Schooner vor dem Sunset Strip in Key West

Im Durchschnitt rundeten 300 Segler pro Tag "The most southern point of the States". Durch das lange währende erfolgreiche Wrecking und die expandierende Zigarrenindustrie entwickelte sich Key West 1890 zur grössten Stadt Floridas und einer der rechsten Städte der Vereinigten Staaten. Heute ist Key West das Mekka für Touristen und der Treffpunkt von Exzentrikern, Künstlern und Homosexuellen. Key West unterscheidet sich seit eh und jeh von dem Rest der USA.


Weihnacht in Key West

Vier Tage Erholung in Key West sind ausreichend. Wieder haben wir starken Ostwind in Aussicht. Aber wir können ja jeder Zeit zurücksegeln. Narürlich müssen wir bei dieser Windrichtung aufkreuzen. Bei Tagesanbruch geht der Anker auf. Die Strömung, die zwischen den Keys aus Norden kommend fächerförmig in den Hawk Channell einfliesst, bestimmt unsere Kreuzschläge. Am Nachmittag können wir die 45° über Grund zum wahren Wind nicht mehr segeln. Es werden nun 50° bis 55°. Nach 30 sm Kreuzen, also immer hoch am Wind, suchen wir hinter dem kleinen Key Lois (24°36,7`N-081°28,8`W) Schutz. Ein ruhiger Ankerplatz. Am nächsten Tag sorgt die Kaltfront für die gleiche Wettervoraussetzung. Wir versuchen einige Meilen in Richtung Ft. Lauderdale gut zu machen. Nachdem wir die Abdeckung der Insel verlassen haben müssen wir gegen 6 Bft und einer kurzen unangenehmen See aufkreuzen. Nach vier sm geben wir auf, drehen um und machen uns einen gemütlichen Tag hinter dem Key Lois.

Am nächsten Morgen weht der Wind nicht mehr so stark. Wir müssen weiterhin aufkreuzen. Jytte steht - wie immer - am Rad und ärgert sich über die vielen Bojen, die die Lage der Lobsterkörbe markieren. Plötzlich verliert die FREYA an Geschwindigkeit. Ein Zeichen, dass wir eine Boje übersehen haben. Sofort wird eine Wende eingeleitet. Wir sind froh, frei von unserem Anhängsel zu sein. Unser Tagesziel ist Marathon (24°41,8`N-081°07,1`W).

Unsere weiteren Ziele sind Lower Matacumba Harbor (24°41,8`N-081°07,1`W) und Rodriguez Key (25°02,7`N-080°27,7`W). Dieser Ankerplatz ist gegen östliche Winde ungeschützt. Die Wettervorhersage für den nächsten Tag kündigt starke Ostwinde an. In dem nahegelegenen Tavernier Hb (25°01,1`N-080°30,4`W), kennen wir dänische Segler, die dort ihre Yacht und ihr Haus haben. Sie sorgen dafür, dass wir bei Dennis, dem Besitzer von 10 Liegeplätzen, einen Slip für die kommenden drei Tage bekommen. Dennis bemüht sich sehr, uns den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen.


MV African Queen

Zum Sonnenuntergang blasen wir Drei auf Conchs. Bei gegrillten Seezungenfilets, Maiskolben, gedünsteten Zwiebeln und drei Flaschen Rotwein erzählt uns Dennis, dass er mit zwei Freunden die "African Queen" gekauft hat, die sich in Key Largo in einem schlechten Zustand befindet und dort von ihnen restauriert wird. Nach dem Abendessen sehen wir zusammen den Spielfilm von 1951 mit Humphrey Bogart und Katharine Hepburn. Am nächsten Tag zeigt er uns stolz die "African Queen". Wir sehen, wie seine Freunde neue Stahlplatten in den Rumpf einschweissen. Es ist ein tolles Projekt, diese kleine Dampfbarkasse wieder auf Vordermann zu bringen. Wenn im Februar die Touristensaison beginnt soll das Schiff zum Charterbetrieb einsatzbereit sein.

Die letzten 53 sm bis Ft. Lauderdale verlangen uns viel ab. Ich habe nicht vermutet, dass wir schon unmittelbar neben dem Hawk Channell im Golfstrom mit bis zu 3 kn nach Norden geschoben werden. Das bedeutet, wir werden schon gegen Mitternacht in die Einfahrt zum Port Everglades einfahren. Da es im Hafen und Umgebung keine Ankermöglichkeiten gibt, lassen wir die FREYA bis zum Morgengrauen treiben. Der Wind und die Strömung bauen eine fürchterliche See auf. Wir können uns in der FREYA nicht mehr aufrecht halten. Ich sitze im Cockpit, Jytte liegt in der Koje. Es herrscht ein reger Schiffsverkehr, der mir noch nicht einmal die 20 Minuten Kurzschlaf erlaubt. Wir sind froh, endlich in den Intra Coastal Waterway einlaufen zu können.


Morgenstimmung im North Lake Hollywood Florida

Noch zwei Hebebrücken bis zum North Lake Hollywood/Florida (26°00,9`N-080°07,1`W), und unser Ziel für den ersten Reiseabschnitt ist erreicht.

Für uns war das Segeln in den letzten drei Monaten von Curacao nach Florida zum Teil sehr unangenehm. Doch wer diese Strecke im November/Dezember segelt, muss darauf gefasst sein, Wir haben jedoch so entschieden und waren auf Unannehmlichkeiten vorbereitet. Ich kann sagen: auf dieser Seereise fehlte nicht das Salz in der Suppe.

Es güssen Euch ganz herzlich

Jytte und Peter von der “FREYA“
(Quelle: mail vom Di., 03.01.2012 04:23 Uhr)

01.12.2011 Isla Mujeres - 21° 16,2`N - 086° 45,1`W,
Liebe Gildeschwestern,
liebe Gildebrueder,
wir sitzen im Bus nach Cartagena. Das vollklimatisierte Fahrzeug ist gut ausgestattet. Toilette an Bord. In der ersten Reihe können wir Filme geniessen. Wenn doch nur unser Spanisch besser wäre! Doch was ist das? Gleich nach der Abfahrt vom Terminal hängt der Beifahrer an der offenen Tür und schreit: "Cartagena"! Hin und wieder steigt ein Fahrgast zu. Der Berliner würde sagen:" na kiek ma, det isn Lumpensammler". Wir haben uns schon gewundert, dass die Fahrzeit 4-5 Stunden für 200 km dauern soll. Nun wissen wir es, legen uns in die verstellbaren Sitzen zurück und lassen die zum Teil trostlose Landschaft an uns vorüberziehen.


Abends in der Altstadt Cartagena

In Cartagena angekommen läuft uns wie zufällig Ismael über den Weg und bringt uns zu einem kleinen, in der Altstadt gelegenen, preiswerten Hotel. Noch ein kurzer Spaziergang im Dunkeln lässt die Schönheit dieser Stadt erahnen.

Am nächsten Tag lernen wir genauso zufällig Pedro kennen. Er wird von uns zum Guide erklärt. Er weiß viel über die Geschichte von Cartagena und zeigt uns alles Sehenswerte seiner Stadt. Er spricht ein gutes Englisch. Wir besichtigen das maritime Museeum, sehen schöne Häuser, Kirchen und Kathedralen in der Altstadt. Bekannte Piraten wie Sir Francis Drake, Robert Baal, Sir Bernhard Desjean und Baron de Points eroberten die Stadt. Nach der Einnahme von Cartagena 1585 durch Drake wurde mit dem Bau der Mauer um die Stadt begonnen. Pedro zeigt uns Häuser in denen die Piraten (Privateer der englischen- oder französischen Krone) als "ehrwürdige Bürger" von Cartagena wohnten. Wir haben in der Altstadt viel Spass mit unserem Guide. Von der alten Stadt wird behautet, dass sie die schönste Stadt Südamerikas sei, in der sich die Touristen permanent auf die Füsse treten. Aber wir beklagen uns nicht. Auch wenn wir in Yachten reisen, sind wir trotzdem Touristen, wie die fast einhundert Prozent der Menschen, denen wir in der Altstadt von Cartagena begegnen.

Am zweiten Tag unseres Aufenthaltes benutzen wir den "Hop on, hop off Bus". Eine gute Einrichtung. Wir steigen an dem Castllo de San Felipe aus.


Castillo de San Filipe Cartagena

Der Bau der Festung wurde während der Spanischen Kolonisation im Jahr 1536 begonnen. Er sollte Cartagena vor dem Angriff englischer- und französischer Truppen schützen, Erst 1763 nach der Vollendung der sechsten Schanze war die Festung uneinnehmbar geworden. Castillo de San Felipe wird als die beste Festung spanischer Militärarchitektur bezeichnet.

Die weitere Rundfahrt durch Cartagena hätten wir uns sparen können. Auf der im Norden befindlichen Halbinsel stehen viele Hochhäuser. Am späten Nachmittsg gehen wir in den Club Nautico - eine heruntergekommene Marina. Hier treffen wir einige Looser der Fahrtensegler. Wir sind froh, dass wir hier nicht mit der FREYA erschienen sind. Jytte und ich stimmen darin überein, dass unser Landausflug ein herausragendes Erlebnis dieses Reiseabschnittes ist.

In Kolumbien dürfen die Yachties nicht selbst ein- und ausklarieren. Das übernimmt für 90 US$ der Agent Dino. Er will heute früh um 0900 die Pässe und das Zarpe (Ausklarierungsdokument) zur FREYA bringen. Doch er kommt erst 5 Stunden später. Als wir endlich um 1430 die Leinen loswerfen wollen lassen die schwarzen Wolken einmal mehr einen tropischen Regen auf uns niederprasseln.


Kuppel der Kathedrale Cartagena

Wir verkriechen uns in die FREYA. Als es dunkel wird haben wir keine Lust mehr abzulegen.

Unseren Plan nach Costa Rica zu segeln und die nördlich angrenzenden Staaten zu besuchen wird von meinem First Mate plötzlich abgelehnt. Jytte will nach Jamaica. Ein Fehler meinerseits, denn ich habe ihr so viel Positives über Port Antonio erzählt, dass sie es nun auch sehen möchte. Und einer so tollen Mitseglerin kann ich den Wunsch nicht versagen. Um 0500 klingelt der Wecker. Kurze Zeit später machen wir uns auf die vor uns liegende Strecke von 480 sm. Es dauert nicht lange, und ein "Zwei-Tages-Mahi-Mahi" (an den 3,5 kg werden wir voraussichtlich zwei Tage essen) ist an der Angel. Doch die hohe Dünung und kein Wind bringen Jytte in den Zustand der Appetitlosigkeit. Auf der Wetterkarte konnten wir sehen, dass wir erst in der Entfernung von 100sm brauchbaren Wind - der Passat - zum Segeln erreichen werden. Aber es werden sogar 144sm. Selbst bei schwachem Wind läuft die FREYA hervorragend. Doch bei dieser Dünung schlagen die Segel unbarmherzig. Das geht nicht nur auf die Nerven, mehr noch auf das Material. In der Nacht überfallen uns Regen- und Gewitterfronten. 24 Stunden lautes Motorengeklapper - dann sind die Wolken verschwunden. Ein klarer Sternenhimmel tut sich auf und ein optimaler Wind von 4-5 Bft aus E setzt ein. Segel hoch, volle Garderobe bis zum nächsten Squarrel. Dann streichen wir das Grosssegel. Jytte mag es nicht wenn ich in der Nacht auf dem Vorschiff herumturne. Was sein muss muss sein, natürlich alles mit dem eingehakten Belt. Nun geht es mit der Genua und dem Besan durch die Nacht. Wellen steigen ins Cockpit ein. Jytte ist grimmig. Sie muss zweimal die komplette Kleidung wechseln. Mir macht das wenig aus. Mit Badehose und dünnem Hemd - ich mag den Lifebelt nicht auf nackter Haut tragen - ist selbst das Salzwasser schnell getrocknet.

Am Morgen haben wir wieder einen Todeskandidat an Bord. Ein kleiner Vogel mit gelbem Bauch lässt sich ermattet auf der FREYA nieder. Er ist schon in dem Stadium, dass er sich im Cockpit in dunkle Ecken verkriechen will. Mit Zuckerwasser versuchen wir, ihn am Leben zu erhalten. Er fliegt nach diesem Kalorienschub sofort Runden um unsere Yacht. Von der vierten Runde kommt er nicht mehr zurück. Es ist für uns immer wieder bedauerlich, ansehen zu müssen wie so ein kleiner Vogel chancenlos der Natur ausgesetzt ist.

Der Passat bringt uns mit guten Etmalen nach Port Antonio (18°11,5`N- 076°26,21`W). Wir haben noch nicht alle Leinen in der Errol Flynn Marina belegt, da erscheinen auch schon die Custom- und Immigration-Offiziere am Steg.


Errol Flynn Marina Port Antonio

Das Einklarieren ist schnell erledigt. Nun können wir die schöne Lage der Marina in der Bucht von Port Antonio mit Blick auf die Blue Mountains geniessen. Die Marina verfügt über alle Annehmlichkeiten, die man kaum erwartet hat. Saubere Duschen, Waschmaschinen, Swimming Pool mit Bar und kleinem Imbiss, ein angrenzendes Resort mit Bar-Restaurant und ein kleiner herrlichen Strand. Der 5 Minuten Fussweg entfernte Ort bietet alles. Einen täglich geöffneten Markt für Obst, Gemüse und Fisch in den schmalen Gassen, Restaurants, Banken und Süpermärkte. Port Antonio ist der Ort in Jamaica mit der geringsten Kriminalität. Hier erleben wir den typischen Flair der Karibik. Aus allen Ecken hören wir die alten Bob Marley Songs, und viele der Passanten, die uns begegnen, singen sie mit.

Die acht Tage in der Marina vergehen schnell. Wir lernen nette Leute kennen: Edward und Marta aus California (er ist Captain bei der US-Airline und lebt seit neun Jahren auf seiner Pacific Seacraft 31), Gerd und Ingrid von der "Lazy Lady", einer Janneau 54. Ich helfe ihnen erfolgreich mit der Beseitigung der Probleme an ihrem Motor. Endlich einmal richtige Segler! Sie sind keine Menschen, die ihre Yacht als schwimmendes stationäres Wohnhaus nutzen.

In Jamaica ist Langusten-Zeit. Für wenig Geld bekommen wir die Tiere in der Marina und auf den Strassen angeboten. Normalerweise fangen wir sie selbst. Doch wir können nicht bis zu den Florida Keys warten. Zwei Abende erfreuen wir uns an ihrem köstlichen Geschmack.

Am 9. September beschliessen wir nach Montego Bay zu segeln. Die knapp 100 sm wollen wir nicht in einem Stück zurücklegen. Heute haben wir wieder Glück beim Angeln. Ein "Fünf-Tages-Mahi-Mahi" von 8 kg kommt mit Hilfe der Gaff an Bord.


Der 5 Tages Mahi-Mahi

Als die Sonne untergeht liegt die Discovery Bay (18°28,4`N-077°24,4`W ) querab. In der Beleuchtung des Deckstrahlers fällt der Anker. Als die Sonne aufgeht sehen wir die Industrie die uns umgibt. Hier wird Bauxit abgebaut. Die Einrichtungen dazu sind nicht gerade malerisch. Das war auch von uns nicht anders erwartet.

Schnell geht der Anker auf. Es sind nur noch 35 sm bis zur Montego Bay, die wir gegen 1400 erreichen. In der Marina liegt man ungewohnt mit dem Bug an einer Mooring und mit Heckleinen am Steg. Problemlos kommen wir bis auf fünf Meter zum Steg. Die Mooringleine ist leider nicht länger. Einen Festmacher vom Heckkorb lösen, nach vorne tragen und anstecken. Das macht Jytte in kurzer Zeit, während ich so lange die FREYA an dem Nachbarschiff festhalte. Wir liegen hier gut. Die "Lazy Lady" hat drei Slips weiter festgemacht. Gerd und Ingrid haben keine Probleme mehr mit ihrem Motor. Die ganze Familie ist bei ihnen an Bord. Fünf Personen, wovon das Enkelkind den meissten Krach bei dem gemeinsamen Abendessen im Marina Restaurant macht. Sie wollen morgen wieder zurück nach Port Antonio. Schade, so trennen sich unsere Wege nach dem Motte: "man sieht sich ja immer ein zweites Mal im Leben".

An dem einen Tag, an dem wir uns in Montego Bay aufhalten, wollen wir drei Dinge unternehmen. Wir fahren mit dem Taxi zum Hip Strip. Eine Strasse am Wasser gelegen mit vielen Läden und Restaurants für Touristen. Wir bummeln den gesamten Strip auf und ab. Es ist früh und keine Saison. Wir begegnen kaum Menschen obwohl die Läden geöffnet sind. Danach fahren wir zum Rose Hall Great House. Das ist eine im Ende des 18. Jahrh. gebaute geschichtsträchtige Mansion. Hier bewirtschaftete der Engländer John Palmer eine Zuckerrohrplantage mit über 2.000 Sklaven. Dann tauchte 1821 die nur 1.30 m grosse, 18jährige Annie auf, und das Morden nahm kein Ende. In zehn Jahren beseitigte sie mit Hilfe ihres Geliebten, einem Sklaven, drei ihrer Ehemänner und etliche Mitwisser. Der erste war John Palmer. Nach der Beseitigung des dritten Ehemannes wurde sie von ihrem eifersüchtigen Geliebten getötet. Der neue Plantagenaufseher, der zu dieser Zeit in Annie verliebt war, mordete dann wiederum den Sklaven. Diese ganze Moritat endete mit der Aufhebung der Sklaverei. Bei der Führung durch das Gebäude hören wir vom Guide noch gar schreckliche Details.


In diesem Bett starb John Palmer

Noch heute spukt Annie - die "Weisse Hexe" - nächtens durch die Gemächer. Das herrliche Anwesen war danach dem Verfall preisgegeben. Die Seitenflügel des Hauses wurden nicht mehr restauriert. Der Industrielle Amerikaner, John Rollins, erwarb die Ruine 1970 und versetzte Rose Hall in den jetzigen guten Zustand. Johnny Cash, ein Freund von John Rollins, schrieb einen Song über Rose Hall und die White Whitch: " The Ballad of Annie Palmer".


Rose Hall Great Hause Jamaica

Ein Besuch des Arts and Craft Market von Montego Bay schließt sich an. Wir erstehen zwei nette Hemden für meine Enkelkinder. Mehr hat der Markt auch nicht zu bieten.

Wieder an Bord der FREYA bereiten wir uns auf die Abreise vor. 220sm sind bei dem herrschenden Wind keine gute Entfernung. Segeln wir morgens los kommen wir am nächsten Abend nicht bei Tageslicht in dem flachen unbetonnten North Sound auf Gran Cayman an. Wir entscheiden uns für heute Abend. 15-20 kn Wind bringt uns ein wenig zu früh an unser Ziel.


FREYA auf der Baustelle Barcadera Marine North Sound Gran Cayman

Wir lassen die letzten Meilen die FREYA vor Top und Takel treiben. Mit dem ersten Licht segeln wir durch das Riff und über den North Sound zur Barcadera Marine. Im Flyer als Super Marina beschrieben mit Swimming Pool, Bars und Restaurants liegen wir plötzlich in einer Baustelle. Wir klarieren hier ein, legen uns in einen Slip und schlafen erst einmal ausgiebig. Am Morgen weckt uns Edward. Er liegt mit seiner "KETEVARA" in der Governers Bay. Eine sichere Bucht, doch weit entfernt von George Town. Das Anmieten eines Autos oder Motorrollers ist notwendig. Edward hat schon eine lange Zeit auf der Insel verbracht. Schade, dass er in den kommenden drei Wochen arbeiten muss. Er wäre ein guter Guide gewesen.

Wir beschliessen, den North Sound sofort zu verlassen und auf der Reede vor George Town (19°17,7´N-081°23,5`W) zu ankern. Die Managerin der Barcadera Marina verlangt 150 US$ für die Übernachtung auf der Baustelle. Aber Edward hat uns darüber informiert, dass es zwei unterschiedliche Bezahlungsarten gibt. Mit Kreditkarte oder Barzahlung. Nach unserem energischen Einwand kostet es nur noch 110 US$. Immer noch eine Unverschämtheit.

Auf der Reede liegen bereits fünf Kreuzfahrtschiffe vor Anker. Dicht unter Land sehen wir orangefarbene Mooringbojen.


Reede George Town Gran Cayman

Die gehören der Einklarierungsbehörde. Ein Anruf über VHF und wir können die FREYA an eine der Bojen legen. "Is free and as long as you want", lautet die Antwort vom Hafenmeister, nahe am Restaurant "Lobster Pot", das von Östereichern geführt wird. Hier liegt die Nummer 4. Also nichts wie ran. Das sehr gemütliche Restaurant wurde uns von dem philippinischen Hafenmeister Peter der Barcadera Marine empfohlen. Sein Freund ist dort der deutsche Chefkoch Tobi. Er ist ein leidenschaftlicher Angler und deshalb hierher gekommen. Für uns ist er ein Koch der gehobenen Klasse. Peter kommt oft und hilft uns bei Kleinigkeiten. So bleibt unser neuer Aussenborder nach 200m stehen. Er ist erst ca 5 Stunden gelaufen. Wir haben ihn in den letzten drei Monaten nicht benutzt. Am Strand vom "Lobster Pot" helfen uns die dort liegenden Fischer mit ihren Werkzeugen bei der Fehlersuche. Plötzlich erscheint Peter auf der Bildfläche. Der Motor verschwindet im Kofferraum seines Autos, ab zum Yamaha Dealer, keine Zeit. Peter hat einen Freund, der sich mit Aussenbordern auskennt. Der Vergaser war voll Wasser. Am Abend können wir wieder motorgetrieben zur FREYA tuckern. Dort untersuche ich unseren externen Benzintank, der immer auf dem achteren Deck festgelascht ist. Eine kleine Plastikflasche wird gefüllt und Sekunden später sehen wir viel Wasser am Boden. Weitere Untersuchungen ergeben, dass Risse am vertieften Einfüllstutzen sind. Durch den wechselnden Druck im Tank saugt er das Regenwasser hinein. Der Tank ist noch fast voll. Aber den Fischern am Strand macht das nichts aus, obwohl wir ihnen alles erklären. "Lass man da stehen, wird sich schon jemand finden der ihn gebrauchen kann".

Die ganze Woche feiert Gearge Town die alljährliche "Pirat Week". Viel Trubel in der kleinen Stadt! Wenn man sich vorstellt, dass bis zu sechs Cruise Ships hier auf Reede liegen, jedes ca. 2.000 Passagiere an Land setzt, die Insel etwas über 30.000 Einwohner hat.....lieber nicht. Gegen Abend ist der Spuk vorbei. Die unzähligen Juwelier-, Uhren und Souvenirläden sind geschlossen. Von nun an gehört uns die Stadt.


Pirat Week George Town Gran Cayman

Auch diese Woche vergeht schnell. Wir wollen nicht direkt nach Florida segeln. Bis Ende Dezember haben wir noch genug Zeit, wieder einmal das Flair Mexicos zu erleben. Bei selten guten Bedingungen segeln wir zur Isla Mujeres (21°16,2`N-086°45,1`W). Ein starker NE ermöglicht es, uns zum Teil nur mit Genua und Besan in den ersten 24 Stunden 171sm zu loggen. So geht es weiter. 24sm vor der Isla Mujeres lässt der Landeinfluss kein Segeln mehr zu. So müssen wir leider den Rest der Reise unter Motor zurücklegen. Aber in 50 Stunden 344sm zu bewältigen, das kommt auf der FREYA nicht oft vor. Wir legen uns vor dem kleinen touristischen Ort der Insel vor Anker.

Etwas unausgeschlafen begeben wir uns sofort zur Capitaneria. Was dann folgt, das habe ich noch nicht erlebt. Alles spielt sich im Umkreis von 500 m ab. Die Capitaneria ist die Leitzentrale für die nun folgende Bürokratie: erst einmal zur Gesundheitsbehörde. Dort erfahren wir, dass wir folgende Unterlagen bringen müssen: jeweils vier Kopien von Crewlisten, Ausklarierungspapiere von Gran Cayman und den Gesundheitsnachweis über Jytte und mich, den der Beamte ausfüllt. Wir gehen in einen Internetladen, der einen Kopierer hat. Zurück zur Gesundheitsbehörde. Eine nicht endende Stempelei folgt. Mit einem Papier gehen wir zur Bank um die Gebühren zu zahlen. Der Angestellte benötigt dazu eine halbe Stunde, die Bank ist leer, wir die einzigen Kunden. Zurück zur Gesundheitsbehörde. Dann endlich zur Immigration. Vier Kopien von den Pässen werden verlangt. Jytte füllt die Anträge aus, ich hole erneut Kopien. Dann wieder zur Bank um die Gebühren einzuzahlen. Dieses Mal geht es in 10 Minuten. Endlich werden die Pässe gestempelt. In der Capitaneria wartet eine extrem korpulente Beamtin auf uns.


So laesst sich die Hitze auf Jamaica ertragen

Sie will auf die FREYA um die Lebensmittel zu kontrollieren. Ich erkläre ohne spanische Sprachkenntnismit die Grösse des Beibootes- 2,40m lang-, dass unser Freibord sehr hoch ist, und wir keine Leiter für sie haben. Alle vier Beamten im Raum haben viel zu lachen. Ich muss ihr nun über das an Bord befindliche Obst und Gemüse Auskunft geben. Bei den Worten Patatas und Cebollas, Worte die ich kenne - natürlich kenne ich auch das Wort Cerveza - atmet sie tief durch und will auch nichts mehr hören. Von dem Ausflug zur FREYA nimmt sie nun Abstand. In der Zwischenzeit hat der Beamte vier gleich hohe Berge von Papier gelocht, gestempelt und zusammengeheftet. Nun noch zu den Customs? Nein, das wird morgen erledigt. Sie kommen um 1100 mit der Fähre aus Cancun. Noch ein Bier in der Cantina, und der Tag ist gelaufen.

Jetzt warten wir auf das richtige Wetter für die Fahrt nach Florida. Es ist keine einfache Angelegenheit mit dem Golfstrom und mit dem meist herrschenden Wind aus E nach E zu segeln. Die 350 sm nach Key West sollen nach den Cruising Guides fürchterlich sein. Es gibt die Möglichkeit, in zwei kubanischen Marinas anzulegen. Aber dann müssen wir noch einen Stopp auf den Bahamas machen bevor wir in die USA einreisen können.

Es güssen Euch ganz herzlich

Jytte und Peter von der “FREYA“
(Quelle: mail vom Mi., 30.11.2011 19:02 Uhr)

14.06.2011 Willemstad/Curacao,
Liebe Gildeschwestern,
liebe Gildebrueder,
es war schön einmal wieder eine längere Zeit zu Hause gewesen zu sein. Leider war in dieser Zeit keine Veranstaltung der Schiffergilde auf der wir uns hätten treffen können. Wir beabsichtigen im Januar für einen Monat in Berlin zu sein. In dieser " segellosen " Zeit finden wir dann bestimmt eine Möglichkeit uns zu sehen.

Seit dem 02.10. sind wir wieder auf der FREYA. Wir hatten sie für zwei Monate in der Curacao Marine (12°06,3'N - 068°56,2'W) an Land gestellt. Es dauert dann doch noch eine gute Woche bis die FREYA fertig zum Auslaufen ist.


Willemstad Pontonbruecke öffnet

Wir verlassen Willemstad am Abend, um bei dem herrschenden, leichten Wind die 62 sm entfernte Bucuti Marine/Aruba (12°31,1`N-070°02,3`W ) auf jeden Fall bei Tageslicht zu erreichen. Die Bucht hat keine Betonnung, trübes Wasser und Sandbänke. Mit zum Teil nur 30cm unter dem Kiel finden wir einen guten Ankerplatz. Wir gehen nicht an Land sondern genießen einfach nur wieder an Bord zu sein. Am nächsten Tag verholen wir uns in die Renaissance Marine die zentral in Orangestad gelegen ist. Eine nette Marina. Sie ist nur einem unangenehmen Schwell ausgesetzt. Zur Stadt ist nicht viel zu sagen. Alles sehr amerikanisch. Am Strand große Hotelanlagen. Hier lebt man ausschließlich vom Tourismus. Für uns ein Grund nur drei Tage zu verweilen.


Monument Don Rodrigo de Bastidas

Der Wetterbericht für die Fahrt nach Santa Marta/Kolumbien ist nicht optimal. Die ersten zwei Tage leichte Winde aus östlicher Richtung. Also nichts wie los. Nachdem wir die Landabdeckung von Aruba verlassen haben ziehen wir den Spi. Gegen Mittag bilden sich hinter uns schwere dunkle Wolken, in einer geschätzten Höhe von 800m. Plötzlich wabert aus einer der Wolken ein dünner langer Rüssel. Von der Meeresoberfläche beginnt das Wasser zu dem Rüssel aufzusteigen. Dieses Schauspiel dauert eine viertel Stunde.


Haus an der Plaza de Catedral

Während sich der Rüssel zurückbildet, beginnt das gleiche Schauspiel an einer anderen Wolke. In dieser Zeit stehen wir immer auf Sprung den Spi zu bergen. Aber das Wetter holt uns nicht ein. Es bleibt in der Nähe von Aruba. Auch gut so. Leider war ich mit meinem CamCorder beschäftigt und habe vergessen ein Foto zu machen.

Bei 2-3Bft Wind läuft die FREYA mit Gross, Besan und Spi konstant fünf Knoten. Bei Einbruch der Nacht muss ich auf Wunsch meines First Mate den Spi streichen. Mit ausgebaumter Genua und den nun wehenden 3Bft sind wir nicht langsamer.


FREYA unter Spi

Am nächsten Tag passieren wir Cabo de la Vela (12°14,6'N - 072°12,6'W) haben kurzfristig Wind aus NNE bis N. Alles noch gut für uns. Aber in der zweiten Nacht, nach einem heftigen Regenschauer, müssen wir den Motor starten. Kein Wind, aber starker Schwell und Strom gegen uns macht die Fahrt nicht zum Vergnügen. Am Nachmittag liegt die Ensenada Nengurange recht voraus. Obwohl sie nur 12sm von Santa Maria entfernt liegt ankern wir an der Playa Bravo. Den starken Wind der letzten Stunden ist nicht mehr zu fühlen, und das in den letzten 12 Stunden zu hörende Motorengeräusch ist verstummt. Wir schwimmen in glasklarem Wasser.

Bei anhaltendem SW und dem Strom aus dieser Richtung bolzen wir die kurze Streck zur Santa Marta Marina ( 11°14,5`N-074°13,1W ). Ein neu erbauter großer Yachthafen. Von den vielen zur Verfügung stehenden Slips sind höchsten 20% genutzt. Hier liegen wir etwas unruhig. Der starke Schwell ist noch am Liegeplatz zu spüren. Das Personal ist sehr freundlich, die Liegekosten sind unerwartet niedrig und die sanitären Einrichtungen sind makellos.

In den folgenden Tagen erkunden wir Santa Marta. Eine typische südamerikanischer Stadt. Viele Monumente auf den herrlichen schattigen Plazas und Bauwerke aus der Zeit der spanischen Herrschaft (1502 Kolumbus - 1810 Unabhängigkeit). Überall sehen wir Polizei und Militär auf den Strassen. Es scheint uns als wenn die Regierung den Drogenhandel mit der entsprechenden Kriminalität in den Griff bekommen hat. Wir fühlen uns hier sehr sicher. Wo noch vor zwei Jahren die Yachties die kolumbianische Küste gemieden haben treffen wir heute Segler aus aller Welt. Sie alle wollen das Land mit der spanischen Kultur und der herausragenden Architektur erleben. Wir werden mit dem Bus nach Cartagena fahren. Dort sollen wir den absolute Höhepunkt kolumbianischer Geschichte erleben.

Leider ist das Wetter noch nicht stabil. Im Augenblick sind zwei Tropical Depressions im karibischen Raum sehr aktiv. Wir werden wohl noch einige Zeit warten müsse bevor wir bedenkenlos unsere Reise fortsetzen können. Unser Kurs wird NW sein. Mehr haben erst einmal nicht entschieden. Viel hängt noch von der Wettersituation ab. Wir werden Euch darüber informieren.

Es güssen Euch ganz herzlich

Jytte und Peter von der “FREYA“
(Quelle: mail vom 24.10.2011, 20:34 Uhr)

14.06.2011 Willemstad/Curacao,
Liebe Gildeschwestern,
liebe Gildebrueder,
drei Wochen halten wir uns in Grenada auf und machen Touren über die sehenswerte Insel. In St. John besichtigen wir das Dougalston Estate-eine Plantage in der Kakao angebaut, geerntet, fermentiert, getrocknet und zum Teil zu Schokolade verarbeitet wird. Wir besuchen eine Destillerie, die noch nach Altväterart den Rum brennt, d.h. mit einem Wasserrad werden die Walzen zum Pressen des Zuckerrohres angetrieben. Die Insel ist auch für den Anbau von Muskatnüssen bekannt. Diesen landwirtschaftlichem Betrieb besuchen wir bevor wir uns zu den herrlichen Wasserfällen der Insel begeben. Hier lasse ich mich zu mehreren “Flachköppern“ hinreissen. In den vier Buchten und Marinas westlich von St. Georges bildet sich in der Hurrikanzeit eine Seglergemeinschaft. Um 0730 geht man an das VHF- Gerät und erfährt zum Beispiel in einer halben Stunde alles über das Wetter, die Aktivitäten des Tages, wo Parties stattfinden, Filme gezeigt werden, wer was aus seiner Bilge zu verkaufen hat, wo man am billigsten Bier ersteht und wann der Bus zur Shopping-Tour abfährt. Die meisten Segler liegen hier für mindestens ein halbes Jahr. Eine Art des “Nicht-Segelns“, die uns völlig fremd ist.

Wir bringen die FREYA auf Hochglanz. Eine neue Toilette wird eingebaut, und alle nicht funktionierenden Teile werden von uns repariert. Bei einigen Aktivitäten der Sailing Community machen wir mit. Doch das langweilt mich schon nach einer Woche. Ich bin froh als ich beaobachte, wie ein Vogelpärchen auf der Radom-Halterrung ein Nest zu bauen beginnt. Nun müssen wir aber los. Unser Ziel ist eigentlich Trinidad. Wir hören nichts Gutes über die Insel. Hohe Kriminalität einerseits und die miesen Wetterbedingungen andererseits. In den Sommermonaten ist Regenzeit mit hoher Luftfeuchtigkeit. Wenn wir unsere Yacht für eine längere Zeit verlassen wollem müssem wir einen Luftentfeuchter mieten. Dazu brauchen wir einen zuverlässigen Mann, der im Störungsfall weiss was zu tun ist. Wie uns von Seglern gesagt wird besteht die grosse Gefahr seine Yacht nach längerer Abwesentheit im Inneren völlig verschimmelt vorzufinden. Da gibt es ja noch Curacao. Trockene Sommermonate, wenig Kriminalität und gute Marinas. Wir ändern unseren Plan und beschliessen, dorthin zu segeln. Das bedeutet aber in Nähe der venezuelanischen Küste zu segeln. Und da soll es ja von Piraten wimmeln. Deshalb schliessen wir uns einer Gruppe von drei Seglern an.

Am 27.06.11 verlasssen wir Grenada. Tagsüber motorsegeln die langsamen Yachten, die ARITA ( 54 Jahre alte John Alden Ketsch ) und die Katamarane EQUINOX und MEERCAT.


ARITA und EQUINOX

Die Kats können bei dem Vorwind-Kurs natürlich keine schnelle Fahrt machen. Wir setzen den Genaker und später den Spi. Aber nur für kurze Zeit. Dann müssen wir uns einbremsen.


Da kommt Freude auf

Mitgefangen ist Mitgehangen sagen wir uns. So segeln wir - ohne einen Piraten gesehen zu haben - bei guten Bedingungen, langsam zu den Los Roques, Inseln im Nationalpark von Venezuela. Der Anker fällt in einer Lagune östlich der Insel Franciquis (11°58.0`N - 066°37.8`W).


Ankern Isla Francisquis / Los Roques

Wir klarieren in Venezuela nicht ein. Es gibt dafür keine Regelung auf die wir uns verlassen können. Yachties berichten, dass ihre Pässe zum Einklarieren nach Caracas geschickt wurden und sie zwei Wochen auf ihre Rückkehr warten mussten. Zwei Ruhetage in türkisfarbenem, klaren Wasser. Wir lernen ein nettes venezuelanisches Paar kennen. Carvis und Almicar sind bezaubernd. Wir schliessen sie sofort in unsere Herzen. Sie folgen uns zu der nächsten Insel, der Isla Carenero (11°53.0`N-066° 50.5`W). Hier schnorcheln wir stundenlang in dem nahen Riff und essen bei den Fischern der Nachbarinsel Fisch vom BBQ.


Schnorcheln Isla Carenero

Obwohl wir nur drei Tage mit Carvis und Almicar verbracht haben fällt uns der Abschied schwer. Das Ablegen, segeln und das Ankommen ist unsere Leidenschaft. So müssen wir ab und zu Abschied nehmen, der immer wieder schwerfällt. Es sind nur 36 sm zu den Aves de Barlovento/Isla Sur ( 11°56.0`N - 067°27.0`W ). Hier leben die rot- und gelbfüssigen Tölpel, in Venezuela Boobies genannt. Ich setze mich auf einen Mangrovenast der nur einen Meter von einem sich putzenden rotfüssigen Tölpel entfernt ist. Wir haben keine Angst voreinander. Nach einer viertel Stunde wird es mir dann aber langweilig. Auf den Galapagos hatten die Tölpel blaue Füsse. Scheinbar hat jede Insel ihre eigene Vogelmode! Am Nachmittag bringen uns die Fischer 10 Langusten.


Boobie in den Aves de Barlovento

Sie wollen kein Geld. Hier wird getauscht. Zwei alte Flossen und Tauchbrillen wechseln den Besitzer. Die Fischer sind zufrieden und wir machen mit Laurie und Rob auf ihrer ARITA ein grosses Schlemmeressen. Am nächste Tag ankern wir noch in den Aves de Sotovento ( 12°02.5`N - 067°41.2W ). Wir fühlen uns wie in der Südsee, liegen hinter der kleinen Isla Palmeras umgeben von Riffgürteln und blicken auf einen herrlichen Sandstrand. Auch hier umkreisen Pelikane, Tölpel und Möwen unsere Yachten.


Anker auf! - Aves de Sotovento

Es besteht kein Zweifel: das war bestimmt nicht das letzte Mal dass wir in Venezuela gesegelt sind. Denn morgen verlassen wir das Land. Noch ein Stopp in Bonaire( 12°09.0`N-068°23.0`W ). Eine hübsche Insel mit dem Hauptort Kralendijk. Wir greifen uns eine Mooring nahe einer kleinen Bar am Ufer. In der ersten Nacht stört uns die laute Musik nicht sehr. Doch in der Darauffolgenden legt der DJ noch einige Dezibel dazu. Am Morgen sind wir uns einig. Nicht noch eine Nacht.

Bei dem leichten Wind fällt es uns schwer, auf die ARITA zu warten. An dem südöstlichen Kap von Curacao angekommen sind wir nicht mehr zu halten. Mit halben Wind, der auf 5 Bft zulegt, fliegt die FREYA unter Vollzeug nahezu über die glatte See in Lee von Curacao. Schnell sind wir über 9 kn, fangen noch einen Albacore Tuna ( food value excellent ) und langsam wird die ARITA kleiner.


FREYA in den Los Roques

Es ist wieder ein unvergessiches Erlebnis in Willemstad ( 12°11`N - 068°59`W ) einzulaufen - wie sich die Queen Emma Pontonbrücke mit einem Schiffsantrieb seitlich bewegt und dabei die Wasserstrasse frei gibt. Und das vor einer malerischen Kulisse aus holländischen Hausfassaden. Es ist Sonnabend der 9.7.2011 und in der Curacao Marine ist niemand über VHF ansprechbar. Keine Yacht ankert, keine Mooring ist zu sehen. So fädeln wir uns in eine freie enge Box ein. Schnell ist das Beiboot im Wasser. Eine gute Meile ist es bis zu den Immigrations und Customs. Auf sie warten wir eine Stunde. Es wird langsam dunkel als wir die Marina erreichen. Völlig durchnässt, denn der Wind und die Wellenhöhe haben gewaltig zugenommen. Das überfordert unseren 2,40 m langen Tender. Nun werden wir versuchen, einen Rigger zu finden, der das stehende Gut der FREYA überholt. Dann soll sie für zwei Monate an Land gestellt werden. In dieser Zeit wollen wir endlich einmal wieder unsere Familien und Freunde in Deutschland und Dänemark treffen. Aber wir freuen uns schon jetzt darauf, wieder am Ruder unserer schönen Yacht zu stehen - den Blick auf kommende Ziele gerichtet.


Wir trinken auf Euer Wohl!



Es güssen Euch ganz herzlich

Jytte und Peter von der “FREYA“
(Quelle: mail vom 14.07.2011, 02:08)

09.06.2011 St. George/Grenada,
Liebe Gildeschwestern,
liebe Gildebrueder,
wir hatten eine geruhsame Zeit in Florida. Am 17. Mai fliegen wir nach St. Thomas. Nach dem Zeitplan der Reederei soll die EDAMGRACHT in zwei Tagen Charlotte Amalie erreichen. Der Frachter ist pünktlich an der Mole. Wir freuen uns, unsere Master, die Zahnstochern gleichen, auszumachen. Sie wirken so zerbrechlich denn die FREYA steht neben einer weit über 25 Meter lange Ketsch. Ihre Masten sind doppelt so hoch und entsprechen ist Ihr Umfang. Es dauert einen vollen Tag, diese Yacht ins Wasser zu bringen. Da wir hinter ihr stehen kommen wir erst am Nachmittag des 22. Mai an die Reihe. Vorsichtig wird die FREYA aus dem Lagerbock gehoben. Die Crew ist sehr umsichtig. Der Kapitän und der Loadmaster haben alles im Griff. Die FREYA schwimmt neben der EDAMGRACHT. Wir verabschieden uns vom Kapitän und der Crew und steigen über die Jakobsleiter an Deck unserer Yacht. Kurze Inspektion, der Motor startet problemlos, und eine Viertelstunde später machen wir die FREYA in der Crown Bay Marina fest.


FREYA wird entladen

Bis auf einige leichte Schrammen am Rumpf und an der hölzernen Fussreling können wir keine Beschädigungen an der Yacht feststellen. Mit Politur und Teaköl behandelt sind diese kleinen Kratzer nun nicht mehr sichtbar. Wir sind mit dem Transport sehr zufrieden. Insgesamt können wir jedoch die Firma SEVENSTAR nicht weiterempfehlen. Der deutsche Agent hat einmal den Termin verkehrt angegeben. Das hat zu einer fünf wöchigen Verspätung geführt. Er hat sich dafür entschuldigt und uns 1.000 € für die uns entstandenen Hotelkosten etc. erstattet. Wie wir aber von Yachteignern später erfahren haben, bezahlten sie 9.000 € weniger als wir. Die Yacht OLIMI ist geringfügig grösser als die FREYA, und die TARITA ist ein Schwesterschiff. Unsere Kontaktaufnahme mit dem Management der Firma in Amsterdam läuft auf eine Erpressung hinaus. Wir sind nicht mehr unter Vertrag. Wenn wir nicht innerhalb von 48 Stunden den Vertrag erneuern, kommen wir nicht an Bord. Leider fährt nur ein Yachttransport dieses Jahr von NZ nach St. Thomas. Die daraufhin folgenden Mails an den deutschen Agenten bleiben unbeantwortet. Mit unseren heutigen Kenntnissen über diese Firma, können sich Segler diesbezüglich gern an uns wenden. Heute wissen wir worauf zu achten ist.

Die kommenden vier Tage machen wir die FREYA klar zum Segeln. Was wir alles vor fünf Wochen von unserer Yacht demontiert haben müssen wir wieder anbringen. Alle Geräte und die Navigationsbeleuchtung werden überprüft. Die Segel werden angeschlagen. Vier Tage benötigen wir für die Arbeiten. Am letzten Tag werden Esswaren und Diesel gebunkert. Der Wetterbericht spricht von leichten Winden aus SE. Nicht gerade ideal für das was wir vorhaben. Aber die Hurrikanzeit beginnt, und da können wir nicht auf günstigere Wetterbedingungen warten. Am 27.05. um 0800 verlassen wir unter Motor die Bucht von Charlotte Amalie. Der Wetterbericht stimmt, und bald läuft die Maschine. Gegen Mittag schaltet plötzlich unser Nav-Computer ab. Er lässt sich nicht mehr anstellen. Wie sich später herausstellt hat der Ventilator die salzhaltige Luft nicht vertragen. Und was nicht gekühlt wird überhitzt schnell. Das hat zur Folge, dass die Power-Unit zerstört wurde. Eigentlich wollten wir einen Stop in Dominica machen, aber der Wind lässt nur einen Kurs von 180° zu. Um die Insel zu erreichen müssten wir nach Osten segeln. Mit dem Strom, der mit 2-3 kn aus S kommt, würden wir uns von unserem Ziel entfernen. So segeln wir weiter. Auch Martinique und St. Lucia passieren wir im Abstand von 50 sm. Wir hatten nicht damit gerechnet, dass der Nordäquatorialstrom auch westlich der Windward Islands steht. In den Nächten erleben wir heftige Sqarrels. Wie aus dem Nichts fallen die Böen ein. Jytte erkennt es sehr schnell wann das Grosssegel weg muss. Kaum ist es auf den Grossbaum gelascht, da muss auch schon die Genua ein wenig eingerollt werden. Der bis zu 35 kn Wind und der dazugehörigen Regen sind nach 10 Minuten verschwunden. Der Himmel klart auf. Diese Sqarrels treten zum grossen Teil nachts auf. Dann denke ich immer an die PRIDE OF BALTIMORE I die 1986 nördlich von Puerto Rico von einer Weissen Bö - bis zu 70 kn Wind - erfasst wurde. und innerhalb von 15 Minuten versank. Ein trauriges Ende für vier Besatzungsmitglieder.

Endlich weht am dritten Tag der Wind aus E. Wir können in der Nacht St. Vincent anliegen und in Lee nach Süden segeln. Schwere Regenschauer mit starkem Wind bringen uns zu dem Schluss, nicht bei diesem Wetter in eine Ankerbucht Schutz zu suchen. Nach meiner Berechnung müssen wir Hillborough Bay/ Carriacou ( 12° 29,7`N - 061° 28,2`W ) am Morgen erreichen. Genau nach 4 Tagen fällt der Anker drei mal ohne zu halten. So legen wir uns auf die Kette, fahren mit dem Beiboot zum Anleger und klarieren schnell ein. Nach einer halben Stunde sind wir zurück auf der FREYA und verholen uns in die Tyrrel Bay.


St.George Lagoon

Einen Ruhetag geniessen wir in dieser schönen Bucht. Es wird langsam leer in diesem Gebiet. Die Segler verlassen die Inseln die im Einzugsbereich der Hurrikans liegen. So segeln auch wir die 40 sm nach Grenada und dort direkt in die Clarkes Courts Bay Marina ( 11° 59,1`N - 061° 43,5`W ). Hier warten schon seit langem unsere Freunde Terry und Gus mit ihrer NINO auf uns. Die kommenden Tage werden wir mit kleinen Reparaturen verbringen. Im Vorschiff steht eine komplette Toilette die eingebaut werden soll. Aber wir werden auch die Zeit finden, diese schöne Insel zu erkunden. 1990 war ich das letzte Mal in Grenada. Wir waren heute in St. George. Ich habe nichts mehr wiedererkannt.

Wir wünschen Euch allen einen schönen Segelsommer

Herzliche Grüsse von

Jytte und Peter